Ursachen und Behandlung

Juckreiz (Pruritus): Woher kommt er und was hilft?

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Juckreiz kann am ganzen Körper vorkommen: Vor allem am After, im Genitalbereich oder an Handflächen und Fußsohlen ist das als Pruritus bezeichnete Symptom äußerst unangenehm. Welche Erkrankungen kommen als Ursachen infrage und was hilft, den Juckreiz zu lindern?

Frau leidet unter Juckreiz und kratzt sich am Hals
© Getty Images/Science Photo Library

Kurzübersicht

Ursachen: Juckreiz kann am ganzen Körper auftreten und nur einzelne Stellen wie den Intimbereich betreffen. Es gibt zahlreiche Ursachen, von Allergien über Erkrankungen der Leber bis hin zu Hautkrankheiten.

Behandlung: Bei Allergien müssen die Auslöser vermieden werden, in anderen Fällen helfen Salben, Lotionen oder Tinkturen. Sie sollen helfen, den Kreislauf aus Jucken und Kratzen zu durchbrechen.

Hausmittel: Es gibt hilfreiche Hausmittel, um Juckreiz zu lindern. Dazu gehören Kühlen, Stressabbau oder Umschläge mit Joghurt oder Essig.

Juckreiz (Pruritus) ist eine Empfindung der Haut oder Schleimhaut, die Kratzen, Reiben, Kneten und ähnliche Reaktionen hervorruft. Betroffen können einzelne begrenzte Hautbereiche sein. Aber auch Juckreiz am ganzen Körper (generalisierter Juckreiz) kommt vor.

Der Artikel im Überblick:

Neurodermitis: Die besten Tipps für die Hautpflege

Was hilft gegen Juckreiz?

Tritt Juckreiz als allergische Reaktion des Körpers auf bestimmte Allergene auf, gilt es primär, den Kontakt der Haut mit dem jeweiligen Allergen zu meiden. Bei einer Nickelallergie sollte also beispielsweise auf nickelhaltigen Schmuck verzichtet werden, bei einer Nahrungsmittelallergie sollte man die betreffenden Lebensmittel vom Speiseplan streichen. Im akuten Fall können Antihistaminika helfen, also Medikamente, die die Ausschüttung vom Botenstoff Histamin unterdrücken.

Handelt es sich bei Juckreiz um das Symptom einer Grunderkrankung, wird die Erkrankung durch geeignete Medikamente und andere Behandlungen therapiert. Gegen Hauterkrankungen wie Neurodermitis werden bei akuten Schüben teilweise Kortisoncremes eingesetzt. Allgemein lindernde Maßnahmen wie das Vermeiden der Auslöser und lokale Medikamente als Salben, Lotionen, Tinkturen oder Cremes können helfen, den Kreislauf aus Jucken und Kratzen zu durchbrechen.

Hausmittel bei Juckreiz

Um das Symptom Juckreiz zu lindern und so auch den Teufelskreis aus Jucken – Kratzen – Jucken zu durchbrechen, können verschiedene Hausmittel und Maßnahmen Linderung verschaffen:

  • Kühlung der Haut mit feuchten Tüchern oder kalt duschen

  • Umschläge mit Joghurt, Schwarztee, Heilerde oder Essig (anschließend eincremen!)

  • Körperpflege mit rückfettenden Basiscremes beziehungsweise anderen geeigneten Produkten zur Hautpflege

  • Cremes oder Salben gegen Juckreiz (etwa mit Harnstoff oder Johanniskraut)

  • Verzicht auf parfümhaltige Hautpflegeprodukte, Nutzung von milden Seifen

  • Abbau von Stress, Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training erlernen und regelmäßig durchführen

  • Verzicht auf scharf gewürztes, heißes Essen

  • Vermeidung von direktem Hautkontakt mit Wolle oder synthetischen Stoffen, die die Haut reizen

  • Tragen von Baumwollhandschuhen, um sich vor nächtlichem Kratzen zu schützen

Woher kommt der Juckreiz?

Juckreiz tritt häufig dann auf, wenn bestimmte Botenstoffe wie Histamin aus Mastzellen im Körper freigesetzt werden. Die Auslöser sind vielfältig und reichen von Insektenstichen über Allergien (zum Beispiel auf Pollen oder Nahrungsmittel) bis hin zu Nebenwirkungen bestimmter Medikamente und Hauterkrankungen.

Doch nicht immer sind es äußere Einflüsse, die Juckreiz hervorrufen. So können die Beschwerden auch Symptom einer Erkrankung wie beispielsweise eines Infekts, Neurodermitis oder auch von Windpocken oder Schizophrenie sein. Auch Krankheiten der Leber oder Niere sowie trockene Haut kann oft ebenfalls Juckreiz hervorrufen.

Schutzmechanismus Juckreiz: Warum juckt es?

Die Empfindung des Juckreizes wird über ein eigenes System von Rezeptoren in der Haut und Nervenfasern ans Gehirn übertragen. Entwicklungsgeschichtlich wird vermutet, dass Jucken einen Schutzmechanismus gegen Parasiten wie Flöhe oder Zecken darstellt. Kratzen als Reaktion auf einen Juckreiz ist demnach der unbewusste Versuch, die Haut von lästigen Tieren zu befreien.

Wenn es am Körper quälend juckt, ist es nahezu unmöglich, diesen Juckreiz für längere Zeit zu unterdrücken. Dazu werden oft die Fingernägel, aber auch Gegenstände verwendet. Zwar gilt die Empfehlung, bei Juckreiz nicht zu kratzen. Häufig kann das aber nicht dauerhaft ausgehalten werden. Oft entwickelt sich daher ein Kreislauf aus:

  • Jucken
  • Kratzen, bis es zu einer Wunde und einem Schmerzreiz kommt, der das Jucken vorübergehend blockiert
  • Entzündungsreaktion
  • Verstärkung des Pruritus

Dadurch wird der Krankheitsverlauf verlängert und oft durch Infektionen oder andere Komplikationen erschwert.

Häufige Beschwerden im Intimbereich und was dahintersteckt!

Ursachen für Juckreiz mit Hautausschlag/Hautveränderungen

  • allergische Hautreaktion (Nesselsucht/Urtikaria) beispielsweise durch Medikamente oder Nahrungsmittel

  • Quincke-Ödem bei Medikamentenallergie

  • Kontakt mit Brennnesseln oder anderen reizenden Pflanzen

  • Neurodermitis (atopisches Ekzem)

  • Ekzem zum Beispiel bei Kontaktallergie auf Nickel

  • "Lichtallergie" (polymorphe Lichtdermatose)

  • Schuppenflechte (Psoriasis)

  • Hämorrhoiden – es kann zu Afterjucken kommen

  • Krätze (Skabies) – durch Milbenbefall hervorgerufen

  • Prurigo simplex (Hauterkrankung)

  • bestimmte Krebsformen – etwa kutanes T-Zell-Lymphom, Leukämie

  • Hautpilzerkrankungen (Mykosen)

  • Herpes simplex, Gürtelrose (Herpes zoster)

  • Windpocken

  • Infektion mit Eitererregern (Pyodermien) – zum Beispiel Pickel, Furunkel, flächige Hautinfektionen (Phlegmone)

  • Sonnenallergie

  • chronische Arzneimittelallergie

  • Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Lichen ruber

  • Dyshidrotisches Ekzem (Dyshidrose) 

Ursachen für Juckreiz ohne anfängliche Entzündung der Haut

  • Reaktion auf bestimmte Blutdruckmedikamente (ACE-Hemmer)
  • Reaktion auf bestimmte Medikamente gegen Psoriasis (Fumarate)
  • trockene Haut, besonders im Alter (Pruritus senilis) oder im Winter (Puritus hiemalis)
  • chronische Niereninsuffizienz
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Erkrankungen der Leber – zum Beispiel Leberentzündung (Hepatitis), Gallengangsverschluss
  • Diabetes mellitus
  • Bandwurmbefall
  • Kopfläuse, Filzläuse oder Kleiderläuse
  • Multiple Sklerose
  • Gürtelrose (Herpes zoster)
  • Depression
  • Schizophrenie

Je nach Ursache erstreckt sich der Juckreiz dann auf den ganzen Körper oder erfasst nur bestimmte Hautstellen.

Betroffene Stelle am Körper weist auf Ursache hin

Je nachdem, wo der Juckreiz am Körper auftritt, kommen andere Ursachen infrage:

  • Juckende Kopfhaut: trockene, schuppende Kopfhaut, Allergie, Hautpilz, seborrhoisches Ekzem (Ausschlag auf Kopfhaut und Gesicht), Befall mit Parasiten wie Kopfläusen, Flöhen, Milben

  • Jucken am ganzen Körper (generalisierter Juckreiz): Allergie, Diabetes, Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz, neurologische Störungen, Nebenwirkung von Medikamenten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Tumorerkrankung

  • Afterjucken (Pruritus ani): Hämorrhoiden, Feigwarzen, Analfissur (Riss in der Schleimhaut des Afters), mangelnde Hygiene, mechanische Reizungen (zum Beispiel durch raues Toilettenpapier), Pilzinfektion, Diabetes, Nierenfunktionsstörung, Darmtumoren, Parasitenbefall (zum Beispiel mit Madenwürmern)

  • Jucken an der Scheide/im Intimbereich (Pruritus genitalis, bei Frauen Pruritus vulvae): Herpes, Scheidenpilz, Wechseljahre, Parasiten wie Filzläuse, Gonorrhö

  • Juckende Augen oder Augenlider: Allergie, zum Beispiel gegen Pollen (Heuschnupfen), Bindehautentzündung, Neurodermitis, Kontaktekzem, Infektionskrankheiten wie Masern, Gerstenkorn, Diabetes, Überlastung der Augen zum Beispiel durch Bildschirmarbeit

  • Juckreiz an den Handflächen: Kontaktdermatitis, zum Beispiel allergisches Handekzem, Schuppenflechte (Psoriasis), Nebenwirkung verschiedener Medikamente

  • Juckende Fußsohlen/Füße: Diabetes, Durchblutungsstörungen, Überanstrengung der Füße, Allergie, zum Beispiel gegen Waschmittel oder Kosmetika, Pilzerkrankung (Fußpilz)

  • Juckende Brustwarzen: gereizte Haut zum Beispiel durch Kleidung oder Stillen, Allergie, zum Beispiel gegen Waschmittel, Parfüm oder Kosmetika, Entzündung der Brustdrüsen, Hormonumstellung, zum Beispiel in der Pubertät, in den Wechseljahren oder durch hormonelle Verhütungsmittel, Wachstum der Brust in der Pubertät, Brustkrebs

  • Juckreiz an den Ohren/im Ohr: Frühstadium der Mittelohrentzündung, Entzündung des Gehörgangs, verbunden mit Schmerzen, Psoriasis, Neurodermitis und andere Ekzeme, Allergie, zum Beispiel gegen Shampoo oder Haarspray

  • Jucken im Hals: Erkältung, Grippe, Allergie, zum Beispiel Heuschnupfen

  • Juckender Rücken und Rumpf: Schuppenflechte, Neurodermitis, trockene Haut, Notalgia paraesthetica (chronischer Juckreiz am Rücken), Gürtelrose, Follikulitis, Kontaktekzem, Krätze

  • Juckreiz am Unterschenkel: Stauungsekzem, Neurodermitis (Kniekehle), trockene Haut, Dermatitis

Diese Liste ist nicht vollständig. Die genauen Ursachen gilt es ärztlich abklären zu lassen.

Juckreiz: Wann ist ärztlicher Rat notwendig?

Sollte Juckreiz länger anhalten, aus unklarer Ursache oder auch häufiger und im Zusammenhang mit weiteren Beschwerden auftreten, ist es wichtig, eine*n Hautärztin*Hautarzt (Dermatologie) für die exakte Diagnose aufzusuchen. In der ärztlichen Sprechstunde werden auch andere Beschwerden wie Schmerzen oder Schlafstörungen erfasst. Über Fragebögen und die Einordnung auf Skalen kann zudem die genaue Art und Stärke des Juckreizes festgestellt werden.

Bei der körperlichen Untersuchung wird nicht nur das direkt betroffene Hautareal, sondern immer die gesamte Körperoberfläche inklusive Haaren, Nägeln und Schleimhäuten inspiziert. Hautveränderungen werden vom Hautarzt oder der Hautärztin genau erfasst, da sie oft entscheidende Hinweise auf die korrekte Diagnose liefern.

Abstriche aus den betroffenen Hautbereichen geben Aufschluss über Infektionen, Entzündungen oder auch Parasitenbefall. Bei der Blutuntersuchung werden neben Basiswerten, die über den allgemeinen Gesundheitszustand Auskunft geben, vor allem solche Werte erfasst, die auf Krankheiten innerer Organe hindeuten. Das sind unter anderem Nierenwerte, Leberwerte, der Zuckerstoffwechsel, Hormonspiegel und Vitaminwerte. Die Bauchorgane werden in der Regel mittels Ultraschall in Augenschein genommen. Speziellere Untersuchungen schließen sich an, wenn Hinweise auf entsprechende Erkrankungen vorliegen.

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