Bekanntes Mittel gegen Schmerzen

Acetylsalicylsäure (ASS): Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

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Acetylsalicylsäure (ASS) ist ein bewährter Wirkstoff zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen, Entzündungen und Fieber. In geringer Dosis wird das Medikament auch zur Beeinflussung der Blutgerinnung eingesetzt. Was ist bei der Anwendung zu beachten und welche Nebenwirkungen gibt es?

Frau mit Aspirin
© Getty Images/Liudmila Chernetska

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wofür nimmt man Acetylsalicylsäure? Anwendungsgebiete sind typischerweise leichte bis mäßige Schmerzen unterschiedlichster Ursache. Da ASS die Blutgerinnung hemmt, kommt es auch vorbeugend bei Herzinfarkt oder Schlaganfall zum Einsatz.

Welche Nebenwirkungen hat Acetylsalicylsäure? Die möglichen Nebenwirkungen betreffen meistens den Verdauungstrakt und umfassen Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Auch eine erhöhte Blutungsneigung ist häufig.

Wann sollte man Acetylsalicylsäure nicht einnehmen? Bei einer Allergie gegen den Wirkstoff oder einer Überempfindlichkeit darf ASS nicht eingenommen werden. Vorsicht ist ratsam bei Personen, die etwa ein Magen- oder Darmgeschwür haben oder bei Blutgerinnungsstörungen.

Artikelinhalte im Überblick:
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Wirkung von Acetylsalicylsäure: Wie wirkt ASS?

Acetylsalicylsäure (ASS) kommt bei leichten bis mittelstarken Schmerzen oder etwa zur symptomatischen Behandlung von Fieber während einer Erkältung zum Einsatz. Typischerweise wird das Arzneimittel zur Linderung von Kopfschmerzen eingenommen.

ASS zählt zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), zu denen auch Ibuprofen oder Diclofenac gehören. Es wirkt nicht nur schmerzstillend und fiebersenkend, sondern auch mäßig entzündungshemmend sowie blutverdünnend.

Wirkungen von ASS

Acetylsalicylsäure wirkt, indem sie die Cyclooxygenase-Enzyme irreversibel hemmt, welche eine zentrale Rolle in der Synthese von Prostaglandinen spielen. Diese Botenstoffe sind an der Entstehung von Entzündungsprozessen, Schmerzen und Fieber beteiligt.

Indem es zu einer Hemmung der Prostaglandine kommt, reduziert der Arzneistoff sowohl die Entzündungsreaktionen als auch die Schmerzempfindung im Körper.

Zudem hat der Wirkstoff blutverdünnende Eigenschaften: ASS sorgt dafür, dass die Blutplättchen (Thrombozyten) nicht zusammenklumpen. Das Blut bleibt dünnflüssig und es kommt nicht so leicht zur Bildung von Blutgerinnseln. In niedriger Dosierung eignet sich Acetylsalicylsäure somit zur Vorbeugung von Schlaganfall und Herzinfarkt.

Interessant zu wissen: Acetylsalicylsäure ist chemisch direkt von Salicylsäure abgeleitet. Salicylsäure ist eine natürliche Substanz, die in Pflanzen wie der Weidenrinde vorkommt und schon früh zur Schmerzlinderung genutzt wurde.

Acetylsalicylsäure: Anwendungsgebiete

Da ASS schmerz-, fieber- und entzündungshemmend wirkt, gibt es viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten. Höher dosiert (500 bis 3.000 Milligramm pro Tag) wird das Medikament eingesetzt bei:

In folgenden Fällen kann der*die Arzt*Ärztin die gering dosierte (100 bis 300 Milligramm) Langzeiteinnahme von ASS anordnen:

  • nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, um einem erneuten vorzubeugen

  • bei Patient*innen mit Koronarer Herzkrankheit (KHK)

  • bei einer Angina pectoris (Brustenge), bei der ein großes Herzinfarktrisiko besteht (instabile Angina pectoris)

  • nach einer Bypass-Operation

  • nach einer Ballondilatation (Eingriff mittels aufblasbaren Katheters) mit Stentimplantation (Einsetzen einer Gefäßstütze)

  • bei Transitorischen ischämischen Attacken (TIA), die als Schlaganfallvorboten gelten

Wichtig: Acetylsalicylsäure sollte aufgrund möglicher Nebenwirkungen nicht ohne ärztliche Anordnung über einen längeren Zeitraum verwendet werden. Die Deutsche Herzstiftung warnt vor einer unkritischen Einnahme. Sofern ein Mensch kein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hat, ist von einer regelmäßigen Behandlung mit ASS abzuraten.

Paracetamol oder Ibuprofen?

Anwendungsdauer und Dosierung von Acetylsalicylsäure

In der Regel ist der Arzneistoff für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren geeignet, wenn sie ein Körpergewicht von mindestens 40 Kilogramm haben.

Eine Einzeldosis Acetylsalicylsäure für einen schmerz- oder entzündungshemmenden Effekt beträgt 500 Milligramm. Die Maximaldosis pro Tag liegt bei drei Gramm – das entspricht in der Regel einer Einnahme von sechs Tabletten.

Gemäß dem Beipackzettel muss ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden, wenn die Beschwerden

  • nach drei Tagen (bei Fieber) oder
  • nach drei bis vier Tagen (bei Schmerzen) nicht besser werden
  • oder sich verschlechtern.

Diese Angaben gelten allerdings nur dann, wenn die Einnahme Schmerzen oder Entzündungen lindern soll. Zur Vorbeugung von Herzinfarkten sind über einen langen Zeitraum wesentlich geringere Dosen erforderlich: Normalerweise werden hier täglich 100 Milligramm ASS eingenommen, die ausreichen, um die Blutgerinnung zu hemmen.

Eine höhere Dosierung zur Langzeitprophylaxe geht mit dem Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen einher und wird von Fachleuten als kontraproduktiv betrachtet.

Nebenwirkungen von ASS

Gesundheitliche Beeinträchtigungen können entstehen, wenn man sich nicht an die Empfehlungen für Anwendungsdauer und Dosierung hält.

Kurzfristig auftretende Nebenwirkungen betreffen häufig den Magen-Darm-Trakt, weil der Wirkstoff die Magenschleimhaut reizen kann. Möglich sind Beschwerden wie:

  • Sodbrennen
  • Erbrechen
  • Übelkeit
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall

Zu den weiteren Nebenwirkungen zählen:

  • erhöhte Blutungsneigung: Die Blutungen können dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Möglich sind etwa Nasenbluten oder schwerwiegende Blutungen (etwa im Magen-Darm-Bereich oder im Gehirn). Selten kann es in der Folge zu einer Eisenmangelanämie kommen.

  • allergische Reaktion: Einige Personen reagieren überempfindlich beziehungsweise allergisch auf Acetylsalicylsäure. Dies kann sich in Form von Hautausschlägen, Schwellungen und Atemschwierigkeiten äußern. Bei Asthmatiker*innen kann die Einnahme von Acetylsalicylsäure zu schweren Atemwegsreaktionen führen, bekannt als Aspirin-induziertes Asthma (Analgetikaasthma).

  • Nierenschädigung: Eine langfristige oder hochdosierte Anwendung von Acetylsalicylsäure kann die Nierenfunktion beeinträchtigen und in seltenen Fällen zu Nierenversagen führen. Dieses Risiko ist besonders hoch bei Patient*innen mit vorbestehenden Nierenerkrankungen oder bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die die Nieren belasten.

  • weitere Nebenwirkungen: Sonstige Beschwerden sind etwa Tinnitus (Ohrensausen), Schwindel, Kopfschmerzen und Verwirrtheit, vor allem bei älteren Menschen oder bei Überdosierung.

Mögliche Wechselwirkungen mit Acetylsalicylsäure

Acetylsalicylsäure kann mit einer Vielzahl anderer Arzneistoffe Wechselwirkungen eingehen, was die Wirksamkeit dieser Medikamente beeinflussen oder das Risiko für Nebenwirkungen mitunter steigert.

Das Blutungsrisiko ist erhöht, wenn ASS zusammen mit anderen Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern wie Warfarin, Heparin, oder Clopidogrel eingenommen wird.

Zudem kann die gleichzeitige Anwendung von Acetylsalicylsäure mit anderen NSAR, wie Ibuprofen oder Naproxen, das Risiko für Magen-Darm-Geschwüre und Blutungen verstärken.

Darüber hinaus steigert Acetylsalicylsäure bei gleichzeitiger Anwendung die Wirkung folgender Arzneimittel:

Außerdem können Präparate mit Acetylsalicylsäure die Wirkung einiger Medikamente abschwächen:

  • Diuretika: bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz
  • Antihypertensiva: wie ACE-Hemmer sind blutdrucksenkende Mittel
  • Urikosurika: steigern die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren und kommen etwa bei chronischer Gicht zum Einsatz

Kontraindikationen: Wann sollte ASS nicht genommen werden?

In bestimmten Fällen darf Acetylsalicylsäure nicht verabreicht werden. Das ist der Fall bei:

  • akuten Magen- oder Darmgeschwüren
  • Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure oder Salicylate
  • Asthmaanfällen in der Vergangenheit durch die Einnahme von ASS
  • erhöhter Blutungsneigung
  • Herzmuskelschwäche
  • Nieren- und Leberversagen

Acetylsalicylsäure: Für Schwangere nicht empfehlenswert

Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie hält ASS in der Schwangerschaft nicht für das Mittel der ersten Wahl: Andere Arzneien zur Schmerzlinderung wie Paracetamol sind vorzuziehen.

Die Empfehlung lautet, Acetylsalicylsäure in den ersten fünf Monaten einer Schwangerschaft nur nach ärztlicher Rücksprache einzunehmen. Ab Beginn des sechsten Schwangerschaftsmonats ist von einer Einnahme dringend abzusehen, da schwerwiegende Schädigungen bei Mutter und Kind auftreten könnten.

In der Stillzeit wird Acetylsalicylsäure ebenfalls nicht empfohlen, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergehen kann.

ASS bei Kindern: Nicht ohne ärztliche Verschreibung

Für Kinder und Jugendliche sind Präparate mit Acetylsalicylsäure nicht geeignet. Es sollte auf Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen zurückgegriffen werden.

Ein besonders schwerwiegendes Risiko besteht, wenn Acetylsalicylsäure während viraler Infekte eingenommen wird. Dies kann zum lebensbedrohlichen Reye-Syndrom führen. Dabei handelt es sich um eine seltene, aber ernste Erkrankung, die zu schweren neurologischen Schäden und Leberproblemen führen kann. Die genauen Auslöser für die Krankheit sind bisher noch nicht bekannt.

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