Ejaculatio praecox

Vorzeitiger Samenerguss: Was bedeutet das und was verhindert ihn?

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Bei Männern unter 60 Jahren ist der vorzeitige Samenerguss die meist verbreitete sexuelle Funktionsstörung. Doch die Ejaculatio praecox ist kein Schicksal, sondern behandelbar – was kann man konkret tun und wie kommt es überhaupt dazu?

Mann und Frau frustriert im Bett
© Getty Images/domoyega

Kurzübersicht

Definition: Der vorzeitige Samenerguss gilt als sexuelle Funktionsstörung des Mannes. Beim Ejaculatio praecox erfolgt der Samenerguss regelmäßig frühzeitig während des Geschlechtsverkehrs.

Ursachen: Grunderkrankungen, Mangel an Serotonin oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente

Behandlung: Sexualtherapie, Methoden wie die Stopp-Start-Technik, medikamentös mit dem Wirkstoff Dapoxetin oder Kondome mit Lokalanästhetikum (Benzocain).

Artikelinhalte im Überblick:

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Was bedeutet vorzeitiger Samenerguss?

Der vorzeitige Samenerguss (Ejaculatio praecox) ist eine sexuelle Funktionsstörung des Mannes. Kennzeichnend ist, dass der Samenerguss regelmäßig frühzeitig während des Geschlechtsverkehrs oder anderweitiger sexueller Stimulation erfolgt – ohne befriedigendes Erlebnis für die Beteiligten. In der Folge leiden häufig Psyche und Partnerschaft stark.

Im Durchschnitt hat der Mann nach ungefähr fünf Minuten Sex einen Samenerguss. Eine genaue Definition des "zu früh" gibt es beim vorzeitigen Samenerguss nicht, vielmehr handelt es sich um ein individuell beschriebenes Beschwerdebild. Ein weiteres Merkmal des Ejaculatio praecox ist, dass dieser regelmäßig oder dauerhaft auftritt – ein gelegentlicher vorzeitiger Samenerguss ist dagegen normal und kann beispielsweise bei Anspannung und Aufregung vorkommen.

Therapie: Was tun gegen Ejaculatio praecox?

Zur Behandlung eines vorzeitigen Samenergusses gibt es verschiedene Ansätze, die sich nach der zugrunde liegenden Ursache richten:

  • Mit bestimmten Methoden wie der Stopp-Start-Technik soll der Mann lernen, Kontrolle über seine Ejakulation zu erlangen.

  • Als Medikament steht der verschreibungspflichtige Wirkstoff Dapoxetin zur Verfügung – ein kurzzeitig wirksamer selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), der den Orgasmus um etwa eine Minute verzögern kann.

  • Außerdem gibt es Kondome mit dem Lokalanästhetikum Benzocain, das die Sensibilität der Eichel vermindert. Ziel ist es, die für den Höhepunkt notwendige Stimulation zeitlich zu unterdrücken, damit der Orgasmus erst später einsetzt.

  • Verursacht eine Erkrankung die Ejaculatio praecox, führt meistens die Behandlung der Grunderkrankung zum Erfolg.

Bei psychogenen Ursachen spielen Sexualtherapie, Paar- und Verhaltenstherapien eine große Rolle. Lebt der Betroffene in einer festen Beziehung, sollten für einen bestmöglichen Behandlungserfolg die Partnerin oder der Partner des Mannes eingebunden werden. Im Rahmen einer Paartherapie kann gemeinsam an das Thema herangegangen und geeignete Maßnahmen erarbeitet werden, um die Belastung zu reduzieren.

Formen des vorzeitigen Samenergusses

Je nachdem, wann die sexuelle Funktionsstörung auftritt, unterscheiden Ärzt*innen zwischen einer primären (lebenslang) und sekundären (erworben) Form. Die lebenslange Ejaculatio praecox tritt bereits in jungen Jahren bei den ersten sexuellen Aktivitäten auf. Dabei ist es unerheblich, in welcher Verfassung sich der Betroffene befindet oder mit welchen Partner*innen er zusammen ist. Bei der erworbenen Form tritt der vorzeitige Samenerguss erst im Laufe des Lebens auf, nachdem der Mann ein reguläres Sexualverhalten hatte.

Die internationale Gesellschaft für Sexualmedizin (ISSM) definiert den vorzeitigen Samenerguss als sexuelle Funktionsstörung des Mannes mit folgenden Merkmalen:

  • Ejakulation, die meist innerhalb von etwa einer Minute (primäre Form) oder innerhalb von drei Minuten (sekundäre Form) und weniger nach Einführen des Gliedes auftritt,

  • Unfähigkeit zur Verzögerung der Ejakulation bei (fast) jeder Penetration und

  • negative persönliche Folgen, beispielsweise Leidensdruck, Ärger, Frustration und/oder Vermeidung sexueller Intimität.

Bei der schwersten Form des vorzeitigen Samenergusses, dem "Ejaculatio ante portas", erfolgt die Ejakulation immer bereits vor dem Einführen des Penis.

Vorzeitiger Samenerguss: Ursachen

Die Ursachen für einen vorzeitigen Samenerguss sind noch nicht vollständig geklärt und können ganz verschieden sein. Bei der primären Form spielen genetische und physiologische Faktoren eine Rolle. Einen besonderen Stellenwert hat der Neurotransmitter Serotonin, der unter anderem in den Prozess der Ejakulation involviert ist: Eine niedrige Serotoninkonzentration senkt die Schwelle zur Ejakulation.

Im Gegensatz dazu tritt die erworbene Ejaculatio praecox hauptsächlich als Folge einer Grunderkrankung wie

Weitere Ursachen können sexuelle Unerfahrenheit, unregelmäßiger Sex und Nebenwirkungen bestimmter Medikamente wie Opiate und Sympathomimetika sein.

Vorzeitiger Samenerguss: So wird die Diagnose gestellt

Bevor Betroffene ärztliche Hilfe aufsuchen, sollten sie das Gespräch mit dem*der Partner*in suchen und den vorzeitigen Samenerguss offen thematisieren. Beeinträchtigt dieser für beide Personen das Sexleben oder liegt ein hoher Leidensdruck und eine seelische Belastung des Betroffenen vor, kann die Hausarztpraxis oder eine urologische Praxis weiterhelfen.

Für die Diagnose ist eine ausführliche Sexualanamnese ausschlaggebend. Dabei fragt die*der Ärztin*Arzt nach den bisherigen sexuellen Erfahrungen, wie sich das eigene Sexleben entwickelt hat, wie die sexuelle Reaktion abläuft und ob der Betroffene bereits Vermeidungsstrategien entwickelt hat. Da Angst vor einem vorzeitigen Samenerguss Intimität und den Geschlechtsverkehr beeinflussen und stören können, ist dieser Aspekt im Rahmen der Anamnese ebenfalls wichtig.

Typische Fragen, die bei der Sexualanamnese gestellt werden:

  • Wie groß ist die Zeitspanne zwischen Eindringen des Penis und Auftreten des Samenergusses?

  • Kann die Ejakulation oder der Orgasmus kontrolliert werden?

  • Belastet ein vorzeitiger Samenerguss den Betroffenen und/oder seine Beziehung?

  • Wann kam es zum ersten Mal zur vorzeitigen Ejakulation?

Neben der Anamnese müssen organische Ursachen durch eine körperliche Untersuchung ausgeschlossen werden. Der vorzeitige Samenerguss kann die Folge einer Grunderkrankung sein, die behandelt werden muss.

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