Häufige Sportverletzung

Leistenzerrung: Symptome, Dauer und Behandlung

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Eine Leistenzerrung, auch Adduktorenzerrung genannt, ist eine der häufigsten Verletzungen beim Sport, insbesondere beim Fußballspielen. Mehr zu den Symptomen einer Leistenzerrung sowie Dauer und Therapie der Erkrankung.

Mann hält sich Oberschenkel
Bei der Leistenzerrung ist häufig die Oberschenkelmuskulatur betroffen, die Adduktoren.
© iStock.com/m-gucci

Kurzübersicht

Symptome: Plötzliche, stechende Schmerzen in der Innenseite des Oberschenkels und/oder in der Leiste, auch kann es in diesen Bereichen zu Blutergüssen kommen. Schmerzen, die in den Bauchraum ausstrahlen, sind ebenfalls möglich.

Dauer: Je nach Ausprägung bis zu drei Monate, manchmal länger.

Was tun: Bei akuten Beschwerden gilt es, Bewegungen, die Schmerzen verursachen, zu meiden. Es kann helfen, die Beine hochzulegen und kalte Kompressen anzuwenden. Dauern die Beschwerden länger als drei Tage oder sind die Beschwerden sehr ausgeprägt, sollte eine orthopädische Praxis aufgesucht werden.

Im Überblick:

Leistenzerrung: Das beschleunigt die Heilung

Was ist eine Leistenzerrung?

Eine Leistenzerrung (Adduktorenzerrung) ist eine Überlastung, Entzündung und/oder Verletzung der Adduktorenmuskulatur, bei der es auch zu einem Muskelfaserriss kommen kann. Die Adduktoren bestehen aus sechs Muskeln, die sich alle an der Oberschenkelinnenseite befinden. Sie haben die Aufgabe, die Oberschenkel beziehungsweise Beine zur Körpermitte zu führen. 

Vor allem körperlich aktive Personen können von einer Zerrung der Adduktorenmuskeln betroffen sein.  Besonders im Leistungssport, etwa beim Fußball, Eishockey und Sprinten, sind Leistenzerrungen häufig. Aber auch im Freizeitsport können sie vorkommen.

Adduktoren Grafik
©bilderzwerg – stock.adobe.com

Symptome: So erkennen Sie eine Leistenzerrung

Eine Leistenzerrung kann verschiedene Symptome haben. So gibt es eine akute Verletzung, die plötzlich nach einem Grätschen, Ausrutschen oder einem Hürdensprung auftritt.

Akute Anzeichen einer Leistenzerrung:

  • plötzliche, stechende Schmerzen in der Innenseite des Oberschenkels
  • plötzliche, scharfe Schmerzen in der Leiste/Leistengegend
  • in den Bauchraum ausstrahlende Schmerzen
  • Blutergüsse in Leiste und Innenseite der Oberschenkel

Daneben gibt es die Leistenzerrung, die sich langsam entwickelt – etwa durch ständige, aber moderate Überbelastung und falsche Bewegungen. Ihre Anzeichen sind weniger stark ausgeprägt.  Sie zeigt sich etwa durch zunächst diffuse Schmerzen in der Leistengegend und der Innenseite der Oberschenkel, die sich steigern können. Typisch für diese Art der Leistenschmerzen sind:

  • der Schmerz wird schlimmer bei Druck auf das Schambein
  • der Schmerz wird schlimmer bei Druck auf den Muskel
  • der Schmerz wird schlimmer beim Zusammendrücken der Beine sowie Abspreizen

Schweregrade der Adduktorenzerrung

Je nach Ausprägung unterscheidet die Sportmedizin und Orthopädie drei Schweregrade der Leistenzerrung:

  • 1. Grad: Dabei handelt es sich um eine Überdehnung. Weniger als fünf Prozent der Muskelfasern der Adduktoren sind hier überbeansprucht. Die Symptome sind schwach ausgeprägt. Das Bein seitwärts drehen schmerzt etwas.21s

  • 2. Grad: Hier sind mehr als fünf Prozent der Muskelfasern gerissen. Diese Verletzung verursacht starke Schmerzen, die Beinrotation ist eingeschränkt.

  • 3. Grad: Sind mehrere Adduktorenfasern gerissen, handelt es sich um eine Adduktorenzerrung dritten Grades. Die Schmerzen sind heftig, Blutergüsse (Hämatome) können auftreten. Das Bein lässt sich nur schwer drehen. Die Schmerzen halten auch dann an, wenn das Bein nicht bewegt oder belastet wird.

Erste Hilfe bei Leistenzerrung: Was tun?

Bei einer akuten Leistenzerrung sollte jede schmerzende Bewegung vermieden werden. Auch Dehnen gehört dazu. Am besten ist es, die Beine hochzulegen. Das entlastet die überbeanspruchten Adduktorenmuskeln. Eis und kalte Kompressen helfen dabei, den Schmerz zu lindern und sorgen dafür, dass keine Einblutungen und damit große Hämatome entstehen.

Bei einer leichten Leistenzerrung sorgen diese Maßnahmen oft dafür, dass nach zwei bis drei Tagen keine Beschwerden mehr auftreten. Sollten die Schmerzen in der Leistengegend in dieser Zeit nicht nachlassen, sollte auf jeden Fall eine orthopädische Praxis aufgesucht werden.

Leistenzerrung: Mögliche Ursachen

Adduktoren werden vor allem beim Beschleunigen, bei plötzlichem Abbremsen oder ruckartigen Seitwärtsbewegungen stark beansprucht. So kann es zu einer Zerrung oder einem Riss der Muskelfasern kommen. Meist tritt die Leistenzerrung im Übergang zwischen Muskel und Sehne oder Schambein und Sehne auf.

Chronische Leistenzerrung: "Sportlerleiste"

Eine spezielle Form der Leistenzerrung ist die sogenannte "Sportlerleiste". Dabei handelt es sich um chronische Beschwerden und Schwäche im Leistenkanal. Das betrifft vor allem Fußballer*innen. Wenn sie von der Innenseite des Fußes den Ball abspielen, belasten sie dabei die Bänder und Muskeln der Adduktoren extrem. Aber auch bei anderen Kontaktsportarten und beim Sprinten können chronische Beschwerden auftreten.

Daneben gibt es eine ganze Reihe von weiteren Ursachen für die Leistenzerrung. Manchmal ist es die nur geringfügige, aber immer wieder auftretende Überbelastung, etwa bei Fußballer*innen das Ballführen über lange Strecken.

Meist liegen der Verletzung jedoch plötzliche Bewegungen zugrunde, die Sehnen oder Muskeln der Adduktoren überlasten und damit zu einer Zerrung führen. Dabei entstehen Mikroverletzungen in Sehne und Muskeln bis hin zu Rissen. Sie schmerzen stark, können Einblutungen und Schwellungen auslösen.

Diagnose: So wird  eine Leistenzerrung festgestellt

Der*die Arzt*Ärztin, in der Regel aus dem Fachbereich Sportmedizin oder Orthopädie, prüft Leiste und Oberschenkel vorsichtig in ihrer Funktion. Oft reicht die Beschreibung der Schmerzen und die Form der Bewegungseinschränkung bereits aus, um die Diagnose zu stellen beziehungsweise eine Zerrung zu erkennen.

Mithilfe einer Ultraschall-, Röntgen- und/oder Kernspinuntersuchung kann der Schaden der Erkrankung dann in allen Details festgestellt werden. Darüber hinaus lässt sich damit klären, ob ein Beckenschiefstand oder eine Hüftgelenkfehlstellungen vorliegen, welche die Adduktoren dauerhaft belasten und das Risiko einer Leistenzerrung erhöhen können. Zudem ist es wichtig, andere Ursachen der Leistenschmerzen, etwa einen Leistenbruch, auszuschließen.

Therapie: Wie lässt sich eine Leistenzerrung behandeln?

Physiotherapie und Krankengymnastik sind die Mittel der Wahl bei der Therapie einer Leistenzerrung. Die Überbeanspruchung wird gemildert, die überstrapazierten Adduktoren werden langsam wieder an ihre normale Funktion gewöhnt.

Bei schwereren Leistenzerrungen empfehlen sich häufig Schmerzmedikamente, um die vor allem zu Beginn der Behandlung massiven Schmerzen zu lindern. Zum besseren Abheilen der Adduktorenzerrung haben sich außerdem folgende Maßnahmen bewährt:

  • Wärmetherapie
  • Reizstromtherapie
  • Salbenverbände, etwa mit Zink
  • medizinische Salben gegen Schmerz und Entzündung
  • Lymphdrainage

Dauer der Leistenzerrung: Längere Sportpause ist wichtig

Je nach Ausprägung der Leistenzerrung dauert der Heilprozess bis zu drei Monate, manchmal sogar länger. Während dieser Zeit sollten die Adduktorenmuskeln geschont werden. Sportarten mit ruckartigen Bewegungsabläufen wie Fußball oder auch Sprinten gilt es zu vermeiden, da sie den Verlauf der Heilung ungünstig beeinflussen können.

Krafttraining ist dagegen unter ärztlicher Kontrolle und nach fachlicher Anweisung weiterhin möglich. So vermeiden Sportler*innen, dass ihre Leistung abfällt.

Erst wenn alles gut verheilt ist, dürfen die Adduktoren langsam wieder belastet werden. Werden die Muskeln wieder zu schnell strapaziert, muss mit einem Rückfall gerechnet werden und es besteht das Risiko, eine Sportlerleiste mit chronischen Beschwerden zu entwickeln.

Vorbeugen: Leistenzerrung vermeiden

Bis zu einem gewissen Maß lässt sich eine Leistenzerrung verhindern. Zu den Vorbeugemaßnahmen gehören etwa folgende Tipps:

  • Aufwärmen vor dem Sport: Werden kalte Muskeln und Sehnen abrupt belastet, kann es zu Überlastungen und Verletzungen (Muskelfaserriss) kommen.

  • Abkühlphase nach dem Training: Beim sogenannten Cool-down werden die Muskeln nach und nach weniger belastet.

  • Gutes Schuhwerk: Die Schuhe spielen eine wichtige Rolle, wenn es um Vorbeugung einer Leistenzerrung geht. Gute Sportschuhe, die der jeweiligen Sportart angepasst sind, sorgen dafür, dass Gelenke, Sehnen und Muskeln richtig belastet werden. Ausführliche Beratung gibt es im Fachgeschäft.

Wer bereits mehr als einmal eine Leistenzerrung hatte oder sogar unter einer Sportlerleiste leidet, sollte vor allem bei Trainingsbeginn besonders vorsichtig sein. Hier sind manchmal in ärztlicher Absprache spezielle Kompressions- oder Wärmehosen sinnvoll. Sie entlasten die Adduktoren und schützen sie vor Verletzungen.

Übungen bei Leistenzerrung: 5 Bilder mit Anleitung!
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