Infektion durch Zeckenstich

Borreliose: Symptome, Behandlung und mögliche Spätfolgen

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Borreliose ist ein Sammelbegriff für bakterielle Infektionskrankheiten, die häufigste Form ist die Lyme-Borreliose. Die von Zecken übertragenen Borrelien lösen typische Symptome wie die Wanderröte aus. Spätfolgen können noch Monate bis Jahre nach der Infektion auftreten.

Zecke auf Hose
© Getty Images/Helin Loik-Tomson

Kurzübersicht: Borreliose

Was ist Borreliose? Sammelbegriff für verschiedene Infektionskrankheiten durch das Bakterium Borrelia. Am häufigsten tritt die Lyme-Borreliose auf. Borrelien werden meist durch Zecken übertragen.

Symptome: Typisch ist die Wanderröte, auch Symptome einer Grippe sowie Nervenschmerzen oder Herzrhythmusstörungen treten bei der Erkrankung auf.

Behandlung: Borreliose kann mit Antibiotika behandelt werden. Je nach Stadium und Schwere der Symptome kommt ein anderer Wirkstoff zum Einsatz.

Vorbeugen: Bislang gibt es bei Borreliose keine Schutzimpfung zur Prävention. Wichtig ist deshalb Zeckenschutz im Freien mit Schutzsprays (Repellentien) und langer Kleidung.

Artikelinhalte im Überblick:

Zecken richtig entfernen

Was ist Borreliose?

Borreliose ist ein Sammelbegriff für alle Infektionskrankheiten, die durch ein Bakterium der Gattung Borrelia (Borrelia burgdorferi) hervorgerufen werden. Dazu gehören die Lyme-Borreliose und das Rückfallfieber. Da die Lyme-Borreliose (Lyme-Krankheit), die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa und auch Deutschland ist, wird sie häufig mit Borreliose gleichgesetzt. In Deutschland ereignet sich schätzungsweise bei bis zu sechs Prozent nach einem Zeckenstich (nicht Zeckenbiss) eine Infektion, bei unter zwei Prozent wird eine Erkrankung erkennbar.

Borreliose ist nicht ansteckend. Neben Zecken können auch Stechmücken die Borreliose-Erreger übertragen. Das ist aber sehr selten der Fall, das Infektionsrisiko über einen Insektenstich ist demnach sehr gering. Eine bundesweite Meldepflicht besteht für die Infektion nicht – in vielen Bundesländern besteht jedoch eine Mitteilungs­pflicht.

Infektion mit Borreliose: Typische Symptome

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen, kann nach einem Zeckenstich sehr unterschiedlich sein. Mit dem Zeckenspeichel werden die Bakterien auf den Menschen übertragen, dazu muss die Zecke aber mehrere Stunde gesaugt haben.

Grundsätzlich lässt sich der Verlauf von Borreliose in eine Früh- und Spätform unterscheiden. Charakteristisch für Borreliose sind sehr schnell wechselnde Beschwerden, die oft unabhängig voneinander aufzutreten scheinen. Stadium I kann sich von wenigen Tagen bis mehreren Wochen hinziehen, Stadium II mehrere Wochen bis Monate und Stadium III sogar Monate bis Jahre. Die Stadien können, müssen aber nicht hintereinander ablaufen. Auch atypische Verläufe kommen häufig vor.

Borreliose-Symptome im frühen Stadium

  • Wanderröte (Erythema migrans): Erste Zeichen einer Infektion machen sich häufig ein bis zwei Wochen nach erfolgtem Zeckenstich in Form einer schmerzhaften Rötung bemerkbar. Die ringförmige Rötung wandert allmählich nach außen.

  • Symptome einer Grippe: Muskelkaterartige Schmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit, leicht erhöhte Temperatur und Nachtschweiß.

  • Lymphozytome: Krankhaft vermehrt gebildete lymphatische Zellen treten meist dann auf, wenn der Stich am Ohr oder an der Brustwarze erfolgt ist und zeigen sich in einer hellroten, knotigen Schwellung.

  • akute Neuroborreliose: Anzeichen der Infektion können sich im Nervensystem zeigen, möglich sind Symptome wie Nervenschmerzen, Lähmungen (bei Kindern insbesondere auch von Gesichtsnerven) oder Sensibilitätsstörungen. Sie können in sehr seltenen Fällen zu einer Hirnhautentzündung führen.

  • Herzprobleme: Infolge der Infektion kann es zu Herzrhythmusstörungen und einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kommen.

Zeckenbiss-Bilder: Erkennen und richtig reagieren

Verschleppte Borreliose-Symptome und Spätfolgen

Bleibt die Infektion unentdeckt und somit unbehandelt, werden in vielen Fällen Fehldiagnosen gestellt, wie beispielsweise Rheuma. Sind jedoch Gelenke von der Borreliose befallen, handelt es sich vielmehr um eine Lyme-Arthritis mit fortschreitenden Gelenkentzündungen.

Unentdeckt wird die Borreliose im dritten Stadium zur Herxheimer-Krankheit (Acrodermatitis chronica atrophicans): Die Haut wird blattdünn und verfärbt sich bläulich, meist an den Innenseiten der Arme und Beine. Dies kann selten zu Taubheitsgefühlen und Lähmungen in Armen und Beinen (periphere Neuropathien) und einer chronischen Neuroborreliose führen, die leicht mit den Symptomen einer Multiplen Sklerose verwechselt werden können.

Weitere unspezifische Symptome:

Diese Symptome werden häufig fälschlicherweise als Depression gedeutet. Bei Erwach­senen kommt es relativ selten zu neurologischen Spätfolgen durch eine Lyme-Borreliose. Bei Kindern treten häufiger Hirnhautentzündungen oder Fazialisparesen (Gesichtslähmung) auf.

Test auf Borreliose zur Diagnose

Bei der Verdachtsdiagnose Borreliose erfolgt zunächst immer eine Anamnese mit der Krankenvorgeschichte und eine körperliche Untersuchung. Ist die Diagnose der Wanderröte eindeutig, kann der*die Arzt*Ärztin auf eine Laboruntersuchung verzichten. In der Regel wird dennoch das Blut auf Antikörper untersucht.

Bei ungenauen Fällen, wenn sich Patient*innen nicht an einen Zeckenstich erinnern oder wenn keine Wanderröte aufgetreten ist, wird eine Labordiagnostik durchgeführt. Routinemäßig wird im Blutserum nach Borrelien-spezifischen Antikörpern gesucht. Besteht der Verdacht auf eine Neuroborreliose, wird der Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) untersucht.

Sollte trotz positiver Symptomatik bei negativem Befund auf eine medikamentöse Therapie verzichtet werden, kann dies schnell zum Spätstadium von Borreliose und dann zu chronischen Beschwerden führen.

Behandlung von Lyme-Borreliose mit Antibiotika

Eine Borreliose wird mit Antibiotika behandelt. Je früher die antibiotische Therapie eingeleitet wird, desto positiver ist die Prognose für den Verlauf der Infektion. In der Frühphase der Lyme-Borreliose bestehen die besten Chancen auf eine Heilung. Durch die Einnahme von Antibiotika können Komplikationen oder eine chronische Neuroborreliose meist verhindert werden.

Je nach Stadium und Symptomen stehen unterschiedliche Antibiotika zur Verfügung:

Stadium Hauptsymptome Wirkstoffe

Dauer

[Tage]

Stadium I Wanderröte und Lymphozytom Doxycyclin, Amoxicillin, Cefuroximaxetil 14
Stadium II akute Neuroborreliose Ceftriaxon, Cefotaxim, Doxycyclin, Penicillin 14
Stadium III chronische Neuroborreliose Ceftriaxon, Cefotaxim, Doxycyclin 14-28
Herxheimer-Krankheit Acrodermatitis chronica atrophicans Doxycyclin, Amoxicillin, Cefuroximaxetil 21
Karditis entzündliche Erkrankung des Herzens Ceftriaxon, Cefotaxim, Doxycyclin, Penicillin G 14
Arthritis entzündete Gelenke Doxycyclin, Amoxicillin, Cefuroximaxetil 28

Kinder unter acht Jahren behandeln Ärzt*innen nicht mit Doxycyclin, da folglich die Zahnschmelzbildung gestört wird. In der Schwangerschaft und während der Stillzeit ist Amoxicillin einzunehmen. Wer einmal an Borreliose erkrankt ist und geheilt wurde, ist nicht immun.

Wie und wo wird Borreliose übertragen?

Borreliose wird in der Regel über einen Zeckenstich übertragen. Die Zecken heften sich an Wildtiere (Nagetiere, Vögel, Hirsche und Rehe), infizieren sich so mit den Bakterien und übertragen sie beim Stich eines Menschen. Durch ihre schraubenförmige Gestalt können Borrelien in das Blut und Gewebe des Wirts vordringen und sich im Körper ausbreiten.

Kontaktmöglichkeiten mit Zecken gibt es viele: Sie sitzen meis auf hohem Gras und Gebüschen oder Totholz. Streift ein Mensch oder ein Tier diesen Ort, heftet sich der Blutsauger an. Menschen, die beruflich und privat viel Zeit im Wald, Garten oder Parks verbringen, sind deswegen sehr gefährdet. Die meisten Infektionen werden von März bis Oktober gemeldet.

Zecken: Die wichtigsten Fakten!

Borreliose vorbeugen: Zeckenstiche vermeiden

Mit einigen Maßnahmen lässt sich das Risiko eines Zeckenstichs und somit einer Borreliose reduzieren:

  • Vor Aufenthalten im Freien sollten zeckenabweisende Mittel aufgetragen werden. Diese bieten aber nur einen Teilschutz.

  • Schützende Kleidung im Wald, auf Wiesen oder im Garten anziehen. Dazu gehören geschlossene Schuhe, lange Hosen, langärmelige Shirts und hohe Socken. Auf heller Kleidung können Zecken schneller entdeckt werden.

  • Kleidung vor dem Waschen gründlich absuchen, da Zecken in der Waschmaschine bis 60 °C überleben.

  • Hohes Gras, bodentiefe Pflanzen und Kontakt mit Totholz vermeiden.

  • Nach der Gartenarbeit, Wald- und Wiesenspaziergängen, nach dem Kontakt mit Wildtieren oder draußen verweilenden Haustieren: Den Körper jedes Mal gründlich nach Zecken absuchen. Dabei besonders auf weiche Hautstellen wie Achseln, Kniekehlen, Bauchnabel oder Kopfhaut achten.

Gegen Borreliose impfen?

Borrelien grenzen sich zu Erregern der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ab. Gegen FSME gibt es eine Impfung, bei Borreliose ist eine Schutzimpfung zur Prävention nicht möglich. Es wird allerdings an einem Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose geforscht – ob und wann dieser verfügbar ist, lässt sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht vorhersagen.

Von einer Zecke gestochen, was tun?

Um die Gefahr einer Infektion so gering wie möglich zu halten, sollte die Zecke nach dem Zeckenstich unmittelbar entfernt werden. Dabei ist es wichtig, dass sie gerade nach oben herausgezogen wird. Dafür eignet sich am besten eine spitz zulaufende Pinzette, die unter die Zecke greift und sie akkurat herauszieht. Auch spezielle Zeckenzangen oder Zeckenkarten eignen sich.

Beim Herausziehen ist es wichtig, den Zeckenleib nicht zu zerquetschen und somit Bakterien an der Einstichstelle freizusetzen. Auch Hilfsmittel wie Wasser, Öl oder Klebstoffe helfen nicht beim Entfernen der Zecke. Im Gegenteil: Sie bringen die Zecke in eine Stresssituation, sodass sie schnell ihren Inhalt entleert.

Da der Stachel der Zecke verankert ist, bleibt er auch nach dem sachgemäßen Entfernen hin und wieder stecken. Mit ärztlicher Hilfe kann dieser entfernt werden, sofern er nicht von von alleine ausfällt. Nach einem Zeckenstich sollte die betroffene Hautregion beobachtet werden, um eine mögliche Wanderröte frühzeitig zu erkennen.

Insektenstiche an Bildern erkennen
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