Herzenge und Brustbeklemmung

Angina pectoris: Was tun gegen Brustenge?

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Unter Angina pectoris, umgangssprachlich auch als "Herzenge" oder "Brustbeklemmung" bezeichnet, versteht man ein plötzlich auftretendes Engegefühl in der Brust. Ursache sind Durchblutungsstörungen des Herzens.

Angina Pectoris
Typische Symptome der Angina Pectoris sind dumpfe Brustschmerzen, ein Engegefühl und Atemnot.
©iStock.com/Tharakorn

Die Angina pectoris zählt zu den häufigsten Herzbeschwerden: Bei bis zu vier Prozent der Patienten in einer Hausarztpraxis ist Brustschmerz Anlass für das Aufsuchen der Praxis. Der Begriff Angina pectoris stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt "Brustenge" (Angina = Enge, pectus = Brust) und bezeichnet das typische Anzeichen dieser Krankheit.

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Leitsymptom der Angina pectoris sind plötzlich auftretende, dumpfe Schmerzen im Brustraum, die ein Engegefühl in der Brust erzeugen und mit Atemnot einhergehen. Auslöser der Angina pectoris, die auch als "Herzenge" oder "Brustbeklemmung" bezeichnet wird, sind Durchblutungsstörung des Herzens.

Angina pectoris typisch für koronare Herzkrankheit

Häufigste Ursache der Durchblutungsstörungen des Herzens und damit der Angina pectoris ist die Koronare Herzkrankheit, kurz KHK, der in der Regel eine Arteriosklerose zugrunde liegt. Unter einer Arteriosklerose werden krankhafte Veränderungen der großen Blutgefäße, der Arterien verstanden. Ablagerungen aus Fettbestandteilen, Kohlenhydtraten und Kalk verdicken und versteigen die Gefäßwände, der Durchmesser der Gefäße reduziert sich.

Das hat zur Folge, dass weniger Blut hindurchfließen kann, das die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Sind die Herzkranzgefäße (Koronararterien) betroffen, wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend versorgt. Dann liegt eine KHK vor.

Formen der Angina pectoris

Es wird zwischen der stabilen und der instabilen Angina pectoris unterschieden. Von einer stabilen Angina pectoris sprechen Ärzte, wenn die Beschwerden nicht im Ruhezustand auftreten, sondern wiederholt in etwa gleicher Intensität durch Stress oder Anstrengung ausgelöst wurden. Auch Kälte und schwere Mahlzeiten können einen Beschwerdeanfall mit Brustenge auslösen.

Instabile Angina: Vorbotin des Herzinfarkts

Eine instabile Angina pectoris liegt vor, wenn die Beschwerden an Intensität und Dauer zunehmen oder auch bereits in Ruheposition auftreten. Grundsätzlich wird bei erstmaligem Auftreten der Beschwerden ebenfalls von einer instabilen Form gesprochen. Eine instabile Angina pectoris kann einen Herzinfarkt ankündigen und sollte deshalb Anlass sein, umgehend einen Kardiologen aufzusuchen.


Angina pectoris: Diese Symptome sind typisch

Klassisches Symptom einer Angina pectoris ist das namensgebende Engegefühl in der Brust mit dumpfem Brustschmerz, oft begleitet durch Atemnot. Bei Angina pectoris oder Herzenge treten plötzlich Schmerzen am Brustbein oder in der linken Brustseite auf, die meist eine bis fünf Minuten andauern. Die Schmerzen können in den linken Arm, den Unterkiefer, Hals oder Oberbauch ausstrahlen.

Anzeichen der Angina pectoris: von Engegefühl bis Erstickungsangst

Hinzu kommen Beklemmungsgefühle bis hin zur Todesangst. Viele Patienten klagen außerdem über Atemnot und Erstickungsgefühle. Die Intensität der Beschwerden hängt vom Schweregrad der Angina pectoris ab.

Anfangs nur Belastungsschmerz bei Angina pectoris

Der Schmerzcharakter ist häufig bei allen Anfällen gleich. Treten die Anfälle ausschließlich bei Anstrengungen auf, wird dies als Belastungsangina bezeichnet. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung treten die Symptome bereits ohne körperliche Belastung auf. Dann wird von der Ruheangina gesprochen.

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Angina pectoris: Welche Ursachen und Auslöser gibt es?

Durchblutungsstörungen des Herzens sind die Ursache für die Angina pectoris oder Herzenge. Diese werden wiederum durch Gefäßablagerungen hervorgerufen, die zu Engstellen in den Arterien führen, die den Herzmuskel versorgen.

Die bedeutendste Ursache für das Entstehen der Angina pectoris ist die Arteriosklerose. Der Volksmund nennt sie auch "Arterienverkalkung". Dabei lagern sich an der Innenseite der Gefäße Blutfette und andere Stoffe ab. So kommt es auf Dauer zu chronisch fortschreitenden Veränderungen an den Gefäßwänden.

Die betroffenen Arterien verengen sich, verlieren ihre Elastizität und sauerstoffreiches Blut kann nicht mehr ungehindert ins Herz fließen. Arteriosklerotische Verengungen der Herzkranzgefäße oder der Koronararterien, so der medizinische Fachbegriff, sind kennzeichnend für die Koronare Herzkrankheit (KHK). Und deren Hauptsymptom ist das Beschwerdebild der Angina pectoris.

Angina pectoris verschlimmert sich im Winter

Als Auslöser für schmerzende Angina-Pectoris-Anfälle kommen körperliche Belastungen, schwere Mahlzeiten, Stress und Aufregung infrage. Doch auch winterliche Minustemperaturen können für Menschen mit einer Angina pectoris schwerwiegende Auswirkungen haben. Denn die Kälte kann zu einer starken Verengung der Blutgefäße führen. Das Herz muss daraufhin gegen einen stärkeren Widerstand anpumpen. Bei einer bestehenden Angina pectoris oder auch anderen Herzkrankheiten kann das Herz hierbei überlastet werden.

Angina pectoris: So läuft die Diagnose beim Kardiologen ab

Ob es sich bei Beschwerden wie plötzlich auftretendem Brustschmerz und Engegefühl um eine Angina pectoris handelt, sollten Betroffene von ihrem Arzt abklären lassen. Zur Diagnose kommen verschiedene Verfahren in Frage.

Bei der Diagnose der Angina pectoris führt der Arzt zunächst eine ausführliche Befragung (Anamnese) durch. Er versucht, die Art und Häufigkeit der Schmerzattacken zu beurteilen. Fragen nach bekannten Herzerkrankungen in der Familie dienen dem Arzt dazu, die individuellen Risikofaktoren abzuklären.

Zur Einschätzung des Krankheitsbildes werden weitere diagnostische Mittel eingesetzt:

Belastungs-EKG bei Angina pectoris:

Beim Belastungs-EKG werden alle elektrischen Aktivitäten des Herzens während einer körperlichen Belastung aufgezeichnet. Das Elektrokardiogramm kann wertvolle Hinweise zur Sauerstoffversorgung des Herzmuskels geben.

Langzeit-EKG zur Diagnose von Angina pectoris:

Bei einem Langzeit-EKG wird der Patient über 24 Stunden hinweg mit einem tragbaren Aufzeichnungsgerät verbunden. Die Aufzeichnungen werden später ausgewertet und mit dem Arzt besprochen. Auch das Langzeit-EKG kann wertvolle Hinweise zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels unter alltäglichen Bedingungen geben.

Echokardiographie

Bei der Echokardiographie (Herzecho) können Narben am Herzen mit Ultraschallwellen sichtbar gemacht werden. Durchblutungsstörungen können mittels Stressechographie (Echografie unter Belastung) festgestellt werden.

Therapie der Angina pectoris: Behandlungsmöglichkeiten bei Brustenge

Die Therapie der Angina pectoris ist von ihrem Schweregrad abhängig. Im ersten Schritt erhalten Patienten Medikamente, die den Sauerstoffbedarf des Herzens verringern oder den Blutzufluss zum Herzen verbessern.

Leichtere Grade der Angina pectoris können mit Medikamenten therapiert werden. Häufig eingesetzt werden:

  • Nitrate: Sie weiten die Blutgefäße und ermöglichen so eine bessere Durchblutung.

  • Betablocker: Sie senken den Sauerstoffbedarf des Herzens.

  • Kalziumantagonisten (Kalziumkanalblocker): Diese weiten die Gefäße, senken dadurch den Blutdruck und verbessern den Blutzufluss zum Herzen. Hierzu zählt beispielsweise Amlodipin.

  • Acetylsalicylsäure: Das Blut wird durch ihre Einnahme "verdünnt". Die Entstehung von Blutgerinnseln wird erschwert.

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In einem späteren Stadium werden häufig operative Eingriffe notwendig, um die Beschwerden der Angina pectoris zu lindern und weitere Folgeerkrankungen zu verhindern. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Behandlung mit Medikamenten die Beschwerden nicht oder kaum noch beheben kann.

Bypass-Operation und Koronar-Angioplastie

Eine Bypass-Operation oder eine Koronar-Angioplastie vermögen den Zustand der Patienten erheblich zu verbessern. Allerdings können beide Verfahren das Verkalken der Arterien nicht stoppen.  Bei einer Bypass-Operation werden die verengten Herzgefäße künstlich überbrückt. Hierzu verwenden die Ärzte meist körpereigene Gefäße des Patienten. Die Koronar-Angioplastie ist dazu geeignet, kleine Gefäßverengungen aufzuweiten. Hierzu führt der Arzt einen Ballonkatheter, einen sehr dünnen Schlauch aus Kunststoff, durch die Arterie. An der verengten Stelle bläst er den Ballon auf. Dadurch wird die Verengung gedehnt und das Blut kann wieder ungehindert fließen.

Neurostimulation bei Angina pectoris

Eine weitere Methode der Schmerzbekämpfung bei chronischen Herzschmerzen ist die Neurostimulation. Sie kann dann angewendet werden, wenn die vorangegangene Schmerzbehandlung keine oder keine ausreichende Wirkung erzielt hat. Bei der Neurostimulation werden eine Elektrode in die Nähe des Rückenmarks und ein Impulsgeber (Neurostimulator) unter die Haut des Betroffenen eingesetzt. Elektrische Impulse reizen daraufhin bestimmte Nervenfasern im Körper und verhindern, dass der Schmerz bis zum Gehirn weiter geleitet wird.

Angina pectoris: Phasen und Verlauf

Der Verlauf der Angina pectoris hängt vor allem von Ihnen selbst ab: Ein gesunder Lebenstil und Therapietreue helfen, eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten und Lebensqualität zu erhalten.

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Menschen mit Angina pectoris können ihren Alltagsaktivitäten im frühen Stadium der Erkrankung noch uneingeschränkt nachgehen. Allerdings kann es bei Fortschreiten der Gefäßverengungen im Herzen, dem Auslöser der Schmerzattacken und des Engegefühls in der Brust sind, zu immer stärkeren Beeinträchtigungen kommen, sodass die Symptome schon bei geringer Anstrengung auftreten und schließlich sogar bei körperlicher Inaktivität (Ruheangina). Mediziner nennen dieses Stadium "instabile Angina pectoris" oder "akutes Koronar-Syndrom". Es besteht höchste Herzinfarkt-Gefahr.

Vier Schweregrade der Angina pectoris

Laut einer Einteilung der kanadischen kardiovaskulären Gesellschaft (Canadian Cardiovascular Society) lässt sich die Angina pectoris anhand der Beschwerdeintensität und -häufigkeit in vier unterschiedliche Schweregrade einteilen.

  • Grad I: Die Angina pectoris tritt nur bei schwerer körperlicher Belastung auf
  • Grad  II: Geringe Beeinträchtigung durch Angina pectoris bei normaler körperlicher Belastung
  • Grad III: Erhebliche Beeinträchtigung durch Angina pectoris bei normaler körperlicher Belastung
  • Grad IV: Angina pectoris bereits bei geringer körperlicher Belastung oder in Ruhe (instabile Angina pectoris)

Weitere Gefäßschädigungen vermeiden

So weit muss es aber nicht kommen. Wenn der Arzt eine Angina pectoris oder eine Koronare Herzkrankheit (KHK) diagnostiziert hat, sollten Sie alles daran setzen, um weitere Gefäßschädigungen zu vermeiden.  Dazu gehören eine Änderung des Lebensstils hin zu gesunder Ernährung und angemessener regelmäßiger Bewegung, zum Beispiel in einer Herzsportgruppe, der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten und Therapietreue (Compliance), also die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente und das konsequente Befolgen der ärztlichen Anweisungen. Sportarten oder andere Betätigungen, die mit hoher körperlicher Anstrengung verbunden sind wie beispielsweise Squash sind für Herzkranke allerdings tabu.

Je besser es Ihnen gelingt, ein Fortschreiten der Ursachen Ihrer Angina pectoris aufzuhalten, desto eher können Sie das Leiden in den Griff bekommen und eine hohe Lebensqualität erhalten.

Angina pectoris vorbeugen: Das senkt Ihr Herzinfarktrisiko

Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, der Verzicht auf Zigaretten und nach Möglichkeit auch auf Alkohol: Damit beugen Sie nicht nur der Angina pectoris wirksam vor, sondern vielen anderen Erkrankungen gleich mit.

Angina pectoris ist ein Beschwerdebild, auf das viele von uns gezielt hinarbeiten, ohne es zu wissen: Zu viel und zu deftiges Essen, Bewegungsmangel, Stress, Zigaretten und Alkohol sind alles Faktoren, die zum Entstehen der Koronare Herzkrankheit (KHK) beitragen, für die eine Angina pectoris das Hauptsymptom ist. Entsprechend senkt eine gesunde Lebensweise das Risiko, an KHK zu erkranken und unter Herzenge-Attacken zu leiden.

Aber auch oder erst recht, wenn der Arzt eine Angina pectoris diagnostiziert hat, ist eine Abkehr von ungesunden Verhaltensweisen sehr wichtig. Dadurch können Betroffene einen eigenen Beitrag leisten, um ihren Anfällen vorzubeugen. Sie sollten insbesondere achten auf:

  • eine ausgewogene Ernährung
  • Verzicht auf körperliche Anstrengungen mit hohen Spitzenbelastungen (Holz hacken, Schnee schippen)
  • angemessene sportliche Betätigung (Spazierengehen, Schwimmen)

Geeignete Sportarten am besten mit dem Arzt besprechen

Bei Zweifeln sollte im Gespräch mit dem behandelnden Arzt geklärt werden, welche Sportarten und welches Belastungsniveau im individuellen Fall angemessen sind.

Da sich die Risiken für Herzkrankheiten zum Großteil auf den persönlichen Lebensstil zurückführen lassen, kann jeder sein eigenes Risiko selbst beeinflussen. Dabei ist es wichtig, bereits bei Kindern und Jugendlichen gesunde Lebensgewohnheiten zu etablieren. Doch auch Erwachsene, die wegen ihres Rauchverhaltens oder einer Vorerkrankung zur Risikogruppe zählen, können noch handeln. Folgende Punkte sollten besonders beachtet werden:

Vorsorge-Check-up hilft, Angina pectoris rechtzeitig zu erkennen

Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen haben ab dem Alter von 35 Jahren im zweijährigen Turnus Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung. Ziel dieser Untersuchungen ist es, häufig auftretende Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Denn wenn Risikofaktoren für Herzkrankheiten frühzeitig erkannt werden, kann der behandelnde Arzt rechtzeitig weitere Untersuchungen oder Behandlungen veranlassen. So lassen sich schädliche Folgen für die eigene Gesundheit abwenden oder verringern.

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