Stillt Schmerzen und lindert Entzündungen

Diclofenac: Rezeptfreies Schmerzmittel

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Es stillt Schmerzen, lindert Entzündungen und gehört zu den bekanntesten Wirkstoffen der Welt. Doch Diclofenac hat auch Nebenwirkungen. Was Sie über das Arzneimittel, seine Anwendung und die Dosierung wissen sollten.

Diclofenac: Rezeptfrei, aber nicht risikolos
© iStock.com/djiledesign

Ob bei Gelenkschmerzen durch Arthrose oder Sportverletzungen wie Zerrungen und Prellungen – Diclofenac hat sich zur Linderung verschiedener Beschwerden als hilfreich erwiesen. Der Wirkstoff wurde in den 1960er-Jahren entwickelt und gehört zu der Gruppe der sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). In Deutschland sind Arzneimittel, die Diclofenac enthalten, in geringen Dosierungen rezeptfrei erhältlich.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Zehn Tipps gegen Gelenkschmerzen

Wirkung von Diclofenac

Die Wirkung von Diclofenac beruht darauf, dass der Stoff im Körper die Ausschüttung von Schmerzbotenstoffen hemmt. Diclofenac hindert bestimmte Enzyme – die sogenannten Cyclooxygenasen (COX) – daran, Prostaglandine freizusetzen. Dabei handelt es sich um Gewebshormone, die für das Schmerzempfinden verantwortlich sind. Diclofenac wirkt bei Beschwerden deshalb auf dreifache Weise:

  • Es stillt den Schmerz,
  • lindert die Entzündung und
  • senkt das Fieber.

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Anwendungsgebiete von Diclofenac

"Diclofenac kommt vor allem bei Schmerzen und Verletzungen des Bewegungsapparats zum Einsatz", sagt Dr. Ursula Sellerberg, stellvertretende Sprecherin der Bundesapothekerkammer. Dies können akute oder chronische Arthritis oder Schwellungen und Entzündungen nach (Sport-)Verletzungen sein. Auch bei entzündlichen weichteilrheumatischen Erkrankungen kann Diclofenac die Schmerzen lindern. Unter solchen Erkrankungen werden rheumatische Beschwerden verstanden, die Muskeln, Sehnen, Bänder oder das Unterhautfettgewebe betreffen – wie zum Beispiel bei einer Fibromyalgie (generalisiertes Weichteilrheuma). "Ein weiteres Anwendungsgebiet ist Morbus Bechterew", ergänzt Sellerberg. Dies ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule.

Gel, Salbe, Tablette oder Pflaster – welche Darreichungsform ist die richtige?

Der Arzneistoff ist in verschiedenen Formen erhältlich: als Gel, Salbe oder Pflaster, als Tabletten, Kapseln oder Zäpfchen. Je nach Darreichungsform entfaltet Diclofenac eine lokale oder eine systemische Wirkung. Das heißt, es wirkt entweder direkt an der aufgetragenen Stelle, um beispielsweise die Symptome einer Prellung zu behandeln, oder es gelangt über die Blutbahn in den gesamten Körperkreislauf und lindert dort zum Beispiel Beschwerden an mehreren Gelenken.

In einer Übersichtsarbeit von Cochrane, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, wurde festgestellt, dass die Wirkung von Diclofenac-Gel bei akuten Schmerzen des Bewegungsapparats die Beschwerden eindeutig verbessern kann – über den Massageeffekt hinaus. "Fragen Sie in der Apotheke am besten nach Emulsions- oder Mikrogelen, diese können besonders gut in die Haut eindringen", rät die Sprecherin der Bundesapothekerkammer.

Diclofenac-Gel darf nur auf die unverletzte Haut aufgetragen werden. Im Vergleich zu Tabletten hat die lokale Anwendung einen Vorteil: Da weniger Wirkstoff ins Blut aufgenommen wird, fallen die Nebenwirkungen geringer aus und der Magen-Darm-Trakt wird geschont. Ob Gel oder Pflaster bevorzugt wird, ist Geschmackssache: "Das Gel hat einen kühlenden Effekt, während das Pflaster unkompliziert in der Handhabung ist, nicht einziehen muss und man sich sofort danach anziehen kann", so Sellerberg.

Dosierung: Wie sollte Diclofenac eingenommen werden?

Die Dosierung von Diclofenac richtet sich generell nach der Darreichungsform und ist dem jeweiligen Beipackzettel zu entnehmen. Arzt und Apotheker können über die korrekte Anwendung und Dosierung Auskunft geben. "Schmerzmittel sollten so niedrig dosiert wie nötig und so kurz wie möglich angewendet werden", rät die Apothekerin.

In einer rezeptfreien Diclofenac-Tablette stecken bis zu 25 Milligramm des schmerzstillenden Wirkstoffs. Ohne ärztliche Verschreibung beträgt die Tageshöchstdosis bei der Selbstmedikation 75 Milligramm – also maximal drei Tabletten mit je 25 Milligramm pro Tag. Die Selbstmedikation ist für drei bis vier Tage akzeptabel: "Bleiben die Beschwerden länger bestehen oder verschlimmern sich, sollten Sie einen Arzt aufsuchen", so Sellerberg.

Es ist in keinem Fall ratsam, die Dosierung eigenmächtig zu erhöhen, denn bei hohen Dosierungen von 150 Milligramm pro Tag über einen längeren Zeitraum hinweg können Risiken entstehen und den Nutzen des Medikaments übersteigen.

Handelt es sich um verordnete Schmerzmittel, dürfen diese nicht einfach abgesetzt werden. "Wenn Sie verunsichert sind, ob die Verschreibung von Diclofenac für Ihren individuellen Fall noch angebracht ist, sollten Sie Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten", so die Expertin.

Nebenwirkungen von Diclofenac

Diclofenac kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte steigern. Wissenschaftler aus Dänemark forderten deshalb im Jahr 2018 eine Rezeptpflicht für Diclofenac. Grundlage ihrer Forderung war die Auswertung der Daten von 6,3 Millionen Menschen, die in den Jahren 1996 bis 2016 mit der Einnahme von Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol oder Naproxen begonnen hatten: In der Diclofenac-Gruppe traten häufiger kardiovaskuläre Ereignisse – also Vorkommnisse, die Herz und Gefäße betreffen – auf als in der Kontrollgruppe. "Da es sich um eine retrospektive, also zurückblickende, Studie handelte, konnten daraus allerdings keine direkten klinischen Schlussfolgerungen gezogen werden", so Sellerberg.

Fest steht: Diclofenac ist nicht harmlos. "Es sollte mit Bedacht und nicht langfristig ohne ärztlichen Rat eingenommen werden", sagt Sellerberg. Auch Maik Pommer, Pressesprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, bestätigt: "Während es Diclofenac in anderen Ländern im Supermarkt zu kaufen gibt, hat man in Deutschland schon lange die Risiken gesehen und entsprechende Maßnahmen umgesetzt." In Deutschland ist Diclofenac apothekenpflichtig und nur in kleinen Packungsgrößen und mit geringen Dosierungen rezeptfrei erhältlich. "Zur Sensibilisierung sollen außerdem die Warnhinweise dienen, mit denen rezeptfreie Schmerzmittel hierzulande ausgezeichnet werden müssen", so Pommer. Im Juli 2018 ist dazu die sogenannte Analgetika-Warnhinweis-Verordnung in Kraft getreten, laut der ein verpflichtender Warnhinweis auf der Packung abgedruckt werden muss. Er macht auf die Höchstdauer der Anwendung aufmerksam.

Magen-Darm-Beschwerden durch Diclofenac?

Wie andere Schmerzmittel kann auch Diclofenac Beschwerden des Magen-Darm-Trakts auslösen. Zum Beispiel:

Längere und hoch dosierte Anwendungen können schwere Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Bereichs sowie Schädigungen der Leber und der Niere zur Folge haben.

Wechselwirkungen von Diclofenac

"Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie weitere Medikamente einnehmen", rät die Apothekerin. Denn Diclofenac-Tabletten können unerwünschte Wechselwirkungen auslösen: Zusammen mit Acetylsalicylsäure (ASS) steigt zum Beispiel das Risiko für Magen-Darm-Geschwüre. Der Grund: "Acetylsalicylsäure und Diclofenac haben nicht nur die gleiche Wirkungsweise, sondern auch ähnliche Nebenwirkungen. Eine kombinierte Einnahme kann diese deshalb verstärken", erklärt Sellerberg. Auch von Alkoholkonsum ist während der Einnahme abzuraten, da sich die Nebenwirkungen dadurch ebenfalls verstärken können.

Achtung: Diclofenac kann gegebenenfalls die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen.

Wer sollte Diclofenac nicht einnehmen?

Aufgrund möglicher Nebenwirkungen wird Diclofenac für Menschen, die bereits an Herz- oder Gefäßkrankheiten leiden, nicht empfohlen. Dazu gehören folgende Erkrankungen:

Liegen Risikofaktoren vor, die zur Bildung eines Blutgerinnsels führen könnten, ist Diclofenac vorsichtig und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung anzuwenden. Solche Risikofaktoren können Bluthochdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes sein. Außerdem ist der Wirkstoff ungeeignet, wenn eine Allergie dagegen besteht. "Ibuprofen oder Paracetamol stellen in solchen Fällen häufig eine geeignete Alternative dar. Lassen Sie sich dazu beraten", so Sellerberg.

Ist Diclofenac in der Schwangerschaft geeignet?

Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin empfiehlt schwangeren Frauen, statt Diclofenac auf besser erprobte Schmerzmittel zurückzugreifen: Ibuprofen bis zur 28. Schwangerschaftswoche und Paracetamol in der gesamten Schwangerschaft. Im dritten Trimester gilt Diclofenac definitiv als ungeeignetes Medikament: "Bei der Geburt braucht der Körper Prostaglandine, die durch die Einnahme von Diclofenac gehemmt werden", erklärt die Expertin. Während der Stillzeit sei Diclofenac bei gelegentlicher und kurzfristiger Einnahme laut Informationen der Charité akzeptabel, als Wirkstoff erster Wahl gilt hier aber Ibuprofen.

Stets aktuelle Empfehlungen zu allen Medikamenten in der Schwangerschaft und in der Stillzeit können Sie hier nachlesen: www.embryotox.de.

Dürfen Kinder Diclofenac einnehmen?

Kinder reagieren empfindlicher auf Medikamente als Erwachsene, deshalb ist bei ihnen besondere Vorsicht geboten. Dies gilt auch für die Anwendung von Diclofenac: "Kinder ab neun Jahren dürfen den Wirkstoff gegen schmerzhafte Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen oral und rektal verabreicht bekommen. Arzneien mit lokaler Anwendung, also Gel, Salbe und Pflaster, sind für Kinder ab 14 Jahren geeignet", sagt Sellerberg. Im Zweifelsfall sollte der Kinderarzt zur Beratung kontaktiert werden.

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