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Fluoxetin: Wie wirkt das Antidepressivum?

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Der Wirkstoff Fluoxetin wurde als Antidepressivum mit wenigen Nebenwirkungen bekannt. Doch wie bei allen Medikamenten gibt es bei der Einnahme Wichtiges zu beachten. Das müssen Sie über Wirkung, Dosierung und Nebenwirkungen wissen.

Fluoxetin: Wie wirkt das Antidepressivum?
© Getty Images/EMS-FORSTER-PRODUCTIONS

Fluoxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Das verschreibungspflichtige Medikament wird seit vielen Jahren zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Fluoxetin gibt es als Hartkapseln oder als (teilbare) Tabletten. Bekannt geworden ist der Wirkstoff vor allem unter dem amerikanischen Handelsnamen Prozac®. Früher wurde das Medikament auch als stimmungsaufhellende Mode-Droge missbraucht.

Artikelinhalte im Überblick:

Hilfe bei Depressionen: 12 einfache Tipps für Betroffene

Wirkung von Fluoxetin

Fluoxetin hat eine antriebssteigernde Wirkung. Das Arzneimittel hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt. Der Botenstoff – auch als Glückshormon bekannt – verweilt dort daher länger und hellt die Stimmung auf.

Anwendungsgebiete von Fluoxetin

Als Antidepressivum wird Fluoxetin vor allem zur Behandlung von schweren depressiven Episoden (major depression) eingesetzt. Zudem kann eine Therapie von Zwangsstörungen mit Fluoxetin erfolgen. Außerdem ist ein ergänzender Einsatz zu einer Psychotherapie bei einer Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) möglich, denn Fluoxetin kann auch Essattacken reduzieren.

Fluoxetin bei Depressionen von Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern und Jugendlichen, die an einer Depression leiden, erfolgt die Behandlung durch eine Psychotherapie. Zeigt sich allerdings nach mehreren Sitzungen kein Erfolg, kann Fluoxetin bei gleichzeitiger psychologischer Behandlung unter spezialisierter Aufsicht unterstützend infrage kommen. Fluoxetin ist in der Regel der einzige Wirkstoff, der als Antidepressivum zur Behandlung von Kindern ab acht Jahren eingesetzt wird. Studien haben gezeigt, dass bei diesem Medikament der Nutzen die Risiken überwiegen kann, wenn eine Depression vorliegt. Bei Zwangsstörungen kommen auch andere Medikamente in Betracht. Trizyklische Antidepressiva werden bei Kindern mit Depressionen generell nicht verordnet.

Fluoxetin bei Übergewicht

Eine mögliche Nebenwirkung von Fluoxetin ist ein verminderter Appetit. Aus diesem Grund könnte das Medikament auch zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas dienen. Die Studienlage ist hierzu bisher gering und das Medikament für diesen Zweck nicht zugelassen. Wird Übergewicht oder Adipositas mit Fluoxetin therapiert, handelt es sich um einen sogenannten Off-Label-Use (Anwendung außerhalb des zugelassenen Gebrauchs). Ob diese Behandlung für den individuellen Fall infrage kommt, muss ärztlich abgeklärt werden, denn die Einnahme von Fluoxetin kann mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergehen.

Fluoxetin und Corona

Es gibt Hinweise darauf, dass Fluoxetin in der Therapie von COVID-19 eine Rolle spielen könnte, wenn es im Frühstadium eingenommen wird. Die Erkrankung wird durch eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst. Aktuell werden mehrere Medikamente daraufhin untersucht, ob sie vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Auch Fluoxetin könnte ein vielversprechender Kandidat sein – weitere Untersuchungen stehen dazu noch aus.

Dosierung von Fluoxetin

Die exakte Dosierung von Fluoxetin richtet sich stets nach dem individuellen Fall und wird in ärztlicher Absprache festgelegt. Wie hoch die Dosierung ausfällt, hängt unter anderem von der vorliegenden Erkrankung ab. Ziel ist es, die niedrigste wirksame Dosis zu erhalten. Die Informationen dieses Textes dienen nicht dazu, die ärztliche Beratung oder die Informationen der Packungsbeilage zu ersetzen.

  • Dosierung je nach Erkrankung: Bei Depressionen und Zwangsstörungen liegt die übliche Dosierung in der Regel bei 20 Milligramm pro Tag und kann bei unzureichender Wirkung nach ärztlicher Entscheidung auf 60 Milligramm erhöht werden. Durch die höhere Dosierung stiegt möglicherweise auch das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen. Bei Bulimie beträgt die Dosis im Allgemeinen 60 Milligramm pro Tag.

  • Besondere Dosierungen: Für Kinder gelten andere Dosierungsempfehlungen – sie richten sich streng nach dem vorliegenden Fall, da hier unter anderem das Körpergewicht eine Rolle spielen kann. Bei einer Leberfunktionsstörung wird die Dosierung speziell angepasst, zum Beispiel kann die Einnahme gegebenenfalls in größeren Abständen erfolgen. Auch bei Älteren gibt es Besonderheiten zu beachten, da eine bestimmte Maximalhöhe möglicherweise nicht überschritten werden sollte.

  • Dosierung Schritt für Schritt erhöhen: Die Dosierung von Fluoxetin wird nach und nach erhöht. Diese schrittweise Steigerung verringert das Risiko für Nebenwirkungen. Dies ermöglicht es außerdem, eine Dosis zu erreichen, die so hoch wie nötig und so niedrig wie möglich ist.

  • Überdosierung: Bei dem Verdacht auf eine Überdosierung ist umgehend ärztliche Hilfe einzuholen, damit Herz- und Vitalfunktionen gegebenenfalls überwacht werden können. Mögliche Anzeichen einer Überdosierung sind unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Krampfanfälle, Herz- oder Atembeschwerden. Die Packungsbeilage liefert hierzu alle spezifischen Informationen.

Therapiedauer bei Fluoxetin-Einnahme

Bis die Wirkung von Fluoxetin einsetzt, dauert es etwa ein bis drei Wochen. Nach etwa vier bis sechs Wochen bessern sich die depressiven Symptome. Wie lange die Behandlung mit dem Antidepressivum dauert, richtet sich nach dem individuellen Fall und ist mit der*dem Ärztin*Arzt zu besprechen. Im Allgemeinen beträgt die Behandlungsdauer bei einer Depression mindestens sechs Monate. Bei Zwangsstörungen und Bulimie weicht die Therapiedauer ab.

Eine Therapie mit Fluoxetin muss langsam ausgeschlichen werden. Das bedeutet: Fluoxetin wird nicht abrupt abgesetzt, sondern die Dosierung muss Schritt für Schritt reduziert werden. Dieses Vorgehen ist wichtig, um Absetzungserscheinungen wie beispielsweise Schwindel, Schlafstörungen, Erregtheit und Angst, Übelkeit, Erbrechen, Zittern oder Kopfschmerzen zu verringern.

Nebenwirkungen von Fluoxetin

Im Vergleich zu trizyklischen Antidepressiva gilt Fluoxetin als besser verträglich. Im Gegensatz zu trizyklischen Antidepressiva ist die Einnahme von Fluoxetin zum Beispiel seltener mit einer Gewichtszunahme verbunden. Dennoch kann Fluoxetin mit Nebenwirkungen einhergehen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Schlaflosigkeit
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden (vor allem Übelkeit und Durchfall)

Weitere Nebenwirkungen sind ebenfalls möglich:

Außerdem kann sich das sogenannte QT-Intervall im EKG verlängern. Dies bedeutet, dass sich der Herzrhythmus verändert. Tritt eine Manie auf, muss umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Eine solche Manie äußert sich zum Beispiel durch eine übertriebene Heiterkeit oder eine gesteigerte körperliche Aktivität.

Eine gesamte Übersicht der Nebenwirkungen befindet sich in der Packungsbeilage des jeweiligen Medikaments. Unabhängig davon, welche Nebenwirkungen auftreten, sollte das weitere Vorgehen stets mit der*dem Ärztin*Arzt besprochen werden, um zum Beispiel einen angepassten Medikamentenwechsel durchzuführen. Antidepressiva wie Fluoxetin sollten nicht ohne ärztliche Beratung eigenmächtig abgesetzt werden.

Fluoxetin und Suizidgedanken

Es ist möglich, dass insbesondere in den ersten Wochen der Einnahme von Fluoxetin Suizidgedanken auftreten. Dies gilt als wahrscheinlicher bei Menschen in einem Alter von unter 25 Jahren, weshalb bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen besondere Vorsicht geboten ist. Treten solche Gedanken auf, sollte umgehend die ärztliche Praxis oder das Krankenhaus kontaktiert werden. Auch folgende Hilfsangebote können als Anlaufstelle dienen:

  • TelefonSeelsorge®: Sie ist 365 Tage im Jahr 24 Stunden lang unter den Telefonnummern 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder 116 123 anonym erreichbar.

  • Nummer gegen Kummer: Zu bestimmen Zeiten ist für Kinder und Jugendliche die Rufnummer 116 111 und für Eltern das Elterntelefon unter der Rufnummer 0800 / 111 0 550 zu erreichen.

  • Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Auf der Website steht eine Übersicht zu deutschlandweiten Hilfsangeboten bereit.

Bereits vor Therapiebeginn ist es hilfreich, Angehörige über die geplante Behandlung und diese mögliche Nebenwirkung zu informieren. Vertraute Personen können so auf Verhaltensänderungen oder eine Verschlimmerung der Depression achten. Rat zu diesem Thema bekommen Angehörige in der behandelnden Praxis. Unter anderem stellt auch die Stiftung Deutsche Depressionshilfe auf ihrer Website Informationen dazu bereit.

Gab es in der Vorgeschichte schon einmal Suizidgedanken oder -versuche, kann Fluoxetin erst gar nicht zur Behandlung geeignet sein. Das genaue Vorgehen wird in einem solchen Fall mit der*dem Ärztin*Arzt besprochen – unter der Therapie kann dann zum Beispiel eine sorgfältige Überwachung erforderlich werden.

Wichtige Hinweise zu Fluoxetin

Vor der Einnahme eines Antidepressivums muss eine ausführliche ärztliche Beratung erfolgen. In dem Aufklärungsgespräch wird vermittelt, was bei der Anwendung zu beachten ist. Die folgende Übersicht stellt einen Ausschnitt der Warnhinweise dar, eine komplette Übersicht ist der Packungsbeilage des jeweiligen Medikaments zu entnehmen. Die* der Ärztin* Arzt sollte unbedingt über jedes eingenommene Medikament und über jede weitere Erkrankung informiert werden.

  • Fluoxetin und andere Medikamente: Es gibt viele Medikamente, die Wechselwirkungen mit Fluoxetin haben – bei ihnen ist entweder besondere Vorsicht geboten oder sie machen eine gleichzeitige Einnahme des Antidepressivums erst gar nicht möglich. Alle betroffenen Medikamente sind ausführlich in der Packungsbeilage des jeweiligen Arzneimittels aufgelistet. Sie ist vor der Behandlung daher aufmerksam zu lesen. Im Zweifelsfall sollte stets die ärztliche Praxis um Rat gebeten werden. Fluoxetin kann zum Beispiel die Wirkung des Brustkrebs-Medikaments Tamoxifen verringern. Bei Gerinnungshemmern, Diuretika, Triptanen zur Behandlung von Migräne oder bei Medikamenten, die das QT-Intervall des Herzschlags verlängern, gibt es Besonderheiten zu beachten. Fluoxetin darf außerdem nicht mit MAO-Hemmern eingenommen werden. Zwischen den Therapien ist sogar ein bestimmter Sicherheitsabstand einzuhalten. Auch eine gleichzeitige Behandlung mit dem Betablocker Metoprolol zur Behandlung einer Herzschwäche ist nicht möglich. Es wird dazu geraten, während einer Therapie mit Fluoxetin keinen Alkohol zu konsumieren.

  • Fluoxetin bei bestimmten Erkrankungen: Es gibt verschiedene Erkrankungen, bei denen es eine genaue ärztliche Abwägung bedarf, ob Fluoxetin zur Therapie infrage kommt. Bei einem erhöhten Blutungsrisiko, einem erhöhten Augeninnendruck, dem Risiko für ein Engwinkelglaukom, einem instabilen Anfallsleiden, Epilepsie oder einer Manie in der Vorgeschichte, kann sich die Gabe von Fluoxetin zum Beispiel als ungeeignet erweisen. Wer unter Diabetes mellitus leidet, muss seinen Blutzuckerspiegel gegebenenfalls neu einstellen lassen.

  • Allergie gegen Fluoxetin: Liegt eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Fluoxetin oder einen weiteren Bestandteil des Medikaments vor, darf das Arzneimittel nicht eingenommen werden.

  • Fluoxetin in Schwangerschaft und Stillzeit: Bei einer Depression in der Schwangerschaft, die eine medikamentöse Therapie erfordert, wird zur Einnahme von besser bewährten Antidepressiva wie Sertralin und Citalopram geraten. Eine Neuverordnung von Fluoxetin erfolgt aufgrund eines geringfügig erhöhten Risikos für Fehlbildungen beim Ungeborenen in der Regel nicht. Das genaue Vorgehen muss aber im individuellen Fall ärztlich abgeklärt werden – vor allem, wenn das Medikament bereits eingenommen wird. Gleiches gilt für die Stillzeit.

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