Schmerzen in der Brust – harmlose Verspannung oder gefährliche Erkrankung?
Schmerzen in der Brust beziehungsweise dem Brustkorb können unterschiedliche Ursachen haben, darunter harmlose wie einen blockierten Wirbel, aber auch lebensgefährliche wie einen Herzinfarkt. Von den Schmerzen im Thorax (altgriech. für Brustpanzer) können alle Bereiche des Brustkorbs, aber auch die Brustwirbelsäule sowie die Organe im Bauch betroffen sein.
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Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Brustschmerzen?
Brustschmerzen (Thoraxschmerzen) sind keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Zahlreiche Krankheiten des Herzens, der Lunge, der Speiseröhre, der Knochen oder der Muskeln äußern sich unter anderem durch Brustschmerzen. Auch aus dem Bauchraum können Schmerzen bis in die Brust ausstrahlen. Manchmal ist der Schmerz eher ein Beklemmungsgefühl wie bei der Angina pectoris.
Hinter akuten, anhaltenden Schmerzen in der Brust steht immer eine Erkrankung, die aber auch psychischer Natur sein kann, etwa eine Depression oder eine Angststörung. Manchmal stecken aber einfach nur harmlose Muskelverspannungen hinter den Schmerzen. Da die Betroffenen selbst in der Regel kaum beurteilen können, was sich hinter den Beschwerden verbirgt, empfiehlt es sich bei Schmerzen im Brustbereich unbedingt ärztlichen Rat zu suchen – auch um auszuschließen, dass es sich um einen lebensgefährlichen Herzinfarkt handelt. Die meisten Thoraxschmerzen betreffen allerdings die Muskulatur und das Skelett.
Symptome und dazu passende Krankheitsbilder
Je nach Ursache zeigen sich die Schmerzen in der Brust sehr unterschiedlich. Sie können stechend, leicht, stark, drückend, brennend oder nur gelegentlich beim Husten oder Atmen zu spüren sein. Harmlose und bedrohliche Erkrankungen können sich ganz ähnlich äußern und der Schmerz wird auch beim gleichen Krankheitsbild von verschiedenen Patient*innen unterschiedlich wahrgenommen. Welche Symptome vorkommen können und welche Erkrankungen sich möglicherweise hinter den verschiedenen Arten von Thoraxschmerzen verbergen:
Ein Schmerz in der Brust kann mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl verbunden sein.
Zusätzlich zu den Thoraxschmerzen tritt bei verschiedenen Erkrankungen Luftnot auf.
Tumoren und entzündliche Erkrankungen können zusätzlich mit Gewichtsverlust einhergehen.
Ein punktueller, stechender Schmerz, der durch Druck von außen ausgelöst werden kann, weist auf muskuläre Ursachen hin, kann aber auch von Knochen (Wirbelsäule, Rippen) oder Gelenken ausgehen.
Ein zusätzliches Brennen hinter dem Brustbein deutet auf eine Erkrankung der Speiseröhre hin.
Akute Herzschmerzen mit Engegefühl und Atemnot oder Schmerzen in der Brust beim Atmen können Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Die heftigen Schmerzen sind häufig von Schwitzen, Übelkeit oder Erbrechen begleitet.
Hinter drückenden und brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein und über dem Herzen könnte eine Angina pectoris stecken. Typisch ist die Schmerzausstrahlung in Hals, Unterkiefer, Oberbauch sowie in den linken Arm. Ausgelöst werden die Schmerzen oft durch körperliche oder seelische Belastung.
Akut auftretende und zunehmende Schmerzen in der Brust beim Atmem können auf eine Lungenentzündung (Pneumonie) mit Beteiligung des Rippenfells (Pleuropneumonie) hinweisen. Bei einer akuten Lungenembolie sind die Schmerzen besonders heftig (Vernichtungsschmerzen). Thoraxschmerzen kommen aber auch bei einer eher harmlosen Bronchitis vor.
Beginnt der Schmerz allmählich und steigert sich oder tritt er als Dauerschmerz auf, kann das für einen bösartigen Tumor sprechen.
Ursachen von Brustschmerz
Schmerzen in der Brust können durch krankhafte Veränderungen der Brustwand (Rippen, Muskeln, Faszien), der Wirbelsäule, des Herzens, der Lunge oder durch Erkrankungen von Magen oder Darm sowie durch psychosomatische Störungen entstehen. Manchmal strahlen auch Erkrankungen im Bauchraum, zum Beispiel ein Magengeschwür, Schmerzen in den Brustbereich aus. Folgende Erkrankungen kommen als Ursache für Schmerzen in der Brust häufig vor:
- Blockierte Rippen oder Wirbel, Verspannungen im Rücken
- Lungenerkrankungen
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Herzerkrankungen
- Psychosomatische Schmerzsyndrome
Brustschmerzen bei Lungenerkrankungen
Lungenerkrankungen verursachen nicht immer Schmerzen im Brustraum, denn das Lungengewebe selbst ist nicht schmerzempfindlich. Zu den schmerzempfindlichen Teilen der Lunge zählen das Brustfell, die Luftröhre und die großen Bronchien sowie die großen Lungengefäße. Eine ausgedehnte Lungenentzündung, die nur das Lungengewebe in Mitleidenschaft zieht, kann daher vollkommen schmerzlos sein, während eine vergleichsweise kleine Rippenfellentzündung heftige Schmerzen bereitet. Die im Folgenden genannten Lungenerkrankungen müssen also nicht unbedingt Thoraxschmerzen auslösen, können das aber tun:
- Akute Lungenembolie
- Pulmonale Hypertonie (Bluthochdruck in der Lunge)
- Infektiöse Lungenerkrankungen
- Bronchialkarzinom
- Pneumothorax (Durch einen Unfall oder eine Erkrankung fällt die Lunge in sich zusammen)
Harmlose Erkrankungen im Bereich des Brustkorbs
Häufig sind es die Knochen und Muskeln des Brustkorbs und der Wirbelsäule, auf die die Schmerzen in der Brust zurückzuführen sind. Auslöser für die Schmerzen kann etwa eine verspannte Stelle in der Brustwand sein. Muskelverspannungen und Blockierungen der Wirbelsäule oder Rippengelenke führen manchmal ebenfalls zu Schmerzen in der Brust. Typisch für diese Schmerzen ist, dass sie bewegungsabhängig sind – oder sich durch Druck (etwa bei einer Tastuntersuchung) verstärken.
Als stechend nehmen Betroffene meist den Schmerz bei Erkrankungen des Brustfells (pleuraler Schmerz) wahr. Er verstärkt sich bei tiefer Atmung durch den vermehrten Zug am Brustfell, bei flacher Atmung ist er schwächer. Aus diesem Grund atmet der*die Betroffene möglichst flach und vorsichtig (Schonatmung). Weil jeder Atemzug als schmerzhaft empfunden wird, kommt es zu Luftnot. Beim Husten und Schnäuzen erhöht sich der Druck im Brustkorb und der Schmerz ist besonders heftig.
Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sind die zweithäufigste Ursache für Thoraxschmerzen; Entzündungen der Speiseröhre stehen hier an erster Stelle.
Am häufigsten lösen Erkrankungen der Speiseröhre einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein aus, der zunächst nicht von Herzschmerzen zu unterscheiden ist. Ursache ist meist eine Entzündung. Sie kann zum Beispiel durch die Refluxkrankheit entstehen, bei der zurückfließender, saurer Magensaft die Speiseröhre schädigt, oder durch eine Infektion der Speiseröhre.
Seltenere Ursachen für Schmerzen in der Brust sind ein Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwür, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder eine Gallenkolik.
Als Mediastinitis wird eine Entzündung des Mediastinums, dem Raum zwischen den beiden Lungenflügeln hinter dem Brustbein, bezeichnet. Sie kann beispielsweise durch eine Verletzung der Speiseröhre entstehen. Dies ist aber sehr selten die Ursache für Schmerzen in der Brust.
Wenn Schmerzen in der Brust auf Herzerkrankungen deuten
Im Brustkorb befindet sich das Herz und seine großen Gefäße, unter anderen die Aorta, die Hauptschlagader, die Blut aus dem Herzen in den Kreislauf pumpt. Zu den gefährlichsten Ursachen von Schmerzen im Brustbereich gehören der Herzinfarkt sowie Erkrankungen der Hauptschlagader.
Eine Minderversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff durch eine Verengung der Herzkranzgefäße verursacht den als Angina pectoris bezeichneten Schmerz. Er macht sich hinter dem Brustbein als brennender oder drückender Schmerz bemerkbar und wird durch körperliche Belastung oder auch Aufregung ausgelöst oder verschlimmert. Kommt es zum Verschluss eines Astes der Herzkranzgefäße, entsteht ein Herzinfarkt mit Absterben von Herzmuskelgewebe, der sehr starke Schmerzen im Brustkorb auslösen kann.
Ähnlich heftige Beschwerden verursacht die Aortendissektion, die allerdings deutlich seltener ist als ein Herzinfarkt. Hierbei kommt es zu einem Einriss der innersten Schicht der Hauptschlagader (Aorta).
Auch Herzklappenerkrankungen oder Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder des Herzbeutels (zum Beispiel im Rahmen einer Viruserkrankung) können die Ursache für herzbedingte Brustschmerzen sein. Bei Herzklappenerkrankungen spüren Betroffene mit fortschreitendem Krankheitsprozess möglicherweise auch starke Schmerzen im Brustbereich – wenn zum Beispiel das Herz nicht ausreichend mit Blut versorgt wird oder ein Bluthochdruck in den Lungen besteht. Bei Entzündungen des Herzmuskels oder des Herzbeutels (Perikarditis) sind die Schmerzen durch die Entzündung bedingt.
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Manchmal sorgt die Psyche für Schmerzen im Brustkorb
Psychosomatische Schmerzsyndrome sind nicht gefährlich, da sie aber von den Betroffenen als heftig empfunden werden, lösen sie ebenso große Ängste aus wie etwa die Schmerzen bei einem Infarkt.
Panikattacken, wie sie bei einer Angststörung auftreten, sind mit Schmerzen in der Brust und manchmal auch mit einem Engegefühl in der Brust verbunden. Bei einer Herzangst – Fachleute sprechen auch von einer Herzphobie oder auch Herzneurose – sind Betroffene davon überzeugt, an einer bedrohlichen Erkrankung des Herzens zu leiden. Auch im Rahmen einer Depression können Schmerzen im Brustraum als Symptom auftreten. Bevor ein psychosomatisches Schmerzsyndrom diagnostiziert wird, müssen aber sämtliche organischen Ursachen ausgeschlossen werden.
Diagnose: Diese Untersuchungen werden gemacht
Zunächst erfolgt in einem Anamnesegesgespräch eine ausführliche Befragung zu Art und Auftreten des Schmerzes. Dabei sind Fragen zur Stärke, Lokalisation und Charakter des Schmerzes sowie Begleitumstände relevant.
Die körperliche Untersuchung schließt an die Befragung an, sie dient dazu die Verdachtsdiagnose zu bestätigen oder zumindest die Zahl der möglichen Ursachen einzugrenzen. Beim Betrachten und Abtasten des Brustkorbs fallen eventuell vorhandene Schmerzpunkte, Schwellungen, Rötungen oder Fehlstellungen auf. Besonderes Augenmerk ist auf auf die Kreislauffunktionen gerichtet: Wie sind Puls, Blutdruck und die Herztöne? Zudem werden Brustkorb und Lunge abgehorcht und der Oberbauch untersucht.
Weitere Untersuchungen und was sie aussagen:
Blutuntersuchung: Ist ausreichend Sauerstoff im Blut vorhanden? Wie sind die Entzündungswerte?
Röntgen-Thorax: Sie zeigt Veränderungen bei Erkrankungen der Lunge, des Rippenfells, der Brustwand (vor allem der Knochen) und bei vielen Herzerkrankungen, allerdings nicht unbedingt beim Herzinfarkt.
EKG (Elektrokardiogramm, Herzstromkurve): Das EKG kann erste Hinweise auf einen Herzinfarkt geben oder einen solchen ausschließen.
Computertomografie (CT): Sie zeigt Brustkorb oder Oberbauch in feinen Schichten.
Echokardiografie: Die Ultraschalluntersuchung des Herzens zeigt nebenwirkungsarm eine Herzklappenerkrankung, einen Herzinfarkt, eine koronare Herzkrankheit (Verengungen der Herzkranzgefäße), eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung), eine Perikarditis (Herzbeutelentzündung) oder auch eine Lungenembolie.
Speiseröhren-/Magenspiegelung: Besteht der Verdacht, dass die Speiseröhre Ursprung der Schmerzen ist, so ist eine Speiseröhren- und Magenspiegelung (Oesophago-Gastroskopie) notwendig, mit deren Hilfe auch die Schleimhaut der Speiseröhre beurteilt wird und Proben entnommen werden können.
Therapie bei Brustschmerzen
Die Behandlung von Schmerzen in der Brust richtet sich nach der Ursache. Ist diese bekannt, wird die Grunderkrankung durch gezielte Maßnahmen und Medikamente behandelt. Die Schmerzen können (eventuell zusätzlich) durch eine Gabe von Schmerzmitteln gelindert werden.
Einige Beispiele für die Behandlung:
Physiotherapie: Bei Schmerzen in der Brust durch Wirbel- oder Rippenblockierungen sowie Verspannungen können gezielte Krankengymnastik und Massagen helfen.
Antibiotika: Sie werden bei bakteriellen Infektionen, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung, eingesetzt.
Blutgerinnungshemmende Medikamente wie Heparin: Sie verhindern, dass sich noch weitere Blutgerinnsel an dasjenige anlagern, welches die Lungenembolie oder den Herzinfarkt verursacht hat.
Gefäßerweiternde Substanzen wie Nitrate: Sie gehen gegen Verengungen der Herzkranzgefäße vor und lindern die Schmerzen rasch.
Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol: Sie unterdrücken die Säureproduktion im Magen, sodass kein saurer Magensaft mehr die Speiseröhre angreift und die Entzündung der Speiseröhre ausheilen kann.
Eine Drainage: Sie behandelt einen gefährlichen Einriss im Lungenfell.
Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen helfen insbesondere bei Schmerzen, die von Knochen, Gelenken, Muskeln oder Sehnen ausgehen. Da in diesen Fällen häufig auch ein entzündlicher Prozess vorliegt, ist die Gabe dieser Mittel besonders sinnvoll. Eine andere bekannte schmerzlindernde Substanz, die auch bei Kindern eingesetzt wird, ist Paracetamol.
Zentral wirksame Schmerzmittel: Sind die Schmerzen sehr stark, kann die Wirkung von Acetylsalicylsäure oder Paracetamol durch kleine Mengen von Morphinen oder Opiaten verstärkt werden. Sie unterdrücken sehr wirksam die Schmerzweiterleitung im Rückenmark und zusätzlich die Schmerzwahrnehmung im Gehirn.
Wie kann ich Brustschmerzen vorbeugen?
Da Schmerzen im Brustkorb Ausdruck einer anderen Grunderkrankung sind, kann ihnen nicht direkt vorgebeugt werden. Eine gesunde Lebensweise trägt aber dazu bei, die möglichen Ursachen nicht entstehen zu lassen.
Zu einem gesunden Lebensstil gehört:
- Eine ausgewogene Ernährung
- Normalgewicht
- Regelmäßige Bewegung
- Verzicht auf Nikotin
- Alkohol nur in Maßen
Wer so lebt, beugt nicht nur Infekten, sondern auch Herzkrankheiten vor, die Schmerzen in der Brust auslösen können.
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