Belastungs-EKG

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Das Belastungs-EKG zeigt, wie sich die elektrische Aktivität des Herzens unter körperlicher Anstrengung verändert. Sie liefert wichtige Hinweise auf verschiedene Erkrankungen und die Belastbarkeit des Körpers. Das ist für manchen Patienten anstrengend. Wie es abläuft, für wen sie geeignet ist und und wann der Arzt sie abbricht, lesen Sie hier.

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Während eines Belastungs-EKGs muss sich der Patient ordentlich anstrengen, Blutdruck und Puls werden überwacht.
©iStock.com/SerafinoMozzo

Einem Belastungs-EKG liegt das gleiche Prinzip wie einem Ruhe-EKG zugrunde. Gemessen wird bei der Elektrokardiographie die elektrische Aktivität des Herzens: Schwache elektrische Impulse mit einer Spannung von etwa einem Tausendstel Volt sorgen dafür, dass sich der Herzmuskel regelmäßig zusammenzieht und so das Blut durch die Gefäße pumpt. Beim Belastungs-EKG geht es nun darum, die Veränderung dieser elektrischen Aktivität unter körperlicher Anstrengung zu messen und grafisch darzustellen in Form eines Elektrokardiogramms (Herzspannungskurve).

Dazu wird das EKG-Gerät mit einem Blutdruckmessgerät und einem Ergometer kombiniert, also einem Trainingsgerät, mit dem sich die körperliche Aktivität in Watt messen lässt. In Arztpraxen wird meist ein Fahrradergometer verwendet, seltener ein Laufbandergometer. Während unterschiedlicher Phasen mit steigender körperlicher Aktivität über einen Gesamtzeitraum von neun bis zwölf Minuten wird nun ein Elektrokardiogramm aufgezeichnet, während die Herzaktivität auch per Monitor überwacht wird und Blutdruck und Puls fortlaufend gemessen werden.

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Zur Vorbereitung gehört ein Ruhe-EKG

Zur Vorbereitung eines Belastungs-EKGs müssen eventuell bestimmte Medikamente abgesetzt werden, die sich auf die Herztätigkeit auswirken und das EKG  beeinflussen könnten. Deshalb sollten Patienten im Vorfeld ihrem Arzt  mitteilen, welche Arzneien sie regelmäßig einnehmen.

Vor Beginn des Belastungs-EKGs hört der Arzt den Patienten in der Regel mit dem Stethoskop ab und misst Puls und Blutdruck. Die Blutdruckmanschette bleibt während der Untersuchung angelegt, um fortlaufend eine Blutdruckmessung durchführen zu können. An definierten Messstellen des Brustkorbs und Rückens werden Messelektroden angebracht, die mit dem EKG-Gerät verbunden sind. Sie nehmen Spannungsveränderungen der Herzmuskelzellen über die Haut auf und leiten sie an das EKG-Gerät weiter. Leitgel unter den Elektroden verbessert die weitergeleiteten Signale. Zunächst wird nun ein Ruhe-EKG angefertigt.

Belastung bis zur maximalen Herzfrequenz

Nach einer anfänglichen Ruhephase von drei Minuten beginnt der eigentliche Belastungstest. Für Fahrradergometer hat sich ein Schema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewährt: Begonnen wird mit einer Belastung von 25 oder 50 Watt, was normalem bis zügigem Gehen gleichkommt. Nach jeweils zwei Minuten wird die Belastung um 25 Watt erhöht durch Steigerung des Tretwiderstands. Dabei entspricht die Stufe von 75 bis 100 Watt langsamem Radfahren oder Schwimmen, die Stufe von 125 bis 150 schnellem Radfahren oder Joggen. Eine Belastung von 150 Watt und mehr bedeutet eine extreme sportliche Leistung.

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Die Belastung wird gesteigert, bis die maximale Herzfrequenz erreicht ist. Diese errechnet sich aus der Formel 220 minus Alter (Jahre) plus/minus zehn bis zwölf Herzschläge pro Minute. Bei körperlich sehr leistungsfähigen Menschen kann auch das Schema des Bundesausschusses für Leistungssport, kurz BAL-Schema, angewendet werden. Dabei wird die Leistung, ausgehend von 50 oder 100 Watt, alle drei Minuten um 50 Watt bis zum Erreichen der maximalen Herzfrequenz gesteigert. Die Herzspannungskurve wird auch nach Ende der Belastungsphase noch einige Minuten fortgeschrieben.

Das Belastungs-EKG ist nicht schmerzhaft, aber anstrengend. Damit es möglichst aussagekräftig ist, sollte man sich als Patient ordentlich ins Zeug legen, auch wenn man dabei aus der Puste kommt. Denn nur bei maximaler Belastung hat die Untersuchung auch die höchste Aussagekraft.

Belastungs-EKG nicht für jeden geeignet

Aufgrund der hohen körperlichen Belastung ist ein Belastungs-EKG in bestimmten Situationen  ausgeschlossen. Dazu gehören zum Beispiel die ersten zwei Wochen nach einem Herzinfarkt oder eine akute Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Auch bei starkem Bluthochdruck schon im Ruhezustand ab 220 zu 100 mmHg verbietet sich das Belastungs-EKG. Weitere Gegenanzeigen für ein Belastungs-EKG sind unter anderem bestimmte Formen von Herzrhythmusstörungen, eine instabile Angina Pectoris (Herzenge), Herzklappenfehler, Herzschwäche , Thrombosen oder Lungenembolie.

Abbruch des Belastungs-EKG

Auch wenn keine Kontraindikation vorliegt, kann im Verlauf zu Komplikationen oder Symptomen kommen, die einen Abbruch der Untersuchung oder eine sofortige Behandlung erforderlich machen. So wird der Arzt beispielsweise sofort abbrechen, wenn Atemnot, Blässe, Schwindel, Brustschmerzen oder Herzrhytmusstörungen auftreten, der Blutdruck zu stark ansteigt, abfällt oder trotz Belastung nicht ansteigt sowie bei bestimmten Abweichungen der Herzspannungskurve von der eines Gesunden.

In sehr seltenen Fällen kommt es zu Herzrhythmusstörungen, die sofort behandelt werden müssen. Hier ist jedoch zu bedenken, dass diese Komplikationen auch bei anstrengenden Alltagstätigkeiten auftreten könnten und dann wesentlich gefährlicher wären als in der Praxis oder Klinik, die auf derartige Situationen und die entsprechenden Hilfsmaßnahmen vorbereitet ist.

Wann wird ein Belastungs-EKG gemacht?

Ein Belastungs-EKG kann aus verschiedenen Gründen durchgeführt werden. Zum einen erhält der Arzt damit Hinweise auf Erkrankungen beziehungsweise kann diese diagnostizieren, für ein Ruhe-EKG keine oder nicht genügend konkrete Anhaltspunkte liefert. Dazu gehört zum Beispiel die Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen, die nur unter Belastung auftreten oder die Belastungshypertonie (Bluthochdruck unter körperlicher Belastung).

Steht bereits fest, dass eine KHK vorliegt, kann mithilfe des Belastungs-EKGs der Therapieverlauf beurteilt werden. Nach einem Herzinfarkt oder einer Herzoperation bietet diese Untersuchungsmethode die Möglichkeit, die Belastbarkeit des Patienten zu testen.

Sie wird aber auch herangezogen, um bei Menschen ohne Beschwerden die körperliche Belastbarkeit zu überprüfen, zum Beispiel im Rahmen einer sportmedizinischen Untersuchung bei Sportlern oder solchen, die es (wieder) werden möchten. In diesem Fall handelt es sich um eine so genannte Selbstzahler- oder Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).

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