Erschöpfung: Symptome und Ursachen für Energielosigkeit
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftErschöpfung ist ein Zustand, der körperlich und/oder geistig wahrgenommen wird. Betroffene fühlen sich müde, schlapp und energielos. Erschöpfung kann ein Symptom verschiedener Krankheiten sein. Mehr zu Ursachen und Behandlung.
Kurzübersicht
Was ist Erschöpfung? Ein Zustand körperlicher oder psychischer Ermüdung. Erschöpfung tritt auch als Symptom bei verschiedenen Erkrankungen auf – begleitend oder als Hauptsymptom.
Was tun bei Erschöpfung: Im Normalfall gibt sich Erschöpfung von selbst, wenn Betroffene sich ausreichend Erholung gönnen und/oder auslösende Faktoren meiden. Anhaltende Erschöpfung sollte ärztlich abgeklärt werden.
Im Überblick:
Was ist Erschöpfung?
Als Erschöpfung wird ein Zustand körperlicher oder psychischer Ermüdung beschrieben. Sie ist ein Signal, dass der Körper Ruhe und Erholung benötigt, um wieder leistungsfähig zu sein. Wer erschöpft ist, fühlt sich entsprechend müde, energielos und ohne Antrieb.
Nach körperlicher Anstrengung oder anhaltendem Stress ist es normal, sich energielos zu fühlen. Erschöpfung lässt sich durch entsprechende Gegenmaßnahmen in vielen Fällen gut beheben beziehungsweise gibt sich von selbst, wenn die auslösenden Faktoren ausbleiben.
Legt sich das Gefühl der Energielosigkeit jedoch trotz ausreichendem Schlaf und Ruhepausen nicht, kann ein ernster Grund dahinterstecken. Das gilt auch, wenn es zu Erschöpfung bei Tätigkeiten kommt, die in der Vergangenheit ohne Mühe bewältigt werden konnten.
Erschöpfung als Symptom
Erschöpfung tritt als unspezifisches Allgemein- beziehungsweise Begleitsymptom bei vielen Krankheiten auf oder kann Symptom eines Nährstoffmangels sein. In der Medizin zählt Erschöpfung zu den sogenannten Allgemeinsymptomen. Häufig werden die Begriffe Erschöpfung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit synonym verwendet.
Starke und/oder anhaltende Ermüdung über Tagen oder Wochen ist ein ungewöhnliches Zeichen und sollte immer ärztlich abgeklärt werden.
Erschöpfung: Diese Ursachen stecken dahinter
Erschöpfung kann vielfältige Ursachen haben – angefangen von körperlichen und psychischen Belastungen im Alltag über Lebensstil- und Verhaltensfaktoren, bis hin zu schwerwiegenden Krankheiten. Andauernde Müdigkeit kann auch ein Zeichen dafür sein, dass dem Körper bestimmte Vitamine und/oder Mineralstoffe fehlen. So führt etwa eine Unterversorgung mit Vitamin B6, B12 und Folsäure zu Erschöpfung.
Zu den Faktoren, die Müdigkeit beziehungsweise Abgeschlagenheit begünstigen können, zählen unter anderen:
Schlafmangel (etwa durch Schlafapnoe, Angst- und Panikstörungen oder falsche Schlafgewohnheiten)
Bewegungsmangel
ungesunde Ernährungsweise
übermäßiger Alkoholkonsum
schwangerschaftsbedingte Erschöpfung
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Erschöpfung als Begleitsymptom von Erkrankungen
Wie Kopfschmerzen, Atembeschwerden oder Bauchschmerzen ist Erschöpfung ein unspezifisches Symptom, das seinen Ursprung in zahlreichen Krankheiten haben kann.
Zu den psychischen Ursachen zählen etwa
- das Burnout-Syndrom
- und Depressionen.
Mögliche körperliche Erkrankungen, die zu Erschöpfungszuständen führen können sind zum Beispiel:
Infektionskrankheiten wie Erkältung, Pfeiffersches Drüsenfieber, Grippe, Lungenentzündung
Eine Infektion mit SARS-CoV-2
Anämie (Blutarmut), beispielsweise Eisenmangelanämie
niedriger Blutdruck
Krebserkrankungen, etwa Leukämie oder Lymphome
Funktionseinschränkungen/Versagen der Niere
Leberkrankheiten, etwa Hepatitis, Leberzirrhose, Tumoren oder Unterfunktion der Nebennierenrinde
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
Erkrankungen des Herzens
Erkrankungen der Lunge wie Lungenemphysem oder COPD
Erschöpfung im Rahmen weiterer chronischer Krankheiten, beispielsweise Multiple Sklerose
Belastende Therapiemethoden als Ursache von Erschöpfung
Erschöpfung kann auch als Nebenwirkung einer
- Strahlentherapie,
- Chemotherapie
- oder bei Immuntherapien auftreten.
Außerdem kann es durch die Einnahme bestimmter Medikamente zu Energielosigkeit kommen. Zum Beispiel bei
- Schmerz- oder Beruhigungsmitteln,
- Herzmedikamenten,
- Mitteln gegen Heuschnupfen (Antihistaminika),
- Blutdruckmedikamente,
- und Antidepressiva.
Chronische Erschöpfung
Besteht anhaltende (mindestens seit einem halben Jahr) körperliche und geistige Erschöpfung als Hauptsymptom neben weiteren Leiden wie
- Kopfschmerzen,
- Halsschmerzen,
- Gelenk- und Muskelschmerzen,
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen,
deren Auftreten nicht durch eine andere Ursache wie etwa
- Schlafmangel,
- eine diagnostizierte andere akute oder chronische Erkrankung
- oder Medikamenteneinnahme
erklärt werden kann, wird dies als Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS) bezeichnet. Dabei handelt es sich nach heutigem Verständnis um eine eigenständige Krankheit, deren Ursache noch ungeklärt ist.
Das chronische Erschöpfungssyndrom ist schon seit Jahren bekannt, jedoch wenig erforscht. Seit der Corona-Pandemie rückt es stärker in den öffentlichen Fokus. Das Chronische Fatigue Syndrom kann eine Folge von Long Covid sein.
Erschöpfung: Wie die Diagnose abläuft
Eine Abklärung der Ursache von Erschöpfung durch eine*n Ärztin*Arzt sollte auf jeden Fall erfolgen, wenn die Beschwerden plötzlich und ohne erklärbaren Zusammenhang (wie Schlafmangel, stressige Situationen) aufgetreten sind.
Auch bei chronischen Erschöpfungszuständen ungeklärter Ursache sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen, da eine behandlungsbedürftige Erkrankung dahinterstecken kann.
Betroffene können zunächst die hausärztliche Praxis aufsuchen. Dort wird geprüft, ob eine körperliche oder psychische Ursache und/oder Faktoren des Verhaltens und des Lebensstils als Auslöser für die Erschöpfung infrage kommen. Auch gilt es festzustellen, ob möglicherweise ein chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS), Depressionen oder ein Burnout vorliegt.
Die Diagnosestellung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese), auf das eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls weitere Untersuchungsverfahren folgen.
Wichtige Fragen, um der Ursache der Erschöpfung auf den Grund zu gehen, sind etwa:
Seit wann besteht die Erschöpfung und gibt es mögliche Auslöser, etwa im familiären oder beruflichen Umfeld?
Wie intensiv sind die Beschwerden und wie genau äußern sie sich?
Liegt eine körperliche Energielosigkeit vor oder eine geistige Erschöpfung?
In welchem Maße ist die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt?
Bestehen Schlafstörungen und wie sehen Schlafverhalten und Lebensgewohnheiten wie Ernährung, Alkoholkonsum, Bewegung, soziale und berufliche Aktivitäten aus?
Liegt häufiger Stress vor?
Wurden andere Erkrankungen diagnostiziert, etwa Diabetes, Nieren- oder Leberleiden, ein niedriger Blutdruck oder eine psychische Erkrankung?
Welche Medikamente werden eingenommen?
Erfolgten kürzlich Operationen?
Bestehen weiteren Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Gelenkschmerzen?
Ist die Stimmung oft traurig, niedergeschlagen, reizbar und antriebslos?
Häufig werden zur Beurteilung der Intensität und individuellen Kennzeichen der Erschöpfungsproblematik auch Fragebögen mit vorgegebenen Skalen und Antwortoptionen ausgehändigt. Wichtige Informationen zur Eingrenzung der Ursachen kann auch ein "Erschöpfungstagebuch" geben, in dem Beschwerden und weitere Faktoren dokumentiert werden.
Was die Blutwerte verraten
Eine körperliche Untersuchung sowie Laboruntersuchungen gehören bei anhaltender Erschöpfung ebenfalls zur Basisdiagnostik. Sie dienen dazu, Krankheiten, die möglicherweise für die Erschöpfung verantwortlich sind, zu erkennen oder auszuschließen.
Die Laboruntersuchungen umfassen beispielsweise eine Blutbildkontrolle einschließlich der Bestimmung von Eisen-, Leber- und Schilddrüsenwerten sowie Entzündungsparametern. Je nach Ausgangsbefund können weitere Untersuchungen erfolgen.
Um psychische Ursachen der Erschöpfung zu erkennen beziehungsweise auszuschließen, kann auch ein psychotherapeutisches Gespräch hilfreich sein.
Erschöpfung: Wie erfolgt die Behandlung?
Da bei Erschöpfung sehr viele Ursachen infrage kommen, ist eine ärztliche Diagnose die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Je nach den individuellen Gegebenheiten wird gemeinsam das weitere Vorgehen besprochen und ein geeigneter Behandlungsplan aufgestellt. Eine gründliche Aufklärung und praktische Hilfestellungen können den Betroffenen helfen.
Hat der Erschöpfungszustand körperliche oder psychische Hintergründe, sollten diese behandelt werden. Besteht die Erschöpfung aufgrund der Einnahme bestimmter Medikamente, kann die Therapie nach sorgfältigem Abwägen möglicherweise angepasst werden.
Bei entsprechender Diagnose zielt die Behandlung der Erschöpfung auch darauf ab, ungünstige Lebens- und Verhaltensweisen zu verändern. Zum Beispiel
- den Schlafrhythmus zu verbessern,
- die Ernährungsgewohnheiten zu ändern,
- und Stress zu minimieren.
Weiterhin können in einigen Fällen psychotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz kommen, etwa:
- Verhaltenstherapie,
- Gesprächstherapie,
- Entspannungsverfahren.
Außerdem kann die Aufnahme oder Steigerung körperlicher Aktivität (Sport, Bewegungstherapie) ein gutes Mittel sein, um die Energiereserven zu füllen.
Mitunter eignet sich auch eine medikamentöse Therapie, um die Erschöpfung in den Griff zu bekommen.
Chronisches Erschöpfungssyndrom nicht heilbar
Derzeit gibt es keine spezielle Therapie, die gegen das chronische Erschöpfungssyndrom hilft. Auch lassen sich keine allgemeingültigen Tipps nennen. Hauptziel der Behandlung ist es, die Symptome Betroffener mit allgemeinen Maßnahmen zu mindern. In ärztlicher Zusammenarbeit wird ein individueller Therapieplan aufgestellt, der helfen kann, Energie zu schöpfen beziehungsweise die Energiereserven richtig einzuteilen. Möglich ist die Gabe von Schmerzmitteln und/oder Antidepressiva in Kombination mit einer Psychotherapie.
Erschöpfung: Kur beantragen wegen Erschöpfung?
Viele Menschen, die unter Erschöpfung leiden und sich nach Erholung sehnen, fragen sich: Wann kann ich eine Kur beantragen? Im Allgemeinen wird eine Kur nur bewilligt, wenn bereits alle ambulanten Maßnahmen vor Ort ausgeschöpft wurden. Dazu zählen
- die Behandlung durch einen*eine Facharzt*Fachärztin,
- eine ambulante Therapie,
- Medikamente.
Der Antrag auf eine Kur erfolgt schriftlich. In der Regel wird ein ärztliches Gutachten beziehungsweise ein Befundbericht benötigt. Antragsformulare und weitere Informationen erhalten Betroffene zum Beispiel bei ihrem*ihrer Arzt*Ärztin, ihrem Rentenversicherungsträger, bei Auskunfts- und Beratungsstellen oder bei der Krankenkasse.
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