Roemheld-Syndrom – wenn Luft im Magen Herzstolpern verursacht
Brustenge, Atemnot und Herzstolpern sind häufige Symptome, die auf eine Herzerkrankung hindeuten. Doch auch Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt können die Ursache sein, wie es beim Roemheld-Syndrom der Fall ist. Erfahren Sie weitere Symptome und wie Übungen zur Soforthilfe und die Ernährung beim Roemheld-Syndrom helfen können.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Roemheld-Syndrom
Welche Symptome sind beim Roemheld-Syndrom möglich? Typisch sind vor allem Herzprobleme wie Herzklopfen oder Herzrasen nach dem Essen. Darüber hinaus kommt es oftmals zu Atembeschwerden, Hitzewallungen und Angstzuständen.
Was hilft schnell beim Roemheld-Syndrom? Bewegung, Kräutertees und sanfte Bauchmassagen können die ursächliche Luft im Bauch reduzieren. Auch freiverkäufliche Medikamente gegen Blähungen sind eine geeignete Soforthilfe. Betroffene sollten grundsätzlich blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kohl vom Speiseplan streichen.
Ist beim Roemheld-Syndrom Kaffee erlaubt? Da Kaffee Blähungen fördern kann, sollten Betroffene auf das Heißgetränk besser verzichten.
Was ist das Roemheld-Syndrom?
Als Roemheld-Syndrom (auch Gastrokardiales-Syndrom, Magen-Herz-Syndrom oder Roemheld-Tecklenburg-Ceconi-Syndrom genannt) bezeichnet die Medizin verschiedene Symptome, die durch eine übermäßige Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt entstehen.
Hauptsächlich leiden Betroffene aufgrund der Luft im Bauchraum unter Herzbeschwerden wie Herzstolpern, Brustenge, Herzrhythmusstörungen oder aber Atemnot.
Grundsätzlich gilt das Roemheld-Syndrom nicht als eigenständige Krankheit – vielmehr ist es der Oberbegriff für ein Beschwerdebild, das mit diversen Symptomen einhergeht.
Was sind die Ursachen des Roemheld-Syndroms?
In der Regel ist die Ursache des Roemheld-Syndroms eine vermehrte Ansammlung von Gasen im Magen-Darm-Trakt. Diese Blähungen (Flatulenzen) drücken auf das Zwerchfell, das wiederum in Richtung Brustraum gepresst wird. Dadurch entsteht ein Engegefühl im Bereich der Lunge und des Herzens, was beide Organe in ihrer Funktion einschränkt. Eine mögliche Folge sind zum Beispiel Beschwerden wie Atemnot und Herzklopfen.
Als Ursache der vermehrten Gasbildung beim Roemheld-Syndrom zählen unter anderem:
Nahrungsmittelunverträglichkeiten (etwa Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit wie bei Zöliakie)
üppige, fetthaltige sowie hastige Mahlzeiten (wie Fast Food oder Hausmannskost)
Verzehr von blähenden Lebensmitteln (beispielsweise Kohl oder Hülsenfrüchte)
Störungen der Gallenblasenfunktion (wie durch Gallensteine)
Entzündungen des Magen-Darm-Trakts (zum Beispiel Magen-Darm-Infekt oder Magenschleimhautentzündung)
funktionelle Magen-Darm-Störungen (wie Reizdarm oder Reizmagen)
Darüber hinaus kann ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) die Symptome des Roemheld-Syndroms hervorrufen. Dabei rutscht der Magen durch die Bruchöffnung des Zwerchfells und engt so wiederum den Raum von Herz und Lunge ein. Auch Medikamente zur Magensäureneutralisierung (Antazida), etwa zur Therapie von Sodbrennen, sind denkbare Auslöser des Roemheld-Syndroms.
Bedeutung des Zwerchfells beim Roemheld-Syndrom
Das Zwerchfell ist ein großer Atemmuskel, der sich kuppelförmig als Trennwand zwischen Bauch- und Brusthöhle spannt. Natürlicherweise besitzt das Zwerchfell Öffnungen, etwa die Speise- oder Luftröhre.
Weshalb Blähungen bei manchen Menschen das Zwerchfell leichter nach oben drücken als bei anderen, ist bis heute nicht bekannt. Vermutet wird jedoch eine vermehrte Atmung mit dem Brustkorb – und nicht mit dem Zwerchfell beziehungsweise dem Bauch. Ist der Atemmuskel schlechter trainiert, drücken ihn Blähungen womöglich auch leichter in Richtung Herz und Lunge.
Welche Symptome treten beim Roemheld-Syndrom auf?
Zu den möglichen Symptomen des Roemheld-Syndroms zählen:
- Herzrhythmusstörungen wie zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen), Herzrasen (Tachykardie) oder zu niedriger Puls (Bradykardie)
- Engegefühl in der Brust (Angina Pectoris)
- Brustschmerzen
- Hitzewallungen
- Atemnot und Kurzatmigkeit
- Panikattacken und Angstzustände
- Schwindel
Hinter der gestörten Funktion des Herzens kann eine Aktivierung des autonomen Nervensystems (Sympathikus) stecken. Betroffene befinden sich in einer Stresssituation, auch Kampf-oder-Flucht-Reaktion ("fight or flight") genannt, weshalb vermehrt Adrenalin ausgeschüttet wird. In der Folge kommt es zu einem erhöhten Blutumsatz des Herzens und einer gesteigerten Atemfrequenz – Angstzustände oder Hitzewallungen sind möglich.
Wie wird die Diagnose Roemheld-Syndrom gestellt?
Die Diagnose des Roemheld-Syndroms erfolgt oftmals durch eine Ausschlussdiagnose. In der Regel fokussiert sich die*der Ärztin*Arzt zunächst auf das Herz, die Lunge und die Brust. Häufig stehen Betroffenen viele Termine in kardiologischen und internistischen Praxen bevor, um andere Krankheiten auszuschließen. Dazu zählen etwa:
- Elektrokardiografie (EKG)
- Langzeit-EKG
- Ultraschall des Herzens (Echokardiografie)
- Computertomografie des Herzens (CT)
- Magnetresonanztomografie des Herzens (MRT)
- Herzkatheteruntersuchung
- Ultraschall (Sonografie) des Magen-Darm-Bereichs
Darüber hinaus werden die Essgewohnheiten der betroffenen Person genau beleuchtet, und Unverträglichkeiten sowie Magen-Darm-Erkrankungen ausgeschlossen. Stellt die*der Ärztin*Arzt dabei keine Auffälligkeiten fest, lautet die Diagnose möglicherweise Roemheld-Syndrom.
Roemheld-Syndrom: Soforthilfe und Vorbeugung
Die Therapie des Roemheld-Syndroms unterscheidet sich je nach Ursache: Steckt beispielsweise ein Magen-Darm-Infekt oder eine Magenschleimhautentzündung dahinter, können entsprechende Arzneimittel Abhilfe verschaffen. Ein Zwerchfellbruch muss möglicherweise operativ behandelt werden.
Liegen dem Roemheld-Syndrom keine Erkrankungen zugrunde, zielt die Behandlung in erster Linie auf das Verhindern von übermäßigen Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt ab. Darauf sollten jedoch alle Betroffene des Roemheld-Syndroms achten.
Ernährung bei Roemheld-Syndrom
Leiden Betroffene an Nahrungsmittelunverträglichkeiten, sollten sie die auslösenden Lebensmittel vom Speiseplan streichen. Darüber hinaus ist es ratsam, auf rohe, blähende oder besonders fetthaltige Nahrungsmittel (etwa Hülsenfrüchte, Kohlsorten, Milchprodukte oder Zwiebeln) zu verzichten. Ebenso sollten beim Roemheld-Syndrom Kaffee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke nur in Maßen getrunken werden, da diese Getränke Blähungen fördern können.
Kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt und langsames Essen trägt zusätzlich dazu bei, die Gasproduktion im Magen-Darm-Trakt zu reduzieren. Als einfaches Hausmittel beim Roemheld-Syndrom empfiehlt es sich zusätzlich, entblähende Teesorten vorrätig zu haben – etwa mit Kümmel, Fenchel oder Anis. Auch gequollene Flohsamenschalen können einen positiven Effekt auf die Verdauung haben.
Sport und Übungen beim Roemheld-Syndrom
Bewegung an der frischen Luft, wie ein Spaziergang nach dem Essen, unterstützt die Verdauung und die Aufnahme von Darmgasen ins Blut. Auch regelmäßig Sport zu treiben, kann sich positiv auf die Beschwerden des Roemheld-Syndroms auswirken. Nicht zuletzt sollte der Abbau von Übergewicht im Fokus stehen.
Darüber hinaus können Betroffene auf Übungen zur Zwerchfellentspannung bauen. Eine einfache und alltagstaugliche Übung ist beispielsweise, tief einzuatmen und dann maximal weit auszuatmen – das mehrmals täglich. So wird der Atemmuskel gestärkt und gegebenenfalls weniger stark in Richtung Brust gedrückt. Eine Atemtherapie, bei der mit professioneller Unterstützung verschiedene Übungen zum richtigen Atmen erlernt werden, kann eine weitere Option sein.
Eine sanfte Bauchmassage, welche die Darmbewegung ankurbelt, kann ebenso Linderung verschaffen. Hierzu sollte die Hand in Richtung des Uhrzeigersinns in kreisenden Bewegungen um den Bauchnabel geführt werden.
Roemheld-Syndrom: Medikamente gegen Blähungen
Bei akuten Blähungen im Rahmen des Roemheld-Syndroms empfiehlt sich als Soforthilfe die Einnahme von Medikamenten. Darunter fallen etwa Arzneimittel mit entschäumenden Wirkstoffen wie Simeticon oder aber Dimeticon, der auch gegen Völlegefühl wirkt. Diese sollten jedoch nicht ohne ärztliche Absprache eingenommen werden.
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