Psychische Probleme in der Schwangerschaft

Schwangerschaftsdepression: Traurigkeit, Angst und Antriebsmangel

Qualitätssiegel Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüft

Nicht jede Frau erlebt eine Schwangerschaft als glückliche Zeit: Mehr als jede zehnte Frau entwickelt in dieser Phase eine Schwangerschaftsdepression. Wie äußert sich die Schwangerschaftsdepression, welche Folgen hat die psychische Krise für Mutter und Kind und wie wird sie behandelt?

Schwangerschaftsdepression: Anhaltende Trauer
© Getty Images/Andrey Zhuravlev

Die meisten kennen die Wochenbettdepression, die in der Regel einige Wochen nach der Geburt einsetzt: Weniger bekannt ist, dass Depressionen auch während der Schwangerschaft häufig sind. Symptome wie Lustlosigkeit, Schuldgefühle und Niedergeschlagenheit können besonders im ersten und letzten Schwangerschaftsdrittel den Alltag der Betroffenen stark beeinflussen.

Artikelinhalte im Überblick:

Vorsicht! Versteckter Alkohol in Lebensmitteln

Depressionen können in allen Abschnitten der Schwangerschaft auftreten

Peripartale Depressionen, also Depressionen, die während oder nach der Schwangerschaft auftreten, gehören zu den häufigsten Krankheiten in dieser Lebensphase. Studien zufolge leiden rund 18 Prozent der Frauen an einer Schwangerschaftsdepression.

Zu Beginn der Schwangerschaft liegt die Ursache für eine Schwangerschaftsdepression häufig darin, dass die neue Lebenssituation ganz gemischte Gefühle auslösen kann: Neben der Freude auf das Kind können auch starke Ängste auftreten. So fühlen sich manche Frauen durch die Schwangerschaft und den damit einhergehenden Veränderungen überfordert, haben Sorge, etwas falsch zu machen oder fürchten um die Gesundheit des Kindes. Auch Schwierigkeiten in der Paarbeziehung können eine zusätzliche Belastung darstellen, ebenso wie fehlende Unterstützung der Familie sowie finanzielle Probleme.

Im letzten Schwangerschaftsdrittel treten Schwangerschaftsdepressionen ebenfalls häufiger auf als in der mittleren Schwangerschaftsphase. Der Grund: Die näher rückende Entbindung und die damit verbundenen Ängste und Sorgen können das seelische Befinden aus dem Gleichgewicht bringen. Auch die Zunahme der körperlichen Beschwerden kann manche Frauen belasten und das Auftreten einer Depression während der Schwangerschaft begünstigen.

Weitere Risikofaktoren einer Schwangerschaftsdepression:

  • Psychische Erkrankungen vor der Schwangerschaft (Depression, Psychose oder Angststörung)

  • Schwangerschafts- oder Wochenbettdepression in vorangegangen Schwangerschaften

  • Schwangerschaftsdiabetes 

Symptome: Welche Anzeichen für eine Schwangerschaftsdepression sprechen

Schwangerschaftsdepressionen sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, insbesondere weil Stimmungsschwankungen während der Schwangerschaft typisch sind und Symptome einer klassischen Depression – wie zum Beispiel ein Stimmungstief, Appetitlosigkeit, Libidoverlust und Müdigkeit – oft auch im Rahmen einer normalen Schwangerschaft auftreten.

Falls werdende Mütter allerdings über mindestens zwei Wochen Gefühle wie Lustlosigkeit und Hoffnungslosigkeit an sich feststellen, dann liegt möglicherweise eine Schwangerschaftsdepression vor.

Zu den deutlichen Hinweisen für eine Depression zählen zudem:

Darüber hinaus vernachlässigen Schwangere, die von einer Depression betroffen sind, oftmals die Schwangerschaftsvorsorge und neigen vermehrt zu Substanzmissbrauch, etwa von Alkohol, Nikotin oder illegalen Drogen. Oftmals nehmen Frauen mit Schwangerschaftsdepressionen während der Schwangerschaft zu wenig Gewicht zu.

Schwangerschaftsdepression: Risiken für das Baby

Die Besonderheit bei Depressionen in der Schwangerschaft liegt darin, dass sich die Symptome nicht nur bei der Mutter bemerkbar machen: Sie können sich auch beim ungeborenen Kind zeigen. Etwa durch eine Entwicklungsverzögerung des Kindes. Zudem erhöht eine Schwangerschaftsdepression das Risiko für Komplikationen wie eine Frühgeburt.

Darüber hinaus können länger andauernde Depressionen während und nach der Schwangerschaft die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten des Kindes beeinträchtigen.

Schwangerschaftsdepression behandeln: Hilfe ist wichtig

Die peripartale Depression ist eine ernsthafte Erkrankung: Unbehandelt kann sie Mutter und Kind schaden und zudem nahtlos in eine Wochenbettdepression (postpartale Depression) übergehen. Deshalb ist eine konsequente und frühzeitige Behandlung wichtig.

Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche oder gynäkologische Praxis sein. Die dort geschilderten Symptome lassen Fachleute meist schnell auf eine Depression schließen. Ärzt*innen können abklären, ob lediglich eine vorübergehende Stimmungsschwankung oder eine Schwangerschaftsdepression vorliegt. Hierzu stehen zum Beispiel spezielle Fragebögen zur Verfügung, die bei der Beurteilung helfen.

Handelt es sich um eine leichte depressive Verstimmung, reicht bei vielen Schwangeren eine Beratung durch Geburtshelfer*innen, Hebammen oder Gynäkolog*innen aus. In schwereren Fällen kann eine Psychotherapie helfen. Darüber hinaus stehen auch Medikamente zur Verfügung, welche die Symptome einer Schwangerschaftsdepression lindern – die sogenannten Antidepressiva.

Dabei gilt es, Folgendes zu beachten: Bestimmte Antidepressiva dürfen während einer Schwangerschaftsdepression nicht eingenommen werden, da sie für das Ungeborene unter Umständen schädlich sein können.

Lässt sich einer Schwangerschaftsdepression vorbeugen?

Einer Schwangerschaftsdepression gezielt vorzubeugen ist schwierig. Wichtig ist es vor allem, dass Frauen mit erhöhtem Risiko sich selbst genau beobachten und bei Anzeichen einer anhaltenden depressiven Stimmung Hilfe einholen und Unterstützung einfordern. Wenn in einer vorangegangenen Schwangerschaft bereits psychische Probleme aufgetreten sind, kann eine begleitende psychotherapeutische Beratung während der nächsten Schwangerschaft unter Umständen ratsam sein.

Psychotherapie: Welche Therapieformen gibt es?
Meistgeklickt zum Thema
Pränataldiagnostik: Kosten, Methoden und Risiken
Vorgeburtliche Untersuchungen

Eine umfassende Aufklärung vor der Pränataldiagnostik ist wichtig, denn nicht alle Untersuchungen sind risikofrei! → Weiterlesen

Wehen: Wie fühlen sich Wehen an?
Wehen fördern und erkennen

Welche Wehenarten gibt es und wie lässt sich erkennen, dass die Geburt beginnt? → Weiterlesen

Schwangerschaftsgymnastik: 15 Übungen mit und ohne Ball
Schwangerschaft & Geburt

Fit mit Babybauch: Schwangerschaftsgymnastik unterstützt das Wohlbefinden und bereitet auf die Geburt vor. → Weiterlesen

Haben Sie eine Frage?

Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!

Wissenstest
Beratender Experte
Frau Dr. Barbara Grüne

Fachärztin für Gynäkologie u. Geburtshilfe

Artikel zum Thema
Experten-Foren

Mit Medizinern und anderen Experten online diskutieren.

Forum wählen
Stichwortsuche in den Fragen und Antworten unserer Community

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Aktuelle Fragen aus der Community
  • Expertenrat Schwangerschaft
    Pille absetzen
    29.02.2024 | 11:51 Uhr

    Hallo, Ich bin 28 Jahre alt, nehme seit etwa 12 Jahren die Pille Bonadea und möchte...  mehr...

  • Expertenrat Schwangerschaft
    Ringelröteln
    31.01.2024 | 15:56 Uhr

    Sehr geehrtes Expertenteam,   mein ältester Sohn hat sich in der Kita mit Ringelröteln...  mehr...

  • Expertenrat Schwangerschaft
    Antikörpersuchtest / Rhesusfaktor negativ
    28.01.2024 | 15:18 Uhr

    Guten Tag, ich würde sehr gerne wissen, wie das mit dem Rhesusfaktor negativ bei der...  mehr...

Newsletter-Leser wissen mehr über Gesundheit

Aktuelle Themen rund um Ihre Gesundheit kostenlos per Mail.

Abonnieren

Zum Seitenanfang

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.