Alternativmedizinische Verfahren

Homöopathie: So wirken Globuli und Co.

Die Homöopathie zählt zu den alternativmedizinischen Heilverfahren. Ziel homöopathischer Arzneimittel ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren – durch das Übermitteln von Reizen durch stark verdünnte Wirkstoffe.

Homöopathische Globuli im Labor
© iStock.com/alvarez

Homöopathische Arzneimittel zielen darauf ab, dass im Körper durch bestimmte Reize Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Der Begriff Homöopathie leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet sinngemäß "Ähnliches mit Ähnlichem heilen". Die homöopathische Lehre geht davon aus, dass genau das Mittel bei bestimmten Beschwerden hilft, das bei einem gesunden Menschen dieselben oder ähnliche Symptome auslöst. Die Methode bezeichnen Homöopathen als "Ähnlichkeitsprinzip" oder "Prinzip der Ähnlichkeit". Dass dies so ist, muss im Rahmen einer homöopathischen Arzneimittelprüfung bestätigt worden sein.

Ein Beispiel: Bei gesunden Menschen löst Kaffee bei übermäßigem Konsum Unruhe und Nervosität aus. Wer unter innerer Unruhe und nervös bedingten Schlafstörungen leidet, sollte nach dem Ähnlichkeitsprinzip daher das homöopathisch dosierte Mittel "Coffea" (Kaffee) einnehmen, um den Symptomen entgegenzuwirken.

Homöopathie: 15 häufige Beschwerden und welches Mittel hilft!

Wann wird Homöopathie eingesetzt?

Homöopathika können zur Behandlung von unterschiedlichsten Beschwerden und Krankheiten eingesetzt werden – sei es verordnet von einem homöopathisch geschulten Arzt oder Homöopathen oder in Selbstmedikation. Zu häufigen Anwendungsgebieten zählen:

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Fünf homöopathische Sofort-Helfer bei akuten Beschwerden

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Anwendung der Homöopathie

Zu Beginn der Behandlung erfasst der homöopathisch geschulte Arzt oder Heilpraktiker die Krankengeschichte. Diese Erstanamnese dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Der Homöopath erfragt dabei die Beschwerden und damit verbundene Befindlichkeitsstörungen sowie allgemeine Vorlieben und Abneigungen. Er möchte beispielsweise wissen, ob sich die Beschwerden durch Ruhe oder Bewegung bessern, ob Kälte und Wärme die aktuelle Befindlichkeit beeinflussen oder ob der Patient viel oder wenig Durst verspürt.

Die vorliegenden Symptome werden nicht nur nach objektiv messbaren Kriterien (wie Art und Aussehen oder Laborwerten) beurteilt, sondern auch die subjektive Wahrnehmung der Beschwerden durch den Kranken spielt eine große Rolle. Der Therapeut hält dadurch das Patientenbild, also die "individuellen Symptome" des Patienten fest. Dies kann dazu führen, dass Menschen zwar dieselbe klinische Diagnose haben können, aber mit unterschiedlichen homöopathischen Arzneimitteln behandelt werden.

Wie finde ich das richtige homöopathische Arzneimittel?

Jedes homöopathische Mittel besitzt ein Arzneiprofil, in dem alle Beschwerden zusammengefasst sind, gegen die der Wirkstoff helfen kann. Je stärker sich das Arzneiprofil mit den Beschwerden des Patienten deckt, desto besser eignet es sich für deren Behandlung. Die Wahl des richtigen Arzneimittels richtet sich daher nicht nur nach einem Symptom, sondern auch nach sämtlichen Begleiterscheinungen, weshalb der Besuch beim homöopathisch geschulten Arzt oder Heilpraktiker ratsam ist. Dieser kann nicht nur die richtige Arznei empfehlen, sondern auch deren Dosierung und die Anwendungsdauer bestimmen.

Homöopathische Mittel bestehen aus tierischen, pflanzlichen oder mineralischen Wirkstoffen, die als Tabletten, Tropfen oder kleine Zuckerkügelchen (Globuli) erhältlich sind. Da viele dieser Inhaltsstoffe in hoher Konzentration schädlich sind, verdünnt (oder vielmehr potenziert) man die sogenannte Urtinktur so lange, bis der aus homöopathischer Sicht heilende Effekt entsteht.

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    Was sind Potenzen und Leitsymptome? Auf welchen Prinzipien homöopathische Mittel basieren und wie sie funktionieren

Dabei gilt: je verdünnter, desto wirksamer! Dies widerspricht dem schulmedizinischen Prinzip der linearen Dosis-Wirkung-Beziehung, nach dem eine Substanz umso stärker wirkt, je höher ihre Konzentration ist. Manchmal kommen aber auch Urtinkturen selbst als homöopathische Arzneimittel zum Einsatz. Auch Komplexmittel weisen oft eine deutlich höhere Konzentration der jeweiligen Wirksubstanzen auf.

Potenzen und Dosierung in der Homöopathie

Die Potenzierung ist neben dem Ähnlichkeitsprinzip eine wichtige Grundlage der Homöopathie. Sie bestimmt die Dauer und Stärke der Wirkung von homöopathischen Mitteln. Die Urtinktur wird dabei bei der Herstellung einer Arznei in einem gewissen Verhältnis verdünnt. Die Potenzierung ist keine bloße Verdünnung, sondern folgt einem bestimmten, im homöopathischen Arzneibuch festgelegten Prozess.

Im Rahmen der Potenzierung werden die Wirkstoffe natürlichen Ursprungs wie beispielsweise Tollkirsche (Atropa belladonna), Tigerlilie (Lilium tigrinum),Arnica, Nux vomica (Brechnuss), Aconitum, Sepia und Okoubaka mit Wasser oder Alkohol verschüttelt oder mit Milchzucker verrieben.

Die Potenzierung erfolgt im Verdünnungsverhältnis von 1:10 (D-Potenzen oder Dezimalpotenzen) oder 1:100 (C-Potenzen oder Centesimalpotenzen). Je öfter eine Substanz verschüttelt wird, desto höher die Potenz. Bei D6 und C6 wurde das Verdünnungsverfahren sechsmal durchgeführt, bei D30 und C30 entsprechend dreißgimal.

Wie die Potenzierung genau funktioniert, lesen Sie hier.

Erstverschlimmerung und Heilungsverlauf von homöopathischen Arzneien

Der Heilungsverlauf unterliegt im Verständnis der Homöopathie verschiedenen Gesetzmäßigkeiten. So ist der Körper bestrebt, krankmachende Reize möglichst weit entfernt von der Körpermitte und von den lebenswichtigen Organen (Herz, Gehirn) zu halten. Hauterscheinungen während der Behandlung werden als sich nach außen bewegende Krankheitszeichen bewertet und als positiv eingestuft. Es kann nach Behandlungsbeginn zur sogenannten Erstverschlimmerung kommen, die sich durch eine vorübergehende Verstärkung der Beschwerden äußert. In der Regel klingt sie nach wenigen Tagen ab.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bei homöopathischen Arzneien nicht bekannt. Daher eignen sich die Präparate auch zur Selbstbehandlung, in der Schwangerschaft sowie bei Kindern und Jugendlichen. Ob die Anwendung im Einzelfall geeignet ist, sollte mit dem Arzt oder Heilpraktiker besprochen werden.

Grundsätzlich gilt: Bestimmte Beschwerden und Krankheitsbilder sowie akute oder lebensbedrohliche Situationen erfordern eine schulmedizinische Behandlung. In diesen Fällen ist eine alleinige, homöopathische Therapie nicht angezeigt. Unterstützend können Homöopathika dann jedoch durchaus eingesetzt werden.

Bewiesene Wirksamkeit und Studien zur Homöopathie

Wissenschaftliche Studien beweisen die Wirksamkeit der Homöopathie. Bisherige wissenschaftliche Studien (kontrollierte klinische Studien) untersuchten vor allem die Frage, ob Homöopathie über den sogenannten Placebo-Effekt hinaus eine therapeutische Wirkung entfaltet.

Die Ergebnisse hierzu sind nicht einheitlich. Dennoch kommt die Homöopathie häufig zur Anwendung, weil ihre Verträglichkeit sehr gut ist und viele Patienten von positiven Ergebnissen berichten. Daher ist die Homöopathie in der ärztlichen Weiterbildungsordnung verankert und mit einer Zusatzbezeichnung geschützt.

Homöopathische Arzneimittel: Viele Krankenkassen übernehmen Kosten

Homöopathische Arzneien sind in niedrig dosierter Form rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Hohe Potenzen sind dagegen verschreibungspflichtig.

Dabei ist die Homöopathie nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) enthalten, Kassen müssen also grundsätzlich nicht für diese Therapieform aufkommen. Allerdings haben Krankenkassen die Möglichkeit, die Homöopathie in ihre kassenindividuellen Satzungsleistungen aufzunehmen – eine Möglichkeit, von der viele großen Kassen Gebrauch machen. Sie übernehmen teilweise die Kosten für eine einstündige Erstanamnese, für homöopathische Arzneimittel oder andere homöopathische Leistungen. Das genaue Leistungsspektrum kann bei der eigenen Krankenkasse erfragt werden.

Historie: kleine Geschichte der Homöopathie

Begründer der Homöopathie ist der promovierte deutsche Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843), der das Verfahren Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte. Hahnemann war ein großer Kritiker der Heilmethoden seiner Zeit. Er distanzierte sich von den Ansichten der damaligen Schulmedizin so sehr, dass er sich gezwungen sah, seine Praxis als Mediziner aufzugeben und seinen Lebensunterhalt mit Übersetzungsarbeiten zu finanzieren. Dabei stieß er auf die Arbeit des schottischen Pharmakologen William Cullens, der die Wirkung von Chinarinde auf den menschlichen Organismus beschrieb und ihr eine heilende Kraft auf das Wechselfieber (Malaria) attestierte.

Cullens Theorie wollte Hahnemann keinen Glauben schenken und so unternahm er Selbstversuche mit Chinarinde. In diesen Versuchen bemerkte Hahnemann, dass die Chinarinde bei ihm eine Schein-Malaria erzeugte. Er folgerte im Umkehrschluss, dass die Chinarinde gegen eine echte Malariaerkrankung helfen müsse. Damit legte Hahnemann den Grundstein für die Homöopathie.

Im Anschluss an diese Entdeckung führte er zahlreiche Versuche durch, in denen er Arzneien und deren toxische Wirkung untersuchte, die in homöopathischer Dosierung zugleich ihre Heilkraft ausmachen. Mit der Formulierung des Ähnlichkeitsprinzips wird 1796 als das Geburtsjahr der Homöopathie bezeichnet. Die Gesetze der Homöopathie legte Hahnemann im 1810 erschienenen "Organon der rationellen Heilkunde" fest.

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