Vielfältige Ursachen

Druck auf der Brust: Nicht immer ist es das Herz

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Hinter Druck auf der Brust können viele verschiedene Ursachen stecken, oftmals sind diese harmlos. Brustdrücken kann aber auch Symptom von lebensgefährlichen Erkrankungen sein, die eine rasche Behandlung erfordern. Umso wichtiger ist es, Warnzeichen zu kennen und richtig einzuordnen.

Frau ist besorgt um ihren Mann, der Druck auf der Brust verspürt.
© Getty Images/Milko

Druck auf der Brust führt häufig zu Unsicherheit bei Betroffenen: Ist es ein Herzinfarkt? Aber das beklemmende Gefühl im Brustbereich muss nicht zwangsläufig vom Herzen herrühren, es kann auch von anderen Organen oder Muskeln ausgehen. Zudem führen psychische Belastungen wie Stress oder Angstzustände mitunter zu einem beengten Gefühl im Brustbereich.

Artikelinhalte im Überblick:

Die größten Risikofaktoren für Herzinfarkt

Wie äußert sich Druck auf der Brust?

Je nach Ursache kann sich Druck auf der Brust unterschiedlich bemerkbar machen. Betroffene beschreiben beispielsweise ein Gefühl, als ...

  • ... würde ein schwerer Stein auf der Brust liegen.
  • ... würde eine Betonplatte auf Brustkorb und Magen drücken.
  • ... läge ein Reifen oder Ring um den Brustkorb.

Zudem ist das drückende Gefühl oft mit Schmerzen in der Brust verbunden, die manchmal in weitere Körperbereiche ausstrahlen.

Begleitsymptome bei Druck auf der Brust

Meist tritt das Engegefühl in der Brust nicht allein auf, sondern geht mit weiteren Symptomen einher. Die genaue Beschreibung des Beschwerdebildes gibt erste Hinweise, welche Krankheiten sich dahinter verbergen könnten. Einige Beispiele:

  • Dumpf-drückende Schmerzen, die sehr plötzlich einsetzen und in den linken Arm, in den Unterkiefer, den Rücken oder in den Oberbauch ausstrahlen, sind mögliche Warnsignale eines Herzinfarktes. Zusätzlich besteht ein Engegefühl in der Brust.

  • Verstärkt sich der Druck auf der Brust im Liegen und wird von einem Brennen hinter dem Brustbein und saurem Aufstoßen begleitet, ist Sodbrennen im Rahmen der Refluxkrankheit, als Ursache wahrscheinlich.

  • Tritt das Druckgefühl vor allem nach dem Essen blähender Speisen (Bohnen, Zwiebeln, Sauerkraut) auf und wird von Herzklopfen, Kurzatmigkeit und Schwindel begleitet, steckt womöglich das Roemheld-Syndrom dahinter.

  • Atemabhängiges, langsam auftretendes Druckempfinden, das mit Luftnot, Fieber und Hustenreiz einhergeht, kann auf eine Brust- oder Rippenfellentzündung hinweisen.

  • Nimmt das Druckgefühl allmählich zu, betrifft es vor allem eine Brustseite und verschlimmert sich im Liegen, beim Einatmen oder Sport, handelt es sich unter Umständen um eine Herzbeutelentzündung.

Mögliche Ursachen von Druck auf der Brust im Überblick

Druckgefühl in der Brust ist ein Symptom bei vielen verschiedenen Erkrankungen. Dazu gehören vor allem:

Druck auf der Brust: Häufiges Symptom bei Herzerkrankungen

Ein starkes Enge- oder Druckgefühl in der Brust und Atemnot sind typische Anzeichen eines Herzinfarktes. Häufig leiden Patient*innen schon vorher an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK) mit vorübergehenden Durchblutungsstörungen des Herzens und Angina Pectoris (Herzenge).

Bei einem Infarkt strahlen die drückenden Schmerzen meist in den linken Arm, Rücken, Hals oder Oberbauch aus. Die Symptome sind aber nicht bei allen Betroffenen gleich. Vor allem bei Frauen, älteren Menschen oder Diabetiker*innen fehlt die charakteristische Brustenge oft komplett.

Brustdrücken bei Erkrankungen der Lunge

Neben Schnupfen, Halsschmerzen und Husten kann eine Erkältung ebenfalls mit Druck auf der Brust einhergehen, vor allem, wenn sich aus dem grippalen Infekt eine Bronchitis entwickelt. Die Schleimhaut, welche die Bronchien auskleidet, entzündet sich dabei. In den verschleimten Bronchien finden Krankheitserreger zudem einen idealen Nährboden. Sie breiten sich in den Abschnitten der Lunge aus und können eine Lungenentzündung verursachen. Mögliche Symptome sind hohes Fieber, Schwierigkeiten beim Atmen und Brustschmerzen, die sich als Druckgefühl darstellen.

Neben einer Lungenentzündung können auch andere Erkrankungen der Lunge zu einem Druckgefühl in der Brust führen. Dazu gehören:

  • Lungenembolie: Hierbei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Gefäßverschluss in der Lunge durch ein Blutgerinnsel. Teile der Lunge werden von der Blut- oder Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Die Symptome können denen eines Herzinfarktes ähneln. Möglich sind erschwerte Atmung und Luftnot, Herzrasen, Husten mit blutigem Auswurf und drückende Schmerzen im Brustkorb.

  • Pneumothorax: Luft gelangt in den Pleuraspalt, also den Raum zwischen Lunge und Brustwand. In der Folge können sich die Lungenflügel nicht mehr richtig ausbreiten und fallen teilweise oder vollständig in sich zusammen. Typisch ist ein starker Druck auf der Brust, der bei tiefer Atmung zunimmt. Deshalb versuchen Betroffene möglichst flach zu atmen, um Schmerzen so gut wie möglich zu vermeiden.

  • Lungenkrebs: In seltenen Fällen kann ein länger andauerndes Druckgefühl in der Brust, begleitet von hartnäckigem Husten mit blutigem Auswurf, Atemnot und anderen Symptomen, auf Lungenkrebs hindeuten. Die Erkrankung entwickelt sich meist unbemerkt. Die Beschwerden treten erst im fortgeschrittenen Stadium auf.

Pneumothorax: Was ist das?

© FUNKE Digital Video

Einschränkungen des Bewegungsapparates als Ursache von Druck auf der Brust

Oft ist ein Druckgefühl im Brustbereich zudem muskulären Ursprungs. Als Auslöser kommen Fehlhaltungen am Arbeitsplatz oder Muskelkater nach dem Sport infrage. Ebenso kann eine falsche Atemtechnik die Schulter- und Brustkorbmuskulatur übermäßig beanspruchen. Falsche Kleidung, etwa eng anliegende BHs und Mieder, können ebenfalls auf die Brust drücken und Verspannungen auslösen.

Plötzlich drückende Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule, die denen einer Angina Pectoris ähneln, können zudem auf Wirbelblockaden zurückzuführen sein. Mögliche Ursachen von blockierten oder verschobenen Wirbeln sind Verschleißerscheinungen, eine schwache Rückenmuskulatur, falsches Heben oder Unfälle.

Verletzungen sind auch die Hauptursache von Rippenprellungen oder -frakturen, die ebenfalls starke Druckschmerzen in der Brust verursachen können. Typisch für gebrochene oder geprellte Rippen ist, dass sich die Beschwerden beim Atmen, Husten oder Lachen verstärken.

Beschwerden der Speiseröhre und des Magen-Darm-Trakts

Nicht selten geht die Refluxkrankheit mit einem Druck auf der Brust und dem Gefühl von einem Kloß im Hals einher. Bei der Erkrankung kommt es häufig zu Sodbrennen, da der Schließmuskel, der für den Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre verantwortlich ist, nicht richtig schließt. Magensäure steigt in die Speiseröhre auf und führt zu drückenden Schmerzen im Brustbereich.

Anfallsartige Beklemmungen im Brustbereich und andere Symptome wie Herzklopfen können darüber hinaus auf das Roemheld-Syndrom zurückzuführen sein. Ursache ist eine übermäßige Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt durch blähende Lebensmittel. Das vergrößerte Gasvolumen drückt von unten auf das Zwerchfell und schiebt dieses in Richtung Brusthöhle. Die Folge ist ein Engegefühl im Brustbereich.

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase sind weitere mögliche Ursachen. So sind bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) oder einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) drückende und ziehende Brustschmerzen möglich, die vom Bauch bis in den Brustkorb ausstrahlen.

Psychische Belastungen wie Stress oder Angstzustände

Lassen sich organische Ursachen ausschließen, kommen zudem psychische Ursachen infrage. Belastende Lebensumstände und Stress verursachen oft Verspannungen, die das Brustdrücken auslösen oder verstärken.

Darüber hinaus können Depressionen oder Angststörungen mit Druck auf die Brust einhergehen. Eine besondere Form der Angststörung ist die sogenannte Herzphobie (auch: Herzneurose, Cardiophobie). Schätzungsweise 100.000 Menschen in Deutschland leiden daran. Betroffene sind besorgt, dass ihr Herz lebensbedrohlich erkrankt ist. Jedes Herzstolpern kann eine Panikattacke und körperliche Stressreaktionen wie Atemnot, Brustschmerzen oder Herzrasen auslösen.

Druck auf der Brust: Wann ist eine ärztliche Behandlung notwendig?

Ein Druckgefühl in der Brust muss keine schwerwiegende Erkrankung zur Ursache haben, das Symptom kann harmloser Natur sein und nach kurzer Zeit von allein wieder verschwinden. Druck auf der Brust kann aber auch ein akutes Signal für eine lebensbedrohliche Erkrankung wie einen Herzinfarkt sein. In diesem Fall ist eine sofortige medizinische Hilfe notwendig, um lebensrettende Maßnahmen einzuleiten und Folgeschäden zu begrenzen.

Symptome, die für eine sofortige notärztliche Behandlung sprechen:

  • Stechende oder drückende Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Engegefühl der Brust (Angina Pectoris)
  • Langanhaltender Druck auf der Brust
  • Ausstrahlende Schmerzen in die Arme, den Rücken oder Oberbauch
  • Zeichen des akuten Kreislaufversagens/Bewusstlosigkeit
  • Bewusstseinstrübung und/oder Verwirrtheit
  • Blaufärbung der Lippen
  • Kalter Schweiß
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Ausgeprägte Angst

Grundsätzlich sollte bei Schmerzen oder einem Engegefühl in der Brust im Zweifel immer ärztliche Hilfe geholt werden. Ein Besuch zu viel bei der*dem Ärztin*Arzt ist besser als eine zu späte Behandlung.

Aber nicht nur bei akuten Beschwerden, auch wenn Druck auf der Brust regelmäßig auftritt, ist medizinischen Rat sinnvoll.

Diagnose von Druck auf der Brust

Bei Druckschmerzen in der Brust muss zunächst ein Notfall ausgeschlossen werden. Meist erkennen Notärzt*innen einen Herzinfarkt auf Grundlage der vorliegenden Beschwerden. In einigen Fällen fehlen jedoch die typischen Anzeichen.

Ein sicheres Hilfsmittel zur Diagnosestellung ist das Elektrokardiogramm (EKG), mit dem sich die Herzstromkurve messen lässt. Ärzt*innen können so mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, ob ein Verschluss eines Herzkranzgefäßes vorliegt. Das EKG kann ebenfalls Hinweise auf einen zurückliegenden Herzinfarkt liefern. Zudem werden manchmal spezielle Laborwerte (Troponine) gemessen. Erhöhte Werte des Eiweißes deuten auf einen Herzinfarkt hin.

Anamnesegespräch und Erhebung der Krankengeschichte

Liegt kein Notfall vor, holt die*der Ärztin*Arzt zunächst alle wichtigen Informationen zur Krankengeschichte ein. Im Rahmen des Anamnesegesprächs stellt sie*er beispielsweise folgende Fragen:

  • Treten die Beschwerden vor allem bei Bewegung auf?
  • Verstärkt sich das Druckgefühl beim Atmen?
  • Welche Begleitsymptome treten auf?
  • Sind Herz- oder Lungenerkrankungen bekannt?

Die Antworten auf diese Fragen ergeben meist bereits erste Vermutungen bezüglich der Ursache.

Bildgebende Verfahren bei Druck auf der Brust

Um einen Verdacht zu erhärten oder Differentialdiagnosen auszuschließen, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Dazu gehören zum Beispiel:

Behandlungsmöglichkeiten bei Druck auf der Brust

Die Behandlung von Druck auf der Brust richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Einige Beispiele für Therapiemöglichkeiten:

  • Ein Herzinfarkt stellt einen Notfall dar. Bis die*der Notärztin*Notarzt eingetroffen ist, sollten vor Ort Erstmaßnahmen eingeleitet werden. Dazu gehört beispielsweise den Oberkörper des Betroffenen hochzulagern. Die Rettungskräfte können schmerzlinderne Medikamente verabreichen und Sauerstoff zuführen. Im Krankenhaus muss das verschlossene Herzkrankzgefäß rasch wieder durchgängig gemacht werden, um größere Schäden am Herzmuskel zu verhinden.

  • Bei Angina Pectoris verabreichen Notärzt*innen bei einem akuten Anfall schnell wirksame Nitropräparate in Form von Sprays oder Kapseln, um die Herzkranzgefäße zu erweitern. Für die Dauertherapie werden unter anderem Medikamente mit Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel verschrieben.

  • Bei Reflux können Medikamente (Antazida) verschrieben werden, die die aggressive Magensäure binden oder die überschießende Bildung von Magensäure unterdrücken (Protonenpumpenhemmer). Zudem sollten Betroffene säurebildende Stoffe wie Nikotin, Alkohol oder scharf gewürzte Speisen meiden.

  • Bei Wirbelblockaden und muskulären Verspannungen kann Physiotherapie helfen, das Druckgefühl zu reduzieren.

  • Liegen entzündliche Prozesse vor, können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac angewandt werden.

  • Drücken sehr enge Kleidung oder BHs mit starren Bügeln auf den Brustbereich, sollten diese durch weite Kleidung beziehungsweise weiche, nicht gepolsterte BHs getauscht werden.

  • Besteht der Verdacht auf psychischen Erkrankungen, kommt unter Umständen eine Psychotherapie infrage.

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