Schmerzmittel (Analgetika)

Paracetamol – bewährt bei Schmerzen und Fieber

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Paracetamol darf in keiner Hausapotheke fehlen. Das beliebte Schmerzmittel kommt bei Kopfschmerzen, Zahn- und Regelbeschwerden, wie auch Erkältung zum Einsatz und ist sogar für Schwangere und kleine Kinder zugelassen. Harmlos ist die Arznei deshalb aber nicht. Alles über Wirkung, Nebenwirkungen und warum gerade bei Paracetamol die richtige Dosierung so wichtig ist.

Frau mit Tablette
© iStock.com/FotoDuets

Der Name Paracetamol leitet sich vom Wirkstoff Para-(Acetylamino)phenol ab, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts in den USA erforscht, dann aber wieder vergessen wurde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rezeptur wieder entdeckt, weil man nach einer magenfreundlicheren Alternative zur damals viel verwendeten Acetylsalicylsäure (bekannt als Aspirin oder ASS) suchte. Ab den 50er-Jahren trat Paracetamol seinen Siegeszug rund um die Welt an und wurde bald das meist verwendete Medikament gegen Schmerzen und Fieber für Kinder und Erwachsene. Doch trotz seiner im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln geringen Nebenwirkungen ist Paracetamol keineswegs harmlos und birgt vor allem bei Überdosierung große Gefahren für die Gesundheit, da es dann die Leber schädigen kann.

Artikelinhalte im Überblick:

Die Wirkung von Paracetamol

Paracetamol gehört zu den sogenannten nicht-opioiden Analgetika. Es blockiert bestimmte Enzyme im zentralen Nervensystem, sogenannte Cyclooxygenasen, die für die Schmerzweiterleitung vom Rückenmark ans Gehirn zuständig sind. Der Schmerz und seine Ursache werden durch Paracetamol also nicht verhindert oder gar geheilt, er ist nur vorübergehend nicht mehr wahrnehmbar. Neben der analgetischen (schmerzunterdrückenden) Wirkung hat Paracetamol auch stark antipyretische, also fiebersenkende Eigenschaften, und wird deshalb sehr häufig alleine oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen als Grippe- und Erkältungsmittel eingesetzt. Anders als andere gebräuchliche Schmerzmittel reichert sich Paracetamol nicht im Gewebe der Magensschleimhaut an. Es ist dadurch sehr viel schonender für den Magen.

Wann hilft Paracetamol und wann ist es nicht geeignet?

Paracetamol blockiert leichte bis mittelschwere Schmerzzustände. Es eignet sich deshalb gut bei Kopfschmerzen, Glieder-, Zahn- oder auch Regelbeschwerden. Durch seine gleichzeitig fiebersenkende Wirkung hilft es sehr gut bei fieberhaften Infekten mit Muskel- oder Gliederschmerzen. Ein großer Vorteil von Paracetamol ist außerdem, dass es weder blutverdünnend noch gerinnungshemmend wirkt, sodass man es auch nach Operationen und sogar bei offenen Wunden und Blutungen einsetzen kann. Im Gegensatz zu anderen gängigen Schmerzmitteln hat es aber keine entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung.

Die Haupteinsatzgebiete von Paracetamol auf einen Blick:

Dennoch sind die Anwendungsmöglichkeiten von Paracetamol begrenzt. Bei Kreuzschmerzen und anderen chronischen Muskelschmerzen zeigt es keine gute Wirksamkeit hat und ist darüber hinaus aufgrund der möglichen Leberschäden nicht für eine Dauereinnahme geeignet. Zur Schmerzdurchbrechung bei akuten Schmerzzuständen wie beispielsweise bei einem Hexenschuss oder einem Bandscheibenvorfall kann man es aber kurzfristig einsetzen. Nicht empfehlenswert ist Paracetamol grundsätzlich bei allen langanhaltenden, chronischen und entzündlichen Schmerzzuständen sowie bei sehr starken Schmerzen.

Ibuprofen oder Paracetamol – wann kommt welches Schmerzmittel zum Einsatz?

Neben Paracetamol sind in Deutschland drei weitere Wirkstoffe mit schmerzstillender Wirkung rezeptfrei erhältlich:

Die Wirkung ist jeweils etwas unterschiedlich, sodass man für bestimmte Beschwerden das jeweils wirksamste und am besten verträgliche Mittel heraussuchen sollte.

Ibuprofen wirkt im Gegensatz zu Paracetamol auch noch entzündungshemmend und abschwellend. Bei entzündlichen Erkrankungen wie Harnwegsinfekten oder Nasennebenhöhlenentzündung ist Ibuprofen deshalb besser geeignet. Seine fiebersenkende Wirkung ist noch etwas stärker, dennoch ist Paracetamol bei fieberhaften Infekten häufig vorzuziehen, da es zumindest bei kurzzeitiger, vorschriftsmäßiger Anwendung deutlich weniger Nebenwirkungen hat.

Bei Rückschmerzen, vor allem unter Beteiligung der Bandscheibe, ist Diclofenac das Mittel der Wahl. Acetylsalicylsäure gilt hingegen nach wie vor als bester Wirkstoff gegen Spannungskopfschmerzen und Migräne, sofern man es vom Magen her verträgt. Häufig wird hier auch eine Kombination der Wirkstoffe Paracetamol, Acetylsalicylsäure und Koffein empfohlen.

Paracetamol 500 Tabletten – die häufigste Dosierung

Paracetamol gibt es als Einzelwirkstoff rezeptfrei in der Apotheke als Tabletten, Kapseln, Saft oder auch Zäpfchen. Am häufigsten wird es in der Dosierung "Paracetamol 500 mg Tabletten" verkauft. Darüber hinaus ist der Wirkstoff auch in vielen freiverkäuflichen Schmerzmitteln, Erkältungspräparaten oder Fiebersenkern enthalten, oft gemeinsam mit hustenstillenden Wirkstoffen, mit Vitamin C oder auch in Kombination mit anderen Schmerzmitteln.

Die schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung setzt etwa eine halbe bis eine Stunde nach der Einnahme ein – bei Zäpfchen dauert es etwas länger – und hält etwa vier bis sechs Stunden an. Für Erwachsene wird eine Dosis von maximal 4.000 mg empfohlen, das sind acht der gebräuchlichen Tabletten Paracetamol 500 mg. Für Babys, Kinder und Jugendliche ist die maximale Tagesdosis aber sehr viel niedriger. Bitte sprechen Sie hier mit Ihrem Kinderarzt und beachten Sie unbedingt die Hinweise auf dem Beipackzettel.

Diese gefährlichen Wechselwirkungen sollten Sie kennen

Vorsicht vor Überdosierung!

Der Spielraum bis zur Überdosierung ist bei Paracetamol wesentlich kleiner als bei anderen frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Ab etwa sechs Gramm Einzeldosis kann es bei Erwachsenen bereits zu Leberschäden kommen, bei etwa zehn Gramm droht eine Paracetamol-Vergiftung mit schwerer Leberschädigung bis hin zum Tod. Betroffene müssen dann sofort ins Krankenhaus, können aber mit einem entsprechenden Gegenmittel gut behandelt werden. 

Sollte die empfohlene Höchstmenge zur Beseitigung der Schmerzen nicht ausreichen, empfiehlt es sich, Paracetamol im Wechsel mit anderen Schmerzmitteln wie beispielsweise Ibuprofen einzunehmen. Auf diese Weise erreicht man Schmerzfreiheit, ohne gleichzeitig die Leber oder den Magen allzu sehr zu belasten.

Lebertoxische Wirkung und andere mögliche Nebenwirkungen

Paracetamol galt lange als Mittel der Wahl vor allem bei Kindern, da es deutlich weniger Nebenwirkungen als Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen hat. Doch dann geriet der Wirkstoff wegen seiner lebertoxischen Wirkung in die Schlagzeilen. Heute weiß man, dass Paracetamol bei zu hoher Dosierung und längerer Anwendung tatsächlich Leberschäden bis hin zum Leberversagen verursachen kann.

Wenn man sich aber an die maximale Tagesdosis hält und Paracetamol nicht länger als einige Tage einnimmt, ist man auf der sicheren Seite. Aus diesem Grund ist der Wirkstoff in Deutschland seit 2009 nur noch in kleinen Dosierungseinheiten und Packungsgrößen mit maximal 20 Tabletten frei verkäuflich. Bei längeren Anwendungen oder wenn die Tagesdosis zur Schmerzbekämpfung nicht ausreicht, sollte man in jedem Fall mit dem Arzt Rücksprache halten und gegebenenfalls auf einen anderen Wirkstoff zurückgreifen. Bei richtiger Dosierung hat Paracetamol hingegen fast keine Nebenwirkungen. Sehr selten können auftreten:

Paracetamol und Alkohol

Aufgrund seiner lebertoxischen Wirkung sollte Paracetamol nicht zusammen mit Stoffen oder Medikamenten eingenommen werden, die die Leber zusätzlich belasten. Ein wichtiger Punkt ist hier der Konsum von Alkohol. Bei chronischem Alkoholmissbrauch sollte Paracetamol nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Das Gleiche gilt für Menschen mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion. Außerdem können manche Medikamente zu Wechselwirkungen führen oder den unerwünschten Effekt auf die Leber verstärken.

Anwendung bei Kindern und Schwangeren

Paracetamol-Zäpfchen für Babys und Kinder

Aufgrund der geringen Nebenwirkungen wird Paracetamol sehr gerne bei Kindern angewandt. Bei Säuglingen und Kleinkinder sind Zäpfchen (Suppositorien) praktisch, erhältlich ab einer Dosierung von 125 mg, oder auch Paracetamol-Fiebersaft. Eltern sollten beachten, dass die schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung oft erst nach einer Stunde oder später einsetzen kann. Immer wieder kommt es zu Lebervergiftungen bei Kindern, weil ungeduldige Eltern ihnen zu viel Paracetamol gegeben haben!

Studien haben in den letzten Jahren vermuten lassen, dass eine zu häufige Anwendung von Paracetamol (einmal pro Monat oder mehr) eventuell schuld an der steigenden Asthmahäufigkeiten bei Kindern sein könnte. Viele Kinderärzte verschreiben für Kinder deshalb inzwischen lieber Ibuprofen als Paracetamol.

Paracetamol in der Schwangerschaft und Stillzeit

Paracetamol ist das einzige Schmerzmittel, das während der gesamten Schwangerschaft – auch im letzten Schwangerschaftsdrittel – zugelassen ist. Dennoch sollten Schwangere Medikamente grundsätzlich nur unter strengster Indikation und unter ärztlicher Aufsicht anwenden. Für die Stillzeit gilt: Stillende Mütter dürfen Paracetamol verwenden, selbst wenn der Wirkstoff in geringer Konzentration in die Muttermilch übergeht. Fürs Baby droht dabei aber keine Gefahr. Schwangere und Stillende müssen also Zahnschmerzen, Kopfschmerzen oder Fieber nicht um jeden Preis aushalten, sollten aber soweit möglich auf alternative Schmerzbekämpfung zurückgreifen.

Grundsätzlich sollte man aber immer bedenken: Schmerzmittel sind keine harmlosen Bonbons, egal um welchen Wirkstoff es sich handelt. Sobald die Anwendung mehr als ein paar Tage überschreitet, sollten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache halten. Bei strenger Einhaltung der maximalen Tagesdosis ist man mit Paracetamol zwar auf der sicheren Seite, eine Überdosierung sollte jedoch tunlichst vermieden werden!

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