Wenn die Lunge zusammenfällt

Pneumothorax: Gute Heilungschancen bei früher Diagnose

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Bei einem Pneumothorax fällt eine Lunge ganz oder teilweise zusammen. Gründe können Unfälle oder Lungenkrankheiten sein, ein Pneumothorax kann aber auch ganz spontan auftreten. Die Symptome unterscheiden sich je nach Ausprägung und auch die Dauer der Heilung ist individuell. Was können Betroffene bei einem Pneumothorax tun?

Pneumothorax
© iStock.com/Sopone Nawoot

Dringt Luft in den sogenannten Pleuraspalt zwischen Lunge und Brustwand ein, entsteht ein Pneumothorax. Ein Pneumothorax kann sich über Tage hinweg entwickeln oder akut auftreten. Neben dem spontanen Auftreten können Verletzung oder Lungenerkrankungen ursächlich sein. Die Therapie und Dauer der Heilung ist abhängig vom Schweregrad des Pneumothorax.

Artikelinhalte im Überblick:

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Symptome: Wie äußert sich ein Pneumothorax?

Ein Pneumothorax äußert sich bei einem Menschen ohne vorausgehende Lungenerkrankung anders als bei Betroffenen, bei denen das Lungengewebe im Vorfeld schon geschädigt war.

Symptome beim symptomatischen Pneumothorax

Menschen, die einen symptomatischen Pneumothorax erleiden, hatten vorher in den meisten Fällen schon deutliche Lungenprobleme mit Atemnot. Fällt nun eine Lunge oder Teile einer Lunge zusammen, verstärkt sich diese Luftnot zunehmend und Betroffene, die ohnehin eine schwere chronische Lungenerkrankung haben, können durch einen zusätzlichen Pneumothorax schnell in einen lebensbedrohlichen Zustand kommen.

Symptome bei Spontanpneumothorax

Bei einem Spontanpneumothorax kommt es dagegen klassischerweise zu einem plötzlich auftretenden, einseitigen Schmerz im Brustkorbbereich, der als stechend beschrieben wird und atemabhängig ist. Dieser Schmerz verstärkt sich bei tiefer Atmung, was bei den Betroffenen zu einer möglichst flachen, beschleunigten Atmung führt.

Auch einen atemabhängigen Reizhusten versuchen Betroffene durch flache Atmung zu vermeiden. Je nach Ausprägung des Pneumothorax kommt es schnell oder schleichend zu Atemnot. In manchen Fällen kann es Tage dauern, bis die Luftnot spürbar ist.

Symptome bei Spannungspneumothorax

Ein wesentlich akuteres Krankheitsbild zeigt sich bei einem Spannungspneumothorax, es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Akutfall. Die auftretenden Symptome sind sehr heftig und schreiten sehr schnell fort.

Es kommt zu stark zunehmender Luftnot und hoher Herzfrequenz. Unbehandelt kann es zum Vollbild des kardiogenen Schocks, mit Herz-Kreislauf-Versagen, Zyanose (Blaufärbung von Lippen, Haut und Schleimhäuten infolge starken Sauerstoffmangels), Blutdruckabfall und gestauten Halsvenen kommen. Die Atmung ist asymmetrisch, die erkrankte Seite führt nur sehr kleine Atembewegungen durch.

Ein Spannungspneumothorax kann zum Auftreten eines Hautemphysems (Luftansammlung im Unterhautfettgewebe) führen, da durch den hohen Druck die Luft in das Unterhautfettgewebe gepresst wird. Man erkennt dies an Schwellungen unter der Haut, die bei Druck knisternde Geräusche verursachen.

Pneumothorax: Was ist das?

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Therapie: Wie wird ein Pneumothorax behandelt?

Die Therapie richtet sich danach, wie ausgeprägt der Pneumothorax ist, welche Umstände die Erkrankung auslösten und wie der Gesundheitszustand des Betroffenen ist. Das Ziel ist in allen Fällen, die Luft aus dem Pleuraraum zu entfernen und einen Rückfall zu verhindern.

Alle Behandlungsmöglichkeiten auf einen Blick:

  • Abwarten der Spontanheilung unter Beobachtung und Sauerstoffgabe: Sehr langwierige Methode, die nur in Ausnahmefällen und bei einem sehr kleinen Pneumothorax in Betracht kommt.

  • Pleuradrainage (Absaugung der Luft durch eine liegende Drainage): Ein kleiner Schlauch wird in den Pleuraraum eingebracht und an eine Pumpe angeschlossen, die einen Unterdruck erzeugt. So kann die Luft aus dem Pleuraraum abgeleitet werden und die Lunge kann sich wieder ausdehnen. Dieses Verfahren dauert wenige Tage und ist für fast alle Formen des Pneumothorax als Ersttherapie geeignet.

  • Pleurodese (Verklebung von Lungenfell und Rippenfell): Die Verklebung des Pleuraraums ist die Methode, die einem erneuten Pneumothorax wirksam vorbeugt. Selbst wenn wieder Luft in den Pleuraspalt gerät, kann die Lunge dann nicht zusammenfallen, weil sie mit der Brustwand verklebt ist.

  • operativer Eingriff: Empfohlen wird eine minimal-invasive OP oder die Thorakotomie (Eröffnung des Brustkorbs), wenn sich die Lunge nach mehreren Tagen trotz Drainage nicht entfaltet hat oder immer neue Luft in den Pleuraspalt einströmt.

Verlauf: Wie lange dauert die Heilung bei Pneumothorax?

Ein rechtzeitig erkannter Spontanpneumothorax hat gute Heilungschancen und es drohen keine Spätfolgen. Bei schweren Vorerkrankungen der Lunge ist die Prognose schlechter, es kann zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Insbesondere bei Menschen mit einem fortgeschrittenen Lungenemphysem oder langjähriger Mukoviszidose steigt die Sterblichkeit durch einen zusätzlichen Pneumothorax deutlich an.

Hatte ein Mensch bereits einmal einen Pneumothorax, wiederholt sich das Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 bis 50 Prozent, nach dem zweiten Pneumothorax sogar in 60 Prozent der Fälle. Das höchste Risiko für einen Rückfall besteht in den ersten drei Monaten nach der Erkrankung.

Die Dauer bis zur vollständigen Heilung reicht, je nach Schwere der Erkrankung, von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen. Ist der Pneumothorax ausgeheilt und bestehen keine anderen Lungenerkrankungen, sind die Betroffenen wieder voll belastbar. Sport, mit Ausnahme von Tiefseetauchen, ist bedenkenlos möglich.

Was passiert bei einem Pneumothorax?

Die Lunge ist ein elastisches Organ, das die Tendenz hat, sich wie ein Luftballon zusammenzuziehen. Damit dies nicht geschieht, herrscht im sogenannten Pleuraraum (spaltförmiger Raum zwischen Lunge und Brustwand) ein Unterdruck, der die Lunge aufspannt und sie den Atembewegungen des Brustkorbs folgen lässt. Die Lunge wird von der sogenannten Pleura (Brustfell) umgeben.

Das Brustfell besteht aus zwei Lagen. Die äußere Lage nennt man Rippenfell und sie kleidet die Innenfläche des Brustkorbs aus. Die innere Lage des Brustfells heißt Lungenfell und überzieht die Lungenoberfläche. Beide Häute sind glatt und feucht, sodass sie fast reibungslos aufeinander gleiten können.

Der dazwischenliegende dünne Pleuraspalt ist mit etwas Flüssigkeit gefüllt, enthält aber keine Luft. So haften die beiden Häute des Brustfells bei allen Atembewegungen durch den leichten Unterdruck aneinander, wie zwei feuchte, aufeinander gelegte Glasplatten, und die Lunge kann sich nicht von der Brustkorbwand ablösen.

Bei einem Pneumothorax kommt es zum Eindringen von Luft in den Pleuraspalt. Die eingedrungene Luft verändert die normalen Druckverhältnisse, die normalerweise ein Zusammenfallen der Lunge verhindern. Der Unterdruck im Pleuraspalt nimmt ab, die beiden Pleurahäute haften nicht mehr aufeinander und die Lunge folgt ihrer Tendenz sich zusammenzuziehen. Sie verkleinert sich oder fällt völlig zusammen. Der Gasaustausch kann in der zusammengefallenen (kollabierten) Lunge dann nicht mehr stattfinden. Meist ist nur ein Lungenflügel betroffen, da rechte und linke Brusthöhle voneinander getrennt sind.

Geschlossener oder offener Pneumothorax

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Luft in den Pleuraspalt gelangen kann. Von einem geschlossenen Pneumothorax spricht man, wenn eine Verbindung zwischen den luftgefüllten Atemwegen und dem Pleuraspalt entsteht. Dringt die Luft aufgrund einer Verletzung von außen durch die Brustwand in den Pleuraspalt ein, so ist dies ein offener Pneumothorax.

Erkrankungshäufigkeit

Die Wahrscheinlichkeit einen Pneumothorax zu erleiden ist mit etwa sieben Fällen pro 100.000 Einwohnern pro Jahr relativ hoch. Männer sind etwa sieben Mal häufiger betroffen als Frauen, der Großteil der Betroffenen sind Raucher. In den meisten Fällen kann kein Grund für die Entstehung des Pneumothorax gefunden werden, dies ist insbesondere bei hochgewachsenen, schlanken männlichen Betroffenen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren der Fall. Bei älteren Menschen besteht dagegen in den meisten Fällen eine Lungenerkrankung, die den Pneumothorax bedingt.

Ursachen und Formen des Pneumothorax

Es gibt unterschiedliche Ursachen für das Auftreten eines Pneumothorax. Entsteht er unerwartet und bei voller Gesundheit, spricht man von einem Spontanpneumothorax. Basiert der Pneumothorax auf einer Vorerkrankungen der Lunge, handelt es sich um einen symptomatischen Pneumothorax. Außerdem gibt es den traumatischen Pneumothorax, der die Folge einer Brustkorbverletzung ist und den Ventilpneumothorax als Sonderform.

Spontanpneumothorax

Die Ursache ist ein spontan auftretender Defekt des Lungengewebes in unmittelbarer Nähe zum Lungenfell. In diesen Bezirken sind manchmal erweiterte Lungenbläschen nachweisbar, was ein angeborener oder erworbener Zustand ist. Die Betroffenen hatten aber vor dem Pneumothorax keinerlei Beschwerden durch diese leichten Veränderungen. In anderen Fällen ist das Lungengewebe völlig unauffällig. Es gibt keine klaren Risikofaktoren, die meisten Betroffenen sind männlich, hochgewachsen, schlank und 15 bis 35 Jahre alt.

Symptomatischer Pneumothorax

Hier lässt sich eine Schädigung des Lungengewebes finden, die für die Entstehung des Pneumothorax verantwortlich ist. Diese Lungenerkrankungen gehen mit einem Emphysem (Aufblähung der Lungenbläschen), Eiterungen sowie Blutungen im Lungengewebe oder anderen Lungengewebsschäden einher. Der Pneumothorax ist dann eine Komplikation der Grunderkrankung.

Folgende Krankheiten kommen infrage:

Traumatischer Pneumothorax:

Durch eine Verletzung (Trauma) des Brustkorbes kann Luft von außen durch die verletzte, offene Brustwand in den Pleuraspalt eindringen oder es kommt von innen durch Verletzungen von Lunge, Luftröhre oder Bronchien zur Ansammlung von Luft oder Blut im Pleuraraum. Ursachen für die Traumata sind Rippenbrüche und Stichverletzungen, aber auch die Folgen von Gewebeentnahmen (Biopsien) aus der Lunge, Lungenspiegelungen (Bronchoskopie), Wiederbelebungsversuchen (Reanimation), Überdruckbeatmung oder dem Legen von zentralen Venenkathetern (ZVK).

Sonderform Ventilpneumothorax

Einen Sonderfall stellt der Spannungs- oder Ventilpneumothorax dar. Bildet sich an der Lufteintrittsstelle ein Ventilmechanismus, strömt bei jedem Atemzug neue Luft in den Pleuraspalt ohne wieder entweichen zu können. Es kommt zu einem Überdruck im Pleuraspalt und das Herz wird in die Richtung der gesunden Lungenhälfte gedrängt.

Neben dem Lungenflügel der gegenüberliegenden Seite werden so auch die großen Blutgefäße eingeengt und es kommt zum akuten Kreislaufversagen. Ein Spannungspneumothorax stellt einen akuten Zustand dar und kann tödlich verlaufen.

Wie diagnostiziert man einen Pneumothorax?

Die ersten Schritte in der Diagnostik sind ein ausführliches Arztgespräch und die körperliche Untersuchung durch den Arzt. Die Krankengeschichte gibt Hinweise auf mögliche Vorerkrankungen der Lunge sowie auf typische Symptome des Pneumothorax. Durch Abklopfen und Abhören der Lunge mit dem Stethoskop kann bei einem größeren Pneumothorax die Diagnose gesichert werden, da über dem betroffenen Lungenabschnitt kein Atemgeräusch hörbar ist.

Um die Diagnose abzusichern und das Ausmaß des Pneumothorax zu erfahren, kann man die Lunge röntgen. Auf dem Röntgenbild ist die zusammengefallene Lunge deutlich erkennbar.

Bei bestehenden Lungen-Vorerkrankungen kann es nötig sein, die Röntgenaufnahme durch eine Computertomografie (CT) zu ergänzen, um den Zustand der restlichen Lunge genauer beurteilen zu können.

Kann man einem Pneumothorax vorbeugen?

Man kann die Entstehung eines Pneumothorax nicht verhindern, aber das Risiko für die Erkrankung verringern.

Zigarettenrauchen gilt als wesentlicher Risikofaktor für einen Spontanpneumothorax. Je mehr Zigaretten am Tag geraucht werden, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Erkrankung. Bereits der Konsum von ein bis zwölf Zigaretten täglich erhöht das Risiko für einen Pneumothorax bei Männern um das Siebenfache. Werden mehr als 22 Zigaretten pro Tag geraucht, ist das Risiko hundertfach erhöht.

Außerdem schädigt langjähriger Zigarettenkonsum das Lungengewebe. So erhöht sich mit der Zeit des Konsums auch das Risiko für einen symptomatischen Pneumothorax als Folge der Lungenerkrankung.

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