Bakterielle und virale Infektionskrankheit

Meningitis: Symptome und Impfung

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Bei einer Meningitis sind die Hirnhäute, die das Gehirn schützend umgeben, entzündet. In der Regel wird eine Hirnhautentzündung von Viren ausgelöst. In seltenen Fällen sind Bakterien die Ursache. Typische Anzeichen, ob eine Impfung vorbeugen kann und wie die Infektion behandelt wird, lesen Sie hier.

Was ist eine Meningitis?
© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht: Meningitis (Hirnhautentzündung)

Was ist Meningitis? Bei Meningitis kommt es durch eine Infektion zu einer Entzündung der Meningen, also der Hirn- und Rückenmarkshäute.

Wie gefährlich ist die Krankheit? Eine Hirnhautentzündung ist eine schwerwiegende Erkrankung, die je nach Ursache auch einen tödlichen Verlauf nehmen oder bleibende Schäden hinterlassen kann.

Gibt es eine Impfung? Gegen auslösende bakterielle Erreger wie Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae vom Typ B ist ein Impfstoff verfügbar. Ebenso kann eine FSME-Impfung einer Hirnhautentzündung vorbeugen.

Im Überblick:

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Was ist eine Meningitis?

Bei einer Meningitis handelt es sich um eine Entzündung der Rückenmarks- und Hirnhäute, die das Gehirn und Rückenmark schützend umgeben. Die Entzündung kann sich auf das Gehirn ausbreiten, was als Meningoenzephalitis bezeichnet wird.

Meningitiden werden in der Regel von Viren verursacht. Nur selten sind Bakterien die Auslöser. In Deutschland kommt es etwa pro eine Million Menschen zu nur rund vier Fällen von bakterieller Meningitis jährlich. Dabei sind Kinder und Jugendliche häufiger betroffen als Erwachsene. Ebenfalls gefährdet sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem.

Die bakterielle Form der Meningitis ist zwar seltener, verläuft jedoch oftmals schwerer und bedarf schnellstmöglich einer medizinischen Behandlung. Unbehandelt enden bakterielle Meningitiden zumeist tödlich.

Meningitis: Symptome einer Gehirnhautentzündung

Die Beschwerden einer Meningitis unterscheiden sich, je nachdem, ob Bakterien oder Viren die Auslöser sind. Zu Beginn der Erkrankung kommt es zunächst oft zu allgemeinen Krankheitszeichen, die an eine Grippe denken lassen. Möglich sind unter anderem:

Besonders charakteristisch für eine Meningitis ist die Nackensteifigkeit (Meningismus). Das Symptom entwickelt sich im Krankheitsverlauf und verstärkt sich mit der Zeit: Kopfbewegungen bereiten dann starke Schmerzen, insbesondere wenn das Kinn Richtung Brust gezogen wird. Nackensteifigkeit bei einer Hirnhautentzündung untermauert den Verdacht auf die Erkrankung. Das typische Anzeichen kann jedoch auch fehlen – dies gilt insbesondere für alte Menschen oder Babys.

Komplikationen: Bakterielle Meningitis verursacht schwere Symptomen

Die virale Hirnhautentzündung verläuft deutlich milder als die bakterielle Form. Die Symptome verändern sich über einige Tage hinweg und klingen oftmals auch ohne Behandlung wieder ab. Die Beschwerden bei einer bakteriellen Gehirnhautentzündung hingegen können sich innerhalb von Stunden verschlimmern und lebensbedrohlich werden.

Zusätzlich können auch neurologische Symptome wie Schwindel, Benommenheit, Schläfrigkeit oder epileptische Krampfanfälle auftreten. Bei schwerem Verlauf kommt es auch zu Bewusstseinstörungen und Koma. In manchen Fällen treten Hauteinblutungen, sogenannte Petechien, auf, die als dunkelrote Hautflecken in Erscheinung treten. Dieses Symptom kann ein Hinweis auf eine beginnende, lebensbedrohliche Meningokokken-Sepsis (Blutvergiftung durch Meningokokken) sein.

Aus der Blutvergiftung im Rahmen einer bakteriellen Meningitis kann sich das sogenannte Waterhouse-Friderichsen-Syndrom bilden: Diese Komplikation verläuft selbst unter Therapie oft tödlich. Dabei lösen Toxine der Bakterien eine Gerinnungsstörung aus. Die Folge sind massive Blutungen der Haut, Schleimhäute und Organe. Gleichzeitig kommt es zu vermehrter Gerinnselbildung, die dann Blutgefäße verstopfen und die Blutversorgung verschiedenster Gewebe abschneiden. Infolge kommt es zu Organversagen, betroffen ist insbesondere die Nebenniererinde. Schädigen die Keime das Gehirn, kommt es zu Entzündungen und Schwellungen (Hirnödem). Betroffene versterben oftmals durch eine zentrale Atemlähmung: Der Tod tritt ein, weil das Atemzentrum im Gehirn geschädigt wurde.

Ursache: Ist eine Meningitis ansteckend?

Eine Meningitis wird in den meisten Fällen von Viren ausgelöst, seltener stecken andere Erreger wie Bakterien, Pilze oder Parasiten hinter der Entzündung. In anderen Fällen lösen bestehende Grunderkrankung wie Krebs, Morbus Behcet oder Sarkoidose das Krankheitsbild aus.

Zu den häufigsten Erregern einer Meningitis zählen:

  • Viren: Verschiedene Viren können eine Hirnhautentzündung auslösen, darunter etwa das Coxsackie-Virus, ECHO-Virus, Herpes-Simplex-Virus (HSV-2), FSME-Virus, verschiedene Adenoviren, Windpockenvirus (Varizellen), Masern-Virus, Röteln-Virus, Mumps-Virus, Epstein-Barr-Virus (Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers), verschiedene Enteroviren und das Poliovirus.

  • Bakterien: Die häufigsten bakteriellen Erreger einer Hirnhautentzündung sind Meningokokken (Neisseria meningitides) und Pneumokokken (Streptokokkus pneumoniae). Bei den Meningokokken sind verschiedene Serogruppen (Varianten) bekannt, in Deutschland werden Hirnhautentzündungen vorwiegend von den Serotypen B,C,W und Y ausgelöst. Außerdem können Enterobakterien wie Pseudomonas aeruginosa, Staphylokokken und Haemophilus influenzae vom Typ B, Streptokokken sowie Escherichia coli und Listerien eine Meningitis verursachen.

  • Parasiten: Auch einzellige Parasiten wie Toxoplasmose können eine Entzündung der Hirnhäute auslösen. Ebenso kommen bestimmte Bandwürmer als Auslöser infrage.

Wie wird Meningitis übertragen?

Eine Hirnhautentzündung ist in der Regel ansteckend. Je nach Erreger kommen verschiedene Übertragungswege infrage, in den meisten Fällen erfolgt die Ansteckung über eine Tröpfcheninfektion etwa durch Husten oder Niesen. Meningokokken sterben schnell an der Luft ab, ein enger Kontakt ist Vorraussetzung für eine Ansteckung. Das FSME-Virus wird von Zecken übertragen. Die Zeit von der Ansteckung bis zur Erkrankung ist abhängig vom Erregertyp und dauert im Schnitt zwei bis 10 Tage.

Wird die Meningitis durch Meningokokken oder Haemophilus influenzae Typ B ausgelöst, gilt die Erkrankung als meldepflichtig. Die Informationen werden in der Regel von dem behandelten Fachpersonal an das Gesundheitsamt übermittelt.

Meningitis: Impfung kann Leben retten

Nicht allen Formen der Meningitis kann vorgebeugt werden, gegen manche Erreger gibt es eine Impfung. Meningokokken und Pneumokokken zählen zu den häufigen bakteriellen Erregern einer Hirnhautentzündung. Gegen diese Krankheitserreger stehen Impfstoffe zur Verfügung.

  • Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Meningokokken (Typ C) standardmäßig für Kinder ab dem 12. Lebensmonat. Darüber hinaus  sollten besonders gefährdete Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem Meningokokken ACWY-Konjugatimpfstoff und mit einem Meningokokken-B-Impfstoff geimpft werden. Dies gilt etwa für angeborene Immundefekte sowie für Menschen, die beruflich einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind (wie Krankenhauspersonal, Betreuungspersonen von Gemeinschaftseinrichtungen). Auch wer in gefährdete Regionen reist, für den kann eine Impfung gegen Meningokokken sinnvoll sein.

  • Gegen Pneumokokken wird die Impfung für Babys ab dem zweiten Lebensmonat empfohlen. Auch Erwachsenen ab 60 Jahren wird dazu geraten.

  • Gegen Haemophilus influenzae Typ B ist ein Impfstoff verfügbar. Er wird für alle Säuglinge beziehungsweise Kleinkinder unter 5 Jahre empfohlen.

FSME-Impfung schützt vor Hirnhautentzündung durch Zecken

Vor einer Hirnhautentzündung durch den Erreger der FSME-Virus kann ebenfalls eine Impfung schützen. Fachleute empfehlen die Impfung jedoch nicht generell. Wer sich in Risikogebieten für FSME aufhält oder häufig in der Natur ist, sollte ärztlich absprechen, ob eine Impfung sinnvoll ist. Grundsätzlich bieten Antizeckenmittel (Repellents) und lange Kleidung einen guten Schutz vor Zecken.

Diagnose: Wie erfolgt ein Test auf Meningitis?

Eine Hirnhautentzündung lässt sich meist schnell erkennen, wenn die Symptome charakteristisch sind. Um die Diagnose der Meningitis zu sichern, erfolgen in der Regel einige körperliche Untersuchungen, die den Verdacht bestätigen können. Bei Babys und älteren Menschen können diese typischen Meningitis-Zeichen fehlen, was die Diagnose erschwert.

Körperliche Untersuchung bei Meningitis:

  • Brudzinski-Zeichen: Für diesen Test auf Meningitis liegen Patient*innen auf der Behandlungsliege, der Kopf wird Richtung Brust gebeugt. Ist das Brudzinski-Zeichen positiv, kommt es zu einem schmerzbedingten Widerstand und die Beine werden reflexartig gebeugt.

  • Lasègue-Zeichen: Das gestreckte Bein wird im Liegen von der untersuchenden Person in einem 45-Grad-Winkel angehoben. Das Lasègue-Zeichen ist positiv, wenn es durch die Streckung zu plötzlichen Schmerzen im Bein, Gesäß sowie dem unteren Rücken kommt.

  • Kernig-Zeichen: Für das Kernig-Zeichen liegen Erkrankte auf einer Liege. Das Bein ist im 90-Grad-Winkel positioniert und wird von dem*der Arzt*Ärztin gehalten. Dann wird versucht, das Bein langsam gerade auszustrecken. Kommt es zu Schmerzen und ist es nicht möglich in dieser Postion das Bein auszustrecken, gilt das Kernig-Zeichen als positiv.

Laboruntersuchungen sichern die Diagnose

Deuten die Untersuchungen daraufhin, dass eine Meningitis vorliegt, folgen weitere diagnostische Schritte, um die Ursache der Erkrankung zu klären und eine passende Behandlung einleiten zu können.

Wichtige Laboruntersuchungen bei einer Meningitis sind:

  • Blutuntersuchung: Im Blut lassen sich verschiedene Entzündungsmarker messen. Zudem können manche Erreger auch im Blut nachgewiesen werden.

  • Lumbalpunktion: Im Rahmen einer Lumbalpunktion wird Nervenflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) aus dem Rückenmark entnommen. Schon das Aussehen des Liquors gibt erste Hinweise, ob es sich um eine bakterielle oder virale Erkrankung handelt. Die Krankheitserreger können dann weiter im Labor untersucht werden.

  • Bildgebende Verfahren: Mithilfe bildgebender Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Comutertomographie (CT) kann das Ausmaß der Hirnhautentzündung bestimmt werden. In manchen Fällen zeigt auch eine Aufzeichnung der Hirnströme mithilfe eines EEG (Elektroenzephalogramm) krankhafte Veränderungen.

Wie wird eine Meningitis behandelt?

Die Behandlung der Meningitis hängt von ihrer Ursache ab. Wichtig ist, dass schnell mit der Therapie begonnen wird.

Therapie der bakteriellen Meningitis

Besteht der Verdacht auf eine bakterielle Meningitis, muss umgehend eine Therapie begonnen werden. Die Behandlung erfolgt meist im Krankenhaus. Betroffenen wird zunächst ein Breitbandantibiotikum über den Venentropf verabreicht. Die Therapie erfolgt auch dann, wenn noch keine genauen Ergebnisse über die Art der Erreger vorliegen, denn eine bakterielle Meningitis ist ein lebensbedrohlicher Notfall.

Zur Behandlung einer bakteriellen Meningitis werden verschiedene antibiotische Wirkstoffe etwa aus der Gruppe der Cephalosporine eingesetzt, manchmal auch in Kombination mit Ampicillin. Zudem wird oftmals noch Kortison (Dexamethason) eingesetzt. Der Stoff wirkt entzündungshemmend und kann im Falle mancher Keime die Sterblichkeit reduzieren.

Bestätigt sich die Diagnose einer bakteriellen Hirnhautentzündung und lässt sich der Erreger bestimmen, wird die Antibiotikatherapie oftmals angepasst. Die Bakterien werden dann mit einem speziell abgestimmten Medikament bekämpft.

Es ist es außerdem wichtig, dass auch alle Kontaktpersonen vorbeugend mit einem Antibiotikum behandelt werden. Fachleute sprechen auch von einer Chemoprophylaxe.

Therapie der viralen Meningitis

Eine virale Meningitis heilt oftmals von selbst aus und erfordert keine gezielte Behandlung. Allerdings können Medikamente helfen, die Symptome zu lindern. Hierbei kommen etwa Schmerzmittel und fiebersenkende Wirkstoffe zum Einsatz.

Auch eine virale Meningitis kann einen schweren Verlauf nehmen. Wird etwa vermutet, dass Herpesviren für die Hirnhautentzündung verantwortlich sein könnten, wird umgehend eine Behandlung eingeleitet. In diesem Fall kommt ein Antivirenmittel (Virostatikum) zum Einsatz, mit einem Wirkstoff, Aciclovir, der sich gegen Herpesviren richtet.

Prognose: Wie gefährlich ist eine Meningitis?

Bei einer Hirnhautentzündung hängt die Prognose in erster Linie von der Krankheitsursache ab. Im Gegensatz zur bakteriellen Meningitis, die tödlich verlaufen kann, ist die Prognose bei virusbedingten Erkrankungen oft gut. Die Beschwerden bilden sich nach einiger Zeit mitunter von selbst zurück, bleibende Schäden des Gehirns sind eher selten.

Eine Ausnahme ist die Meningitis durch Herpesviren. Etwa sieben von zehn Erkrankten sterben, wenn keine Behandlung erfolgt. Setzt die Therapie mit einem Antivirenmittel sehr früh ein, steigen die Überlebenschancen. Oft führen die Herpesviren auch zu einer Gehirnentzündung (Herpes-Enzephalitis), durch die mitunter neurologische Schäden, wie geistige Defizite oder Lähmungen, zurückbleiben können.

Bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung hängt der Verlauf von verschiedenen Faktoren ab, wie:

  • Art der Bakterien
  • Behandlungszeitpunkt
  • Alter des Betroffenen
  • Vorerkrankungen

Unbehandelt ist die Sterblichkeit bei einer bakteriellen Meningitis relativ hoch. Erfolgt die Behandlung mit Antibiotika frühzeitig, ist der Verlauf der Hirnhautentzündung günstig mit Chancen auf eine vollständige Heilung. Folgeschäden, wie Schwerhörigkeit, Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwierigkeiten, treten bei einigen Kindern als Folge einer bakteriellen Meningitis auf.

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