Appetitlosigkeit: Wenn die Lust am Essen verschwindet
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftFehlt der Appetit, befindet sich der Körper oftmals in einer Krise. Mögliche Ursachen für Appetitlosigkeit sind Stress und psychische Beschwerden oder eine Krankheit. Wann ist ärztliche Hilfe und eine Behandlung ratsam?
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Den Zusammenhang zwischen Appetit und Psyche kennt vermutlich jeder Mensch. Manchmal ist es ein Streit, der den Appetit verdirbt. Stress im Job, Probleme in der Beziehung oder eine andere psychisch belastende Situation können das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme ebenso verringern. Auch im Alter treten häufig mangelndes Verlangen nach Nahrung und vermindertes Durstgefühl auf.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Appetitlosigkeit?
Wem über längere Zeit die Lust aufs Essen fehlt und wer ungewollt Gewicht verliert, sollte das ernst nehmen. Beides weist auf verschiedene Krankheiten hin. Auslöser sind meist entweder somatische (körperlich bedingte) oder psychische Erkrankungen. Es gibt allerdings auch weitere Ursachen für fehlenden Hunger und die verminderte Aufnahme von Nahrung.
Vielfältige Ursachen für Appetitlosigkeit
Gerade bei Appetitlosigkeit ist die Ursachenforschung mitunter schwierig, denn für Appetitlosigkeit gibt es zahlreiche infrage kommende Auslöser. In erster Linie sind hier psychische Faktoren zu nennen, doch auch Erkrankungen, Medikamente oder ein Vitaminmangel können Ursachen sein.
Psychische Auslöser
Seelische Belastungen: Gerade in psychisch schwierigen Situationen ist es keine Seltenheit, dass der Appetit verschwindet. Der Druck in der Arbeit ist mal wieder zu groß, alle Aufgaben sollen am besten gleichzeitig erledigt werden? Dann bleibt die Lust am Essen häufig auf der Strecke. Dasselbe gilt im privaten Bereich. Probleme in der Beziehung? Liebeskummer? Auch das schlägt häufig auf den Magen.
Depressionen: Die Lust am Essen kann auch im Zuge ernstzunehmender psychischer Erkrankungen verloren gehen. Eine Depression geht oft mit mangelndem Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme einher. Hinzu kommen Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme, eine niedergeschlagene Stimmung sowie Schlafstörungen.
Anorexie (Magersucht): Betroffene verweigern die Nahrungsaufnahme, weil sie große Angst vor einer Gewichtszunahme haben. Dadurch magern sie stark ab.
Krankheit als Ursache für Appetitlosigkeit
Appetitlosigkeit ist ein Symptom, hinter dem ganz unterschiedliche Krankheitsbilder stecken können. In erster Linie sind hier Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt sowie akute Magen-Darm-Infekte zu nennen. Nierenkrankheiten oder Stoffwechselstörungen sowie Vitaminmangel-Zustände (Vitamin B, Vitamin C) führen ebenfalls dazu, dass Betroffene keine Lust auf Essen haben. Nicht zuletzt kann wenig Appetit aber auch mit einem übermäßigen Konsum von Alkohol und Nikotin zusammenhängen.
Magen-Erkrankungen
Neben mangelndem Appetit treten bei folgenden Krankheitsbildern häufig noch weitere Symptome auf:
Reizmagen: Aufstoßen, Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl, mitunter auch Übelkeit, Erbrechen und Blähungen
Gastritis: Schmerzen im Oberbauch, Aufstoßen, Übelkeit oder Erbrechen
Magengeschwür: Gewichtsverlust, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen oder Bluterbrechen und Teerstuhl
Magenkrebs: Gewichtsverlust, Druck- und Völlegefühl, neu auftretende Abneigung gegen Fleisch oder Alkohol, Abgeschlagenheit, Brechreiz
Darm-Erkrankungen oder Parasitenbefall im Darmbereich
Typische weitere Symptome neben der Unlust auf Essen sind bei folgenden Krankheitsbildern:
Reizdarm: Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall, Bauchkrämpfe
Blinddarmentzündung (Appendizitis): Akute, sich rasch verstärkende Bauchschmerzen, zunächst im gesamten Bauchraum, dann im rechten Unterbauch (Druckschmerz), Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, mitunter Fieber
Zöliakie: Durchfälle, aufgetriebener Bauch, Appetitlosigkeit, Fettstühle, diffuse Bauchschmerzen. Unter Glutenunverträglichkeit leiden häufig bereits Kleinkinder.
Zwölffingerdarmgeschwür: Gewichtsverlust in Kombination mit Appetitlosigkeit, Schmerzen im Oberbauch und im rechten Mittelbauch, Besserung der Schmerzen nach dem Essen, Übelkeit und Erbrechen, mitunter Bluterbrechen und Teerstuhl
Infektion mit Parasiten wie Bandwürmern oder Spulwürmern: Gewichtsverlust, teils auch Heißhunger, Schwäche, mäßige Bauchschmerzen, teils Erbrechen und Hautausschlag
Weitere Gründe für Appetitlosigkeit
- Hohes Alter
- Nebenwirkung bestimmter Medikamente (zum Beispiel Antibiotika, Zytostatika)
- Akute oder chronische Infekte unterschiedlicher Art
- Hepatitis A, Hepatitis B
- Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
- chronische Niereninsuffizienz
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Stoffwechselentgleisung bei Diabetes mellitus (Ketoazidose)
Appetitlosigkeit: Wann besser ärztliche Hilfe suchen?
Bei anhaltender oder auch unerklärlicher Appetitlosigkeit und starkem Gewichtsverlust sollte ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären. Sind diese bekannt, kann man gezielt gegensteuern. Das gilt insbesondere dann, wenn sich eine plötzliche Abneigung gegen bestimmte Speisen, zum Beispiel Fleisch, entwickelt. Oder auch, wenn gleichzeitig weitere Symptome wie Bauchschmerzen, Magenschmerzen, Übelkeit oder Abgeschlagenheit auftreten.
An erster Stelle der Diagnose steht ein ausführliches Anamnese-Gespräch. Dazu werden umfassende Informationen benötigt:
- Seit wann hält die Appetitlosigkeit an?
- Wie viel Gewicht haben Sie bereits verloren? Ist eine Gewichtsabnahme erwünscht?
- Wie sieht Ihre berufliche und private Situation aus – gibt es derzeit starke Belastungen?
- Wie sieht Ihre Ernährung aus?
- Wird die Appetitlosigkeit von zusätzlichen Symptomen begleitet?
- Liegen bekannte Grunderkrankungen vor?
- Nehmen Sie bestimmte Medikamente?
Je nachdem, in welche Richtung der erste Verdacht geht, folgen weitere Untersuchungen:
- Blutuntersuchung
- Urin- und/oder Stuhlprobe
- Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit
- Ultraschalluntersuchung
- Computertomographie (CT)
- Röntgenuntersuchung
- Magenspiegelung
- Darmspiegelung
Behandlung von Appetitlosigkeit
Ist die Appetitlosigkeit ein Symptom für eine bestimmte Erkrankung, wird zunächst die Grunderkrankung behandelt. Steckt eine psychische Erkrankung hinter der Appetitlosigkeit, ist eine Psychotherapie das Mittel der Wahl. Dabei ist es wichtig, dass die Erkrankung von einem*einer Psychiater*in oder Psycholog*in diagnostiziert wird.
Tritt Appetitlosigkeit als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auf, kann der Wechsel zu einem anderen Präparat die Lust aufs Essen wieder zurückbringen. Hier gilt es, den Medikamentenwechsel gemeinsam mit der*dem behandelnden Ärztin*Arzt zu planen und durchzuführen. Mitunter ist es aber bereits hilfreich, den eigenen Lebens- und Ernährungsstil zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen.
Was tun bei mangelndem Appetit ohne erkennbare Ursache?
Falls keiner der oben genannten Auslöser zutrifft, können die folgenden Tipps helfen, um den Hunger wieder anzufachen:
Der Appetit kommt mit dem Essen. Es kann helfen, mit Freunden zu kochen oder sich Zeit für die Zubereitung und das Essen selbst zu nehmen. Die Mahlzeiten appetitlich anrichten und öfter etwas Neues ausprobieren.
Besser mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt essen, als drei große Mahlzeiten einzunehmen.
Getränke mit Kohlensäure vor dem Essen vermeiden, da sie leicht sättigen. Appetitanregend wirkt dagegen zum Beispiel Grapefruitsaft.
Alkohol und Nikotin verringern den Appetit.
Nicht jeder verträgt alles gut. Wer weiß, welche Lebensmittel er nicht verträgt, kann diese leichter vermeiden.
Stark gewürzte, sehr scharfe oder auch blähende Speisen vermeiden.
Viel an der frischen Luft bewegen.
Beim Stress-Abbau hilft Yoga oder Meditation.
Wer seinen Appetit gezielt anregen möchte, kann darüber hinaus auch auf unterschiedliche Präparate, Kräuter oder Teesorten zurückgreifen. Hier einige bewährte Mittel zur Appetitsteigerung:
Kräuter wie Basilikum, Thymian, Curry oder Ingwer
Pflanzliche Wirkstoffe (zum Beispiel in Tees) wie Enzian, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut oder Wermut, Codurango-Rinde, Melisse, Pfefferminze
Präparate auf Basis von Antihistaminika (Ketotifen) oder Hormonen (Gestagene)
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