Parasiten im Darm

Bandwurm beim Menschen: Gefahren eines Befalls

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Bandwürmer sind Parasiten, die sich im Darm von Wirbeltieren ansiedeln. Einige Arten befallen auch den Menschen. Eine Infektion bleibt oft lange unbemerkt, kann aber auch schwere Folgen haben. Erfahren Sie, welche Bandwürmer für den Menschen gefährlich sind und wie ein Wurmbefall behandelt wird.

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© Getty Images/Boy_Anupong

Weltweit sind schätzungsweise mehrere Hundert Millionen Menschen mit Bandwürmern infiziert. Zu den wichtigsten Wurmerkrankungen zählen die Taeniasis (insbesondere durch Rinderbandwürmer), die Zystizerkose (durch Larven des Schweinebandwurms) und die Echinokokkose (durch Larven des Fuchs- und Hundebandwurms). Woran lässt sich eine Infektion erkennen und wie wird sie therapiert?

Artikelinhalte im Überblick:

Würmer im Stuhl erkennen und behandeln

Welche Bandwürmer kommen beim Menschen vor?

Bandwürmer (Zestoden) sind Parasiten, die im Verdauungstrakt von Wirbeltieren leben. Sie zeichnen sich durch einen platten Körper aus, der sie – dem Namen entsprechend – wie ein breites Band aussehen lässt. Weltweit existieren tausend verschiedene Arten von Bandwürmern, davon befallen nur wenige den Menschen. Dazu gehören unter anderem:

  • Schweinebandwurm (Taenia solium)
  • Rinderbandwurm (Taenia saginata)
  • Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum)
  • Hundebandwurm (Echinococcus granulosus)
  • Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)
  • Zwergbandwurm (Hymenolepis nana)

Der Rinder-, Schweine- oder Fischbandwurm benötigt für die Entwicklung der Larven einen Zwischenwirt (zum Beispiel Rind, Schwein oder Fisch), der Mensch ist der Endwirt, der ausgewachsene Wurm lebt im Darm und kann sich dort geschlechtlich vermehren.

Gefährlicher sind allerdings Infektionen mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm. In diesem Fall ist der Mensch ein "Fehlzwischenwirt". Das bedeutet, dass sich die Larven nicht weiter entwickeln können und stattdessen in Leber, Lunge und anderen Organen einnisten.

In Mitteleuropa führt der Rinderbandwurm die Liste der Infektionen an, weltweit ist hingegen der Zwergbandwurm Spitzenreiter. Er wird durch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen und benötigt – anders als der Schweine- und Rinderbandwurm – keinen Zwischenwirt. Der Parasit ist vor allem in wärmeren Gebieten mit mangelhafter Hygiene weit verbreitet.

Anatomie des Bandwurms

Ein ausgewachsener Bandwurm besteht aus

  • einem Kopf (Skolex),
  • einem Hals und
  • zahlreichen einzelnen Gliedern (Proglottiden), in denen die Eier heranreifen.
Bandwurm
© Getty Images/CHOKSAWATDIKORN / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Die einzelnen Segmente weisen sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane auf. Der Skolex besitzt Saugnäpfe und kleine Haken oder Vertiefungen (je nach der Art des Wurms), mit denen er sich an die Darmwand heftet. Interessanterweise besitzen die Würmer keinen eigenen Verdauungstrakt. Ihre Außenhülle ermöglicht die Resorption von Nährstoffen aus dem Darm des Wirtes und schützt sie gleichzeitig vor den aggressiven Verdauungssäften.

Länge von Bandwürmern

Die Größe von Bandwürmern variiert je nach Art zwischen einigen Millimetern und mehreren Metern. Während der Fuchsbandwurm lediglich eine Länge von 3,5 Millimetern erreicht, kann der Fischbandwurm bis zu 20 Meter lang werden. Der längste Bandwurm ist der Walbandwurm, der sogar auf bis zu 40 Metern kommt.

Wie bekommen Menschen einen Bandwurm?

Je nach Art des Bandwurms sind verschiedene Ansteckungswege möglich:

  • Rinder-, Schweine- oder Fischbandwürmer: Sie werden meist durch den Verzehr von (halb)rohem Fleisch oder Fisch aufgenommen. Rinder, Schweine und Fische sind Zwischenwirte, in denen die Larven sich in Organen und Muskeln einnisten und sogenannte Finnen (Zysten mit Bandwurmanlagen) bilden. Wird kontaminiertes Fleisch verspeist, kommt es zur Aufnahme der Larven. Sie wachsen im Menschen zu adulten Bandwürmern heran und besiedeln den Darm. Wurmeier werden über den Stuhl ausgeschieden und gelangen wieder in die Umwelt. Hier können sie zum Beispiel von Schweinen gefressen werden.

  • Hunde- und Fuchsbandwürmer: Die genauen Übertragungswege sind bislang nicht geklärt, eine Ansteckung erfolgt möglicherweise durch den Verzehr von ungewaschenen Pilzen und Beeren im Wald, auf denen sich Eier des Bandwurms befinden. Ebenso können die Parasiten durch den Kontakt mit Fuchs- oder Hundekot sowie dem Streicheln infizierter Tiere (auch Katzen und Hunde) übertragen werden.

  • Zwergbandwurm: Neben der Aufnahme über Lebensmittel spielt auch die Schmierinfektion und eine unzureichende Hygiene nach dem Toilettengang eine große Rolle.

Welche Symptome verursacht ein Bandwurm?

Eine Infektion mit ausgewachsenen Bandwürmern verläuft in der Regel weitgehend beschwerdefrei und kann dementsprechend lange unbemerkt bleiben. Ein Bandwurm ist auf seinen Wirt als Nahrungsquelle angewiesen und möchte ihn daher nicht zu sehr schwächen. Betroffene berichten meist von unspezifischen Beschwerden. Dazu gehören unter anderem:

Bei einem Fischbandwurm-Befall kann in seltenen Fällen die Vitamin-B12-Aufnahme so stark beeinträchtigt sein, dass es zu einer Anämie (Blutarmut) kommt. Vitamin B12 wird für die Produktion roter Blutkörperchen benötigt.

Im Vergleich zu ausgewachsenen Bandwürmern können Larven zu schweren und sogar tödlichen Krankheiten führen, sollten sie sich außerhalb des Darms entwickeln und andere Organe befallen.

Wie lässt sich ein Bandwurmbefall feststellen?

Bei vielen Bandwurm-Arten sind kleine, weiße Proglottiden (einzelne Wurmglieder) im Stuhl erkennbar. Die winzigen Wurmeier lassen sich hingegen nur mittels Laboranalysen von Stuhlproben feststellen.

Larvenbedingte Erkrankungen wie die Echinokokkose sind schwerer nachweisbar – vor allem im Frühstadium. Meist kommen bildgebende Verfahren (Ultraschall, Computer- und Magnetresonanztomographie, Positronen-Emissions-Tomografie) zum Einsatz. Darüber hinaus können auch Blutproben Hinweise auf eine Wurmbesiedlung geben, allerdings schließen negative Ergebnisse eine Infektion nicht vollständig aus. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Entnahme und Untersuchung von Gewebeproben.

Wie werden Bandwürmer entfernt?

Bei einer Bandwurm-Infektion kommen Wurmmittel (sogenannte Anthelminthika) zum Einsatz, die meist in Tablettenform oder als Saft verschrieben werden. Hier haben sich vor allem die Mittel Niclosamid, Praziquantel oder Mebendazol bewährt. Die Medikamente wirken auf unterschiedliche Weise:

  • Niclosamid zerstört den schützenden Wurmmantel, sodass die Parasiten von den Enzymen des Darms angegriffen werden können. Die Würmer sterben ab, verlieren ihren Halt und werden ausgeschieden.

  • Praziquantel führt zu einer Lähmung der Würmer. Sie können sich nicht mehr an der Darmwand festhalten und werden über den Darm ausgeschieden.

  • Mebendazol blockiert die Nährstoffaufnahme der Parasiten, wodurch diese abgetötet werden.

Die Medikamente wirken allerdings nur gegen adulte Bandwürmer, nicht gegen Larven und Eier. Reinfektionen sind also möglich. Darüber hinaus kann es bei der Einnahme der Medikamente zu Nebenwirkungen (wie Übelkeit, Brechreiz oder Hautausschläge) kommen.

Deutlich schwieriger ist die Therapie, wenn sich Bandwurmzysten in anderen Organen gebildet haben. Patient*innen müssen dann in speziellen Zentren behandelt werden. Unter Umständen kann befallenes Gewebe operativ entfernt werden. Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, erfolgt eine medikamentöse Behandlung. Ziel dieser ist es, das Fortschreiten der Infektion einzudämmen. Unter Umständen ist eine lebenslange Medikation erforderlich. In Studien wird derzeit die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten gegen die Würmer untersucht.

Verlauf und Folgen eines Bandwurm-Befalls

Ein Bandwurm entzieht seinem Wirt Nährstoffe, verursacht ansonsten aber keine gravierenden Schäden, weshalb viele Menschen lange mit dem ungebetenen Mitbewohner leben können, ohne diesen überhaupt zu bemerken.

Gefährliche Komplikationen sind hingegen möglich, wenn sich die Larven des Schweinebandwurms im Körper ausbreiten (Zystizerkose) oder es zu einer Infektion mit einem Hunde- oder Fuchsbandwurm (Echinokokkose) kommt. Diese Krankheitsbilder können zu lebensgefährlichen Leber-, Lungen- oder Augenschäden führen und im schlimmsten Fall sogar das Gehirn befallen.

Wie lässt sich einem Bandwurmbefall vorbeugen?

Um die Ansteckung mit einem Bandwurm zu vermeiden, sollten vor allem bei der Nahrungszubereitung einige Punkte beachtet werden. Dazu gehören beispielsweise folgende Maßnahmen:

  • Waldfrüchte oder Pilze sollten nicht ohne vorherigem Waschen gegessen werden, da sie unter Umständen mit Tierfäkalien kontaminiert sind.
  • Schweine-, Rind-, Lamm- und Wildfleisch sowie Fisch sind vor dem Verzehr ausreichend durchzugaren.
  • Durch längeres Einfrieren von Fleisch können einige Bandwürmer abgetötet werden.
  • Nach dem Toilettengang und vor dem Essen sollten die Hände gründlich gewaschen werden.

Im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung werden Lebensmittel ebenfalls auf Finnen untersucht, allerdings ist nicht ganz auszuschließen, dass auch infektiöses Fleisch in den Verkehr gelangt.

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