Schlafattacken mit psychosozialen Folgen

Narkolepsie: Ursachen, Symptome und Behandlung der Schlafkrankheit

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Narkolepsie ist eine seltene neurologische Erkrankung. Betroffene leiden unter übermäßiger Tagesschläfrigkeit oder plötzlichen Einschlafattacken, die oft mit einem Verlust der Muskelspannung einhergehen. Alles zu Ursachen und Therapie der Erkrankung.

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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie äußert sich eine Narkolepsie? Typisch für Narkolepsie sind eine übermäßige Schläfrigkeit am Tag und/oder plötzliche Einschlafattacken.

Wie lange lebt man mit Narkolepsie? Narkolepsie hat keinerlei Einfluss auf die Lebenserwartung.

Was macht man gegen Narkolepsie? Narkolepsie ist nicht heilbar. Die Symptome können jedoch mit Medikamenten und einer Verhaltensanpassung gelindert werden.

Kann man mit Narkolepsie Auto fahren? Menschen mit Narkolepsie müssen beim Autofahren besonders vorsichtig sein, da Tagesschläfrigkeit das Unfallrisiko erheblich erhöhen kann.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Schlafpositionen: Welche sind gesund und helfen bei Beschwerden?

Was ist Narkolepsie?

Narkolepsie (auch Schlafkrankheit genannt) ist eine neurologische Erkrankung, bei der die Schlaf-Wach-Regulation gestört ist. Dies führt dazu, dass Betroffene tagsüber unter unkontrollierbaren Schlafanfällen leiden.

Diese Anfälle, auch "Schlafattacken" genannt, treten unabhängig von der Schlafmenge in der Nacht auf und können plötzlich und ohne Vorwarnung vorkommen. Fachleute unterscheiden zwischen zwei Formen:

  • Die Narkolepsie Typ 1 zeichnet sich durch sogenannte "Kataplexien" aus: Dabei verlieren die Betroffenen für kurze Zeit die Muskelspannung und sacken in sich zusammen.

  • Bei der Narkolepsie Typ 2 fehlen diese Phasen der Muskelerschlaffung. Meist kommen im Laufe der Zeit jedoch Kataplexien hinzu – die Diagnose ändert sich dann von "Narkolepsie Typ 2" zu "Narkolepsie Typ 1".

Narkolepsie ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist und das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen kann. Sie tritt meistens im jungen Erwachsenenalter auf, kann aber auch schon bei Kindern oder erst im späteren Leben beginnen.

Etwa eine von 2.000 Personen ist von der Erkrankung betroffen. Die Behandlung richtet sich nach den individuellen Symptomen und erfolgt in der Regel lebenslang.

Narkolepsie: Ursachen und Risikofaktoren

Narkolepsie ist eine neurologische Erkrankung, die hauptsächlich durch einen Mangel des Botenstoffes Hypokretin (auch Orexin genannt) im Gehirn verursacht wird. Dieser Stoff spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Der Verlust von Hypokretin-produzierenden Nervenzellen führt zu den typischen Symptomen der Narkolepsie, wie plötzliche Schlafattacken und Kataplexie.

Die genauen Ursachen für den Verlust dieser Nervenzellen sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird eine Autoimmunreaktion des Körpers als Hauptursache vermutet. Das Immunsystem könnte irrtümlich die Zellen angreifen, die Hypokretin produzieren. Auch Infektionen, wie zum Beispiel durch das Grippevirus, werden als Auslöser für Narkolepsie diskutiert.

Selten kann die Erkrankung auch durch genetische Faktoren oder Gehirnschädigungen (durch Schlaganfälle, Unfälle oder Entzündungen) verursacht werden. Zudem wurde festgestellt, dass der Impfstoff Pandemrix, der gegen die Schweinegrippe eingesetzt wurde, bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Risiko für die Entwicklung von Narkolepsie erhöhen kann.

Symptome einer Narkolepsie

Folgende Symptome sind typisch für Narkolepsie:

  • Tagesschläfrigkeit: Betroffene sind trotz ausreichendem Nachtschlaf tagsüber ständig müde und erleben plötzliche Schlafanfälle, die in allen möglichen Situationen passieren können. Besonders häufig treten diese Anfälle in monotonen Situationen auf, wie beispielsweise beim Lesen, Fernsehen oder sogar beim Autofahren. Diese Schlafanfälle dauern meist nur wenige Minuten, können aber auch bis zu einer Stunde anhalten.

  • Kataplexie: Damit ist der plötzliche Verlust der Muskelspannung gemeint – ausgelöst durch starke emotionale Reaktionen wie Lachen, Wut, Angst oder Freude. Dies kann zu einem kurzzeitigen Zusammenbruch der Muskelkontrolle führen, sodass Narkoleptiker*innen plötzlich zusammensinken oder Gegenstände fallen lassen. Die Dauer dieser Anfälle variiert von wenigen Sekunden bis zu etwa zwei Minuten. Während einer Kataplexie bleiben die Betroffenen bei vollem Bewusstsein, was die Situation besonders belastend machen kann.

  • Schlaflähmungen: Diese treten oft beim Einschlafen oder Aufwachen auf und äußern sich durch eine vorübergehende Unfähigkeit, sich zu bewegen oder zu sprechen. Obwohl diese Phasen nur kurz andauern, können sie sehr beängstigend sein, da die Personen wach sind, aber keine Kontrolle über ihren Körper haben.

  • Gestörter Nachtschlaf: Obwohl Narkolepsie mit einer erhöhten Schläfrigkeit am Tag verbunden ist, leiden viele auch unter einem gestörten Nachtschlaf. Häufiges Aufwachen, lebhafte Träume und Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen, sind typische Merkmale. Dieser unruhige Schlaf führt dazu, dass Betroffene sich trotz langer Schlafdauer nicht erholt fühlen.

  • Hypnagoge Halluzinationen: Dabei handelt es sich um lebhafte, oft angsteinflößende Wahrnehmungen, die beim Einschlafen oder Aufwachen auftreten. Betroffene können dabei Geräusche hören oder visuelle Eindrücke haben, die sehr real erscheinen, aber in Wirklichkeit nicht existieren. Diese Halluzinationen können sehr intensiv sein und die Schlafqualität weiter beeinträchtigen.

Die Symptome der Narkolepsie können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Menschen mit der Erkrankung haben oft Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen, und sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, sich zu verletzen (zum Beispiel durch plötzliche Schlafanfälle beim Autofahren).

Die Krankheit kann auch soziale und psychische Auswirkungen haben, da die Symptome oft missverstanden und Betroffene als faul oder unzuverlässig wahrgenommen werden. Dies kann zu Depressionen und sozialer Isolation führen.

Narkolepsie: Untersuchungen und Diagnose

Die Diagnose einer Narkolepsie beginnt mit einem ausführlichen Gespräch zu den konkreten Symptomen, eingenommenen Medikamenten und eventuell vorhandenen Vorerkrankungen (Anamnese). Wurde bereits ein Schlaftagebuch geführt, wird dieses ebenfalls einbezogen.

Zur weiteren Sicherung der Diagnose werden die Betroffenen in einem sogenannten "Schlaflabor" beim Schlafen beobachtet und untersucht. Hier kommen vor allem zwei Methoden zum Einsatz:  

  • Bei der Polysomnographie schlafen die Betroffenen eine Nacht im Schlaflabor, wobei verschiedene Körperfunktionen (wie Hirnströme, Herzaktivität und Atemmuster) überwacht werden. Die Ergebnisse helfen, andere Schlafstörungen wie Schlafapnoe oder das Restless-Legs-Syndrom auszuschließen.

  • Der Multiple Schlaflatenztest (MSLT) wird tagsüber vorgenommen. Dabei wird geprüft, wie schnell Betroffene einschlafen und in welche Schlafphasen sie übergehen. Eine schnelle Einschlafzeit und der Eintritt in den REM-Schlaf während der Nickerchen sind typische Anzeichen für Narkolepsie.

In bestimmten Fällen wird auch eine Messung der Hypokretinkonzentration in der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) zur Diagnose herangezogen. Bei Bedarf werden Laboruntersuchungen von Blut und Urin vorgenommen und/oder Magnetresonanztomografie (MRT)- oder Computertomografie (CT)-Aufnahmen des Gehirns erstellt, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Behandlung: Wie wird Narkolepsie therapiert?

Narkolepsie ist nicht heilbar, dennoch gibt es verschiedene Behandlungsoptionen, um die Symptome zu lindern und den Alltag zu erleichtern.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Eine gute Schlafhygiene ist entscheidend für das Management der Narkolepsie. Fachleute empfehlen, täglich zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und tagsüber kurze Nickerchen einzuplanen, um die übermäßige Tagesschläfrigkeit zu mindern. Auch können

  • eine ausgewogene Ernährung,
  • regelmäßige körperliche Aktivität sowie
  • der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und schwere Mahlzeiten

helfen, die Symptome zu kontrollieren. Eine Verhaltenstherapie kann dazu beitragen, den Umgang mit den Symptomen zu erlernen und Strategien zur Alltagsbewältigung zu entwickeln.

Behandlung mit Medikamenten

Wenn Verhaltensänderungen nicht ausreichen, können Medikamente die Symptome der Narkolepsie lindern. Zur Behandlung der Tagesschläfrigkeit werden oft Stimulanzien wie Modafinil oder Methylphenidat eingesetzt. Diese Medikamente helfen, wach zu bleiben und die Konzentration zu verbessern.

Gegen Kataplexien können Natrium-Oxybat sowie trizyklische Antidepressiva wie Clomipramin oder Reboxetin wirksam sein. Alle Medikamente können Nebenwirkungen haben und sollten daher in enger Absprache mit einer*einem Ärztin*Arzt eingenommen werden. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um die Dosierung anzupassen und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.

Verlauf und Prognose bei Narkolepsie

Narkolepsie ist eine lebenslange Erkrankung, welche Auswirkungen auf Lebensqualität, Arbeitsalltag und Sozialleben haben kann. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können Betroffene dennoch ein erfülltes Leben führen – Verhaltenstherapie und Unterstützung bei der Anpassung des Arbeitsalltags sind meist hilfreich.

Vorbeugung: Wie lässt sich Narkolepsie verhindern?

Da die Ursachen für die Entstehung von Narkolepsie bisher nicht vollständig geklärt sind, gibt es keine Möglichkeit, die Erkrankung zu verhindern. Mit einem angepassten Lebensstil lassen sich die Symptome allerdings lindern und das Risiko müdigkeitsbedingter Unfälle verringern.

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