Schwaches Herz

Herzinsuffizienz: Definition, Ursachen und Therapie

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Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, genügend Blut durch den Körper zu pumpen. Dadurch werden Gehirn, Muskeln und Organe nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Je früher eine Herzschwäche erkannt wird, desto günstiger ist der Verlauf. Welche Symptome deuten auf eine Herzschwäche hin und wie lässt sie sich behandeln?

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© Getty Images/PIKSEL

Kurzübersicht: Herzinsuffizienz


Was ist eine Herzinsuffizienz? Bei einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) kann der Herzmuskel die für den Körper notwendige Pumpleistung nicht mehr aufbringen.

Welche Symptome treten bei Herzinsuffizienz auf? Eine Herzschwäche kann leichte oder schwere Beschwerden verursachen. Mögliche Anzeichen sind beispielsweise Kurzatmigkeit, Wassereinlagerungen, Herzrasen, Schwindel und nächtlicher Husten. Vor allem anfangs ist auch ein asymptomatischer Verlauf, also ganz ohne Symptome, möglich. Daher wird die Herzmuskelschwäche oft spät erkannt.

Kann eine Herzinsuffizienz geheilt werden? Nur selten erlangt das Herz seine vollständige Funktionsfähigkeit zurück. In der Regel schreitet die Erkrankung immer weiter fort. Eine entsprechende Behandlung kann dies aber verzögern.

Wie wird eine Herzschwäche behandelt? Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. Daneben kommen auch operative Verfahren zum Einsatz. Ein gesunder Lebensstil wie der Verzicht auf Nikotin und Alkohol unterstützt die Therapie.

Artikelinhalte im Überblick:

Herzinsuffizienz: Diese Symptome sind Warnzeichen

Definition: Was ist eine Herzinsuffizienz?

Das Herz hat die wichtige Aufgabe, Blut durch die großen Blutgefäße in den Körper zu pumpen. Dieses enthält Sauerstoff und Nährstoffe, die von den Zellen der Gewebe und Organe benötigt werden.

Bei einer Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche oder Herzmuskelschwäche) hat die Pumpleistung des Herzens nachgelassen und der Organismus kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Eine Herzschwäche ist keine eigenständige Erkrankung, sondern in der Regel die Folge einer anderen Herzerkrankung wie einem Herzinfarkt.

Herzinsuffizienz: Häufigkeit

In Deutschland leiden fast vier Millionen Menschen an einer Herzschwäche – also etwa einer von 20 Menschen. Dabei steigt das Risiko einer Herzinsuffizienz vor allem mit dem Alter: Bei den über-60-Jährigen sind mehr als 10 Prozent betroffen. Daher ist häufig auch vom Altersherz die Rede. Die Herzinsuffizienz gehört mit zu den häufigsten Todesursachen.

Symptome von Herzinsuffizienz oft unspezifisch

Eine chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich sehr schleichend. Erste Anzeichen sind beispielsweise, dass die Leistungsfähigkeit abnimmt. Vor allem beim Sport bemerken Betroffene unter Umständen, dass sie schneller erschöpft sind und mehr Pausen benötigen. Schreitet die Herzinsuffizienz weiter fort, fallen zunehmend auch alltägliche Bewegungen schwer. Betroffene sind dann oft bereits nach kurzen Spaziergängen oder wenigen Treppenstufen außer Atem.

Die Symptome einer Herzinsuffizienz können variieren und je nach Schweregrad unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Möglich sind unter anderem folgende Anzeichen:

  • Luftnot, vor allem bei körperlicher Aktivität oder im Liegen
  • Müdigkeit, allgemeine Schwäche und schnell eintretende Erschöpfung
  • Wassereinlagerungen (Ödeme), etwa in den Beinen
  • trockener Husten, vor allem nachts
  • Übelkeit, Völlegefühl
  • Herzrasen 
  • Schwindel

Darüber hinaus kann eine Herzinsuffizienz weitere Folgen haben und mit Begleiterkrankungen einhergehen. Betroffene, vor allem bettlägerige Menschen, haben beispielsweise ein erhöhtes Thrombose-Risiko. Zudem entwickeln einige Erkrankte eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Bei dieser Erkrankung ist die Lunge geschädigt und Atemwege sind verengt.

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Herzinsuffizienz: Formen und Schweregrade

Bei einer Herzinsuffizienz können verschiedene Arten und Schweregrade diagnostiziert werden:

Rechts- und Linksherzinsuffizienz

Je nachdem, welche Herzkammer hauptsächlich betroffen ist, unterscheiden Fachleute:

  • Rechtsherzinsuffizienz: Die Muskelkraft der rechten Herzkammer ist vermindert. Betroffene leiden vermehrt an Wassereinlagerungen, da das Herz das Blut nicht ausreichend wegpumpen kann und es zu einem Rückstau kommt.

  • Linksherzinsuffizienz: Die linke Herzkammer, welche normalerweise das sauerstoffreiche Blut in den Kreislauf pumpt, ist geschwächt. Im Vordergrund stehen Symptome wie Atemnot.

  • globale Herzinsuffizienz: Beide Herzkammern sind erkrankt und können nur ungenügend Blut befördern. Dies ist bei den meisten Betroffenen der Fall.

Akute und chronische Herzinsuffizienz

Abhängig vom zeitlichen Verlauf wird eine akute oder chronische Herzinsuffizienz definiert:

  • akute Herzinsuffizienz: Die Herzschwäche tritt nach einem akuten Ereignis, beispielsweise einem Herzinfarkt, auf.

  • chronische Herzinsuffizienz: Die Leistungsfähigkeit des Herzens verschlechtert sich über mehrere Monate oder Jahre hinweg. Die Symptome entwickeln sich schleichend und werden von Erkrankten oft falsch bewertet.

Kompensierte und dekompensierte Herzinsuffizienz

Eine weitere Einteilung unterscheidet zwischen der kompensierten und dekompensierten Form:

  • kompensierte Herzinsuffizienz: Der Körper versucht, die schwache Herzleistung auszugleichen (zu kompensieren), indem er durch Hormonausschüttung beispielsweise den Blutdruck erhöht. Dadurch verändert sich das Herz mit der Zeit: Muskelfasern verdicken und/oder die Herzkammern weiten sich.

  • dekompensierte Herzinsuffizienz: In diesem Fall gelingt es dem Körper nicht, die geschwächte Herzleistung auszugleichen.

NYHA-Stadien der Herzinsuffizienz

Die Herzinsuffizienz wird nach der Klassifikation der New York Heart Association (NYHA) in verschiedene Stadien eingeteilt:

  • NYHA I: Betroffene bemerken noch keine Beschwerden.

  • NYHA II: Im zweiten Stadium kann zu leichten Einschränkungen bei starker körperlicher Aktivität wie Bergaufgehen kommen.

  • NYHA III: Bereits bei geringer Belastung (etwa Gehen) treten Beschwerden wie Herzrasen oder Kurzatmigkeit auf.

  • NYHA IV: Im Endstadium der Herzinsuffizienz sind die Symptome ebenfalls im Ruhezustand vorhanden und verstärken sich bei körperlicher Belastung.

Herzinsuffizienz: Ursachen und Risikofaktoren

Eine Herzinsuffizienz entsteht aufgrund einer Schädigung des Herzmuskels oder einer Überlastung des Herzens infolge von Krankheiten oder anderen Faktoren.

Mögliche Ursachen für eine Herzinsuffizienz sind:

  • koronare Herzkrankheit (KHK): Die häufigste Ursache für eine Herzinsuffizienz ist eine Verengung oder Blockade der Blutgefäße, die das Herz mit Sauerstoff versorgen.

  • Herzmuskelentzündung: Eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) kann ebenfalls zu einer Herzinsuffizienz führen.

  • Herzklappenerkrankung: Eine Verengung oder Undichtigkeit der Herzklappen beeinträchtigt die Herzfunktion.

  • Herzrhythmusstörung: Unregelmäßige Herzschläge können das Herz schwächen.

  • chronischer Bluthochdruck: Ein unbehandelter hoher Blutdruck überlastet das Herz auf Dauer.

Darüber hinaus kommen beispielsweise auch angeborene Herzfehler oder weitere Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder eine Überfunktion der Schilddrüse infrage. Faktoren wie ein übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht können das Risiko einer Herzschwäche erhöhen.

So wird eine Herzinsuffizienz festgestellt

Die Diagnose der Herzinsuffizienz wird aus einer Kombination verschiedener Untersuchungen und Laborwerte gestellt:

  • Anamnese: Es erfolgt ein ausführliches Gespräch über Beschwerden und Vorerkrankungen der Betroffenen. Typische Anzeichen sind beispielsweise Kurzatmigkeit, nächtliche Atemnot und eine Schwellung der Knöchel.

  • Laborwerte: Als Biomarker für ein geschwächtes Herz dient das N-terminale Pro-B-Typ natriuretisches Peptid (NT-Pro-BNP-Wert). Es handelt sich um ein Hormon, das im Herzen gebildet und freigesetzt wird, wenn der Druck im Herzen steigt. Ein erhöhter Wert ist ein möglicher Hinweis auf eine Herzinsuffizienz.

  • Echokardiografie (Ultraschall des Herzens): Damit kann der*die Arzt*Ärztin den Prozentsatz des Blutes in einer Herzkammer, der pro Schlag ausgestoßen wird (Ejektionsfraktion, EF) messen. Verringert sich die EF ist die Kontraktion des Herzmuskels schwächer.

  • Elektrokardiogramm (EKG): Die Funktionsfähigkeit des Herzens wird in Form von Kurven aufgezeichnet.

  • Herzkatheteruntersuchung: Dabei wird ein dünner Kunststoffschlauch (Herzkatheter) während einer Röntgenkontrolle durch ein Blutgefäß bis zum Herzen vorgeschoben. So lassen sich Herzklappen und Herzkranzgefäße sichtbar machen.

Manchmal sind zudem weitere Untersuchungen wie eine Computertomografie (CT), Röntgenaufnahme oder ein Blutbild notwendig.

Therapie: Wie wird eine Herzinsuffizienz behandelt?

Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Herzschwäche zu verlangsamen und die Beschwerden zu lindern. Daher ist es zunächst wichtig, die auslösende Grunderkrankung der Herzinsuffizienz zu erkennen und zu behandeln. In vielen Fällen können Lebensqualität und -erwartung durch eine geeignete medikamentöse Therapie sowie ausreichend Bewegung verbessert werden.

Medikamente bei Herzinsuffizienz

Ein wichtiger Bestandteil in der Therapie einer Herzinsuffizienz sind Medikamente. Diese lassen sich in vier Wirkstoffgruppen einteilen:

  • SGLT-2-Hemmer: Diese Medikamente bewirken eine Verbesserung des Herz- und Muskelstoffwechsels und können die Symptome einer Herzinsuffizienz reduzieren.

  • Betablocker: Sie senken die Herzfrequenz, wodurch der Herzmuskel weniger Sauerstoff benötigt und entlastet wird.

  • ACE-Hemmer/Sartane/Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI): Sie hemmen das Hormonsystem, welches Nieren und Gefäße beeinflusst und verbessern so die Herztätigkeit.

  • Aldosteron-Antagonisten: Sie sorgen dafür, dass mehr Wasser zusammen mit Salzen über den Harn ausgeschieden wird. Dadurch verringert sich das Blutvolumen und das Herz wird entlastet.

Zudem können weitere Arzneimittel wie Diuretika verschrieben werden. Die entwässernden Medikamente fördern die Ausscheidung von Harn, wodurch Wasseransammlungen im Körper leichter ausgeschwemmt werden.

Neben der medikamentösen Therapie kann eine Herzinsuffizienz auch mit chirurgischen Verfahren behandelt werden. Zum Beispiel kann ein spezieller Herzschrittmacher oder ein implantierbarer Defibrillator eingesetzt werden. Schreitet die Herzschwäche trotz Therapie bedrohlich fort, ist möglicherweise eine Herztransplantation sinnvoll. Außerdem können Herzunterstützungssysteme (auch künstliche Herzpumpe oder Kunstherz) das Herz entlasten.

Wichtig:

Allgemeine Maßnahmen wie der Verzicht auf Rauchen, ein geringer Alkoholkonsum oder Vermeiden von Übergewicht unterstützen die Therapie.

Verlauf und Lebenserwartung bei Herzinsuffizienz

Eine Herzinsuffizienz kann in den meisten Fällen nicht geheilt werden. Nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei einer viral-bedingten Herzmuskelentzündung, kann das Herz seine Funktionsfähigkeit wieder zurückgewinnen. Ansonsten schreitet die Herzschwäche immer weiter fort. Eine Therapie kann diesen Prozess jedoch verlangsamen.

Der Verlauf einer Herzinsuffizienz hängt entscheidend von ihrer Ursache und vom Schweregrad ab. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist bei Betroffenen häufig kürzer als bei vielen Krebserkrankungen: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei chronischer Herzinsuffizienz liegt bei nur 50 Prozent.

Allerdings sind die jährlichen Todesfälle infolge einer Herzinsuffizienz in den letzten Jahren aufgrund medizinischer Fortschritte zurückgegangen. Darüber hinaus ist die Sterblichkeit (Mortalität) stark abhängig vom Alter und dem Beginn der Behandlung. Wird frühzeitig mit der Therapie begonnen, kann die Lebenserwartung von Patient*innen im Durchschnitt um bis zu zehn Jahre steigen.

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