Bipolare Störung: Symptome der manisch-depressiven Erkrankung
Jeder Mensch kennt Gefühlsschwankungen. Personen mit einer bipolaren Störung, häufig auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet, leben jedoch mit extremen Emotionen und ihren Schwankungen. Was heißt es, bipolar zu sein?
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Kurzübersicht
Was ist eine bipolare Störung? Eine andere Bezeichnung für die psychische Krankheit ist manisch-depressiv – denn es wechseln sich Episoden mit Manie und Depression ab.
Symptome: Die drei Hauptkennzeichen für eine bipolare Störung sind unbegründete Hochgefühle, Hyperaktivität und Hemmungslosigkeit. Weitere Symptome können zum Beispiel Rededrang, wenig Bedürfnis nach Schlaf, gesteigerter Sexualtrieb und Selbstüberschätzung sein.
Ursachen: Als hauptsächliche Ursache gelten genetische Faktoren. Wer eine entsprechende Veranlagung hat, kann durch Stress oder belastende Ereignisse eine erneute Episode erleben.
Behandlung: Je nach Ausprägung der manisch-depressiven Episoden kommen Medikamente, psychische Therapie und eine Elektrokrampftherapie infrage.
Was ist eine bipolare Störung?
Fachleute bezeichnen die bipolare Störung auch als bipolare affektive Störung, weil sich zwei psychische Krankheitsbilder mit starken Gefühlsregungen (Affekte) abwechseln (bipolar) – die Depression und die Manie. Betroffene leiden unter starken Stimmungsschwankungen, die ihren gesamten Alltag beeinflussen. Während in der depressiven Phase vor allem fehlender Antrieb und Niedergeschlagenheit vorherrschen, ist die Manie von einem regelrechten Hochgefühl gekennzeichnet. Nicht selten liegen gleichzeitig Symptome der Manie und der Depression vor.
Die Ausprägungen von bipolaren Störungen werden folgendermaßen unterteilt:
Bipolar-I-Störung: eine manische Episode von mindestens 14 Tagen und mindestens eine depressive Episode
Bipolar-II-Störung: mindestens eine 14 Tage andauernde depressive Episode und mindestens eine hypomane Episode (leichte Manie)
Bei einer zyklothymen Störung bestehen über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren ständig leichte manische und depressive Stimmungsschwankungen. Es handelt sich dabei um eine andauernde Instabilität der Stimmung – die zahlreichen, einzelnen Perioden sind aber nicht schwer und anhaltend genug ausgeprägt, um alle Kriterien einer bipolaren Störung zu erfüllen. Sie kann sich aber aus einer chronischen zyklothymen Störung heraus entwickeln.
Symptome einer bipolaren Störung
Erste Symptome einer bipolaren Störung treten meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf, seltener auch schon im Jugendalter. Oft wird das manische Stimmungshoch von Reizbarkeit und Feindseligkeit begleitet, dann folgt eine depressive Episode.
Anzeichen einer Manie
In der manischen Phase treten intensive Hochgefühle, Hyperaktivität und Hemmungslosigkeit ohne erkennbaren Grund auf. Die Betroffenen fühlen sich aufgedreht und unternehmungslustig und glauben, klarer als sonst denken zu können. Häufig sind sie auch gereizt, rastlos und enthemmt.
Wenn drei bis vier der folgenden Symptome in ausgeprägtem Maß vorhanden sind, kann eine Manie ohne psychotische Symptome als bipolare Störung vorliegen:
gesteigerte Aktivität und Antrieb
vermindertes Schlafbedürfnis
Geselligkeit (zum Beispiel auch Verlust normaler sozialer Hemmungen)
Rededrang, ungewöhnlich redselig
Ideenflucht oder subjektives Gefühl von Gedankenrasen
überhöhte Selbsteinschätzung
gehobene Stimmung
gesteigertes Wohlbefinden
Ablenkbarkeit oder andauernder Wechsel von Aktivitäten oder Plänen
gesteigerter Sexualtrieb (Libido) oder sexuelle Praktiken, die für diese Person ungewöhnlich sind
riskantes, leichtsinniges Verhalten
Manie mit psychotischen Symptomen
Bei einer Manie mit psychotischen Symptomen treten häufig weitere Symptome auf, darunter Selbstüberschätzung, Größenwahn, Verfolgungswahn, aggressives Verhalten und Halluzinationen. Ein weiterer Hinweis auf diese Form der Manie liegt vor, wenn die Episode mindestens eine Woche dauert und schwer genug ist, um die berufliche und soziale Funktionsfähigkeit mehr oder weniger vollständig zu unterbrechen.
Hypomanie ist abgeschwächte Form der Manie
Mindestens drei der folgenden Symptome müssen zur Diagnose einer Hypomanie vorhanden sein und die persönliche Lebensführung beeinträchtigen:
- gesteigerte Aktivität oder motorische Ruhelosigkeit
- gesteigerte Gesprächigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten oder Ablenkbarkeit
- vermindertes Schlafbedürfnis
- gesteigerter Sexualtrieb (Libido)
- übertriebene Einkäufe oder andere Arten von leichtsinnigem oder verantwortungslosem Verhalten
- gesteigerte Geselligkeit oder übermäßige Vertraulichkeit
Einige der genannten Merkmale sollen an mindestens zwei bis vier aufeinanderfolgenden Tagen deutlich und durchgehend vorhanden sein. Außerdem müssen die gesteigerte Aktivität, Ruhelosigkeit und der häufige Gewichtsverlust als bipolare Störung von ähnlichen Symptomen bei einer Schilddrüsenüberfunktion und Magersucht unterschieden werden.
Depressive Phase – zu Tode betrübt
Eine depressive Episode äußert sich zum Beispiel durch Gefühle der Wertlosigkeit, Angst, Schuld, Traurigkeit und Pessimismus. Die Betroffenen sind häufig hochgradig unkonzentriert, ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und verfallen in Lethargie, ihnen fehlt jeglicher Antrieb. Selbst kleine Erledigungen im Haushalt werden plötzlich zur ungeheuren Last. Sehr häufig kommt es zur Gefühlskälte oder innerer Leere.
Auch körperliche Symptome wie Erschöpfung, Schlafstörungen, ein verminderter Sexualtrieb und Gewichtsverlust gehören zum Krankheitsbild bei manisch-depressiven Menschen in der depressiven Phase. Das schwerwiegendste Anzeichen für eine depressive Episode sind Suizidgedanken.
Verlauf der bipolaren Störung
Es gibt keinen einheitlichen Verlauf der bipolaren Störung, denn sie kann sich sehr unterschiedlich zeigen.
Der Beginn einer depressiven Phase kann sowohl schleichend als auch plötzlich einsetzen, während manische Episoden typischerweise rasch innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen auftreten.
Die Dauer einzelner manischer und depressiver Episoden beträgt durchschnittlich vier bis zwölf Monate. Die Länge der Zyklen zwischen extremer Begeisterung und abgrundtiefer Verzweiflung variiert individuell.
Zwischen den einzelnen Episoden können Zeiträume von mehreren Monaten oder Jahren liegen, in denen Betroffene beschwerdefrei und voll leistungsfähig ist.
Die Anzahl der Krankheitsepisoden ist individuell verschieben. Während manche Patient*innen nur eine oder zwei Episoden haben, leiden andere jedes Jahr an einer Krankheitsepisode.
Bipolare Störung: Ursachen
Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie eine manische Depression entsteht. Als hauptsächliche Ursache gelten genetische Faktoren. Bei der Manifesterierung einer bipolaren Störung spielen verschiedene Genveränderungen eine Rolle. Es wird angenommen, dass belastende Ereignisse im Leben eines Menschen zum Ausbruch einer manisch-depressiven Erkrankung führen können, besonders wenn die genetische Vorbelastung besteht.
Veränderungen im Gehirn-Stoffwechsel werden ebenfalls als Auslöser der Krankheit gesehen. Dazu zählt eine Fehlregulation der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Auch Stress und eine gestörte Stressverarbeitung können eine bipolare Störung auslösen.
Bei bestehender genetischer Veranlagung für eine bipolare Störung gibt es verschiedene Risikofaktoren, die eine Episode auslösen können. Dazu zählen:
- psychisch belastende Ereignisse, zum Beispiel der Tod eines Familienmitglieds oder emotional belastende Konflikte
- Schlafstörungen, reduzierte Schlafdauer
- Konsum berauschender Mittel wie Drogen, insbesondere Ecstasy, Amphetamine und LSD
- Einnahme von Antidepressiva
- Schwangerschaft und Geburt
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Diagnose bei bipolarer Störung besonders wichtig
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen leiden schätzungsweise eineinhalb bis drei Prozent der Bevölkerung unter dem ständigen Auf und Ab der Emotionen. Obwohl sich Ärzt*innen und Psycholog*innen bereits seit Jahren mit den Erscheinungsformen der manisch-depressiven Erkrankung beschäftigen, wird sie häufig zu spät diagnostiziert und behandelt. Wenige Betroffene wissen um ihre Erkrankung – nur bei etwa fünf bis zehn Prozent findet eine Behandlung statt. Dabei kann eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie den Krankheitsverlauf deutlich verbessern.
Da es keine Laboruntersuchungen oder sonstige Tests gibt, die eine bipolare Störung nachweisen können, beruht die Diagnose auf Gesprächen zwischen Arzt*Ärztin und Patient*in, um dabei charakteristische Symptome der Erkrankung ausfindig zu machen. Weil viele Betroffene ihre Symptome aber oft erst nach Jahren selbst erkennen oder sich lange vor einem Arztbesuch scheuen, kann vom ersten Auftreten der Anzeichen bis zur Diagnose viel Zeit vergehen.
Behandlung: Ist eine bipolare Störung heilbar?
Eine endgültige Heilung der manischen Depression gibt es bisher nicht. Unter geeigneter Therapie können manische Episoden aber kontrolliert werden: Bei über 70 Prozent der Patient*innen kann die Anzahl der Episoden und ihre Intensität deutlich reduziert werden oder ganz verschwinden.
Die Einleitung einer Behandlung ist besonders wichtig, um das Suizidrisiko, Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch sowie Beziehungskonflikte zu vermeiden.
Die Behandlung von bipolaren Störungen verfolgt drei Ziele:
Akutbehandlung: Betroffene aus der Krankheitsepisode herausholen
Erhaltungstherapie: Situation der Patient*innen durch Medikamente und Psychotherapie stabilisieren
Rückfallvorbeugung: Rückfall durch reduzierte medikamentöse Therapie und Psychotherapie verhindern
Zur Behandlung schwerer manischer oder depressiver Episoden kann eine Elektrokrampftherapie (Elektrokonvulsionstherapie, EKT) durchgeführt werden. Auch eine Wachtherapie mit Schlafentzug kann in depressiven Krankheitsphasen eingesetzt werden. Meistens verschafft der Verzicht auf Schlaf für eine Nacht allerdings nur kurzzeitige Linderung.
Medikamente bei bipolarer Störung
Zu den wichtigsten Medikamenten zur Behandlung der bipolaren Störung zählen je nach vorherrschendem Zustand Stimmungsstabilisierer, Neuroleptika sowie Antidepressiva. Ziel ist es, einen stabileren Gesundheitszustand herzustellen. Verhaltenstherapien begleiten die Behandlung.
Stimmungsstabilisierer: Lithiumsalze werden bei manisch-depressiven Psychosen als sogenannte Phasenprophylaxe eingesetzt. Es geht also darum, die Stimmung zu stabilisieren und sowohl depressiven als auch manischen Phasen vorzubeugen. Als Alternative werden Substanzen wie Carbamazepin und Valproinsäure verschrieben.
Neuroleptika bei starken Manien: Treten Symptome einer Psychose auf, werden auch Neuroleptika eingesetzt, die Wahnideen und Halluzinationen abklingen lassen. Neuroleptika blockieren die Rezeptoren für den Botenstoff Dopamin und haben damit eine dämpfende Wirkung. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören mangelnder Antrieb und emotionale Gleichgültigkeit. Es gibt auch atypische Neuroleptika, die neben Dopamin auch die Rezeptoren für den Botenstoff Serotonin blockieren. Die typischen Nebenwirkungen treten dabei nur in geringem Umfang oder gar nicht auf.
Antidepressiva in depressiver Phase: Bei einer akuten depressiven Phase kann die Verordnung eines Antidepressivums sinnvoll sein. Allerdings ist aufgrund der bestehenden "Switch-Gefahr" hin zu einer Manie bei der Auswahl Achtsamkeit geboten.
Bipolare Störung: Hilfe für Angehörige
Von den Stimmungsschwankungen der Erkrankten sind nicht nur sie selbst betroffen – auch das Umfeld muss mit den verschiedenen Phasen der Krankheit umgehen. Das ist eine große Herausforderung für Angehörige: Auf der einen Seite brauchen manisch-depressive Menschen ihre Vertrauenspersonen, auf der anderen Seite sollten die Angehörigen ihre eigenen Belastungsgrenzen nicht überschreiten. Alle Informationen und Angebote für Angehörige finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen: www.dgbs.de. Auch wer den Verdacht hegt, ein geliebter Mensch könnte an einer bipolaren Störung leiden, sollte eine Beratung in Anspruch nehmen, wenn er Frühwarnzeichen bemerkt.
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