Luftknappheit

Kurzatmigkeit: Wenn das Atmen schwerfällt

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Bei Kurzatmigkeit besteht das ständige Gefühl, nicht genügend Sauerstoff zu bekommen. Das kann viele Ursachen haben. Immer mehr Menschen leiden beispielsweise nach überstandener Corona-Infektion unter diesem Symptom. Wann sollten Betroffene ärztliche Hilfe aufsuchen und was hilft?

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© Getty Images/Liubomyr Vorona

Wer bei einer steilen Bergwanderung oder einem kurzen Sprint außer Atem gerät, muss sich keine Sorgen machen. Luftknappheit und Kurzatmigkeit sind normale Reaktionen bei körperlicher Anstrengung. Treten die Beschwerden aber auch bei mäßiger körperlicher Belastung, beispielsweise beim Treppensteigen oder im Ruhezustand auf, sollte dies ärztlich abgeklärt werden.

Artikelinhalte im Überblick:

Asthma: Symptome und Auslöser

Was ist Kurzatmigkeit?

Unter Kurzatmigkeit verstehen Fachleute das beklemmende Gefühl, nur mit Anstrengung atmen zu können. Dies kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Meist atmen Betroffene sehr schnell und flach. Hinzu kommt der Drang, einatmen zu müssen, bevor das Ausatmen ganz abgeschlossen ist. Trotz angestrengter Atmung fällt das Durchatmen schwer.

Bei ausgeprägter Atemnot (Dyspnoe) verspüren Betroffene zudem häufig Angst, nicht genügend Luft zu bekommen. Diese Panik verschlimmert die Kurzatmigkeit noch. Je nach Ursache können die Atemprobleme von Symptomen wie Husten, Schwindel, innere Unruhe, Herzrasen oder einem Druckgefühl im Brustbereich begleitet werden.

Welche Ursachen kann Kurzatmigkeit haben?

Für Kurzatmigkeit kommen viele Ursachen infrage. Neben körperlicher Anstrengung treten die Atemprobleme beispielsweise oft in sehr stressigen Situationen, etwa vor einer schweren Prüfung, auf. In diesem Fall verschwinden die Beschwerden nach kurzer Zeit wieder. Kurzatmigkeit kann aber auch auf eine Vielzahl an Erkrankungen hinweisen. Es ist ein typisches Symptom bei Lungenerkrankungen, Herzkrankheiten und psychischen Erkrankungen.

Krankheiten, die häufig mit Kurzatmigkeit einhergehen:

Aber nicht immer stecken Krankheiten hinter Kurzatmigkeit. Menschen, die sich sehr wenig körperlich bewegen oder an Übergewicht leiden, neigen ebenfalls zu Kurzatmigkeit. Auch während der Schwangerschaft ist Atemnot nicht selten. Mit wachsendem Bauchumfang drücken die Gebärmutter und das Baby immer stärker auf das Zwerchfell, wodurch die Lunge der Schwangeren immer weniger Platz hat, und das Durchatmen erschwert wird.

Atemnot: Mögliche Ursachen der Dyspnoe

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Kurzatmigkeit und Long-COVID

Einige Menschen leiden nach einer durchgestandenen Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 an anhaltenden Symptomen, die als Long-COVID bezeichnet werden. Dazu zählen auch chronische Atembeschwerden. Laut der S1-Leitlinie "Long-/Post-COVID" berichtet jede*r Dritte von Luftnot, Kurzatmigkeit oder Beklemmungen im Brustkorb. Besonders bei schweren Krankheitsverläufen bleibt die Lungenfunktion stark eingeschränkt.

Fachleute erklären dies damit, dass das Coronavirus fast alle Bereiche der Lunge befällt und die für den Gasaustausch zuständigen Zellen der Lungenbläschen zerstört, wodurch das Lungengewebe vernarbt und die Lungenfunktion eingeschränkt wird. Anhaltende Veränderungen der Lunge sind jedoch selten. Die meisten Veränderungen bilden sich wieder vollständig zurück.

Allerdings kann eine anhaltende Kurzatmigkeit nach einer Corona-Infektion noch weitere Ursachen haben. Die Viren können Entzündungen im ganzen Körper auslösen und beispielsweise den Herzmuskel betreffen, was dann indirekt zu Atemproblemen führt.

Corona: Spätfolgen und Langzeitfolgen von COVID-19

Wann sollte Kurzatmigkeit ärztlich abgeklärt werden?

Hinter Kurzatmigkeit können viele verschiedene Ursachen stecken, die nicht immer harmlos sind. Treten die Beschwerden häufiger auf oder halten länger an, sollten sie daher unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Zudem sollte der Besuch in der ärztlichen Praxis in folgenden Fällen nicht hinausgezögert werden:

  • Kurzatmigkeit tritt immer häufiger und in kürzeren Abständen auf

  • Atemprobleme in Ruhe

  • Zusätzliche Beschwerden im Brustbereich, zum Beispiel Druck auf der Brust oder Herzrasen

  • Gewichtsverlust

  • Nachtschweiß

Schmerzen in der Brust, Blaufärbung der Lippen und sehr blasse Haut können zudem auf eine lebensbedrohliche Ursache wie einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie hinweisen. Es handelt sich um einen Notfall, der unverzüglich ärztliche Hilfe erfordert.

Diagnose: Tests bei Kurzatmigkeit

Zur Diagnose der Kurzatmigkeit erfolgt zunächst eine ausführliche Befragung. Von Interesse ist beispielsweise, ob der*die Patient*in raucht, an Allergien leidet oder andere Vorerkrankungen hat. In der nachfolgenden körperlichen Untersuchung stehen vor allem Lunge und Herz im Fokus, die auf Geräusche abgehört werden. Zusätzlich geschwollene Beine können ein Hinweis auf eine Herzinsuffizienz oder ein Blutgerinnsel (Thrombose) im Bein sein.

Weitere Tests, die zur Ursachenfindung der Kurzatmigkeit beitragen können, sind:

  • Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes mithilfe eines Sensors an einem Finger (Pulsoximetrie)

  • Röntgenaufnahmen des Brustbereiches, um einen Lungenkollaps, eine Lungenentzündung oder andere Erkrankungen von Herz und Lunge nachzuweisen

  • Elektrokardiogramm (EKG) des Herzens, um die Durchblutung zu überprüfen

  • Lungenfunktionstests, um die Leistungsfähigkeit der Lunge besser einschätzen zu können

  • Belastungstests (wie der Sechs-Minuten-Gehtest)

Zudem kann die*der Ärztin*Arzt zur weiteren Beurteilung von Herz- oder Lungenerkrankungen zusätzliche diagnostische Untersuchungen anweisen.

Wie lässt sich Kurzatmigkeit behandeln?

Die Therapie der Kurzatmigkeit richtet sich nach der zugrundeliegenden Erkrankung. Bei Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder COPD werden beispielsweise oft Medikamente verschrieben, die die Bronchien erweitern. Diese lindern die Beschwerden, können die Krankheiten allerdings nicht ursächlich heilen.

Zusätzlich kann eine Atemtherapie empfohlen werden. Diese Behandlung umfasst verschiedene Übungen und Techniken, mit denen die Atemmuskulatur gestärkt und die Lungenfunktion trainiert werden kann.

Ist die Sauerstoffsättigung des Blutes sehr niedrig, erhalten Betroffene oft zusätzlich Sauerstoff. Hierbei wird zwischen einer invasiven und nicht-invasiven Beatmung unterschieden:

  • Nicht-invasive Beatmung: Der Sauerstoff wird über eine Maske oder eine Kunststoffhaube verabreicht.

  • Invasive Beatmung: Die Sauerstoffgabe erfolgt über einen Beatmungsschlauch, der in die Luftröhre eingeführt wird (Intubation).

Darüber hinaus können Morphin-Präparate das Gefühl der Luftnot verringern. Sie werden bei schwerer Form der Atemnot eingesetzt und intravenös verabreicht. 

Selbsthilfe-Maßnahmen zur Linderung der Kurzatmigkeit

Bei gelegentlicher Kurzatmigkeit sind einige Maßnahmen im Alltag hilfreich. Folgende Tipps können beispielsweise zur Linderung von Kurzatmigkeit beitragen:

  • Fenster öffnen und Kopf an die frische Luft halten
  • Ablenkung durch Musik, einen Film oder ein Buch
  • Atem- und Entspannungsübungen
  • Bequeme, weite Kleidung
  • Hochlagerung des Brustkorbes mit mehreren Kissen
  • Kühlen des Gesichtes, insbesondere den Bereich um die Nase herum

Hilfreiche Körperposition bei Kurzatmigkeit

Des Weiteren helfen bei Kurzatmigkeit bestimmte Körperpositionen wie der Kutschersitz dabei, das Atmen zu erleichtern. Dabei setzen sich Betroffene leicht breitbeinig auf die vordere Hälfte eines Stuhles und stützen sich mit den Ellbogen auf den Knien oder einem Tisch ab. Die Bauchmuskulatur ist entspannt.

Atemkontrolle durch Rechtecksatmung

Bei Kurzatmigkeit und akuter Atemnot ist es wichtig, langsam und bewusst zu atmen. Dafür kann es sinnvoll sein, sich in eine bequeme Position zu bringen und sich im Raum auf ein Rechteck, beispielsweise eine Tür oder den Fernseher zu konzentrieren. Während die Augen den Rändern folgen, sollte an den kurzen Seiten immer ein- und an den langen Seiten ausgeatmet werden. Dabei immer langsamer werden und an den Ecken Pausen einlegen.

Lippenbremse bei Kurzatmigkeit

Vor allem für Patient*innen mit COPD oder Asthma hat sich zudem die sogenannte Lippenbremse bewährt. Bei der Atemtechnik wird die Luft durch die Nase eingeatmet und durch den gespitzten, leicht geöffneten Mund mit einem "sss". oder "pff"-Laut kontrolliert und langsam ausgeatmet. Der Vorteil: Die Atemwege bleiben weit und die Lunge entleert sich vollständig, sodass neue, sauerstoffreiche Luft aufgenommen werden kann.

Lässt sich Kurzatmigkeit vorbeugen?

Um Kurzatmigkeit vorzubeugen, empfiehlt sich eine gesunde Lebensweise. Entscheidende Faktoren, die eingehalten werden sollten, sind:

  • Nichtrauchen

  • Übergewicht vermeiden und auf eine ausgewogene Ernährung achten

  • Viel an der frischen Luft bewegen

Zudem sollte bei Anzeichen von Atemproblemen rechtzeitig ein*eine Arzt*Ärztin aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären und behandeln zu können.

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