Nicht abwenden oder sich selbst überfordern

Tipps für Angehörige und Freunde bei Depression

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Freunde und Angehörige depressiver Menschen spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg in ein normales Leben. Unterstützung im Alltag ist enorm hilfreich bei der Behandlung.

Depressive sprechen mit Freunden ueber ihre gefuehle
© iStockphoto.com/shironosov

Angehörige können für einen an einer Depression erkrankten Partner, Verwandten oder Freund bei der Auseinandersetzung mit der Depression wie auch beim Prozess der Genesung eine wichtige Rolle spielen. Sie sollten sich jedoch bewusst machen, dass der Behandlungs- und Heilungsprozess Zeit braucht. Eine Gesundung kann nicht von heute auf morgen stattfinden. Daher ist es wichtig, Geduld aufzubringen.

Ein depressiver Mensch braucht Zuwendung, darf aber nicht bedrängt werden. Wichtig ist es deshalb, sich nicht von dem Betroffenen zurückzuziehen, sondern offen miteinander zu sprechen. Eine gute und vertrauensvolle Beziehung aufrechtzuerhalten, ist gerade in einer solchen Krisenphase von wesentlicher Bedeutung.

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Hilfe durch Angehörige bei Depressionen

Mit folgenden Tipps können Angehörige und Freunde einen Menschen mit Depression unterstützen:

  • Orientierung im Alltag: Depressiven Menschen fällt es schwer, sich zu etwas aufzuraffen. Helfen Sie Ihrem Partner oder Angehörigen dabei, den Tagesablauf zu strukturieren und eine gewisse Ordnung und Struktur in den Alltag zu bringen.

  • Unterstützen Sie Ihren Partner oder Freund ganz konkret im Alltag. Helfen Sie ihm zum Beispiel bei Aktivitäten und Verpflichtungen, die er aufgrund der Erkrankung momentan nicht allein übernehmen kann oder begleiten Sie ihn zum Besuch beim Arzt oder Therapeuten. Aber vermeiden Sie es, ihn zu bevormunden oder einzuengen und treffen Sie keine Entscheidungen hinter seinem Rücken.

  • Motivieren: Versuchen Sie, den Betroffenen zu kleineren Unternehmungen, zum Beispiel zu Spaziergängen, zu aktivieren.

  • Bestärken Sie ihn in allem Positiven, das er tut oder sagt.

  • Verzichten Sie auf Vorwürfe oder Ratschläge: Sätze wie „Stell dich nicht so an!“, „Du musst dich nur bemühen! oder „Ist doch alles halb so schlimm“ helfen depressiven Menschen nicht.

  • Zur Therapie ermutigen: Bleibt eine Depression unbehandelt, kann sie chronisch werden. Scham, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, ist verständlich, aber unnötig. Ermutigen Sie daher den Partner oder Freund, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sprechen Sie mit ihm über die Vorteile, die eine Behandlung mit sich bringt.

  • Versuchen Sie Verständnis, Mut und Hoffnung zu vermitteln. Ein überzogener Optimismus wirkt jedoch unglaubwürdig.

  • Selbst aktiv werden: Insbesondere Freunde sollten weiter Kontakt halten und gemeinsame Unternehmungen vorschlagen. Eine Depression führt oft dazu, dass der Betroffene nicht die nötige Energie aufbringen kann, um von sich aus anzurufen oder eine gemeinsame Unternehmung vorzuschlagen. Darin drückt sich kein Desinteresse gegenüber Ihnen oder der Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, aus.

Angehörige sollten eigene Bedürfnisse nicht vernachlässigen

Durch die Depression des Partners, eines Freundes oder Familienmitglieds verändert sich auch der eigene Alltag. Da ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen.

Eine Depression ist eine schwere und mitunter zermürbende Erkrankung, die nicht nur beim Betroffenen Spuren der Erschöpfung und Anspannung hinterlässt. Auch der eigene Energiehaushalt leidet unter der Belastung, die die Depression mit sich bringt.

Schlechtes Gewissen ist Fehl am Platz

Neben die Sorge um den Betroffenen gesellt sich bald auch auch der Wunsch, zwischendurch einmal Zeit für sich zu finden und ein wenig durchatmen zu können. Möglicherweise erschrecken solche Gedanken und Bedürfnisse und lösen Ängste aus, den Betroffenen zu vernachlässigen, ihn im Stich zu lassen oder egoistisch zu sein. Für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, heißt jedoch nicht, sich in irgendeiner Form aus der Verantwortung zu stehlen oder den Partner oder Freund im Regen stehen zu lassen. Es geht nicht darum, sich zwischen dem eigenen Wohlergehen und dem Befinden des depressiven Menschen entscheiden zu müssen. Weder der Depressive noch Sie selbst profitieren davon, wenn Sie sich nicht gestatten, auch einmal Entlastung und Zuspruch zu suchen.

Tipps für Angehörige

Es ist wichtig, dass sich Angehörige nicht selbst vernachlässigen. Die folgenden Hinweise helfen, einen konstruktiven Umgang mit den Belastungen, die mit der Depression eines Ihnen nahestehenden Menschen einhergehen, zu finden:

  • Nicht überfordern: Sie können dem Betroffenen in vielerlei Hinsicht hilfreich zur Seite stehen – bis zu gewissen Grenzen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht zum Ersatztherapeuten werden. Das ist nicht Ihre Aufgabe.

  • Die eigene Gesundheit aufrechterhalten: Es ist wichtig, wischen der Sorge und Achtsamkeit für den depressiven Menschen und der Verantwortung gegenüber sich selbst und der eigenen Gesundheit ausgewogen zu handeln.

  • Vertrauenspersonen finden: Machen Sie nicht alles mit sich allein aus, fressen Sie Ihre Sorgen und Nöte nicht in sich hinein. Sich auszutauschen und das eigene soziale Netzwerk in Anspruch zu nehmen, kann eine wichtige Stütze sein.

  • Kraft tanken: Auch Sie sind nicht endlos belastbar. Innezuhalten ist ein berechtigtes Bedürfnis, welches Sie sich zugestehen dürfen.

  • Eigene Interessen und Aktivitäten nicht schleifen lassen: Treffen Sie sich mit Freunden, lesen Sie ein Buch, pflegen Sie Ihre Hobbys und unternehmen Sie etwas. Hieraus können Sie Kraft und Mut gewinnen, was auch dem Depressiven helfen kann. 

Die Informationen sollen es Ihnen ermöglichen, beherzt und mit Selbstvertrauen ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Verantwortung gegenüber dem Erkrankten und der Achtsamkeit für sich selbst. Das ist der beste und hilfreichste Weg für alle Beteiligten, Kraft und Mut für die gemeinsame Auseinandersetzung mit einer Depression zu sammeln.

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