Bluthochdruck: Ursachen und Anzeichen der Hypertonie
Ein zu hoher Blutdruck ist gefährlich, da er kaum Symptome verursacht, langfristig aber Herz, Gehirn und andere Organe schädigen kann. Doch jeder kann viel tun, um Bluthochdruck zu vermeiden und vorzubeugen.
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Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine Volkskrankheit: Beinahe jeder dritte Deutsche hat einen zu hohen Blutdruck. In der Altersgruppe über 65 Jahre sind laut Robert-Koch-Institut sogar fast zwei Drittel betroffen – und zwar Frauen ebenso häufig wie Männer. Alarmierende Zahlen, denn ein zu hoher Blutdruck gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann somit tödliche Folgen haben. Das Hauptproblem am Bluthochdruck ist: Er verursacht lange Zeit kaum Beschwerden und wird deshalb häufig erst spät erkannt.
Nur in etwa zehn Prozent der Fälle ist der Bluthochdruck auf andere zugrundeliegende Krankheiten zurückzuführen. Bei den meisten Betroffenen sind die Ursachen "hausgemacht", liegen an zu viel Stress, Alkohol, Zigaretten und an einer falschen Ernährung.
Wann ist der Blutdruck zu hoch?
Von Bluthochdruck oder arterieller Hypertonie, so der Fachausdruck, sprechen Mediziner bei Blutdruckwerten über 140/90 mmHg. Besonders aussagekräftig ist dabei der höhere Wert, der systolische Blutdruck. Damit ist der Druck auf die Gefäßwände gemeint, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und das Blut in die Arterien pumpt. Der zweite, niedrigere Wert, der beim Blutdruckmessen ermittelt wird, ist der diastolische Blutdruck. Er gibt den Druck in der Erschlaffungsphase des Herzmuskels an.
Optimaler Blutdruck unter 120 mmHg
Die Maßeinheit mmHg, die zur Angabe des Blutdrucks verwendet wird, steht für Millimeter auf der Quecksilbersäule und geht auf frühere Messmethoden zurück. Gemäß der europäischen Bluthochdruck-Leitlinie gelten folgende Richtwerte:
optimaler Blutdruck: systolischer Wert unter 120 mmHg und diastolischer Wert unter 80 mmHg
normaler Blutdruck: 120 bis 129 mmHg systolisch und 80 bis 84 mmHg diastolisch
hoch-normaler Blutdruck: 130 bis 139 mmHg systolisch und 85 bis 89 mmHg diastolisch
Bluthochdruck: Werte über 140/90 mmHg
Für Kinder und Jugendliche gelten andere Richtwerte als für Erwachsene. So liegt bei Kindern bis zehn Jahre der Normalwert bei 90/60 mmHg, bei Jugendlichen sollte der Blutdruck 110/75 mmHg nicht überschreiten.
Unterschiedliche Grade von Hypertonie
Bluthochdruck wird in unterschiedliche Schweregrade unterteilt.
Eine Hypertonie ersten Grades liegt vor bei systolischen Werten zwischen 140 und 159 mmHg.
Hypertonie zweiten Grades bei Werten zwischen 160 und 179 mmHg.
Darüber liegende Werte gelten als Bluthochdruck dritten Grades.
Ein Sonderfall ist der isolierte systolische Bluthochdruck. Dabei ist nur der systolische Blutdruck erhöht, während der diastolische Wert, der ansonsten mit dem systolischen Wert korreliert, im Normalbereich von unter 90 mmHg liegt.
Richtwerte für Hypertonie im Überblick
Blutdruck-Bereich | systolischer Wert |
diastolischer Wert |
optimaler Blutdruck | < 120 |
< 80 |
normaler Blutdruck | 120 - 129 |
80 - 84 |
hoch-normaler Blutdruck | 130 - 139 |
85 - 89 |
leichte Hypertonie (Grad 1) |
140 - 159 |
90 - 99 |
mittelschwere Hypertonie (Grad 2) | 160 - 179 |
100 - 109 |
schwere Hypertonie (Grad 3) | > 180 |
> 110 |
hypertensive Krise | > 230 |
> 130 |
systolische Hypertonie | > 140 |
< 90 |
Quelle: Leitlinien der ESC/ESH vom August 2018
Welche Blutdruckwerte sind gefährlich?
Lange Zeit galten Werte um die 150 mmHg als tolerierbar. Eine Langzeitstudie aus Italien an 1.397 Teilnehmern hat jedoch ergeben, dass bereits Werte im hochnormalen Bereich auf Dauer schädliche Folgen fürs Herz haben können. Die neusten Empfehlungen der Europäischen Hypertonie-Leitlinie lauten entsprechend:
Bei der Therapie sollte eine Senkung auf Werte unter 140/90 mmHg angestrebt werden.
Wenn möglich sollte sogar versucht werden, Normalwerte von unter 130/80 mmHg zu erreichen.
Bei leichter Hypertonie zwischen 140 und 159 mmHg versucht man zunächst, den gewünschten Effekt durch eine Umstellung des Lebenstils zu erreichen. Gelingt dies nicht, kommen blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.
Bei mittlerer und schwerer Hypertonie sollte der Arzt sofort eine medikamentöse Therapie einleiten.
Etwas lockerere Richtlinien gelten für über 80-Jährige: Bei ihnen gilt Bluthochdruck erst ab 160 mmHg als behandlungsbedürftig.
Bluthochdruck: Ursachen, Auslöser, Risikofaktoren
Die Ursachen von Hypertonie sind verschieden, je nachdem, welche Form des Bluthochdrucks vorliegt. Unterschieden werden die essentielle (primäre) Hypertonie und die sekundäre Hypertonie.
Ursachen für essentielle Hypertonie
Die häufigste Form mit bis zu 90 Prozent aller Fälle ist der primäre Bluthochdruck, auch essentielle Hypertonie genannt. Sie liegt vor, wenn sich keine erkennbare direkte Ursache des Bluthochdrucks feststellen lässt. Unterschiedliche Faktoren spielen als mögliche Ursache zusammen. Hintergrund ist, dass der Blutdruck von zwei Größen bestimmt wird:
- dem Blutvolumen, das in die Adern gepresst wird, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht
- dem Widerstand der Blutgefäße
Alle Faktoren, die zu einer höheren Pumpleistung des Herzens führen oder die Elastizität der Blutgefäße beeinträchtigen, zählen damit zu den möglichen Auslösern von Bluthochdruck. Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität der Blutgefäße ab, meist aufgrund von Arteriosklerose. Das erklärt, warum das Risiko für Bluthochdruck mit den Lebensjahren steigt.
Ein weitere Ursache, die nicht beeinflusst werden kann, ist die genetische Disposition: Wenn viele der nächsten Verwandten Bluthochdruck haben, ist das eigene Krankheitsrisiko erhöht.
Hauptursache ist Lebensstil
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die beeinflussbar sind, vor allem Lebens- und Essgewohnheiten. Die meisten auslösenden Faktoren für Bluthochdruck haben Betroffene damit selbst in der Hand. Als wichtigste beeinflussbare Ursachen für Bluthochdruck gelten:
- Übergewicht (erhöhter Body-Mass-Index, BMI)
- Bewegungsmangel
- erhöhter Alkoholkonsum
- Rauchen
- salzreiche Ernährung
Psychosoziale Einflüsse sind ebenfalls als Ursache des Bluthochdrucks von Bedeutung. Auch länger anhaltender Stress oder Ängste ohne genügenden Ausgleich können zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen. Untersuchungen haben sogar ergeben, dass Handyanrufe den Blutdruck vorübergehend hochschnellen lassen.
Weißkittel-Effekt und Praxishypertonie
Eine ganz besondere Form des hohen Blutdrucks wurde lange Zeit unterschätzt: Die Angst vor dem Arzt lässt bei manchen Menschen den Blutdruck regelrecht in die Höhe schnellen – das sogenannte Weißkittel-Syndrom oder auch die Praxishypertonie. Untersuchungen haben ergeben, dass die Blutdruckwerte um durchschnittlich 7/4 mmHg niedriger waren, wenn die Schwester und nicht der Arzt gemessen hat. Das kann durchaus ausschlaggebend sein bei der Frage, ob der Hochdruck therapiebedürftig ist oder nicht.
Sekundäre Hypertonie
Nur bei zehn bis 15 Prozent der Hypertoniker handelt es sich um eine sekundäre Hypertonie. Das bedeutet, der hohe Blutdruck wurde durch eine andere Erkrankung ausgelöst. Als Hauptursache gelten Nierenerkrankungen, Ärzte sprechen von renaler Hypertonie.
Als weitere Ursachen des sekundären Bluthochdrucks kommen hormonelle Störungen beispielsweise während einer Schwangerschaft oder unter hormoneller Verhütung infrage. So gehört schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck zu den häufigsten Komplikationen während einer Schwangerschaft. Ein Auslöser von Bluthochdruck vor allem bei jungen Frauen können östrogenhaltige Verhütungsmittel wie die Pille sein. Auch Medikamente wie Kortison oder Adrenalin, die häufig bei Asthma bronchiale genommen werden, können Hypertonie verusachen.
Die häufigsten Ursachen für sekundären Bluthochdruck sind:
- Nierenerkrankungen wie eine Verengung der Nierenarterie (Nierenarterienstenose), Nierenentzündung (Glomerulonephritis) und chronische Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
- Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe)
- Hormonelle Störungen während der Schwangerschaft: Präeklampsie, Eklampsie und HELLP-Syndrom
- Hormonelle Verhütungsmittel
- Medikamente: Schmerzmittel (NSAR), Kortikoide, Adrenalin
- Phäochromozytom: meist gutartiger Tumor der Nebenniere, der Adrenalin produziert und so den Blutdruck steigen lässt
Bluthochdruck verursacht kaum Symptome
Eine arterielle Hypertonie wird von den Betroffenen oft lange nicht bemerkt, da die Symptome unspezifisch sind und auch andere Ursachen haben können. Ärzte nennen sie deshalb auch den "stillen Killer" (Silent Killer). Teilweise fühlen sich Menschen mit leicht erhöhtem Blutdruck sogar wohler als Personen mit zu niedrigem Blutdruck. Letztere leiden häufig unter den unangenehmen, aber vergleichsweise harmlosen Begleiterscheinungen wie Müdigkeit oder Leistungsschwäche, Hypertoniker hingegen haben meist viel Energie.
Zu den möglichen Anzeichen für Bluthochdruck zählen:
- Kopfschmerzen, vor allem wenn sie morgens auftreten
- häufiges Nasenbluten
- Ein- oder Durchschlafstörungen
- Schwindel, vor allem bei Anstrengung
- Herzklopfen
- Klopfen im Hals und Kopf
- innere Unruhe
- Ohrgeräusche, Ohrensausen
- Augenflimmern
- Erektionsprobleme und Impotenz
Treten Symptome eines Bluthochdrucks auf, sind sie allgemeiner Natur und könnten auch andere Ursachen haben. Häufig werden sie deshalb übersehen und viel zu spät erkannt. So können auch typische Beschwerden der Wechseljahre bei Frauen um die 50 wie Schwindelgefühle oder Hitzewallungen mit Bluthochdruck zusammenhängen.
Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel: Symptome bei schwerer Hypertonie
Erst bei sehr hohen Blutdruckwerten (Hypertonie dritten Grades) stellen sich eindeutige Symptome ein, die von starken Kopfschmerzen über Sehstörungen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen bis zu Benommenheit und Krampfanfällen reichen können.
Oft sind es bereits Folgeerkrankungen, die die Symptome auslösen und zur Diagnose des Bluthochdrucks führen. So kann Bluthochdruck Herzerkrankungen verursachen und damit beispielsweise die typischen Anzeichen der Angina Pectoris wie Atemnot, Brustschmerzen und Engegefühl in der Brust auslösen. Auch bei kurzzeitigen Sprach- oder Gleichgewichtsstörungen oder vorübergehenden motorischen oder sensiblen Ausfällen sollte man sofort hellhörig werden, da diese auf einen kleinen Schlaganfall, eine transitorisch ischämische Attacke (TIA), hinweisen können.
Diagnose der Hypertonie
Bei der Diagnose des Bluthochdrucks steht neben dem ausführlichen Gespräch (Anamnese) die Blutdruckmessung im Vordergrund. Damit stellt der Arzt das Ausmaß des Bluthochdrucks fest. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Ursache der Beschwerden festzustellen und zu ermitteln, ob bereits Folgeerkrankungen vorliegen oder Risiken dafür vorhanden sind.
Der erste Schritt ist eine ausführliche Befragung des Patienten. Der Arzt wird beispielsweise erfragen:
Ob in der Familie Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorkommen.
Ob Vorerkrankungen bestehen oder bereits erhöhte Blutdruckwerte festgestellt wurden.
Welche Risikofaktoren vorliegen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Rauchen oder Alkohol).
Ob beziehungsweise welche Medikamente regelmäßig eingenommen werden.
Wie die Lebensumstände sind, ob jemand beispielsweise großem Stress ausgesetzt ist.
Blutdruckmessung – das sollte man beachten
Bei der körperlichen Untersuchung steht die richtige Messung des Blutdrucks an erster Stelle. Sie erfolgt im Sitzen nach einer Ruhepause von etwa fünf Minuten. Eine halbe Stunde vor der Messung sollte der Patient Kaffee und Nikotin vermeiden, da sie zu einer Blutdruckerhöhung führen können. Bei der Erstuntersuchung wird der Arzt oder die Arzthelferin an beiden Armen messen, um mögliche Seitenunterschiede festzustellen. Bei allen folgenden Messungen wird dann die Seite verwendet, die den höheren Wert ergeben hat.
Richtig Blutdruck messen mit Blutdruckmanschette
Beim Blutdruck messen – egal ob zu Hause oder beim Arzt – können die Werte schnell einmal verfälscht werden:
Der Untersuchte muss ruhig sein. Bei Nervosität sollte man ein paar Minuten abwarten und die Messung wiederholen.
Die Blutdruckmanschette wird am Oberarm zwei bis drei Zentimeter über der Ellenbeuge angelegt. Sie soll beim Messen auf Herzhöhe liegen.
Wichtig ist die Größe und die korrekte Passform der Manschette: Sitzt sie zu eng, was bei korpulenten Menschen häufig der Fall ist, führt das zu falsch-hohen Werten. Ist die Manschette zu weit, beispielsweise bei Kindern oder sehr schlanken Personen, ergeben sich falsch-niedrige Blutdruckwerte.
Ein zu enger Hemdsärmel kann Strömungsgeräusche verursachen und falsche Werte ergeben.
Die Manschette sollte rasch aufgepumpt werden, der Druck aber langsam abgelassen werden.
Leichter geht das Blutdruck messen mit modernen digitalen Blutdruckmessern, die am Handgelenk angelegt werden. Dabei ist zu beachten, dass auch die Handgelenksmanschette auf Herzhöhe liegen soll.
Wichtig: Zur sicheren Diagnose müssen die Messungen mehrmals pro Tag zu verschiedenen Uhrzeiten sowie an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen erhöhte Werte ergeben haben. Erst dann kann man von Bluthochdruck sprechen.
24-Stunden-Blutdruckmessung
Die ambulante Blutdruckmessung ist eine genaue Aufzeichnung der Blutdruckwerte über 24 Stunden außerhalb der Arztpraxis. Mit einer speziellen Blutdruckmanschette wird in regelmäßigen Abständen (15 bis 30 Minuten) der Blutdruck gemessen und aufgezeichnet. Dadurch kann der Wert sowohl unter Ruhe-, Stress- sowie Schlafbedingungen gemessen werden. Die so gemessenen Werte sind wesentlich verlässlicher.
Körperliche Untersuchung bei arterieller Hypertonie
Die körperliche Untersuchung eines Patienten mit Bluthochdruck verschafft dem Arzt einen Überblick über mögliche Ursachen oder Folgeschäden der Erkrankung:
Größe und Gewicht messen, da Übergewicht als Risikofaktor gilt
Hals abtasten und abhorchen: Auffinden von Strömungsgeräuschen in den Halsschlagadern oder einer Schilddrüsenvergrößerung
Augenhintergrund: Die Netzhaut des Auges ist die einzige Körperregion, wo Blutgefäße direkt betrachtet werden können. Bei Verengungen an den Netzhautarterien oder minimalen Blutungen aufgrund brüchiger Gefäßwände kann man so Rückschlüsse auf die Zustände in den Arterien des Gehirns, des Herzens oder anderer Organe ziehen.
Brustkorb abklopfen und abhören: Feststellen der Herzgröße, der Herzschlagfrequenz und möglicher Herzklappenschäden.
Bauch abtasten und abhören: Auffällige Strömungsgeräusche in Schlagadern oder Vergrößerungen der Nieren feststellen
Arme und Beine auf Zeichen von Durchblutungsstörung (abgeschwächter oder fehlender Puls) oder Herzschwäche (Wasseransammlung in den Beinen) untersuchen
Orientierende Untersuchung des Nervensystems dient der Diagnose von möglichen Durchblutungsstörungen des Gehirns.
Weiterführende Untersuchungen
Ein Elektrokardiogramm (EKG) sollte bei jedem Patienten mit Bluthochdruck durchgeführt werden. Es gibt Aufschluss über Folgeschäden des Bluthochdrucks an Herzmuskel oder Herzkranzgefäßen. Eine noch genauere Diagnose ermöglicht ein Belastungs-EKG auf einem speziellen Fahrradergometer.
Mit einer Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) kann die genaue Herzgröße ermittelt werden. Bei Bluthochdruck ist häufig der Herzmuskel vergrößert.
Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) der Halsschlagadern und der Hauptschlagader zeigen, ob es durch den Bluthochdruck zu Gefäßveränderungen wie Ablagerungen und Verengungen gekommen ist.
Die Sonographie von Niere und Nebenniere zeigt, ob die Organe verändert sind. Eine Vergrößerung der Nebenniere könnte Hinweis auf einen Tumor sein, der Blutdruck steigernde Hormone produziert. Eine Nierenverkleinerung kann als Folge eines lange bestehenden Bluthochdrucks auftreten.
- Untersuchungen von Urin- und Blutproben sollen mögliche Ursachen des Bluthochdrucks feststellen oder ausschließen, aber auch helfen, das Risiko von Herz- oder Nierenschäden als Folge des Bluthochdrucks oder von Begleiterkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus) abzuschätzen.
Bluthochdruck senken: Diese Behandlungen stehen zur Verfügung
Zur Therapie der Hypertonie können verschiedene Wirkstoffe eingesetzt werden. Aber auch eine Gewichtsreduktion und Umstellung der Lebensgewohnheiten sind wichtige Maßnahmen zur Therapie des Bluthochdrucks.
Wichtigste Maßnahme: Lebensstil anpassen
Ärzte sind sich einig, dass die Veränderungen des Lebensstils Grundlage der Behandlung des Bluthochdrucks bilden sollte. Auch bei medikamentöser Therapie verbessern diese Maßnahmen die Wirksamkeit:
Abnehmen: Gewichtsverlust hat direkten Einfluss auf den Blutdruck. Pro Kilogramm Gewichtsabnahme sinkt der Blutdruck eines übergewichtigen Menschen um etwa zwei mmHg.
Salzarm essen: Die täglich aufgenommenen Menge an Kochsalz sollte auf fünf bis sechs Gramm reduziert werden. Salz kann durch das Würzen mit Kräutern ersetzt werden, auf Nachsalzen sollte verzichtet werden. Besonders salzhaltige Speisen wie Chips, Fertiggerichte sowie geräucherte Fleisch- und Wurstwaren am besten meiden.
Sinnvoll ist es zusätzlich, das Rauchen aufzugeben, weil es die Gefäße verengt und damit den Blutdruck in die Höhe treibt. Eventuell ist eine Raucherentwöhnung sinnvoll.
Sport: Bei systolischen Blutdruckwerten unter 160 mmHg ohne Begleiterkrankungen ist Ausdauersport sehr empfehlenswert. Günstig sind Sportarten wie Laufen, Wandern, Walking, Radfahren oder Skilanglauf. Ungünstig auf den Bluthochdruck wirken sich hingegen Kraft- und Hochleistungssport aus. Patienten mit schwerem Bluthochdruck, die trotz Medikamenten systolische Werte über 160 mmHg erreichen, sollten mit dem Arzt absprechen, welche Bewegungsmöglichkeiten für sie geeignet sind.
Entspannungstechniken gegen Stress: Yoga oder Autogenes Training zum Stressabbau können eine Verringerung des Blutdrucks um fünf bis zehn mmHg bewirken.
Auch Sonnenlicht wirkt sich für Menschen mit Bluthochdruck positiv aus. Forscher erklären sich den Effekt, dass durch die UV-Strahlen das in den oberen Hautschichten gespeicherte Stickstoffmonoxid (NO) reagiert. Es gelangt ins Blut und die Gefäße weiten sich dadurch, der Blutdruck sinkt.
Medikamente zur Therapie des Bluthochdrucks
Genügen Änderungen des Lebensstils nicht, um den Blutdruck zu senken, wird der Arzt eine medikamentöse Behandlung einleiten. Dazu gibt es verschiedene Wirkstoffgruppen.
ACE-Hemmer: Das Signal zur Verengung der Blutgefäße gibt das Hormon Angiotensin, zu dessen Bildung das Angiotensin-Converting-Enzyme, kurz ACE notwendig ist. Hier setzen ACE-Hemmer an: Sie unterbinden die Bildung des Hormons, das die Verengung der Schlagadern auslöst und der Blutdruck sinkt. Eine relativ häufige Nebenwirkung von ACE-Hemmern ist allerdings Reizhusten.
Kalziumantagonisten: Diese Wirkstoffe wirken dem Anspannen und Verengen der Muskelschicht in der Blutgefäßwand entgegen, in dem sie die Zufuhr von Kalzium hemmen. Auch dies führt zum Erschlaffen der Gefäßwände und damit zum Sinken des Bluthochdrucks. Zu den Kalziumantagonisten zählt beispielsweise Amlodipin.
Diuretika: Sie wirken entwässernd, in dem sie für eine vermehrte Salz- und Wasserausscheidung über die Niere sorgen. Dadurch vermindert sich das im Kreislauf zirkulierende Blutvolumen und der Blutdruck sinkt.
Betablocker: Sie hemmen die Signalübertragung des Sympathikus an Herz und Gefäßen. Dadurch schlägt das Herz langsamer und weniger kraftvoll und wirft weniger Blut in die Schlagadern aus.
Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB): Diese Präparate führen direkt an den Arterien zu einer Erweiterung und damit zu einem Absinken des Gefäßwiderstandes. Die Folge ist ein Absinken des Blutdrucks. Zusätzlich beeinflusst diese Stoffgruppe die Blutfette günstig.
Dr. Heart / Expertenteam
Fixkombi: Kombination wirkt besser als einzelne Wirkstoffe
Besser als ein einzelnes Medikament ist eine Kombination von drei verschiedenen Wirkstoffen. Das hat die PAINT-Studie 2018 an 6.088 Hochdruckpatienten bestätigt. Als optimale Kombination empfehlen die aktuellen europäischen Leitlinien:
- ACE-Hemmer
- Kalziumantagonist
- Diuretikum (Entwässerungsmittel)
Um Fehler bei der Einnahme sowie eine Behandlungsmüdigkeit bei den Betroffenen zu vermeiden, ist diese Wirkstoff-Kombination inzwischen als sogenannte Fixkombi in einer Tablette ("single pill") erhältlich. Bei einer Neubehandlung von Bluthochdruck wird zunächst eine Zweifach-Fixkombi aus einem ACE-Hemmer oder AR-Blocker und einem Kalziumantagonisten oder Diurethikum empfohlen. Bleibt der Therapieerfolg aus, sollte zur Dreifachkombi gewechselt werden. Die Monotherapie mit nur einem Präparat gilt heute nicht mehr als Goldstandard.
Blutdruck regelmäßig kontrollieren und Medikamente anpassen
Wer unter Bluthochdruck leidet und vor allem wer blutdrucksenkende Medikamente einnimmt, sollte unbedingt regelmäßig seinen Blutdruck kontrollieren und die Werte notieren. Ideal ist dafür ein einfacher Blutdruckmesser fürs Handgelenk.
Blutdrucktabelle hier downloaden!
Aufregung, Stress, außergewöhnliche Belastungen und auch das Wetter können sich negativ auswirken. Heiße Temperaturen über 25 Grad Celsius sind für Menschen mit Bluthochdruck oder Herzerkrankungen besonders belastend. Denn blutdrucksenkende Medikamente verstärken die Wirkung auf den Kreislauf und es drohen Herz-Kreislaufprobleme, warnt die Deutsche Hochdruckliga. Deshalb sollten Hypertoniker an warmen Sommertagen täglich den Blutdruck messen.
Komplikationen von Hypertonie können schwerwiegend sein
Gerade weil die Hypertonie lange Zeit keine spezifischen Symptome verursacht, ist sie so gefährlich. Die Behandlung bleibt aus – unbehandelt kann Bluthochdruck jedoch zu schweren Folgeerkrankungen führen. Hier sind in erster Linie Herz-Kreislauf-Krankheiten und Nierenerkrankungen zu nennen.
Die häufigsten Folgen und Komplikationen bei arterieller Hypertonie sind:
- TIA und Schlaganfall (Apoplex)
- Netzhautblutungen und Papillenödem (hypertensive Retinopathie)
- Herzinfarkt, Links-Herz-Insuffizienz, koronare Herzkrankheit (KHK)
- Asthma cardiale (durch Links-Herz-Insuffizienz ausgelöster Rückstau in die Lunge)
- chronische Niereninsuffizienz, Schrumpfniere, akutes Nierenversagen
- Aneurysma
- hypertensive Krise und hypertensiver Notfall
Hypertensive Krise – wenn der Hochdruck zum Notfall wird
Steigt der Blutdruck innerhalb kurzer Zeit auf lebensbedrohliche Werte von 230/130 mmHg oder gar höher, wird eine hypertensive Krise ausgelöst. Von einem Moment auf den anderen besteht das Risiko von bleibenden Organschäden und akute Lebensgefahr. Auslöser sind häufig Stresssituationen oder wenn Betroffene plötzlich die Einnahme ihrer blutdrucksenkenden Medikamente unterbrechen.
Kommt es zu einer hypertensiven Krise ohne Begleitsymptome, sollte man Ruhe bewahren und den Arzt verständigen. Er wird versuchen, den Blutdruck innerhalb von 24 Stunden langsam medikamentös abzusenken. Das kann normalerweise zu Hause mit regelmäßiger Blutdruckkontrolle geschehen.
Tritt eine hypertensive Krise mit Symptomen wie Sehstörungen, Verwirrtheit, Krampfanfällen oder Atemnot auf, gilt das als hypertensiver Notfall und es sollte sofort eine Klinikeinweisung erfolgen. Dort muss der Blutdruck des Betroffenen so schnell wie möglich auf Werte von etwa 150/90 mmHg gesenkt werden. Ansonsten drohen Hirnblutungen, Herzinfarkt oder die Entwicklung einer Links-Herz-Insuffizienz aufgrund der starken Belastung für den Herzmuskel.
Bluthochdruck vorbeugen: Das tut den Gefäßen gut
Hypertonie vorzubeugen heißt, Faktoren, die Bluthochdruck auslösen können, zu meiden oder zu reduzieren. Der Fokus liegt also auf einem gesunden Lebensstil. In erster Linie bedeutet das:
- Übergewicht vermeiden
- auf salzarme Ernährung achten
- mit dem Rauchen aufhören
- ausreichende Bewegung
- maßvoller Alkoholgenuss
- Vermeidung von Stress
Diese Maßnahmen senken nicht nur das Risiko für Bluthochdruck, sondern auch für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen allgemein. Bluthochdruck-Vorsorge ist damit gleichbedeutend mit der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der häufigsten Todesursache in westlichen Industrienationen.
Regelmäßig Blutdruck überprüfen lassen
Schließlich gehört zum Vorbeugen auch Blutdruckmessen in regelmäßigen Abständen, um bereits auf einen leichten Anstieg reagieren zu können. Die Europäische Gesellschaft für Bluthochdruck empfiehlt allen Erwachsenen mit Werten im hoch-normalen Bereich mindestens jährlich den Blutdruck überprüfen zu lassen. Aber auch Menschen mit optimalen Blutdruckwerten sollten spätestens alle fünf Jahre ein Blutdruck-Screening durchführen lassen.
Eine Möglichkeit dazu ist die allgemeine Vorsorgeuntersuchung Check-up 35, die von den Krankenkassen alle drei Jahre für alle über 35-Jährigen bezahlt wird.
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