Meningitis: Symptome und Behandlung der Hirnhautentzündung
Bei einer Meningitis sind die Hirnhäute, die das Gehirn schützend umgeben, entzündet. Die Hirnhautentzündung kann sowohl bakteriell als auch viral verursacht sein. Typische Anzeichen, ob eine Impfung vorbeugen kann und wie die Infektion behandelt wird.
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Unter einer Meningitis versteht man eine Infektionskrankheit, bei der die Hirnhäute (Meningen) entzündet sind. Bei den Hirnhäuten handelt es sich um drei dünne bindegewebige Schichten. Sie befinden sich innerhalb des knöchernen Schädels und umgeben das Gehirn wie eine schützende Hülle. Die Entzündung kann sich auf das Gehirn ausbreiten, was als (Meningo-)Enzephalitis bezeichnet wird. Es ist auch möglich, dass die Hirnhautentzündung auf Rückenmarkshäute und Rückenmark übergeht.
Ursache: Ist eine Meningitis ansteckend?
Eine Hirnhautentzündung ist prinzipiell ansteckend, da sie durch Bakterien, Viren, seltener auch Parasiten oder Pilze verursacht wird. Erkrankte sind bis zu sieben Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome ansteckend. 24 Stunden nach Beginn einer Antibiotikatherapie ist eine bakterielle Meningitis nicht mehr ansteckend. Die Inkubationszeit kann zwischen zwei und zehn Tagen betragen. Meistens stecken sich Menschen im direkten Kontakt zu Infizierten mit Meningitis-Erregern an, entweder über Tröpfcheninfektion (Keime gelangen über das Sprechen, Niesen oder Husten in die Luft und werden von anderen über die Schleimhäute aufgenommen) oder über Schmierinfektionen (direkte Berührung von keimbehafteten Stellen wie Hände, oder Türklinken).
Bakterielle Meningitis
Bakterien wie Meningokokken verursachen meist eine eitrige Hirnhautentzündung. Je nach Alter des Betroffenen und seines individuellen Gesundheitszustandes finden sich besonders folgende Bakterien als Ursache einer Meningitis:
Bei Säuglingen kommen vor allem E. coli, Streptokokken (Typ B) und Listerien als Ursache der Hirnhautentzündung infrage.
Kleinkinder mit einer Meningitis sind in über der Hälfte der Fälle mit Meningokokken infiziert, auch Pneumokokken zählen zu den häufigen Auslösern sowie der Grippevirus Haemophilus influenzae (sofern das Kind über keinen Impfschutz verfügt).
Erwachsene mit einer Hirnhautentzündung haben in der Hälfte der Fälle Pneumokokken als Ursache, bei ungefähr jedem Dritten sind es Meningokokken. Listerien können besonders bei Menschen mit schwachem Immunsystem eine Meningitis verursachen.
Bakterielle Hirnhautentzündungen kommen auf der Welt unterschiedlich häufig vor. Meningokokken-Infektionen sind zwar rund um den Erdball verbreitet, besonders oft treten sie jedoch im sogenannten Meningitis-Gürtel auf – hierzu zählen Zentralafrika, Saudi-Arabien, sowie viele Länder Asiens und Südamerikas. Die Mehrzahl der Hirnhautentzündungen durch Meningokokken betrifft Kinder und Jugendliche.
Manche Bakterien verursachen auch eine nicht eitrige Hirnhautentzündung. Hierzu zählen zum Beispiel die Erreger der Borreliose, Brucellose, Leptospirose, Syphilis sowie der Tuberkulose. Diese Erkrankungen gehen nicht grundsätzlich mit einer Hirnhautentzündung einher; Ärzte sprechen in diesen Fällen auch von einer Begleitmeningitis.
Virale Meningitis
Es gibt eine Vielzahl von Viren, die eine Hirnhautentzündung hervorrufen können. Zu den häufigsten Viren im Zusammenhang mit einer Meningitis zählen:
- Coxsackie-Virus (Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit)
- ECHO-Virus
- Herpes-Simplex-Virus (HSV-2)
- FSME-Virus
- Adenoviren
- Windpocken-Virus (Varizella-Zoster-Virus)
- Masern-Virus
- Röteln-Virus
- Mumps-Virus
- Epstein-Barr-Virus (Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers)
- bestimmte Enteroviren
- Polio-Virus
Meningitis durch Parasiten und Pilze
Neben Bakterien und Viren kommen auch bestimmte Parasiten, zum Beispiel die Erreger der Toxoplasmose, sowie in seltenen Fällen auch Pilzinfektionen als Ursache einer Hirnhautentzündung infrage.
Symptome der Meningitis
Die Meningitis verursacht häufig allgemeine, oft grippeartige Krankheitssymptome. Typische Anzeichen sind:
- Fieber
- Schlappheit
- Gliederschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Nackensteifigkeit (Meningismus), vor allem, wenn das Kinn in Richtung Brust gezogen wird
- Lichtempfindlichkeit
- Rückenschmerzen
- Geräuschempfindlichkeit
- Brudzinski-Zeichen: Hebt der Arzt den Kopf des Patienten an, beugt dieser reflexartig die Knie
- Lasègue-Zeichen: Schmerzen im Bein, Gesäß und/oder unteren Rücken, wenn der Arzt das gestreckte Bein des liegenden Patienten anhebt
- Kernig-Zeichen: Hebt der Arzt das gestreckte Bein des liegenden Patienten an, beugt dieser die Knie
Bei einer Hirnhautentzündung untermauern diese Symptome den Verdacht, die typischen Anzeichen einer Meningitis können jedoch auch fehlen – dies gilt insbesondere für alte Menschen oder Babys.
Komplikationen bei Meningitis
Zusätzlich können im Rahmen einer Hirnhautentzündung auch neurologische Symptome, wie Schwindel, Benommenheit, Schläfrigkeit oder epileptische Krampfanfälle auftreten. Bei schwerem Verlauf können Erkrankte auch das Bewusstsein verlieren und ins Koma fallen. Sind Meningokokken die Ursache der Hirnhautentzündung, kommt es in manchen Fällen zu Hauteinblutungen, die als dunkelrote Hautflecken in Erscheinung treten. Dieses Symptom kann ein Hinweis auf eine beginnende, lebensbedrohliche Meningokokken-Sepsis (Blutvergiftung durch Meningokokken) sein.
Diagnose: Wie wird eine Meningitis festgestellt?
Eine Hirnhautentzündung lässt sich meist schnell erkennen, wenn die Symptome charakteristisch sind. Um die Diagnose der Meningitis zu sichern, erfolgen Untersuchungen von Blut- und Rückenmarksflüssigkeit sowie bildgebende Verfahren.
Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung überprüft der Arzt die typischen Zeichen für Meningitis. Dazu beugt er zunächst den Kopf des liegenden Patienten nach vorne (mit dem Kinn auf die Brust). Meist löst diese Bewegung im Falle einer Meningitis Schmerzen aus (Nackensteifigkeit).
Beugt der Betroffene außerdem gleichzeitig reflexartig die Knie, ist das sogenannte Brudzinski-Zeichen positiv und liefert einen wichtigen Hinweis auf eine Meningitis. Anschließend hebt der Arzt das gestreckte Bein des liegenden Patienten. Treten dadurch Schmerzen im Bein oder Rücken auf (Lasègue-Zeichen), beziehungsweise beugt der Erkrankte gleichzeitig das Kniegelenk (Kernig-Zeichen), erhärtet sich der Verdacht einer Hirnhautentzündung. Bei Babys und älteren Menschen können diese typischen Meningitis-Zeichen jedoch auch fehlen.
Bestimmung der Ursachen im Krankenhaus
Die Ursache der Hirnhautentzündung lässt sich nicht anhand der Beschwerden erkennen. Daher sind weiterführende Untersuchungen notwendig, um eine gezielte Therapie einzuleiten zu können. In der Regel erfolgen diese Untersuchungen im Krankenhaus. In jedem Fall entnimmt der Arzt eine Blutprobe sowie eine Probe des Nervenwassers (Liquor cerebrospinalis) und lässt diese auf die entsprechenden möglichen Erreger im Labor untersuchen.
Bildgebende Verfahren zeigen Ausmaß der Hirnhautentzündung
Mithilfe bildgebender Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) kann das Ausmaß der Hirnhautentzündung bestimmt werden. In manchen Fällen zeigt auch eine Aufzeichnung der Hirnströme mithilfe eines EEG (Elektroenzephalogramm) krankhafte Veränderungen.
Ärzte müssen bereits den Verdacht einer Meningokokken-Meningitis dem Gesundheitsamt melden (Meldepflicht).
Therapie der Hirnhautentzündung je nach Ursache
Die Behandlung der Meningitis hängt von ihrer Ursache ab. Wichtig ist, dass schnell mit der Therapie begonnen wird.
Behandlung der bakteriellen Meningitis
Bei Verdacht auf eine bakterielle Hirnhautentzündung erhält der Betroffene sofort ein Antibiotikum über eine Infusion (Venentropf). Die Therapie erfolgt auch dann, wenn noch keine genauen Ergebnisse über die Art der Erreger vorliegen, denn eine bakterielle Meningitis ist ein lebensbedrohlicher Notfall.
Bestätigt sich der Verdacht einer Hirnhautentzündung durch Meningokokken, muss der Erkrankte für 24 Stunden auf einer Isolierstation behandelt werden, um die Ansteckung anderer Menschen zu verhindern. Es ist es außerdem wichtig, dass auch alle Kontaktpersonen vorbeugend mit einem Antibiotikum behandelt werden. Zum Einsatz kommen meist Wirkstoffe aus der der Gruppe der sogenannten Cephalosporine und Penicilline. Abhängig vom individuellen Fall setzten Ärzte auch Kortison zur Therapie der Meningitis ein.
Behandlung der viralen Meningitis
Auch wenn vermutet wird, dass Herpesviren für die Hirnhautentzündung verantwortlich sein könnten, leiten sie umgehend die Behandlung ein. In diesem Fall setzen sie ein Antivirenmittel (Virostatikum) ein, mit einen Wirkstoff der sich gegen Herpesviren richtet (meist Aciclovir). Bei einer Hirnhautentzündung durch andere Viren ist hingegen keine ursächliche Therapie möglich. Hier beschränkt sich die Meningitis-Behandlung in erster Linie darauf, Symptome zu lindern.
Verlauf und Prognose bei Meningitis
Bei einer Hirnhautentzündung hängt der Verlauf in erster Linie von der Krankheitsursache ab. Im Gegensatz zur bakteriellen Meningitis, die tödlich verlaufen kann, ist die Prognose bei virusbedingten Erkrankungen oft gut. Die Beschwerden bilden sich nach einiger Zeit mitunter von selbst zurück, bleibende Schäden des Gehirns sind eher selten.
Eine Ausnahme ist die Meningitis durch Herpesviren. Etwa sieben von zehn Erkrankten sterben, wenn keine Behandlung erfolgt. Erfolgt die Therapie mit einem Antivirenmittel sehr früh, steigen die Überlebenschancen. Oft führen die Herpesviren auch zu einer Gehirnentzündung (Herpes-Enzephalitis), durch die mitunter neurologische Schäden, wie geistige Defizite oder Lähmungen, zurückbleiben können.
Bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung hängt der Verlauf von verschiedenen Faktoren ab, wie:
- Art der Bakterien
- Behandlungszeitpunkt
- Alter des Betroffenen
- Vorerkrankungen
Unbehandelt ist die Sterblichkeit bei einer bakteriellen Meningitis relativ hoch. Erfolgt die Behandlung mit Antibiotika frühzeitig, ist der Verlauf der Hirnhautentzündung günstig mit Chancen auf eine vollständige Heilung. Folgeschäden, wie Schwerhörigkeit, Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwierigkeiten, treten bei einigen Kindern als Folge einer bakteriellen Meningitis auf.
Impfung kann Hirnhautentzündung vorbeugen
Nicht allen Formen der Meningitis kann vorgebeugt werden, gegen manche Erreger gibt es aber Impfungen. Meningokokken und Pneumokokken zählen zu den häufigen Auslösern einer Hirnhautentzündung. Gegen diese Bakterien stehen Impfungen zur Verfügung.
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Meningokokken standardmäßig für Kinder ab dem 12. Lebensmonat sowie für Menschen die beruflich einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind (wie Krankenhauspersonal, Betreuer von Gemeinschaftseinrichtungen). Auch wer in gefährdete Regionen reist, für den kann eine Impfung gegen Meningokokken sinnvoll sein.
Gegen Pneumokokken wird die Impfung für Babys ab dem zweiten Lebensmonat empfohlen. Geraten wird zur Impfung auch Erwachsenen ab 60 Jahren.
FSME-Impfung schützt vor Hirnhautentzündung durch Zecken
Vor einer Hirnhautentzündung durch den Erreger der FSME: Impfung schützt vor schweren VerläufenFSME: Impfung schützt vor schweren Verläufen kann ebenfalls eine Impfung schützen. Experten empfehlen die Impfung jedoch nicht generell. Wer sich in Risikogebieten für FSME aufhält, kann gemeinsam mit dem Arzt abwägen, ob eine Impfung sinnvoll ist. Grundsätzlich bieten Antizeckenmittel und eine entsprechende Kleidung einen guten Schutz vor Zecken.
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