Folge von Nervenschädigung

Nervenschmerzen: Medikamente und Hausmittel bei Neuralgien

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Stark brennend oder wie Stromschläge unter der Haut – so werden Nervenschmerzen häufig beschrieben. Ursachen können eigenständige Krankheiten sein, oft sind Neuralgien aber auch Folgen anderer Erkrankungen. Erfahren Sie, welche Medikamente und Hausmittel bei Nervenschmerzen helfen können!

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© Getty Images/MarianVejcik

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie merkt man, dass man Nervenschmerzen hat? Zu den typischen Anzeichen gehören eine brennende Empfindung in den betroffenen Bereichen oder einschießende Schmerzen. Häufig werden auch Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit beobachtet.

Gibt es rezeptfreie Medikamente gegen Nervenschmerzen? Pflanzliche Mittel zur Behandlung von Nervenschmerzen sind in der Apotheke erhältlich. Die in der Leitlinie zur Behandlung von Nervenschmerzen empfohlenen Medikamente sind jedoch rezeptpflichtig.

Hat die Psyche Einfluss auf Nervenschmerzen? Nervenschmerzen können sich negativ auf die Psyche auswirken, was wiederum die Schmerzwahrnehmung verstärkt. Eine ganzheitliche Behandlung schließt daher häufig auch psychotherapeutische Ansätze mit ein.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was sind Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen (Neuralgien) sind Schmerzen, die auftreten, wenn Nerven erkrankt oder in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Ein bekanntes Beispiel ist der Bandscheibenvorfall, bei dem eine Bandscheibe auf eine Nervenwurzel drückt und diese reizt.

Nervenschmerzen, die auf eine Schädigung oder Erkrankung des peripheren Nervensystems selbst zurückzuführen sind, werden in der Fachsprache als neuropathische Schmerzen bezeichnet. Die Nervenbahnen sind dann nicht nur die "Übermittler" von Schmerzreizen, sondern auch Schmerzverursacher. Dabei können nur ein einzelner Nerv (Mononeuropathie), oder aber mehrere Nerven beteiligt sein. Dann sprechen Fachleute von einer Polyneuropathie .

Häufige Ursachen von Neuropathien sind Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Verletzungen und Entzündungen von Gewebe und Nerven. Neuropathische Schmerzen betreffen circa 6,9 bis 10 Prozent der Bevölkerung.

Wie fühlen sich Nervenschmerzen an?

Nervenschmerzen können je nach Ursache unterschiedlich sein. Außerdem können sich die Beschwerden im Verlauf einer Erkrankung verändern und in ihrer Intensität variieren. Häufig sind jedoch folgende Symptome charakteristisch:

  • brennende, bohrende oder stechende Dauerschmerzen
  • elektrisierende Schmerzattacken
  • Verstärkung der Beschwerden in Ruhe
  • Schmerzen bei leichten Berührungen oder Wasser auf der Haut (Allodynie)
  • allgemein verstärkte Schmerzempfindlichkeit (Hyperalgesie)
  • Gefühlsstörungen und Missempfindungen (etwa Taubheit, "Ameisenlaufen")

Begleiterscheinungen von Nervenschmerzen

Schmerzhafte Nervenschädigungen können die Lebensqualität von Betroffenen beeinträchtigen. Viele Patient*innen leiden unter weiteren Beschwerden wie Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen.

Die chronischen Schmerzen können sich zudem negativ auf die Psyche auswirken und zu Stress, Angstzuständen und Depressionen führen.

Behandlung von Nervenschmerzen

Die Behandlung von Nervenschmerzen richtet sich nach den zugrundeliegenden Ursachen. Liegt beispielsweise eine Nervenquetschung durch einen Bandscheibenvorfall vor, kann der Nerv durch einen operativen Eingriff entlastet werden.

Chronische neuropathische Schmerzen sind hingegen oft eine therapeutische Herausforderung. Durch die Kombination von Medikamenten und physikalischen Maßnahmen lässt sich aber meist zumindest eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erzielen.

Nervenschmerzen: Welche Medikamente helfen?

Medikamente zur Behandlung von Neuralgien hemmen die Schmerzweiterleitung im Rückenmark. Bewährt haben sich beispielsweise:

  • Antiepileptika/Antikonvulsiva (Gabapentin und Pregabalin)
  • Antidepressiva 
  • Selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (Duloxetin)
  • Opioide 
  • Lidocain-Pflaster
  • Capsaicin-Pflaster

In Einzelfällen können zudem Cannabinoide als Off-label-Therapie, also ein Einsatz abweichend von der eigentlichen Indikation, in Erwägung gezogen werden. Allerdings ist ihr Effekt nur gering.

Zu beachten ist außerdem, dass alle diese verschreibungspflichtigen Medikamente Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Gedächtnisstörungen auslösen können. Bei der Anwendung sollten Vorteile und Nebenwirkungen gut abgewogen werden.

Bei Menschen mit diabetischer Neuropathie kann Studien zufolge auch eine Therapie mit Alpha-Liponsäure eine Reduktion von Schmerzen, Missempfindungen und Taubheitsgefühlen bewirken. Die schwefelhaltige Fettsäure verfügt über antioxidative und nervenregenerierende Eigenschaften.

Gut zu wissen:

Entzündungshemmende Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) haben bei Nervenschmerzen meist keine Wirkung. Dazu gehören Ibuprofen, Diclofenac und Aspirin.

Nicht-medikamentöse Schmerztherapie bei Neuralgien

Ein zentraler Bestandteil eines multidisziplinären Therapiekonzeptes ist oft eine Schmerzpsychotherapie. Betroffene erlernen Bewältigungsstrategien, um besser mit den Schmerzen umgehen zu können.

Hierzu zählen beispielsweise Biofeedbackverfahren. Dabei wird beispielsweise die Hauttemperatur mit einem Sensor gemessen. Patient*innen müssen versuchen, die Hauttemperatur zu kontrollieren, da sich dadurch häufig auch die Schmerzwahrnehmung reduziert.

Auch kann es sinnvoll sein, ein Schmerztagebuch zu führen, in denen Auslöser für Schmerzattacken eingetragen werden. Diese lassen sich dann besser vermeiden. Manchen Menschen mit Nervenschmerzen helfen auch eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) oder Akupunktur.

Nervenschmerzen: Hausmittel und weitere Tipps

Hausmittel allein sind zur Behandlung von Nervenschmerzen nicht geeignet. Sie können aber unter Umständen dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern. Bei Nervenschmerzen gilt jedoch: Welche Maßnahmen helfen, ist individuell sehr verschieden. Betroffene sollten daher am besten ausprobieren, was ihnen guttut – und was nicht.

Methoden zur Selbstbehandlung bei Neuralgien sind:

  • Wärmeanwendungen: Bei einigen Betroffenen bessern sich die Beschwerden durch eine Wärmflasche oder ein warmes Bad. In manchen Fällen können sich die Schmerzen dadurch aber auch verschlimmern.

  • Kälteanwendungen: Andere Patient*innen profitieren hingegen eher von Kälte. Hier können zum Beispiel Kühlpacks, kühlende Salben oder Flüssigkeiten wie kalter Franzbranntwein lindernd wirken. Ebenso eignen sich bei Nervenschmerzen in den Beinen unter Umständen Wechselduschen oder Kneipp-Anwendungen.

  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Progressive Muskelverspannung oder autogenes Training führen zu einer körperlichen und seelischen Beruhigung und verbessern das körperliche Wohlbefinden.

Allgemein sollten Menschen mit Nervenschädigungen auf eine gesunde Ernährung achten und Alkohol meiden. Alkohol ist ein Nervengift, das die Nerven angreift.

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Nervenschmerzen: Viele Ursachen möglich

Nervenschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Infrage kommen unter anderem Verletzungen, Quetschungen, Entzündungen oder Erkrankungen. Sind die Nerven in ihrer Funktion gestört, senden sie ununterbrochen Schmerzsignale an das Gehirn, wodurch sich das Schmerzempfinden deutlich steigert.

Je nachdem, wo die Ursache liegt, werden zwei Schmerzarten unterschieden:

Zentrale Nervenschmerzen

Die Schmerzen gehen vom zentralen Nervensystem (ZNS), also dem Gehirn und Rückenmark, aus. Mögliche Ursachen sind:

Periphere Nervenschmerzen

Das periphere Nervensystem (PNS) ist der Teil des Nervensystems des menschlichen Körpers, der außerhalb des zentralen Nervensystems liegt – also zum Beispiel die Nerven in Armen und Beinen. Zu den Krankheiten, die zur Schädigung peripher Nerven führen können, gehören:

  • Alkoholmissbrauch
  • Herpes-Zoster-Infektion (Gürtelrose)
  • diabetische Neuropathie
  • HIV-Neuropathie
  • Verletzungen (Nervenquetschungen oder -durchtrennungen)
  • Trigeminusneuralgie (heftige Nervenschmerzen im Gesicht)
  • Impingement-Syndrom (Engpass-Syndrom)
  • Karpaltunnelsyndrom 
  • Morton Neuralgie
  • Bannwarth-Syndrom (Borrelien-Infektion)
  • Phantomschmerz, beispielsweise nach einer Amputation
  • CRPS (komplexes regionales Schmerzsyndrom, früher auch als Morbus Sudeck bezeichnet)

Nervenschmerzen im Bein, Fuß, Kopf oder Rücken

Nervenschmerzen können am ganzen Körper oder nur in bestimmten Bereichen auftreten.

  • Nervenschmerzen im Bein oder den Füßen: Es kommen verschiedene Auslöser wie Verletzungen oder Entzündungen infrage. Brennende Füße sind in vielen Fällen auf Nervenschädigungen durch Diabetes mellitus zurückzuführen.

  • Nervenschmerzen am Kopf: Vor allem im Gesicht treten häufig Nervenschmerzen auf, wenn die Fasern des fünften Hirnnervs (Nervus trigeminu)  geschädigt oder gereizt werden. Dann sprechen Fachleute auch von einer Trigeminusneuralgie.

  • Nervenschmerzen am Rücken: Plötzlich einschießende Nervenschmerzen im Rücken deuten meist auf einen Bandscheibenvorfall hin. Es sind aber auch andere Ursachen wie eine Ischias-Neuralgie möglich.

Diagnose: Wie werden Nervenschmerzen festgestellt?

Um den Ursachen von Nervenschmerzen auf den Grund zu gehen, werden in der ärztlichen Praxis zunächst alle Symptome erfasst und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Häufig werden Patient*innen gebeten, die Schmerzstärke auf einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (maximal vorstellbarer Schmerz) einzuordnen.

Anschließend folgen weitere neurologische Untersuchungen und Spezialtests:

  • Quantitative sensorische Testung (QST): Testverfahren, bei dem die Hautsensibilität mittels Kälte, Wärme, Berührung, Druck, stumpfes Stechen und Vibration überprüft wird.

  • Neurographie: Methode zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit. Dafür werden Elektroden an bestimmten Stellen des Körpers angebracht und die elektrischen Signale der Nerven gemessen.

  • Somatosensibel Evozierte Potenziale (SEP): Das Verfahren dient zur Prüfung der gesamten Gefühlsbahn von der Haut über das Rückenmark bis ins Gehirn.

Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT sowie Labor- oder Liquoruntersuchungen zum Einsatz kommen.

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