Infektionskrankheiten

Masern: Warum die Kinderkrankheit so gefährlich ist

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Masern gehören zu den klassischen Kinderkrankheiten, sind aber hochgradig ansteckend: Immer wieder kommt es deshalb in Schulen und Kindergärten zu Masernepidemien – obwohl es bereits seit Jahrzehnten eine Impfung gibt. Warum Masern nicht harmlos sind.

impfung gegen masern
© iStock.com/FatCamera

Masern (medizinisch Morbilli) sind eine typische Kinderkrankheit und überall auf der Welt verbreitet. In Deutschland sind die Masern seit Einführung der Masernimpfung vor 40 Jahren relativ selten geworden, doch ausgerottet sind sie nicht. Inzwischen erkranken genauso viele Erwachsene an der eigentlichen Kinderkrankheiten – bei ihnen führt die Infektion oft zu gefährlichen Komplikationen. Außerdem steigt der Anteil an sehr kleinen Kindern unter einem Jahr mit Maserninfektion stetig.

Hautausschlag: Welche Krankheit steckt dahinter?

Immer wieder gibt es Masernepidemien in Deutschland

Trotz wirksamer Impfung kommt es immer wieder zu Masernepidemien und vereinzelt auch Todesfällen. Dabei schwanken die Erkrankungszahlen stark: Während es in manchen Jahren nur einige hundert Infektionsfälle gibt, kommt es alle zwei bis drei Jahre zu starken Ausbrüchen, zuletzt im Jahr 2015 mit 2.464 bestätigten Maserninfektionen in Deutschland. Das erklärte Ziel, die Infektionen unter 80 Fälle pro Jahr zu senken, ist daher noch nicht erreicht. Dafür wäre eine Impfquote von 95 Prozent notwendig, bei Masern liegt sie jedoch nur bei etwa 92 Prozent.

Impfung schützt wirksam vor Infektionen

Vorbeugen lassen sich Masern zuverlässig durch eine Impfung. Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt die erste Masernimpfung zwischen dem vollendeten elften und 14. Lebensmonat. In Ausnahmefällen (zum Beispiel nach Kontakt mit einem Masern-Kranken) ist die Impfung bereits ab dem Alter von neun Monaten ratsam.

Eine Folgeimpfung sollte zwischen dem vollendeten 15. und 23. Monat vorgenommen werden, bei vorgezogener Erstimpfung entsprechend früher. Meist wird bei beiden Impfungen ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der gleichzeitig auch gegen Mumps und Röteln immunisiert (MMR-Impfstoff) oder zusätzlich gegen Windpocken (MMRV-Impfstoff). Impfungen mit Kombinationsimpfstoffen sind für Kinder nicht gefährlicher als Einfachimpfstoffe. Sie haben den großen Vorteil, dass Kinder die unangenehme Spritze bei der Impfung seltener über sich ergehen lassen müssen.

Masern bei Babys und in der Schwangerschaft

Masern verlaufen bei Säuglingen oft besonders schwer. Normalerweise haben Babys jedoch einen Nestschutz, der in etwa bis zum sechsten Lebensmonat anhält: Von ihrer Mutter bekommen sie Antikörper übertragen, die sie vor vielen Infektionskrankheiten schützen. Allerdings nur vor den Krankheiten, die die Mutter selber durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft ist.

Gefährlich ist eine Maserninfektion aufgrund des hohen Fiebers auch während der Schwangerschaft. Im Gegensatz zu Röteln sind nach einer Maserninfektion zwar keine Fehlbildungen beim Baby zu erwarten, dennoch kommt es bei etwa einem Viertel der Fälle zur Frühgeburt: Wenn es das Baby eilig hat. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich deshalb möglichst drei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft gegen Masern impfen lassen. Während der Schwangerschaft ist die Impfung gegen Masern nicht zulässig, da es sich um einen Lebensimpfstoff handelt. Kommt es allerdings doch versehentlich bei einer Schwangeren zur Impfung, ist das kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.

Was sollten Ungeimpfte nach Masernkontakt tun?

Wer Kontakt mit einem Masernkranken hatte und nicht geimpft ist, sollte möglichst schnell zum Hausarzt oder Kinderarzt gehen: Auch nach einer möglichen Ansteckung kann der Ausbruch der Krankheit mit einer Postexpositionsprophylaxe verhindert oder zumindest der Verlauf abgemildert werden. Allerdings muss diese prophylaktische Impfung innerhalb von drei Tagen nach möglicher Ansteckung mit Masern erfolgen, sonst ist sie unwirksam.


Erste Symtome bei Masern sind grippeähnlich

Im Anfangsstadium machen sich Masern mit grippeähnlichen Symptomen bemerkbar. Acht bis zehn Tage nach Kontakt mit dem Masernvirus fühlt sich der Betroffene abgeschlagen, leidet unter Husten, Schnupfen, Fieber (nicht über 39 Grad Celsius) und Kopfschmerzen. Kleinkinder entwickeln zusätzlich Bauchschmerzen. Es kommt zu Symptomen wie tränenden, brennenden Augen und Lichtempfindlichkeit, der Patient hat ein aufgedunsenes Gesicht und häufig auch Halsschmerzen. Zusätzlich zeigen sich bei Masern am zweiten bis dritten Tag nach Krankheitsausbruch kleine weißliche Flecken an der inneren Wangenschleimhaut in Höhe der unteren und oberen Backenzähne. Diese typischen Symptome für Masern sind bekannt als Koplik'sche Flecken.

Nach dieser ersten Phase sinkt das Fieber häufig, bevor etwa am vierten bis fünften Tag das Hauptstadium der Infektionskrankheit beginnt mit einem zweiten, höheren Temperaturanstieg. Jetzt schießt das Fieber meist bis über 40 Grad Celsius, oft treten Fieberkrämpfe auf. Der Husten verschlimmert sich. Schließlich taucht ein hellroter, leicht erhabener Hautausschlag auf – zunächst hinter den Ohren und später im Gesicht. Anfangs klein-, später großfleckig überzieht er schnell den ganzen Körper bis zu den Fußsohlen und färbt sich dunkel. Dieses Stadium dauert etwa eine Woche oder länger.

Mit Abklingen des Fiebers geht zugleich der Ausschlag zurück. Solange der Ausschlag noch nicht abgeklungen ist, gilt der Masern-Patient als ansteckend. Nach Abklingen der Symptome ist unbedingt noch eine Erholungsphase von etwa zwei Wochen notwendig, bevor der Betroffene wieder leistungsfähig ist.

Symptome bei Masern im Überblick

  • Fieber über 38,5 Grad mit zweigipfligem Verlauf
  • Schnupfen
  • Halsschmerzen
  • trockener, bellender Husten
  • gerötete, tränende Augen
  • Lichtempfindlichkeit (Bindehautentzündung)
  • Entzündung der Mundschleimhaut
  • Koplik'sche Flecken
  • aufgedunsenes Gesicht
  • Kopfschmerzen
  • Hautausschlag (Exanthem) beginnend hinter den Ohren
  • Lymphknotenschwellung
  • bei Säuglingen Durchfall
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Hohe Ansteckungsgefahr bei Masern

Zusammen mit den Windpocken gehören Masern zu den ansteckendsten Erkrankungen überhaupt: Die Masernviren besitzen die Fähigkeit, eine Distanz von mehreren Metern zu überwinden. Sie werden per Tröpfcheninfektion übertragen, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Sprechen.

Infizierte scheiden die Viren dann beim Husten, Niesen und Sprechen aus. Personen in der näheren Umgebung können sich mit Masern anstecken, indem sie die Viren einatmen. Dabei ist das Virus äußerst mobil und ausdauernd: Hustet ein Erkrankter, besteht für Personen in der Umgebung selbst auf eine Distanz von fünf Metern noch ein Infektionsrisiko – und zwar über bis zu zwei Stunden hinweg. Solange kann das Virus in der Atemluft aktiv bleiben. Auch über die Augenbindehaut kann der Erreger in den Blutkreislauf gelangen. Ein weiterer Übertragungsweg für Masern ist das Verwenden des gleichen Bestecks oder Geschirrs.

Bereits etwa fünf Tage, bevor der maserntypische Ausschlag erscheint, also mit Einsetzen der ersten Symptome, ist ein Masern-Patient ansteckend. Ungefähr vier Tage nach Erscheinen des Ausschlags klingt die Ansteckungsgefahr wieder ab.

Masern erkennt man erst am typischen Hautausschlag

Da die Symptome bei Masern zunächst unspezifisch sind, führt Eltern mit einem betroffenen Kind der Weg meist erst nach Erscheinen des typischen Hautausschlages zum Arzt. Dieser wird die Diagnose Masern durch eine Blick- und Tastdiagnose stellen und diese eventuell durch eine Laboruntersuchung sichern, da andere Kinderkrankheiten wie Scharlach oder Röteln mit ähnlichen Symptomen einhergehen. Dabei wird meist nach dem virusspezifischen Antikörper im Blut gefahndet. Das Masernvirus selbst kann ebenfalls in Blut, Urin und Rachenschleim nachgewiesen werden, was jedoch mit höherem labortechnischen Aufwand verbunden ist. Denken Sie bitte daran, wenn Sie mit Masernverdacht zu Ihrem Kinderarzt gehen, dass Ihr Kind dann hochgradig ansteckend ist und deshalb isoliert werden sollte.

Behandlung der Masern: Bettruhe ist ein Muss!

Wurden bei Ihrem Kind Masern diagnostiziert, besteht die Therapie wie bei den meisten Viruserkrankungen in erster Linie in der Linderung der Symptome. Wichtig ist Bettruhe – sie sollte, wenn möglich, bis drei Tage nach dem Abklingen des Fiebers eingehalten werden, empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Das Zimmer sollte abgedunkelt und gut gelüftet sein. Bei sehr hohem Fieber oder Fieberkrämpfen sollte das Fieber medikamentös gesenkt werden.

Ansonsten können Hausmittel wie kalte Wadenwickel helfen, das Fieber zu senken. Gegen den Husten helfen hustenstillende Mittel, auch Schleimlöser können eingesetzt werden, aber nicht gemeinsam mit hustenstillenden Medikamenten. Welche Mittel Sie wie einsetzen können, sprechen Sie am besten mit dem behandelnden Haus- oder Kinderarzt ab. Augenwaschungen mit lauwarmem Wasser lösen die Verkrustungen an den Augenlidern.

Wichtig ist es, bei Fieber für ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu sorgen. Stellen Sie also sicher, dass Ihr Kind genügend trinkt. Bei der Ernährung gilt, dass mehrere leichte Mahlzeiten, verteilt über den Tag, den Körper weniger belasten als die üblichen größeren Hauptmahlzeiten.

Schwere Komplikationen nach Maserninfektion möglich

Ohne Komplikationen klingt eine Maserninfektion etwa vier bis sieben Tage nach Auftreten des Ausschlags wieder ab. Danach sind Betroffene lebenslang immun gegen den Masernvirus. Der Ausschlag hinterlässt vorübergehend feine Schuppen auf der Haut, die bald verschwinden.

Erst nachdem alle Symptome verschwunden sind, darf ein Kind nach überstandener Maserninfektion wieder die Schule oder den Kindergarten besuchen. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte rät Eltern allerdings, damit noch ein bis zwei Wochen zu warten und dem Kind die Chance zu geben, sich vollständig zu erholen. Denn selbst wenn die Masern bei den meisten Kindern glücklicherweise keine ernsthaften Komplikationen nach sich ziehen, schwächt bereits der "normale Verlauf" durch das anhaltend hohe Fieber den Körper sehr.

Komplikationen von Masern bei bis zu einem Fünftel der Patienten

In zehn bis 20 Prozent der Fälle kommt es bei Masern zu Komplikation, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren und bei Erwachsenen im Alter von über 20 Jahren. Meist handelt es sich um bakterielle Infektionen, die aufgrund des durch die Masern geschwächten Immunsystems leichteres Spiel haben, zum Beispiel Mittelohrentzündung, Durchfall, bakterielle Bronchitis oder Lungenentzündung. Dann werden Antibiotika erforderlich, weshalb auf jeden Fall der Arzt kontaktiert werden sollte.

Mögliche Masernkomplikationen im Überblick nach Häufigkeit ihres Auftretens:

  • Mittelohrentzündung (Otitis media)
  • Bronchitis
  • Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis)
  • Subakute sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE)

Eine sehr gefährliche aber seltene Komplikation, die bleibende Schäden hinterlassen oder tödlich sein kann, ist die Gehirnentzündung oder Enzephalitis. Sie tritt drei bis neun Tage nach Erscheinen des Hautausschlags auf, allerdings nur etwa in einem von 1.000 Fällen. Dann ist umgehend der Notarzt zu rufen. Zu den Symptomen, die auf eine Masernenzephalitis hindeuten können, zählen hohes Fieber, Krampfanfälle, Fieberkrämpfe, starke Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörung.

Sehr selten, aber immer tödlich verlaufend ist die subakute sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE). Hierbei kommt es zu einer fortschreitenden Entzündung von Gehirn und Nervensystem. Eine SSPE tritt in etwa sieben von 100.000 Fällen meist sechs bis acht Jahre nach einer Maserninfektion auf, und zwar in erster Linie bei Kindern, die die Masern vor ihrem ersten Geburtstag durchgemacht hatten.

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