Parasiten aus den Tropen

Spulwürmer: Was hilft bei Befall durch Ascaris lumbricoides?

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Eine Ansteckung mit Spulwürmern kann zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Wie sehen die Parasiten aus? Wie bekommt man Spulwürmer? Und was ist bei einer Infektion zu tun?

Frau hat Bauchschmerzen
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Kurzübersicht


Definition: Spulwürmer (Askariden) sind Parasiten und gehören zur Gattung der Fadenwürmer (Nematoden).

Infektion: Meist erfolgt sie über die orale Aufnahme larvenhaltiger Eier in verunreinigten Lebensmitteln. Auch Trinkwasser kann befallen sein.

Symptome: allgemeines Unwohlsein, Bauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, Blässe und Augenringe.

Behandlung: Medikamentöse Behandlung mit den Wirkstoffen Albendazol Mebendazol und Pyrantel.

Artikelinhalte im Überblick:

Würmer im Stuhl erkennen und behandeln

Was sind Spulwürmer?

Spulwürmer (Askariden) sind Parasiten aus der Gattung der Fadenwürmer (Nematoden). Es gibt zahlreiche Spulwurm-Arten, die sich vor allem durch ihren Haupt- und Endwirt unterscheiden. Der (einzige) Spulwurm, der sich im menschlichen Körper bis zur Geschlechtsreife entwickeln kann, heißt Ascaris lumbricoides.

Weitere Spulwürmer, die sich in anderen Säugetieren wie zum Beispiel

  • Hunden (Toxocara canis)
  • Katzen (Toxocara cati)
  • Pferden (Parascaris equorum)
  • Schweinen (Ascaris suum)
  • und Waschbären (Baylisascaris procyonis)

fortpflanzen, können zwar ebenfalls in den menschlichen Organismus gelangen und gesundheitliche Probleme auslösen, sich hier aber nicht über das Larvenstadium hinaus entwickeln. In diesem Fall fungiert der Mensch als Zwischen- beziehungsweise Fehlwirt für den jeweiligen Spulwurm.

Ascaris lumbricoides: Erreger der Krankheit Askariasis

Aufgrund klimatischer Faktoren und hoher hygienischer Standards sind Infektionen mit dem Spulwurm in Nordeuropa selten. Hauptverbreitungsgebiete sind ländlich geprägte Regionen Afrikas, Lateinamerikas und Ostasiens. Hochrechnungen nach sind weltweit bis zu zwei Milliarden Menschen infiziert, damit gilt die Askariasis (auch Ascariasis) als häufigste Wurmerkrankung.

Organwanderung der Spulwürmer

Charakteristisch für Spulwürmer ist der Organwechsel: Während ihrer Metamorphose zum ausgewachsenen Wurm durchlaufen die Larven verschiedene Organe ihres Wirts (Larvenwanderung). Beim Ascaris lumbricoides dauert die Entwicklung von der Larve zum ausgewachsenen Wurm etwa acht Wochen; ein Spulwurm kann bis zu 24 Monate alt werden.

Die Larven schlüpfen im Dünndarm aus ihren Eiern und gelangen anschließend durch die Darmwand in den Blutkreislauf. Weitere Stationen sind Leber, Herz und schließlich die Lunge, von wo aus die Larven die Blutgefäße verlassen und sich in den Lungenbläschen (Alveolen) ansiedeln. Anschließend führt ihr Weg üblicherweise durch Abhusten von den Alveolen über die Atemwege in den Rachen und – durch Verschlucken – zurück in den Dünndarm, wo sie sich von Nahrungsbrei ernähren und zu geschlechtsreifen Würmern heranwachsen.

Wie sehen Spulwürmer aus?

Wie andere Spulwurmarten auch, weist der Ascaris lumbricoides große Ähnlichkeit mit einem Regenwurm (lateinisch Lumbricus) auf:

  • Ascaris lumbricoides hat einen Durchmesser von etwa drei bis fünf Millimetern
  • ist bis zu 20 (Männchen) beziehungsweise 40 Zentimeter (Weibchen) lang
  • läuft an beiden Enden spitz zu
  • ist weiß-gelblich bis rötlich gefärbt.

Ursachen: Wie bekommt man Spulwürmer?

Eine Infektion mit Spulwürmern erfolgt über die orale Aufnahme larvenhaltiger Eier. Diese können beispielsweise durch Fliegen, die vorher auf infektiösem Kot saßen, auf Nahrungsmittel gelangen. Zudem befinden sich die Eier des Ascaris lumbricoides häufig in verunreinigtem Trinkwasser oder auf mit befallenen Fäkalien gedüngten Obst- und Gemüsesorten. Auch erdverschmutzte Hände sind eine potenzielle Infektionsquelle.

Besonders Kinder infizieren sich leicht mit dem Parasiten, wenn sie beim Spielen mit kontaminiertem Boden in Kontakt kommen und ihre Finger in den Mund nehmen. Grundsätzlich ist das Risiko eines Befalls mit Spulwürmern in den ländlichen, tropischen und subtropischen Regionen der Erde am höchsten: Hier herrschen ideale klimatische Bedingungen (feucht, warm), die Felder werden häufig noch mit Fäkalien gedüngt, sauberes Wasser ist Mangelware und die hygienischen Standards sind niedrig. Deshalb tritt eine Askariasis in Deutschland meist bei Reisenden auf.

Eine unmittelbare Ansteckung von Mensch zu Mensch (Autoinfektion) – etwa durch Nutzung derselben Toilette – ist in aller Regel nicht möglich. Denn die Eier des Spulwurms müssen für die Larvenentwicklung zwei bis drei Wochen im Boden ausreifen.

Symptome einer Askariasis: Wie merkt man, dass man Spulwürmer hat?

Die Anzeichen einer Askariasis sind unter anderem abhängig von der Stärke des Befalls, die von vereinzelten Spulwürmern bis zu 200 Exemplaren im Darm variieren kann. Bei einer leichten Infektion verläuft eine Askariasis oft beschwerdearm oder symptomlos.

Typische Beschwerden sind:

Bei einer voranschreitenden, schweren Erkrankung können – durch ein Verknäueln der Würmer – lebensgefährliche Symptome auftreten wie:

Durchwandern die Larven des Ascaris lumbricoides die Lunge, können sich Symptome wie Bronchitis und Fieber einstellen. Meist verschwinden diese ein bis zwei Wochen später wieder, wenn die Wurmlarven abgehustet worden sind.

Bei Kindern können Spulwürmer zu schwerwiegenden Lungenentzündungen führen. In Ausnahmefällen dringen die Parasiten auch in die Augen oder ins Gehirn ihres Wirts ein, wo sie schwere Schäden im Gewebe verursachen können. In Regionen mit einer starken Verbreitung von Spulwürmern führt ein chronischer Befall mit den Parasiten häufig zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei Kindern.

Diagnose: Wie wird die Ansteckung mit Spulwürmern nachgewiesen?

Den eindeutigen Beleg liefert die Analyse einer Stuhlprobe auf Spulwurmeier. Das für die Probenentnahme notwendige Stuhlröhrchen händigt der*die konsultierte Mediziner*in (meist Haus-/Tropen-/Kinderarzt*ärztin) aus, wenn Anamnese und körperliche Untersuchung den Verdacht erhärten. Insbesondere bei schwachem Wurmbefall ohne eindeutige Symptomatik bleibt eine Askariasis jedoch häufig unerkannt.

Bei der Diagnostik muss berücksichtigt werden, dass sich frühestens acht Wochen nach einer Ansteckung mit Ascaris lumbricoides Spulwurm-Eier im Stuhl befinden. Bereits wenige Tage nach der Ansteckung kann eine erhöhte Zahl der eosinophile Granulozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut festgestellt werden.

Manchmal wird eine Infektion festgestellt, weil im Stuhl der betroffenen Person ausgewachsene Spulwürmer sichtbar werden oder einzelne Würmer aus Körperöffnungen (zum Beispiel Nasenlöchern, Mund oder After) austreten. Selten kommt es zu Zufallsbefunden bei Darmspiegelungen, Ultraschalluntersuchung oder Röntgen

Behandlung: Können Spulwürmer von alleine verschwinden?

Bei Einhaltung strengster Hygieneregeln ist es (erwachsenen Infizierten) theoretisch möglich, die Parasiten nach einem vollständigen Lebenszyklus ohne Medikation wieder loszuwerden. Da aber die Gefahr einer Reinfektion extrem hoch ist und das Risiko für Komplikationen mit der Dauer des Befalls steigt, sollte bei jedem Nachweis von Spulwürmern schnellstmöglich eine medikamentöse Behandlung eingeleitet werden.

Ein Wurmbefall ist mit Medikamenten schnell und nachhaltig behandelbar. Zur Bekämpfung einer Infektion wird üblicherweise einer der folgenden Wirkstoffe verordnet:

  • Albendazol
  • Mebendazol
  • Pyrantel

Während Albendazol und Mebendazol die Würmer abtöten, lähmt Pyrantel die Parasiten, sodass sie lebend über den Darm ausgeschieden werden. Die Mittel sind in Deutschland verschreibungspflichtig und werden entsprechend der ärztlichen Anweisung ein- oder mehrmalig als (Kau-)Tabletten oder Saft verabreicht.

Nach einem halben Jahr sollte anhand einer Stuhlprobe überprüft werden, ob die Spulwürmer vollständig beseitigt werden konnten.

Gibt es Hausmittel, die Spulwürmer beseitigen?

Immer wieder werden zur Bekämpfung von Würmern verschiedene Hausmittel empfohlen. Im Fall von Spulwürmern soll zum Beispiel der Verzehr größerer Mengen Knoblauch, Karotten oder Kürbiskerne hilfreich sein. Solche Maßnahmen erzielen jedoch keine (ausreichende) Wirkung und können zu einer Verschleppung der Infektion und damit zu gesundheitlichen Komplikationen führen.

Wann dürfen Kinder mit Spulwürmern wieder in die Kita/Schule?

Die verfügbaren Medikamente gegen Spulwürmer wirken zuverlässig und rasch. Zudem ist eine unmittelbare Ansteckung von Mensch zu Mensch selten, weil frisch ausgeschiedene Spulwurmeier noch nicht infektiös sind. Deshalb dürfen infizierte Kinder in der Regel 24 Stunden nach der Behandlung mit einem Antihelminthikum wieder Kita oder Schule besuchen. Eine vorbeugende Therapie der anderen Kinder ist meist nicht vonnöten, allerdings sollte Wert auf eine gewissenhafte Handhygiene gelegt werden. Wurmerkrankungen sind in Deutschland nicht meldepflichtig; um größere Ausbrüche zu vermeiden, ist es aber sinnvoll, die Einrichtungsleitung sowie anderen Eltern zu informieren.

Notwendige Reinigung bei Spulwurmbefall

Da die Eier des Ascaris lumbricoides sehr widerstandsfähig sind und sich in der gesamten Wohnung verteilen können, ist eine gründliche Reinigung notwendig. Da handelsübliche Desinfektionsmittel gegen Wurmeier oft unwirksam sind, wird eine Hitzebehandlung empfohlen:

  • Kuscheltiere, Handtücher, Bettwäsche und Kleidung bei mindestens 60 Grad Celsius waschen

  • Spielzeuge und andere möglicherweise kontaminierte Gegenstände bei mindestens 60 Grad sterilisieren (zum Beispiel in der Spülmaschine)

  • Matratzen und Teppiche mit Dampfreiniger oder Bügeleisen desinfizieren

Außerdem sind folgende Hygienemaßnahmen wichtig:

  • Hände regelmäßig mit Seife waschen

  • Spülknopf, Toilette, Waschbecken und Türklinken regelmäßig säubern/desinfizieren

  • Unterwäsche, Schlafanzüge, Bettwäsche und Handtücher während einer andauernden Behandlung täglich austauschen

  • After-/Intimbereich der betroffenen Person morgens und abends abduschen, um anhaftende Wurmeier zu beseitigen

Prävention: Wie lässt sich einem Befall mit Spulwürmern vorbeugen?

Folgende Hygieneregeln können eine Infektion mit den Parasiten in den meisten Fällen vermeiden:

  • Sand und Erde nicht in den Mund nehmen

  • nach Kontakt mit Sand und Erde im Freien die Hände gründlich mit Seife waschen

  • Straßen- und Gartenschuhe vor der Wohnung ausziehen

  • Haustiere wie Katzen oder Hunde regelmäßig entwurmen, Kontakt mit fremden Tieren meiden

  • Gemüse/Obst für Rohkost unter fließendem (Trink-)Wasser waschen

  • Salat kurz in Wasser stehen lassen, dann gründlich abspülen und schleudern

  • Waldfrüchte, Pilze und Wildkräuter ausschließlich gewaschen essen (möglichst abkochen)

  • Fleisch und Fisch nur durchgegart verzehren

  • Sandspielzeug und Gartengeräte regelmäßig reinigen (zum Beispiel bei 60 Grad in der Spülmaschine)

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