Brain Fog: Wie fühlt sich Nebel im Gehirn an?
Orientierungslos, unkonzentriert und vergesslich: Brain Fog fühlt sich an wie Nebel im Kopf. Betroffene können oftmals kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Was gegen Brain Fog hilft und welche Ursachen infrage kommen, lesen Sie hier.
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- © Getty Images/Kseniya Ovchinnikova
Kurzübersicht
Symptome: Konzentrationsprobleme, Verwirrung, Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen, Wortfindungsschwierigkeiten, Vergesslichkeit
Behandlung: Die Behandlung richtet sich nach der Ursache
Ursachen: unter anderem Alzheimer, Long Covid, ME/CFS, Migräne, Epilepsie
Im Überblick:
Gehirnnebel: Was ist Brain Fog?
Der Begriff Brain Fog kommt aus dem Englischen, im Deutschen bedeutet er "Nebel im Gehirn". Bei Brain Fog handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um einen Oberbegriff für verschiedene Symptome, die wiederum durch eine Vielzahl von Erkrankungen und Gehirnfunktionsstörungen ausgelöst werden können. Brain Fog geht immer mit einer Bewusstseinstrübung einher.
Symptome des Gehirnnebels: Wie äußert sich Brain Fog?
Brain Fog äußert sich durch eine Vielzahl von Beschwerden, zentral sind vor allem:
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Verwirrtheit
- Wortfindungsstörungen
- Orientierungsschwierigkeiten
- mentale Erschöpfung
Hinzu können noch weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit kommen. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten ihren Alltag zu bewältigen, da sie vergessen, was sie gerade tun oder sagen wollten. Manche haben das Gefühl, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können. Die Leistungsfähigkeit ist meist stark eingeschränkt.
Brain Fog: Ursachen und Auslöser des Hirnnebels
Brain Fog kann viele Ursachen haben und etwa im Rahmen psychischer Erkrankungen wie einer Angststörung oder Depression entstehen. Daneben können Stress und Schlafmangel hinter dem vernebelten Gehirn und der verminderten Konzentration stecken.
Außerdem lösen verschiedene Erkrankungen Brain Fog aus. Typisch sind die Gedächtnisprobleme etwa nach einer überstanden Infektion mit dem Coronavirus, im Rahmen des Post-COVID-Syndroms (auch als Long Covid bezeichnet).
Auch kommen folgende Erkrankungen als Ursache des Brain Fogs infrage:
- Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS)
- Fibromyalgie
- HIV-Infektion
- epileptische Anfälle
- Alzheimer
- traumatische Hirnverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma)
- ADHS
- Migräne
Daneben können auch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren oder eine Schwangerschaft Brain Fog auslösen. Darüber hinaus kann die falsche, glutenhaltige Ernährung im Falle eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ebenfalls die Bewusstseinseintrübung bedingen. Auch eine Chemotherapie zur Behandlung von Krebs kann Brain Fog auslösen.
Diagnose: Wie wird Brain Fog festgestellt?
Die Diagnose von Brain Fog ist schwierig, es gibt keine objektiven diagnostischen Anzeichen für das getrübte Bewusstsein. Ärzt*innen sind auf die genaue Beschreibung Betroffener angewiesen. Nicht immer werden Patient*innen mit der diffusen Symptomatik ernst genommen.
Die richtige Anlaufstelle bei Brain Fog kann eine hausärztliche oder neurologische Praxis sein. Dort gilt es zunächst, die Ursache für den Nebel im Gehirn herauszufinden. Hierfür werden etwa Bluttests angeordnet. Auch eine genaue Untersuchung mittels Elektroenzephalografie (EEG) oder auch bildgebenenden Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT). Daneben spielen Vorerkrankungen wie eine vorangegangene Infektion mit dem Coronavirus eine entscheidende Rolle für die Diagnostik.
Behandlung: Was tun bei Brain Fog?
Die Behandlung von Brain Fog richtet sich nach der jeweiligen Ursache, eine einheitliche Therapie gibt es nicht. Ist eine psychische Erkrankung die Ursache, können eine Pychotherapie sowie Medikamente helfen, die Beschwerden zu lindern. Eine Grunderkrankung wie AIDS, Migräne oder Alzheimer-Demenz muss medikamentös behandelt werden. Darüber hinaus empfiehlt sich ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, einer gesunden Ernährung und der Reduktion von Stress. Manchen hilft es, eine Entspannungstechnik wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson einzuüben oder zu meditieren. Auf Alkohol sowie andere Drogen ist zu verzichten.
ME/CFS und Long Covid: Gezielte Heilung bislang nicht möglich
Im Falle von Long Covid sowie ME/CFS als Ursache für Brain Fog gibt es bislang noch keine wirksame Therapie. Anders als oftmals empfohlen, hilft Patient*innen mit diesen Krankheitsbildern keine moderate Bewegung, um langsam das Leistungslevel zu steigern. Stress und Belastung führt in diesen Fällen zu sogenannten Crashes (auch Post-Exertional Malaise), die mit einer teilweise bleibenden Verschlechterung des allgemeinen gesundheitlichen Zustands einhergehen.
Die Therapie muss von geschulten Ärzt*innen individuell auf die Betroffenen abgestimmt werden, meist steht das sogenannte "Pacing" im Vordergrund der Behandlung. Bei Pacing handelt es sich um ein Aktivitäts- und Energiemanagement: Betroffene sollen lernen, sich zu schonen und ihre körperlichen und psychischen Ressourcen richtig einzuteilen.
Forschung lässt auf neue Behandlungsmöglichkeiten hoffen
Darüber hinaus wird derzeit intensiv an den Ursachen der neurologischen Symptome nach einer Coronainfektion geforscht. Medizinische Untersuchen geben erste Hinweise, dass Brain Fog bei Long Covid ähnliche Ursachen hat, wie im Falle von Alzheimer und einer Demenz. Fachleute fanden bestimmte Eiweißablagerungen in den Gehirnen von Erkrankten, die für die Symptome wie ein schlechtes Gedächtnis verantwortlich sein könnten.
Diese Forschungsergebnisse schüren die Hoffnung auf neue Therapieformen bei Long Covid: Möglicherweise lassen sich die Beschwerden durch den Einsatz von Alzheimer-Medikamenten lindern.
Umgang mit Brain Fog: Austausch mit anderen Betroffenen
Brain Fog kann das Leben und die Leistungsfähigkeit betroffener Menschen stark einschränken und einen hohen Leidensdruck hervorrufen. Nicht immer lässt sich die genaue Ursache für die Bewusstseinstrübung ausmachen oder gezielt therapieren. Werden Betroffene von ärztlichem Personal zusätzlich nicht ernst genommen, kann dies das Leid für Betroffene noch vergrößern.
Um mit den Beschwerden und den Einschränkungen im Alltag besser umgehen zu können, kann der Austausch mit anderen Betroffenen helfen. Darüber hinaus kann eine psychotherapeutische Behandlung dabei unterstützen, mit dem Brain Fog umzugehen, insbesondere, wenn es wenig Chance auf Heilung der Beschwerden gibt.
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