Schilddrüsenunterfunktion: Hilfe bei Hypothyreose
Als Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bezeichnet man eine Unterversorgung des Körpers mit den von der Schilddrüse gebildeten Hormonen Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Sie kann angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse weniger Hormone, als der Körper braucht. Diese Hormone, Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), sind jedoch wichtig für den Stoffwechsel. Sind zu wenig davon verfügbar, wird der Körper unterversorgt – die Stoffwechselvorgänge laufen langsamer ab als normal. Insgesamt ist etwa ein Prozent der Bevölkerung von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Es gibt jedoch einfache Therapien, die den Hormonmangel bei Schilddrüsenunterfunktion ausgleichen.
Artikelinhalte im Überblick:
- Schilddrüsenunterfunktion: Symptome
- Test zur Diagnose
- Ursachen für Hypothyreose
- Schilddrüsenunterfunktion Behandlung
- Verlauf und Komplikationen
- Ernährung gegen Jodmangel
Schilddrüsenunterfunktion: Symptome entwickeln sich langsam
Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion entwickeln sich häufig langsam über Jahre. Beschwerden, die auftreten können, sind beispielsweise Müdigkeit, Muskelschwäche, trockene Haut oder Verstopfung. Häufig entwickeln sich bei einer Schilddrüsenunterfunktion die Symptome über mehrere Jahre und verursachen erst spät spürbare Beschwerden. Deshalb wird sie oft erst spät bemerkt.
Typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion
Müdigkeit und Antriebslosigkeit
Kälteempfindlichkeit
Muskelschwäche
Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
erhöhtes Schlafbedürfnis
Verstopfung
trockene, schuppige Haut
geschwollene Augenlider und Hände
Auffällige Symptome bei Neugeborenen
Bei Neugeborenen mit einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion zeigen sich bereits früh Hinweise auf einen langsamen Stoffwechsel: Trinkfaulheit, Verstopfung, motorische Störungen und geringe Bewegung sind deutliche Anzeichen.
Schilddrüsenunterfunktion mittels Test diagnostizieren
Mit Bluttest, Ultraschall und Szintigraphie lässt sich eine Schilddrüsenunterfunktion feststellen. Zu den Standard-Untersuchungen bei Neugeborenen gehört die Bestimmung der Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut. Dadurch lässt sich eine Schilddrüsenunterfunktion bereits frühzeitig erkennen und behandeln.
TSH-Wert gibt Aufschluss über Funktion der Schilddrüse
Auch bei Erwachsenen gehört die Bestimmung der Hormonwerte zur Diagnostik. Das Thyreoidea-Stimulierende Hormon (TSH) reguliert die Produktion der Schilddrüsenhormone. Der TSH-Wert zeigt außerdem die Funktionsfähigkeit der Hirnanhangsdrüse. Ist dieser Wert erhöht, deutet das auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin.
Radioaktive Substanz für die Schilddrüsenszintigraphie
Weitere Diagnostik-Verfahren bei Hypothyreose sind die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Schilddrüse und die Szintigraphie. Eine leicht radioaktive, jodhaltige Flüssigkeit wird dabei in die Vene injiziert. Speichert die Schilddrüse diese Flüssigkeit nur ungenügend, weist das auf eine Unterfunktion hin. Auf einem Szintigramm lässt sich die Verteilung der Flüssigkeit innerhalb der Schilddrüse erkennen.
Hypothyreose: Welche Ursachen stecken dahinter?
Manche Menschen kommen bereits mit einer Schilddrüsenunterfunktion auf die Welt. Sie ist die häufigste angeborene Stoffwechselstörung in Deutschland. Andere bekommen erst im Laufe ihres Lebens eine Hypothyreose.
Primäre und sekundäre Unterfunktion der Schilddrüse
Liegt die Ursache für die zu geringe Hormonproduktion in der Schilddrüse selbst, spricht man von einer primären Schilddrüsenunterfunktion. Dazu gehört die angeborene Störung. In etwa zwei Drittel der Fälle ist eine falsche Lage der Schilddrüse die Ursache. Dadurch ist die Drüse in ihren Funktionen eingeschränkt. Häufig fehlt die Schilddrüse auch völlig. Störungen im Schilddrüsenstoffwechsel sind ebenfalls ein häufiger Grund für eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion.
Wenn Krankheiten die Schilddrüse zerstören
Die Ursachen für eine erworbene primäre Schilddrüsenunterfunktion liegen oft in einem Gewebeverlust. Durch verschiedene Krankheiten wird Schilddrüsengewebe zerstört oder abgebaut. Die Schilddrüse ist dann nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Menge Schilddrüsenhormone zu produzieren. Mögliche Ursachen sind:
Chronische Entzündungen der Schilddrüse, zum Beispiel durch Hashimoto-Thyreoiditis
Schilddrüsenoperationen, bei denen bereits Gewebe entfernt wurde
Radiojodtherapie
Überdosierung von produktionshemmenden Medikamenten wie Thyreostatika
Störungen in der Hirnanhangsdrüse und Jodmangel
Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird von der Hirnanhangsdrüse gesteuert und reguliert. Treten hier Störungen auf, wird die Schilddrüse nicht mehr ausreichend angeregt, die benötigten Hormone zu produzieren. Als Ursachen für diese sekundäre Schilddrüsenunterfunktion kommen Tumoren oder häufige Bestrahlungen in Betracht. Zu wenig über die Nahrung zugeführtes Jod ist ebenfalls eine mögliche Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion.
Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion mit Tabletten
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist die einzige mögliche Therapie eine lebenslange Einnahme von Medikamenten. Die fehlenden Schilddrüsenhormone werden dem Körper dabei in Form von Tabletten zugeführt. Um die richtige Dosierung der Schilddrüsenhormone zu bestimmen, muss der Hormonspiegel regelmäßig von einem Arzt überprüft und die Dosis gegebenenfalls angepasst werden.
Weil die Schilddrüsenhormone in Tablettenform den gesamten Stoffwechsel des Körpers verändern, ist es sinnvoll, die Therapie "einschleichend" zu beginnen. Das bedeutet: anfangs eine kleine Dosis, die sich über Wochen hinweg langsam steigert, bis der Hormonmangel völlig ausgeglichen ist. Damit werden anfängliche Nebenwirkungen wie Herzrasen und Schlafstörungen vermieden.
Morgens auf nüchternen Magen, eine halbe Stunde später frühstücken
Damit die Tabletten optimal wirken, müssen sie morgens auf nüchternen Magen mit etwas Wasser eingenommen werden. Eine halbe Stunde später sollten Sie frühstücken. Auf diese Weise schlägt die Therapie mit Schilddrüsenhormonen am besten an.
Verlauf, Risiken und Heilungsaussichten
Richtig behandelt, verläuft die Schilddrüsenunterfunktion in den meisten Fällen harmlos. Bei Neugeborenen ist eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung wichtig, um Entwicklungsstörungen wie Kelinwuchs vorzubeugen.
Außerdem können durch die Hypothyreose Übergewicht, ein Kropf, Herz-Kreislauf-Probleme, frühzeitig Arteriosklerose sowie Unfruchtbarkeit auftreten.
Myxödem durch unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion
Eine seltene Komplikation ist das Myxödem, welches besonders durch die für die Schilddrüsenunterfunktion charakteristischen Hautveränderungen gekennzeichnet ist. Dabei schwillt die Unterhaut an. Auch die Zunge kann dick werden. Diese schwere Form der Schilddrüsenunterfunktion kann zum Koma führen. Besonders eine unzureichende Behandlung der Hypothyreose gilt als Risikofaktor für die Entstehung eines Myxödems.
Schilddrüsenunterfunktion mit Ernährung vorbeugen
Damit die Schilddrüse funktioniert und keine Unterfunktion droht, ist das Spurenelement Jod unersetzlich. Die Drüse baut es in die von ihr produzierten Hormone ein. Zur Vorbeugung gegen Schilddrüsenunterfunktion ist deshalb eine jodreiche Ernährung wichtig.
Mit dem Alter verändert sich der Jodbedarf:
Säuglinge bis zu 80 Mikrogramm (µg) pro Tag
Schulkinder und Jugendliche bis zu 200 µg/Tag
Erwachsene 180 µg/Tag
Schwangere 230 µg/Tag
Stillende 260 µg/Tag
Deutschland galt lange als Jodmangelgebiet. Das bedeutet, dass über einheimische Nahrung allein meist nicht genügend Jod aufgenommen werden kann. Durch den Einsatz von Jodsalz auch im Tierfutter hat sich die Situation etwas verbessert. Damit enthalten auch Milch und Eier etwas Jod.
Seefisch und jodiertes Speisesalz schützen
Um eine ausreichende Versorgung zu erreichen, sollten Sie häufig Lebensmittel zu sich nehmen, die von Natur aus reich an Jod sind, wie Seefisch und Meeresfrüchte. Verwenden Sie außerdem mit Jod angereichertes Speisesalz für die Zubereitung Ihrer Mahlzeiten.
Die besten Jodlieferanten für die Schilddrüse:
Lebertran (860 µg pro 100 ml)
Schellfisch (rund 300 µg pro 100 g)
Seelachs (rund 240 µg)
Scholle (190 µg)
Muscheln, Garnelen und Krabben (130 µg)
Kabeljau (rund 150 µg)
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