Herzmuskelentzündung: Symptome, Auslöser und Behandlung

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Eine Herzmuskelentzündung kann Symptome wie Herzstechen und Atemnot hervorrufen, aber auch symptomlos verlaufen und unbemerkt bleiben. Auslöser ist häufig eine vorheriger Infekt. Was lässt sich vorbeugend tun, wie sehen Symptome, Diagnose und Behandlung einer Herzmuskelentzündung aus?

herzmuskelentzündung
© Getty Images/ljubaphoto

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist meist gefährlich, da sie die Leistungskraft des Herzmuskels schwächt und damit die Durchblutung der Organsysteme beeinträchtigen kann. Weitere mögliche Folgen sind Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall der plötzliche Herztod. Geht die Entzündung auch auf den das Herz umgebenden Herzbeutel (Perikard) über, so liegt eine Perikarditis oder genauer eine Perimyokarditis vor.

Artikelinhalte im Überblick:

Herzmuskelentzündung: Diese Symptome können Warnsignale sein

Auslöser und Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Grundsätzlich wird zwischen einer infektiösen und einer nicht-infektiösen Herzmuskelentzündung unterschieden. Erstere wird durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten ausgelöst, letztere durch Autoimmunprozesse, Bestrahlung oder Giftstoffe.

Infektiöse Herzmuskelentzündung

Die Herzmuskelentzündung kann durch eine Infektion mit Viren verursacht werden, wobei sich offenbar bestimmte Viren bevorzugt im Bereich des Herzmuskels ansiedeln. Beispiele für Viren, die eine Myokarditis auslösen können:

  • Coxsackie-B-Viren und weitere Enteroviren: Diese Erreger werden für rund 50 Prozent der infektiösen Herzmuskelentzündungen in Europa und den USA verantwortlich gemacht.
  • Influenza-Viren: Sie gelten allgemein als Erreger der Grippe und können eine Myokarditis hervorrufen.
  • Epstein-Barr-Viren (EBV): Menschen infizieren sich gerade in jungen Jahren mit dem EBV und leiden dann meist am Pfeifferschen Drüsenfieber. In den letzten Jahren wurde der Erreger häufiger als Ursache einer Myokarditis diagnostiziert.
  • Parvovirus B19: Der Erreger der Ringelröteln wurde in den vergangenen Jahren zunehmend als Infektionserreger bei einer Herzmuskelentzündung nachgewiesen.
  • Entero-, Adeno- und Zytomegalieviren: Sie wurden in der Vergangenheit sehr oft als Erreger der Herzmuskelentzündung nachgewiesen, treten in dem Zusammenhang heute allerdings seltener auf.

Obwohl die Zahl der potenziell infrage kommenden Bakterien groß ist, ist eine bakteriell verursachte Herzmuskelentzündung in unseren Breitengraden eher selten. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass in seltenen Fällen die von Zecken übertragene Borreliose eine Herzmuskelentzündung auslösen kann. Die Erkrankung geht auf das Bakterium Borrelia burgdorferi zurück, das mit dem Zeckenbiss in die Blutbahn gelangt und auch den Herzmuskel befallen kann. Die Myokarditis wird dann als Lyme-Karditis bezeichnet.

Theoretisch können auch Parasiten den Herzmuskel befallen und eine Herzmuskelentzündung hervorrufen. Dies ist beispielsweise bei der sogenannten Chagas-Krankheit der Fall, die vor allem in Mittel- und Südamerika vorkommt. In unseren Breitengraden sind Herzmuskelentzündungen durch Parasiten sehr selten. Auch eine Myokarditis durch Pilze kommt nur sehr selten vor und betrifft praktisch nur Menschen mit schwerer Immunschwäche.

Nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung

Erkrankungen des Immunsystems, bei denen sich Immunzellen gegen körpereigene Strukturen richten (Autoimmunerkrankungen), gehen üblicherweise mit entzündlichen Prozessen einher, die unter Umständen auch auf den Herzmuskel übergehen können. Gut dokumentiert ist das für die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, also für die sogenannte Colitis ulcerosa und den Morbus Crohn. Auch bei rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis kann es neben den Entzündungsreaktionen im Gelenk zur Entzündung des Herzmuskels kommen. Weitere Autoimmunerkrankungen, bei denen in einzelnen Fällen eine Beteiligung des Herzmuskels beobachtet wurde, sind die systemische Sklerose, eine Erkrankung, die durch gravierende Hautveränderungen gekennzeichnet ist, sowie der Lupus erythematodes, eine Störung mit Immunreaktionen gegen verschiedene Bestandteile körpereigener Zellen.

Die toxische Form der Herzmuskelentzündung wird durch Giftstoffe (Toxine) hervorgerufen. Dazu gehören in erster Linie Alkohol sowie Schwermetalle. Auch Chemikalien und Medikamente können in seltenen Fällen eine Myokarditis verursachen.

Ebenso kann die Strahlentherapie im Rahmen der Behandlung von Krebserkrankungen die Ursache einer Herzmuskelentzündung sein.

Symptome einer Herzmuskelentzündung

Die Anzeichen, mit denen sich die Myokarditis bemerkbar macht, sind unterschiedlich und hängen vom Verlauf und von der Schwere der Erkrankung ab. Sie kann vollkommen ohne Symptome verlaufen und dadurch völlig unbemerkt bleiben oder – bei chronischem Verlauf – in einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) münden.

Symptome einer akuten Myokarditis:

  • akute Schmerzen im Brustraum, ähnlich wie bei Angina Pectoris (Brustenge) oder einem Herzinfarkt
  • unregelmäßiger Herzschlag (Herzstolpern)
  • Atemnot, besonders bei Belastung
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • allgemeine Schwäche, die im Nachgang einer Erkältung oft fehlgedeutet wird
  • Fieber
  • Schwindel

Die einzelnen Symptome können isoliert oder auch in unterschiedlicher Konstellation kombiniert miteinander auftreten.

Anzeichen einer chronischen Herzmuskelentzündung:

  • Gefühl der Abgeschlagenheit
  • Minderung der Leistungsfähigkeit
  • Appetitstörungen
  • Gewichtsabnahme

Außerdem ist eine leicht bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten, insbesondere der Lippen (Zyanose) möglich. Sie ist eine Folge der nachlassenden Herzkraft: Durch die beeinträchtigte Pumpfunktion strömt weniger mit Sauerstoff angereichertes, hellrotes Blut durch die Blutgefäße und stattdessen mehr sauerstoffarmes, eher dunkel gefärbtes Blut.

Wie wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert?

Eine Herzmuskelentzündung ist nicht immer einfach zu erkennen, da sie oft mit Symptomen anderer Herz- und Lungenerkrankungen oder einer einfachen Erkältung einhergeht. Bei Verdacht auf eine Myokarditis stehen dem Arzt folgende Untersuchungen zur Verfügung:

  • Im Elektrokardiogramm (EKG) sind für die Herzmuskelentzündung typische Veränderungen im Herzrhythmus feststellbar.

  • Mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) lassen sich Pumpschwächen oder vergrößerte Herzkammern erkennen. Auch ein sogenannter Perikarderguss (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel) kann im Ultraschall nachgewiesen werden.

  • Ein Röntgen-Thorax (Herz-Röntgen) zeigt oftmals ein vergrößertes Herz.

  • Blutuntersuchungen und speziell eine Abklärung der Entzündungsfaktoren im Blut können den Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung erhärten. Ein Beispiel ist hier der Kreatin-Kinase-Wert (CK-Wert). Auch Antikörper gegen Viren, Bakterien oder körpereigene Strukturen lassen sich so nachweisen.

  • Über eine Magnetresonanztomographie (MRT) lassen sich die einzelnen Entzündungsherde im Herzen aufspüren.

  • Im Zweifelsfall wird eine Biopsie, also eine Gewebeentnahme aus dem Herzmuskel, vorgenommen. Die mithilfe eines Katheters gewonnenen Proben werden auf Entzündungszellen und Krankheitserreger untersucht.

Behandlung einer Herzmuskelentzündung

Die Therapie der Herzmuskelentzündung richtet sich nach der individuellen Situation und hierbei vor allem nach dem Schweregrad. Wenn die Erkrankung hochakut verläuft, dreht sich zunächst alles darum, das Leben der betroffenen Person zu retten. Sie muss auf der Intensivstation behandelt und überwacht werden, damit die Pumpfunktion des Herzens gesichert ist.

Ist die Situation nicht lebensbedrohlich, so ist eine strenge körperliche Schonung mit absoluter Bettruhe wichtig, damit das Herz nicht zu stark belastet wird. Frühestens nach drei bis sechs Monaten sollte wieder mit körperlicher Belastung – und das nur unter ärztlicher Überwachung – begonnen werden. Zur Entlastung des Herzens wird darüber hinaus mit Medikamenten behandelt, die Flüssigkeit aus dem Körper ausschwemmen (Diuretika).

Weitere mögliche Therapiemethoden bei einer Herzmuskelentzündung sind:

  • Antivirale Behandlung: Bei fortbestehender Virusinfektion als Ursache der Myokarditis, kann versucht werden, die Viren durch eine gezielte antivirale Behandlung in den Griff zu bekommen. Behandelt wird dann zum Beispiel mit Immunglobulinen oder mit Interferon.

  • Immunsuppressiva: Gibt es anderseits Zeichen auf einen immunologischen Prozess als Auslöser der Entzündung, so sind Medikamente hilfreich, die die übersteigerte Aktivität des Immunsystems dämpfen. Eine Herzmuskelentzündung wird so nur behandelt, wenn die zugrundeliegende Infektion nicht mehr fortbesteht.

  • Antibiotika: In den seltenen Fällen, in denen die Erkrankung durch Bakterien hervorgerufen wird und diese noch nachweisbar sind, wird in aller Regel durch eine spezifische Behandlung versucht, die jeweiligen Erreger zu eliminieren, um so die Erkrankung zu heilen.

Im weiteren Verlauf der Herzmuskelentzündung werden praktisch deren Folgen behandelt, wie die sich entwickelnde Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Dafür werden Medikamente verordnet, die üblicherweise bei einer Herzschwäche einzunehmen sind und die das Herz entlasten – wie zum Beispiel Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika, der ACE-Hemmer, der Angiotensin-Antagonisten oder der Betablocker.

Lässt sich die Herzschwäche als Folge der Herzmuskelentzündung durch die üblichen Behandlungsmöglichkeiten nicht in den Griff bekommen, so ist als letzte mögliche Therapieoption eine Herztransplantation zu erwägen.

Verlauf und Komplikationen einer Myokarditis

Die Herzmuskelentzündung kann einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen. Es kann bei einer eher milden Erkrankung bleiben, die kaum Symptome verursacht und nach kurzer Zeit völlig ausheilt. Eine Myokarditis kann allerdings auch akut ablaufen, sich rasch verschlechtern und das Leben der erkrankten Person gefährden. Dies ist bei etwa fünf bis zehn Prozent der Erkrankten der Fall. Ohne schnell einsetzende Behandlung kommt es zu massiven Störungen der Herzfunktion bis hin zum sogenannten kardiogenen Schock mit drohendem Herzversagen.

Mögliche Folgen einer Herzmuskelentzündung sind:

  • vergrößerter Herzmuskel (dilatative Kardiomyopathie)
  • chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • schwere Herzrhythmusstörungen
  • plötzlicher Herztod

Unerwartet auftretende Todesfälle sind nicht selten: So geht man davon aus, dass bis zu 20 Prozent plötzlicher Todesfälle bei Sportler*innen durch eine Myokarditis verursacht werden.

Die Übergänge zwischen den verschiedenen Krankheitsformen sind fließend. So kann die zunächst durch eine Infektion bedingte Herzmuskelentzündung in eine chronische Krankheitsform übergehen, bei der die Entzündung durch immunologische Faktoren aufrechterhalten wird. Deshalb müssen Betroffene gut überwacht werden – auch wenn die akute Herzmuskelentzündung bereits abgeklungen ist.

Herzmuskelentzündung vorbeugen

Vorbeugen lässt sich der Herzmuskelentzündung praktisch durch alle Maßnahmen, die der Vorbeugung von Infektionen dienen – von hygienischen Maßnahmen bis hin zu Impfungen wie beispielsweise der Grippeschutzimpfung.

Liegt eine Infektionskrankheit vor, so sollte diese unbedingt ausgeheilt werden, damit die Viren oder Bakterien nicht auf den Herzmuskel übergehen. Dazu gehört auch, dem Körper Ruhe und Zeit zur Genesung zu geben, ehe man sich körperlich wieder stark belastet und Sport treibt. Beherzigen sollten dies vor allem Sportler*innen, insbesondere im Leistungssport. Nach einer schweren Infektionskrankheit ist es ratsam, mindestens vier Wochen lang auf sportliche Betätigung zu verzichten.

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