Erkrankungen der Verdauungsorgane

Blinddarmentzündung (Appendizitis): Bei Symptomen sofort zum Arzt

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Eine Blinddarmentzündung kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird, sehr gefährlich werden. Wann man bei einer Appendizitis sofort ärztliche Hilfe suchen sollte und was typische Anzeichen sind, lesen Sie hier.

Frau mit Blinddarmentzündung hat Bauchschmerzen
© Getty Images/megaflopp

Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist nicht der gesamte Blinddarm, sondern nur der Wurmfortsatz von der Entzündung betroffen. Der Blinddarm befindet sich am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm mit einem etwa fünf Millimeter dicken und bis zu 15 Zentimeter langen, sackartigen Anhängsel, dem sogenannten Wurmfortsatz (Appendix vermiformis oder kurz Appendix). Bei einer akuten Appendizitis ist dieser Abschnitt entzündet. Die Blinddarmentzündung kann in jedem Alter auftreten, häufig sind Kinder zwischen zehn und 15 Jahren betroffen.

Artikelinhalte im Überblick:

12 häufige Ursachen für Unterbauchschmerzen

Typische Symptome der akuten Entzündung

Erste Anzeichen einer akuten Blinddarmentzündung sind plötzlich auftretende, kolikartige, starke Schmerzen im Oberbauch, die krampfartig an- und abschwellen. Die Schmerzen – typischerweise im Magen- oder Nabelbereich – verlagern sich im Verlauf der Blinddarmentzündung nach etwa vier bis zwölf Stunden in den rechten Unterbauch und werden dort zu einem dauerhaften Schmerz. Fieber und Erbrechen können hinzukommen. Bei Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung sollte möglichst schnell ärztliche Hilfe aufgesucht werden, denn eine nicht behandelte Blinddarmentzündung kann zu einem Durchbruch (Perforation) führen. Dabei ergießt sich Darminhalt mitsamt Bakterien in das Bauchinnere und kann dann zu einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen.

Anzeichen: angezogene Beine, gekrümmte Haltung

Der Schmerz verstärkt sich bei aufrechter Haltung, beim Gehen und Husten oder Lachen. Betroffene liegen deshalb meist auf der Seite in der typischen gekrümmten Haltung mit angezogenen Beinen. Dadurch wird der gesamte Bauch bei einer Appendizitis entlastet. Zudem ist die komplette Bauchdecke angespannt und druckempfindlich. Das Beklopfen des Bauches mit den Fingerspitzen empfinden Betroffene als sehr schmerzhaft.

Weitere mögliche Anzeichen sind:

  • Appetitlosigkeit
  • Unvermögen, Nahrung aufzunehmen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Fieber
  • gerötetes Gesicht mit Blässe um den Mund

Da in der Bauchhöhle viele Organe eng beieinanderliegen, können die Schmerzen einer Appendizitis ausstrahlen und so anderen Erkrankungen ähneln. Andererseits können auch bei Lungen- und Brustfellentzündungen oder einem Leistenbruch vermeintlich typische Symptome einer Blinddarmentzündung auftreten.

Ein plötzliches Nachlassen des Schmerzes kann auf einen Blinddarmdurchbruch hinweisen. Dies ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die eine sofortige notfallmedizinische Versorgung (Operation) erfordert.

Blinddarmreizung verursacht ähnliche Beschwerden

Ähnliche Symptome wie die einer Entzündung des Wurmfortsatzes verursacht eine Blinddarmreizung. Auch hier manifestieren sich die Beschwerden vor allem auf der rechten Bauchseite und wandern in den Unterbauch und die Betroffenen klagen über den typischen Druckschmerz. Bei einer Blinddarmreizung verschwinden die Symptome jedoch wieder oder wiederholen sich in bestimmten zeitlichen Intervallen. Die Übergänge von einer Blinddarmreizung zu einer ernsthaften Appendizitis verlaufen dabei fließend. Hinzu kommt, dass die Symptome individuell sehr unterschiedlich sein können. Nur bei etwa 50 Prozent der Fälle sind die Anzeichen eindeutig, bei älteren Patient*innen sind sie oft nur schwach ausgeprägt. Selbst Ärzt*innen können nicht immer zweifelsfrei von außen diagnostizieren, wie akut der Blinddarm entzündet ist oder ob es sich um eine vorübergehende Blinddarmreizung handelt.

Bei unklaren Schmerzen im Bauchraum sollte deshalb immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Vor allem Kinder spüren ihr Unwohlsein häufig unspezifisch im Bauch. Wenn das Kind länger als drei Stunden über Bauchschmerzen klagt, sollte an eine Blinddarmentzündung gedacht werden.

Bei einer chronischen Blinddarmreizung kann unter Umständen mit einer Operation gewartet werden. Betroffene sollten jedoch unter medizinischer Beobachtung bleiben. Denn die chronische Reizung des Blinddarms kann sich plötzlich zu einer akuten Entzündung entwickeln, die dann schnell behandelt werden muss.

Ursachen der Blinddarmentzündung

Häufigste Ursache einer Blinddarmentzündung sind Verstopfungen zwischen Wurmfortsatz und Blinddarm. Der Wurmfortsatz hat einen Eingang, aber keinen Ausgang. Am Übergang zum Blinddarm können sich Speisereste oder Kotsteine (Koprolithen) ablagern, die den Ausgang des Wurmfortsatzes versperren. Das vom Gewebe des Wurmfortsatzes produzierte Sekret kann nicht mehr abfließen, die Sauerstoffversorgung wird vermindert und es können sich Keime ansiedeln. Dadurch kann sich der Wurmfortsatz entzünden.

Der Wurmfortsatz enthält zudem viele Lymphknoten, die auf zahlreiche entzündliche Erkrankungen reagieren. Diese Lymphknoten können zum Beispiel bei Mandelentzündungen, Masern oder Magen-Darm-Infekten anschwellen und ebenfalls zu einem Verschluss des Ausgangs des Wurmfortsatzes zum Blinddarm führen.

Für ein Anschwellen und die Entzündung können auch Verwachsungen im Bauchraum sorgen, die den Wurmfortsatz von außen abschnüren oder quetschen. In seltenen Fällen werden Blinddarmentzündungen auch durch verschluckte Fremdkörper (zum Beispiel Obstkerne, kleine Murmeln), Tumore oder Darmparasiten (wie zum Beispiel Spulwürmer) ausgelöst.

Mögliche Ursachen für geschwollene Lymphknoten

Diagnose bei Verdacht auf Blinddarmentzündung

Nur bei rund 50 Prozent der Fälle geht eine Blinddarmentzündung mit den typischen und eindeutigen Symptomen einher. Mit Sicherheit kann ein entzündeter Wurmfortsatz erst bei einer Operation diagnostiziert werden.

Ausgangspunkt der ärztlichen Untersuchung bei einer akuten Blinddarmentzündung ist die Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese). Dabei werden die Beschwerden, der zeitliche Ablauf der Symptome und Schmerzen, Vorerkrankungen und Operationen abgefragt. Wichtig sind auch Informationen zu Unverträglichkeiten von Medikamenten, zur Funktion des Verdauungssystems (Stuhlverhalten), zu Auslandsaufenthalten und Lebensmittelallergien.

Untersuchungen bei Blinddarmentzündung

Folgende Untersuchungen geben Hinweise auf eine Appendizitis:

  • Abtasten der Bauchdecke: Bei einer akuten Blinddarmentzündung ist die Bauchdecke sehr berührungs- und schmerzempfindlich – vor allem an charakteristischen Punkten.

  • Auch das Beugen und anschließende Strecken der Beine bereitet dem Patienten starke Schmerzen im rechten Unterbauch.

  • Loslass-Schmerz: Bei dem für eine Appendizitis typischen Test drückt die*der Ärztin*Arzt Patient*innen im Liegen bei ausgestreckten Beinen auf die linke Unterbauchseite. Beim plötzlichen Loslassen werden Betroffene auf der rechten Bauchseite den charakteristischen Loslass-Schmerz spüren.

  • Ultraschalluntersuchung

  • Messung der Körpertemperatur

  • Blutuntersuchung auf Entzündungswerte

Schmerzen im Unterbauch können auch durch andere Erkrankungen, wie zum Beispiel Gallensteine, eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms (Divertikulitis), Magen-Darm-Grippe, Harnleiterinfekte und Harnsteine oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hervorgerufen werden. Bei Frauen müssen auch gynäkologische Erkrankungen und eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.

Behandlung: Operation oder abwarten?

Hat sich bei der Untersuchung der Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung bestätigt, wird er möglichst bald von einer Chirurgin oder einem Chirurgen im Krankenhaus entfernt. Dies geschieht, um einen möglichen Blinddarmdurchbruch und damit lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Die Blinddarmentfernung (Appendektomie) ist heute ein Routine-Eingriff unter Vollnarkose. Die Operation dauert meist nur wenige Minuten und heilt in der Regel komplikationslos ab.

Grundsätzlich stehen bei der Appendektomie zwei Verfahren zur Auswahl – das endoskopische Verfahren (Laparoskopie, Bauchspiegelung) oder eine offene Operation mit Bauchschnitt. Welche Methode angewandt wird, entscheidet die vorangegangene Diagnose und Krankengeschichte. Auch der Allgemeinzustand der Patient*innen spielt eine Rolle. Bei Verdacht auf einen Blinddarmdurchbruch (Perforation) muss der Bauchraum zunächst gespült werden, um Eiter, Bakterien und Stuhl zu entfernen.

Nicht in allen Fällen einer Blinddarmentzündung muss sofort operiert werden. Leichte, chronische Entzündungen können auch unter ärztlicher Kontrolle mit regelmäßigen Blutuntersuchungen und Bettruhe zunächst abgewartet und beobachtet werden. Dabei können bei Bedarf auch Antibiotika eingesetzt werden, sofern der Verdacht auf eine bakterielle Infektion besteht.

Vorbeugen: Blinddarm prophylaktisch entfernen?

Eine Blinddarmentzündung kommt meist plötzlich, verhindert werden kann sie nicht. Manchmal wird eine Operation vor längeren Auslandsaufenthalten in unzugänglichen Regionen der Erde in Erwägung gezogen. Mit der prophylaktischen Entfernung des Wurmfortsatzes kann man betroffene Menschen vor eventuell auftretenden Komplikationen der Appendizitis wie einer Infektion und einer Operation fern der Heimat bewahren. Diese Maßnahme muss jedoch wegen der Kostenübernahme mit der Krankenkasse besprochen werden. Überlegen sollte man außerdem, ob Aufwand und Nutzen im richtigen Verhältnis stehen. Denn jede Operation birgt immer auch Risiken.

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