Gallenfarbstoff färbt die Haut

Gelbsucht (Ikterus): Symptom mit vielen möglichen Ursachen

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Gelbsucht ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, welches verschiedene – mitunter sehr gefährliche – Auslöser haben kann. Nicht selten sind Probleme mit der Leber oder dem Gallensystem schuld an der Gelbfärbung von Haut, Augen und Schleimhäuten. Was genau hinter einem Ikterus stecken kann und wann ärztlicher Rat eingeholt werden sollte.

gelbsucht
© GettyImages/Daria Kulkova

Gelbsucht (Ikterus) ist ein Symptom, das sich leicht erkennen lässt: Haut, Schleim- und Bindehäute haben eine typische Gelbfärbung. Dafür verantwortlich ist die Gallensubstanz Bilirubin, die beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin entsteht.

Artikelinhalte:

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Was ist Gelbsucht?

Gelbsucht ist ein Symptom, das mit unterschiedlichen Krankheiten einhergeht, die überwiegend Galle oder Leber betreffen. Typischerweise kommt es dabei zu einer Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute und zu gelben Augen. Ursächlich für die gelbe Verfärbung ist der Gallenfarbstoff Bilirubin, der in einer zu hohen Konzentration im Körper vorhanden ist und nicht mehr vollständig ausgeschieden werden kann. Gelbsucht tritt weltweit auf, jedoch besonders häufig in tropischen und subtropischen Ländern.

Ursachen: Wie kommt es zur Gelbsucht?

Bei einem Ikterus kommt es zur Hyperbilirubinämie, eine erhöhte Konzentration von Bilirubin im Blut, etwa weil zu viel davon gebildet wurde oder der Abbau gestört ist. Der Farbstoff tritt ins Blut über und lagert sich im Gewebe ab, wodurch Haut, Augen und Schleimhäute gelb erscheinen. Normalerweise gelangt Bilirubin nicht in die Haut, sondern in die Leber, die es in eine wasserlösliche Form bringt. Der größte Teil erreicht dann über die Galle den Darm und wird über den Stuhl, dem es die braune Färbung verleiht, ausgeschieden. Ein kleiner Teil des Bilirubins aus der Leber wird nicht zum Darm, sondern zu den Nieren transportiert und über den Urin ausgeschieden. Auch den Urin färbt die gelbe Farbe des Gallenstoffs.

Betroffene sollten sofort eine*n Ärzt*in aufsuchen – denn manche Ursachen der Gelbsucht sind zwar harmlos, andere allerdings lebensgefährlich. Je nach Auslöser wird die Gelbsucht in nachfolgende Formen eingeteilt.

Hämolytischer Ikterus (Prähepatische Gelbsucht)

Bei dieser Form der Gelbsucht werden die roten Blutkörperchen (Hämoglobin) vorzeitig oder übermäßig zersetzt. Dadurch fällt mehr Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs, an. Die Leber schafft es daraufhin nicht, das Bilirubin zügig abzubauen, sodass sich der Farbstoff im Gewebe ablagert. Die mögliche Folge: gelbe Haut, Augen und Schleimhäute. Für einen vorzeitigen oder übermäßigen Abbau der roten Blutkörperchen können verschiedene Ursachen verantwortlich sein:

  • Virusinfektionen
  • Vergiftungen
  • künstliche Herzklappen
  • Medikamente
  • bestimmte Formen der Blutarmut (hämolytische Anämien) wie die Sichelzellanämie

Hepatischer Ikterus

Diese Form der Gelbsucht wird durch leberbedingte Erkrankungen ausgelöst. Das Organ ist unter anderem dafür zuständig, das Bilirubin in eine andere Form umzuwandeln, um es im Anschluss an die Gallenblase weiterzugeben. Liegt jedoch eine Schädigung oder Funktionsstörung der Leber vor, kann sie das Bilirubin nicht mehr ausreichend verarbeiten und weiterleiten. Die Folge ist eine Ansammlung der Gallensubstanz im Blut und eine Absetzung des Stoffes im Gewebe, was sich wiederum durch eine Gelbfärbung der Haut, Augen und Schleimhäute zeigt.

Ursachen der hepatischen Gelbsucht können sein:

  • erblich bedingte Stoffwechselstörungen wie Morbus Meulengracht (auch Gilbert-Syndrom genannt) oder Crigler-Najjar-Syndrom

  • infektiöse Hepatitis (Leberentzündung) durch Viren, Bakterien oder Parasiten wie Malariaerreger

  • chronische Hepatitis

  • Leberzirrhose (Schrumpfleber)

  • toxische Hepatitis durch Alkohol, Knollenblätterpilz, Aflatoxin B1 aus einem Schimmelpilz, Kokain oder andere Drogen

  • Stauungsleber (durch Blutstau geschädigte Leber)

Auslöser einer medikamentös bedingten Hepatitis sind zudem etliche verschiedene Arzneimittel, darunter bestimmte Antibiotika, Antirheumatika oder Allopurinol zur Behandlung von Gicht. Manche Medikamente, auch pflanzliche Präparate etwa aus Baldrian oder Schöllkraut, können zu Leberschäden wie Zirrhose oder Verfettung führen.

Cholestatischer Ikterus (auch Verschlussikterus oder posthepatische Gelbsucht) 

Zu dieser Art der Gelbsucht kommt es erst, wenn das verstoffwechselte Bilirubin bereits die Leber passiert hat. Die Ursache bei dem cholestatischen Ikterus ist eine Blockade oder ein Verschluss des Hauptgallengangs. Dadurch entsteht eine Stauung der Gallenflüssigkeit, die das Bilirubin enthält, und so nicht weiter in Richtung Darm fließen kann. Folgende Auslöser können einen gestörten Gallenfluss und somit die Entstehung eines Ikterus bedingen:

Bei etwa fünf Prozent der Bevölkerung ist der Bilirubin-Wert aufgrund eines genetischen Defekts erhöht. Beim Gilbert-Syndrom etwa ist die Aufnahme des Bilirubins in die Leberzelle gestört, was zu der für die Gelbsucht typischen gelben Verfärbungen von Haut, Schleimhäuten und Augen führt. Es handelt sich dabei um eine meist harmlose Art der Gelbsucht, die – sofern keine weiteren Symptome auftreten – keiner Behandlung bedarf.

Falsche Gelbsucht (Pseudoikterus)

Nicht zum Symptom Gelbsucht zählt die Gelbfärbung der Haut durch übermäßigen Karottengenuss oder nach einer Fluoreszenzangiografie (augenärztliche Untersuchung, bei der ein Farbstoff zum Einsatz kommt). Auch Medikamente, die beispielsweise Pikrinsäure enthalten, können harmlose Farbstoffablagerungen im Gewebe mit sich bringen. Daher auch die Bezeichnung des Pseudoikterus.

Neugeborenengelbsucht (Ikterus neonatorum)

Eine meist harmlos verlaufende Form ist die Neugeborenengelbsucht. Sie kommt bei vielen Babys vor, weil ihre Leber in den ersten Lebenstagen noch nicht vollständig funktioniert. Sie verschwindet in der Regel nach wenigen Tagen von selbst.

Welche Symptome treten bei einer Gelbsucht auf?

Gelbsucht zeigt sich anhand von Gelbfärbung der Haut, der Augen und Schleimhäute. Zusätzlich kann sich sowohl der Stuhl verfärben und hell bis weiß erscheinen als auch der Urin, der oft eine dunkelbraune Farbe annimmt. Möglich sind außerdem:

  • ein stark ausgeprägter Juckreiz (Pruritus)
  • Bauchschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Fieber

Krankheiten, die eine Gelbsucht auslösen, werden oft von weiteren Symptomen begleitet. Betroffene sollten nicht zögern und sich umgehend ärztlichen Rat einholen.

Das Symptom Gelbsucht ist im Grunde nicht ansteckend – jedoch kann es die zugrunde liegende Erkrankung sein. Kommt es beispielsweise zu einem Ikterus aufgrund einer Hepatitis-Infektion, können sich auch andere Personen mit dem Virus anstecken.

Gelbsucht: Untersuchungen und Diagnose

Im Rahmen der Diagnose eines Ikterus steht zunächst ein Anamnesegespräch an, um erste Hinweise auf eine mögliche Grunderkrankung zu erhalten. Das Gespräch umfasst dabei meist folgende Punkte:

  • Beschwerdebild
  • Erstes Auftreten der Gelbverfärbungen
  • Vorerkrankungen
  • Einnahme von Medikamenten
  • Alkohol- und Drogenkonsum
  • Vergangene Reisen
  • Sexuelle Kontakte
  • Hämolytische oder leberbedingte Erkrankungen in der Familie

Eine Blutuntersuchung lässt erkennen, ob es sich um einen hämolytischen Ikterus handelt. Zudem können die Leberwerte bestimmt werden, um eine Hepatitis auszuschließen.

Auch ein Urintest weist bei der Diagnose in die richtige Richtung: Ist kein Bilirubin im Urin nachweisbar, deutet das auf hämolytische Gelbsucht hin. Eine geringe Konzentration von Bilirubin im Harn spricht für leberbedingte Erkrankungen, eine hohe Konzentration für Verschlussikterus.

Ein Verschlussikterus spiegelt sich auch in der Farbe des Urins wider: Weitere Symptome sind dunkelbrauner Urin, heller Stuhl sowie Juckreiz am ganzen Körper. Heller Stuhl kann allerdings auch auf einen hepatischen Ikterus hinweisen, während dunkler Stuhl Anzeichen einer hämolytischen Gelbsucht ist.

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Leber und Gallenwege kann die möglichen Ursachen weiter eingrenzen und etwa Gallensteine sichtbar machen. Besteht der Verdacht einer Tumorerkrankung oder aber auf Gallensteine, folgen meist weitere bildgebende Untersuchungen wie

  • eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder
  • eine Computertomografie (CT).

Auch eine Gallenspiegelung mit einem Endoskop (ERC) kann notwendig sein, um das Organ auf Tumore und Gallensteine zu kontrollieren. Dabei kann der*die operierende Arzt*Ärztin zudem Gallensteine entfernen, die Gallenwege mit dem Einsatz von Schienen entlasten und eine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen. Auch eine Gewebeprobe der Leber kann im Rahmen der Ikterus-Diagnostik infrage kommen. Je nach festgestellter Ursache kann eine entsprechende Therapie angeordnet werden.

Zehn Warnsignale im Urin

Behandlung der Gelbsucht hängt von ursächlicher Erkrankung ab

Da die Gelbsucht lediglich ein Krankheitszeichen und keine eigenständige Erkrankung darstellt, richtet sich die Behandlung nach der Ursache. Liegen Gallensteine einem Ikterus zugrunde, müssen diese meist entfernt werden. Dann kann die angestaute Gallenflüssigkeit in der Regel wieder abfließen und die gelbe Verfärbung der Haut geht zurück. Ist ein Tumor an Leber oder Galle Ursache des Ikterus, wird dieser in der Regel operativ entfernt.

Bei einer toxischen oder medikamentös bedingten Hepatitis werden die entsprechenden Auslöser gemieden. Bei anderen Ausprägungen der Hepatitis kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, je nach Art und Stadium der Leberentzündung. Während bestimmte Formen der Hepatitis von allein ausheilen, können andere mit antiviralen Medikamenten behandelt werden.

Bei der Neugeborenengelbsucht hingegen ist meist keine Therapie notwendig. Die Symptome verschwinden größtenteils von selbst. Ist das nicht der Fall, hilft die Phototherapie mit blauem Licht. Auch Tageslicht, häufiges Trinken und Spaziergänge an der frischen Luft fördern den Bilirubin-Abbau im Blut.

Gelbsucht: Verlauf und Prognose 

Grundsätzlich hängt sowohl der Verlauf als auch die Prognose des Ikterus von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Betroffene von erblich bedingten Stoffwechselstörungen wie Morbus Meulengracht können ihr Leben meist uneingeschränkt fortführen – stärker eingeschränkt sind in der Regel Menschen, bei denen ein Tumor diagnostiziert wurde. Hierbei sind Verlauf und Prognose wiederum individuell. Somit lässt sich auch nicht pauschal sagen, ob die Gelbsucht auslösende Erkrankung heilbar oder gefährlich ist.

Gelbsucht lässt sich nur teilweise vorbeugen

Damit es nicht zu einer Gelbsucht kommt, müssen die ursächlichen Erkrankungen verhindert werden. Das ist meist nur bedingt möglich, doch einige Punkte können dazu beitragen:

  • Schutz vor Hepatitis: Einer Ansteckung mit Hepatitis-Erregern lässt sich in manchen Fällen per Impfung vorbeugen (vor allem Hepatitis A und B). Zudem sollte ungeschützter Geschlechtsverkehr gemieden werden.

  • Reisen: Bei Reisen in tropischen oder subtropischen Ländern ist es notwendig, sich rechtzeitig über empfohlene Impfungen zu informieren. Da Erreger häufig durch Stechmücken übertragen werden, lohnt sich zusätzlich ein Insektenschutzmittel und lange Kleidung, die vor einem Stich schützen können. Reisende sollten zudem besonders auf die Hygiene im Urlaubsland achten.

  • Alkohol: Da Alkoholkonsum verschiedene Krankheiten und somit auch Gelbsucht begünstigen kann, sollten alkoholische Getränke nur in Maßen getrunken werden.

  • Ernährung: Verschiedenen Erkrankungen, die das Symptom der Gelbsucht verursachen, kann mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung vorgebeugt werden. Vor allem fetthaltige Speisen sollten vom Ernährungsplan gestrichen werden.

Ein gesunder Lebensstil ist grundsätzlich zu empfehlen, um Erkrankungen der Leber und Galle vorzubeugen. Dieser beinhaltet auch regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und sportliche Aktivitäten, um mögliches Übergewicht zu verhindern.

Andere Gelbsucht auslösende Krankheiten sind dagegen erblich bedingt. Ihnen kann – wie auch der Neugeborenengelbsucht – nicht vorgebeugt werden.

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