Brustkrebs: Überblick zur häufigsten Tumorerkrankung der Frau
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Zur Früherkennung kommt deshalb der gynäkologischen Vorsorge besondere Bedeutung zu. Was Risikofaktoren sind, welche Symptome auftreten und wie die Behandlung, Heilungschancen und Prognose aussehen, lesen Sie hier.
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Brustkrebs (Mammakarzinom) ist in Deutschland die häufigste Krebsart bei Frauen. Jährlich gibt es knapp 70.000 Neuerkrankungen. Drei von zehn Frauen sind dabei jünger als 55 Jahre. Die Heilungschancen sind besser als noch vor zehn Jahren. Obwohl die Zahl der Erkrankungen zunimmt, sterben heute weniger Frauen daran. Grund hierfür sind Fortschritte in der Therapie von Brustkrebs.
Auch bei Männern kann Brustkrebs auftreten, kommt aber deutlich seltener vor. Liegt das Lebenszeitrisiko für Frauen, an Brustkrebs zu erkranken, bei etwa 12,8 Prozent (etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens), so liegt es bei Männern nur bei 0,1 Prozent (ein Mann von 790 Männern erkrankt im Laufe seines Lebens). Deshalb werden Männern keine speziellen Früherkennungsmaßnahmen empfohlen, Frauen hingegen schon.
Im Überblick:
Prognose und Heilungschancen
Da die Diagnostik und Therapie bei Brustkrebs in den letzten Jahren deutlich verbessert wurden, sind auch die sogenannten 5-Jahres-Überlebensraten gestiegen. Die meisten Frauen leben fünf Jahre nach der Diagnose Brustkrebs noch (83 %), viele auch noch nach zehn oder 15 Jahren. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Dazu beigetragen haben die Früherkennungsmaßnahmen, wie das 2005 in Deutschland eingeführte Mammografie-Screening.
Ursachen und Risikofaktoren für Brustkrebs
Die genauen Ursachen für Brustkrebs sind noch nicht geklärt. Aber es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für Brustkrebs erhöhen können. Zu den Risikofaktoren zählen:
- steigendes Alter
- frühe erste Periode
- spätes Eintreten der Wechseljahre
- Kinderlosigkeit oder erste Schwangerschaft nach dem 30. Lebensjahr
- regelmäßiger Alkoholkonsum
- erbliche Veranlagung, familiär gehäufter, erblicher Brustkrebs (beispielsweise Mutation der Gene BRCA1 und BRCA2)
- Übergewicht und Bewegungsmangel nach den Wechseljahren
- Hormonersatztherapie in und nach den Wechseljahren (besonders bei der Kombination Östrogene und Gestagene)
Auch wenn die Pille als Ursache für Brustkrebs diskutiert wurde, erhöht sie laut neuesten Erkenntnissen das Risiko für Brustkrebs nur minimal. Je länger der Zeitraum mit Zyklen und somit mit Hormonschwankungen im Leben einer Frau ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs. Im Gegenzug scheinen einige Faktoren das Risiko für Brustkrebs zu senken:
- längere Stillzeiten
- frühe erste Schwangerschaft (vor dem 30. Lebensjahr) und mehrere Geburten
Symptome: Brustkrebs erkennen
Bei Brustkrebs sind die Symptome im Anfangsstadium oft gar nicht vorhanden. Hinweise auf einen Knoten, der aber nicht bösartig sein muss, sondern auch gutartig sein kann (Fibroadenom), sind:
- Größe und Form der Brüste haben sich unterschiedlich verändert
- Einziehungen an der Brust oder der Brustwarze
- Flüssigkeit tritt aus der Brustwarze aus (außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit)
- plötzlich auftretende Eindellungen an einer Stelle der Brust (Orangenhaut)
- spürbare Knoten beim Abtasten
Im Rahmen der jährlichen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung wird auch die Brust abgetastet, um mögliche Verhärtungen oder andere Veränderungen zu erkennen. Frauen sollten unbedingt regelmäßig auch selber ihre Brust abtatsten um Veränderungen frühzeitig wahrzunehmen. Das ist gerade deshalb wichtig, weil Brustkrebs so möglichst früh entdeckt werden kann. In den meisten Fällen gilt, dass die Heilungschancen umso besser sind, je früher der Brusttumor entdeckt wird.
Diagnose: Bei Brustkrebs auf Früherkennung setzen
Bei der Diagnose von Brustkrebs wird auf die Früherkennung gesetzt, da es meist ein Zufallsbefund ist. Es wird allen Frauen empfohlen, die regelmäßigen Krebsfrüherkennunguntersuchungen zu nutzen.
Die gesetzliche Früherkennung, für die die Krankenkassen die Kosten übernehmen, sieht folgende Untersuchungen vor:
- Frauen ab 30 Jahren: einmal jährlich eine Früherkennungs-Untersuchung der Brüste (Abtasten, Anleitung zur Selbstuntersuchung, Beratung)
- Frauen von 50 bis 70 Jahren: alle zwei Jahre Einladung zum Mammografie-Screening in einem zertifizierten Zentrum
Bei Frauen, die eine deutliche familiäre Vorbelastung haben, kann ein Gentest auf erhöhtes Brustkrebsrisiko durchgeführt werden. Die Tastuntersuchung ist die wichtigste Untersuchung bei der Diagnose von Brustkrebs. Entdeckt der*die Arzt*Ärztin dabei Auffälligkeiten, werden weitere Untersuchungen veranlasst. In der Regel wird das zunächst eine Mammografie sein. Weitere Untersuchungsmethoden bei Verdacht auf Brustkrebs sind:
- Ultraschalluntersuchung der Brust
- MRT
- Gewebeprobe (Biopsie) des verdächtigen Tumors in der Brust
Bei einem Tumor in der Brust ist letztendlich immer die feingewebliche Untersuchung des Gewebes wichtig, um festzustellen, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt. Ist er bösartig, muss eine genaue Bestimmung des Tumors erfolgen, da sich hiernach auch die Behandlung richtet. So ist beispielsweise für die Therapieplanung wichtig, ob es sich um einen hormonrezeptorpositiven Tumor handelt. Bei einem hormonrezeptorpositiven Tumor haben die Krebszellen Rezeptoren für Östrogen und Progesteron, was bedeutet, dass diese Hormone das Tumorwachstum fördern. 70 bis 80 Prozent der Brustkrebstumoren sind hormonrezeptorpositiv.
Es gibt auch verschiedene Arten von gutartigen Tumoren der Brust. Einige von ihnen werden allerdings als sogenannte Krebsvorstufen eingeordnet oder erhöhen das Brustkrebsrisiko. Sie müssen deshalb manchmal entfernt oder zumindest engmaschig kontrolliert werden.
Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs
Die Therapie bei Brustkrebs richtet sich nach Art und Größe des Tumors und ob er hormonrezeptorpositiv ist oder nicht. Allerdings besteht die erste Maßnahme fast immer darin, das Mammakarzinom operativ zu entfernen. Dabei kann brusterhaltend operiert werden oder die Rekonstruktion schon direkt während der Operation, in der der Tumor entfernt wird, erfolgen. Manchmal wird der Wiederaufbau der Brust auch in einer zweiten, späteren Operation durchgeführt.
Neben der Operation stehen weitere Behandlungsverfahren zur Verfügung. Welche davon angewendet werden und wie viel Gewebe entfernt wird, kann sehr unterschiedlich sein und hängt vom individuellen Brustkrebs der Patientin und auch ob sie bereits in den Wechseljahren ist oder nicht ab. In Deutschland gibt es ärztliche Leitlinien für die Behandlung von Brustkrebs. Zur Information von Patientinnen stehen auch Patientenleitlinien zur Verfügung, die hier abgerufen werden können.
Folgende Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung:
Mastektomie (vollständige Entfernung der Brust) bei Vorliegen bestimmter Faktoren, wie beispielsweise inflammatorischem (entzündlichem) Brustkrebs.
Entnahme von Achsellymphknoten: Dies erfolgt meist zusammen mit der Operation des Tumors. Die Untersuchung der Achsellymphknoten gibt weiteren Aufschluss über das Tumorstadium und die Ausbreitung des Tumors. Sind Tumorzellen in den Lymphknoten enthalten, steigt das Risiko, dass bereits Metastasen vorliegen. In solchen Fällen erfolgt im Anschluss an die Operation eine adjuvante (unterstützende) Chemo- oder Hormontherapie, die bereits abgewanderte Tumorzellen abtöten kann.
Medikamente: Dazu gehören die Antihormontherapie, die Chemotherapie und zielgerichtete Therapien wie die Antikörpertherapie. Sie werden in der Regel nach der Brustoperation angewendet, um Rückfälle und Metastasen zu verhindern. Alle drei Therapien können auch kombiniert werden, wenn ein besonders hohes Risiko besteht.
Adjuvante Chemotherapie: Durch eine sich an die Operation anschließende Chemotherapie (adjuvant) mit Zytostatika wird das Risiko für Rückfälle (Rezidive) und Metastasen gesenkt.
Neoadjuvante Chemotherapie: Eine Chemotherapie mit Zytostatika vor der Operation kommt seltener zum Einsatz, beispielsweise bei fortgeschrittenem, inoperablem oder entzündlichem Brustkrebs.
Antihormontherapie: Manche Tumoren werden von Hormonen zum Wachstum angeregt. Da setzt eine Antihormontherapie an, die die Rezeptoren blockiert, sodass das Wachstum der Tumorzellen unterbunden wird. Hierzu zählen beispielsweise Aromatasehemmer und Tamoxifen.
Zielgerichtete Therapien: Die Antikörpertherapie zählt zu den zielgerichteten Therapien (Targeted Therapies). Antikörper werden eingesetzt, um an den Krebszellen direkt anzusetzen und deren Wachstum zu blockieren. Dies ist nicht bei allen Frauen mit Brustkrebs möglich. Im Tumorgewebe müssen die Strukturen nachgewiesen werden, gegen die die zielgerichtete Therapie wirken soll, damit der Einsatz sinnvoll ist.
Strahlentherapie: Die Bestrahlung wird meist nach einer brusterhaltenden Operation eingesetzt, um eventuell noch vorhandene Krebszellen abzutöten.
Palliative Behandlung: Wenn der Brustkrebs sehr weit fortgeschritten ist und nicht mehr geheilt werden kann, erfolgt eine palliative Behandlung. Das bedeutet, dass der Tumor selbst nicht mehr behandelt wird, sondern nur noch Symptome gelindert werden und versucht wird, ein weiteres Fortschreiten zu verhindern sowie die Lebensqualität zu erhalten. Psychologische Unterstützung sollte hierbei unbedingt ebenfalls erfolgen.
Die Behandlung in speziellen Brustzentren ist empfehlenswert, um die ideale Therapie durchführen zu können und auch die Nebenwirkungen der Therapien gegebenenfalls behandeln zu können. Vor Beginn der Therapie wird ein Therapieplan erstellt, dessen Inhalt von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Der Behandlungsplan wird im Rahmen einer sogenannten interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt. Dabei beraten sich Ärzt*innen verschiedener Fachdisziplinen, wie Gynäkologie, Onkologie, Radiologie, über das individuelle Vorgehen. Neben den Spezialist*innen für den Brustkrebs erfolgt in der Regel auch eine Betreuung durch eine*n Psychoonkolog*in, um die Frau in dieser schweren Phase zu unterstützen.
Verlauf und Nachsorge von Brustkrebs
Beim Brustkrebs bestehen gute Heilungschancen, wenn er früh erkannt und gemäß Leitlinien behandelt wird. Die Heilungschancen sind zudem am besten, wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann. Eine Besonderheit des Brustkrebses ist jedoch, dass im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen auch Jahre nach der überstandenen Erkrankung noch neue Tumoren (Rezidive) oder Tumore in anderen Bereichen des Körpers (Metastasen) auftreten können. Deshalb kommt der regelmäßigen Nachsorge beim Brustkrebs eine besondere Bedeutung zu. Dabei können neue Tumoren oder Metastasen frühzeitig entdeckt werden. Die Nachsorge beim Brustkrebs sollte mindestens zehn Jahre ärztlich erfolgen. Beim familiär gehäuften (erblichen) Brustkrebs sollte die Nachsorge noch engmaschiger durchgeführt werden.
Bestehen bereits Metastasen, hängt die Lebenserwartung der betroffenen Frau von der Art der Metastasen ab. Bei Knochen- und Hautmetastasen ist die Prognose relativ günstig, schlechter ist sie bei Metastasen in Lunge, Gehirn und Leber.
Mammakarzinom vorbeugen
Da bisher nur wenige Mechanismen entschlüsselt wurden, die zu Brustkrebs führen, ist auch ein gezieltes Vorbeugen schwierig. Manche Faktoren können angeboren sein und sind damit nicht zu beeinflussen. Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko sollten unbedingt regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen.
Die hormonelle Situation einer Frau beeinflusst das Brustkrebsrisiko. Allerdings ist diese individuell und kann nur bedingt beeinflusst werden. Die Einnahme der Pille erhöht das Risiko für Brustkrebs nur gering. Deutlich erhöhen allerdings Hormonpräparate der Hormonersatztherapie in den Wechseljahren das Brustkrebsrisiko. Pflanzliche Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene, beispielsweise enthalten in Sofamilch oder Tofu) sind noch umstritten, da anhand der Studienlage unklar ist, ob sie das Risiko senken oder sogar erhöhen können.
Zur allgemeinen Vorbeugung von Krebs wird ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung empfohlen. Allerdings kann das die Forschung der letzten Jahre über die Prävention von Brustkrebs nur teilweise bestätigen:
- Frisches Obst und Gemüse: Auf das Risiko von Brustkrebs scheint es keinen Einfluss zu haben, ob eine Frau sich mit viel frischem Obst und Gemüse ernährt oder nicht.
- Ausreichend Bewegung und Normalgewicht: Übergewicht und Bewegungsmangel sind nachgewiesenermaßen Faktoren, die das Brustkrebsrisiko erhöhen. Insbesondere Übergewicht nach den Wechseljahren erhöht das Risiko für hormonrezeptorpositive Tumoren.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Das Brustkrebsrisiko erhöht sich, je mehr Alkohol eine Frau trinkt.
- Nichtrauchen: Rauchen ist ungesund, der Zusammenhang mit der Entwicklung von Brustkrebs ist aber nicht eindeutig belegt.
Zusammenfassend können folgende Punkte zur Vorbeugung von Brustkrebs genannt werden:
- Gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, Normalgewicht, einer ausgewogenen Ernährung und mit möglichst wenig Genussgiften wie Alkohol und wahrscheinlich auch Nikotin.
- Stillen: Stillen ist nachweislich ein Faktor, der das Risiko senkt, an Brustkrebs zu erkranken, da sich die Hormonlevel der Stillzeit ebenso wie die Zahl der ausgetragenen Schwangerschaften günstig auswirken.
- Hormone in den Wechseljahren: Hormonersatzprodukte, insbesondere solche mit einer Kombination aus Östrogen und Gestagen, sollten nur wenn unbedingt nötig eingenommen werden. Eine Nutzen-Risiko-Abschätzung sollte sorgsam mit dem*der Gynäkolog*in erfolgen.