Erhöhte Leberwerte
Sind die Leberwerte erhöht, kann das auf verschiedene Krankheiten hindeuten. Das Symptom tritt etwa bei einer Fettleber durch Alkohol oder zu fettreiche Ernährung auf. Je nach Ursache lassen sich erhöhte Leberwerte relativ einfach senken.
Die Leber tut nicht weh. Erst wenn sie durch Krankheit stark vergrößert ist, zeigt sich das in einem Druckschmerz unter der rechten, untersten Rippe. Allgemeine Anzeichen wie ständige Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden oder Juckreiz treten ebenfalls erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Einzig die sogenannten Leberwerte im Blut geben erste Hinweise auf eine Leberfunktionsstörung.
Der Bluttest mit Feststellung der Leberwerte ist also ein wichtiges Diagnosemittel für alle Lebererkrankungen im Frühstadium. Zusätzlich dienen die Leberwerte zur Verlaufskontrolle einer Leberkrankheit. An ihnen lässt sich etwa ablesen, ob die Behandlung anschlägt.
Der Überbegriff Leberwerte umfasst die Konzentration vor allem von vier Enzymen im Blut, die bei bestimmten Erkrankungen erhöht sein können:
GGT (Gamma-Glutamyl-Transferase): Dieser Wert steigt bereits bei den kleinsten Leberbelastungen an, reagiert also besonders empfindlich auf jeden Reiz der Leber.
Umgangssprachlich werden oft auch die Abkürzungen Gamma für GGT genutzt oder einfach GT statt GGT.
Erhöhte Leberwerte bei Erwachsenen
Von erhöhten Leberwerten spricht der Arzt, wenn mindestens einer der obigen Werte über den Normalwerten liegt. Dabei gelten für Männer und Frauen unterschiedliche Grenzen, die Werte sind in U/l angegeben, also Einheiten pro Liter:
GOT: Frauen unter 35 , Männer unter 50
GPT: Frauen unter 35, Männer unter 50
AP: Normalwerte für Frauen 35 bis 105, für Männer 40 bis 130
GGT: Frauen-Normalwert unter 39, bei Männern unter 66
Erhöhte Leberwerte bei Kindern
Allerdings gelten für Kinder andere Leberwerte, im Durchschnitt liegen sie alle etwas höher als bei Erwachsenen. Auch hier sind die Werte in U/l angegeben:
GOT: etwa 30, jedoch unterschiedlich bei Frühgeborenen, am ersten Lebenstag, im zweiten Monat usw.
GPT: etwa wie bei Frauen, also um die 30 U/l
AP: um die 400, je nach Alter des Kindes/Babys
GGT: schwankt zwischen 19 und 200, je nach Alter des Kindes
Die Grenzen gesunder Leberwerte bei Kindern sind deshalb unterschiedlich von denen Erwachsener, weil sich Kinder im Wachstum befinden und ihre Drüsen und der Stoffwechsel anders arbeiten.
Lifeline/Wochit
Ursachen für erhöhte Leberwerte
Hinter erhöhten Leberwerten im Blut können verschiedenste Auslöser und Grunderkrankungen stecken. Dazu gehören:
Fettleber (durch Alkohol, Ernährung, Übergewicht, Medikamente oder Stress)
Hepatitis (Leberentzündung)
Gallenerkrankungen wie Gallensteine
Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen
Autoimmunerkrankungen
Vergifung
Häufigste Ursache der Fettleber: falsche Ernährung
Die am häufigsten diagnostizierte Lebererkrankung bei erhöhten Leberwerten ist die Fettleber. Zahlreiche Auslöser kommen für diese Krankheit in Frage, etwa Medikamente, aber auch Stress. Hauptauslöser sind jedoch Fehlernährung und zu viel Alkohol.
Zu fettreiche, einseitige Ernährung schädigt die Leber. Das Organ wird durch die Verarbeitung des großen Fettangebots auf Dauer überfordert. Die Folge: Die Leber vergrößert sich, die Leberzellen lagern Fett ein und werden geschädigt. Rund 120 Gramm Fett pro Tag nehmen Menschen in den Industrienationen täglich zu sich. Das ist etwa doppelt so viel, wie gesund wäre. Dementsprechend ist Fettleber durch fettreiche Fehlernährung inzwischen zu einer Volkskrankheit geworden.
Erhöhte Leberwerte durch Alkohol
An zweiter Stelle der Ursachen erhöhter Leberwerte steht Alkohol. Vor allem der regelmäßige Genuss schädigt die Leber. Sie reagiert ähnlich wie bei zu fettreicher Ernährung: Das Lebergift Alkohol zwingt das Organ zu ständiger Mehrarbeit. Sie vergrößert sich. Zusätzlich wird Alkohol bei seinem Abbau zu Fett verarbeitet und lagert sich auch in der Leber an. Fettleber ist also häufig auch eine Folge von zu hohem Alkoholkonsum.
Ist die Ursache der erhöhten Leberwerte festgestellt, sollte sie nach Möglichkeit ausgeschaltet werden. Das bedeutet im Fall von Alkohol oder falscher Ernährung: Verzichten Sie auf Alkohol und fettreiche Lebensmittel. Gönnen Sie Ihrer Leber mindestens ein halbes Jahr Zeit, um sich zu regenerieren.
Sind dann die Leberwerte nachweislich wieder im grünen Bereich, können Sie zwar in Rücksprache mit dem Arzt meist wieder Alkohol trinken. Übertreiben Sie es jedoch nicht. Trinken Sie am besten nicht täglich und falls doch, dann höchstens ein (Frauen) oder zwei (Männer) kleine Gläser Wein oder ein Viertel beziehungsweise einen halben Liter Bier. Bedenken Sie immer, dass Alkohol eines der schlimmsten Lebergifte ist.
Wichtige Tipps, um erhöhte Leberwerte zu senken
Verzichten Sie am besten auf alles, was die Leber schädigen könnte:
Trinken Sie keinen Alkohol
Essen Sie täglich nicht mehr als 60 Gramm Fett.
Nehmen Sie Schmerzmittel nur dann ein, wenn sie wirklich nötig sind oder der Arzt sie verordnet hat.
Das Gleiche gilt für Antibiotika, die durch die Leber abgebaut werden und deshalb das Organ stark belasten können.
Bauen Sie Stress ab und erlernen Sie Entspannungsübungen. Stress erhöht den Cortisolspiegel. Das Stresshormon Cortisol wiederum belastet die Leber, weshalb einem nicht nur sprichwörtlich "eine Laus über die Leber" laufen kann.
Mariendistel gegen erhöhte Leberwerte
Zusätzlich kann Mariendistel mit ihrem Wirkstoff Silymarin die Leber schützen. Patienten, die leberschädigende Medikamente einnehmen, versuchen häufig mit Mariendistel-Medikamenten diesen Schaden möglichst gering zu halten. Die Heilpflanze verfügt über leberschützende Eigenschaften. So werden etwa Injektionen mit Wirkstoffen aus der Mariendistel intravenös bei Knollenblätterpilz-Vergiftung gegeben. Das Gift dieses Pilzes zerstört die Leber in wenigen Stunden.
Jedoch ist es nicht immer möglich, die Ursache der erhöhten Leberwerte auszuschalten. Das ist etwa bei Autoimmunerkrankungen der Fall oder bei chronischen Lebererkrankungen wie etwa Hepatitis C. In diesen Fällen ist leberschonende Lebensweise unerlässlich, um das Organ vor zusätzlicher Belastung zu bewahren.
Erhöhte Leberwerte nach Gallen-Operation
Manchmal treten erhöhte Leberwerte auch nach einer Gallenoperation auf. Das erscheint paradox: Denn meist ist ein Gallenstein Grund dafür, dass die Gallenblase entfernt wird. Nebenwirkung des Gallensteins sind bei manchen Patienten erhöhte Leberwerte. Mit der Operation sollten die Leberwerte also wieder in den Normalbereich fallen. Trotzdem können sie manchmal nach der Operation ansteigen. Als Auslöser kommen infrage:
geringfügige Leberbelastung durch die Operation
veränderte Fettverdauung sowie eine
Gallengangsentzündung
In jedem Fall sollte der Arzt die Werte kontrollieren und nach der möglichen Ursache fahnden. Grund zur Panik sind die erhöhten Leberwerte nach der Gallenoperation jedoch meist nicht. Einige Parameter, etwa GGT, brauchen eine Weile, bis sie sinken, nachdem die Belastung weggefallen ist. Mit acht bis zwölf Wochen müssen Betroffenen durchaus rechnen, bis sich nach einer Gallenoperation erhöhte Leberwerte wieder normalisieren.
Wie es nach der Geburt zu erhöhten Leberwerte kommt
Ein weiterer Sonderfall sind erhöhte Leberwerte nach der Geburt. Betroffen sind davon vor allem Frauen, die eine Gestose (Schwangerschaftsvergiftung) oder ein HELLP-Syndrom erlitten haben. Die Leber erholt sich danach nur langsam, so dass es einige Monate dauern kann, bis die Werte wieder im Normalbereich liegen.
Ursache für erhöhte Leberwerte nach der Geburt kann jedoch auch eine Schwangerschaftscholestase sein. Dabei handelt es sich um einen Gallenstau, ausgelöst durch Schwangerschaftshormone. Im schlimmsten Fall kann sich die Leber entzünden (Hepatitis, Gelbsucht). Im Zusammenhang damit steigen auch die Leberwerte. Bestimmte Medikamente helfen, den Stau zu lösen.
Die Schwangerschaftscholestase tritt selten und vor allem zu Ende der Schwangerschaft auf. Deshalb können nach der Geburt die Leberwerte noch erhöht sein. Mit der entsprechenden Behandlung und dem Wegfallen der Schwangerschaftshormone normalisieren sie sich. Falls bereits eine Hepatitis eingetreten ist, muss diese entsprechend behandelt werden.