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Bilirubin: Ab wann sind erhöhte Werte gefährlich?

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Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, spielt vor allem bei der Diagnose von Leber- und Gallenerkrankungen eine wichtige Rolle. Was genau ist Bilirubin und wann sind die Werte zu hoch oder zu niedrig?

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© Getty Images/seksan Mongkhonkhamsao

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie entsteht Bilirubin? Bilirubin, eine gelbliche Substanz, entsteht im Körper während des Abbaus roter Blutkörperchen.

Was bedeutet es, wenn Bilirubin erhöht ist? Hohe Bilirubinwerte können auf Leber- oder Gallenprobleme hinweisen. Auch bei Neugeborenen wird der Bilirubinwert häufig bestimmt, um eine Gelbsucht festzustellen.

Wie lässt sich der Bilirubinwert senken? Der Bilirubinwert kann gesenkt werden, indem die zugrunde liegende Ursache behandelt wird, beispielsweise durch Medikamente bei Lebererkrankungen oder durch den Einsatz von Lichttherapie bei Neugeborenen mit Gelbsucht.

Artikelinhalte im Überblick:

Blutbild: Wichtige Blutwerte und was sie bedeuten

Was ist Bilirubin?

Bilirubin entsteht beim Abbau der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Denn bei diesem Prozess wird der wichtigste Bestandteil, der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) in zwei Teile zerlegt: den Eiweiß-Bestandteil Globin und den Farbstoff-Anteil "Häm". Aus diesem bildet sich über einige Zwischenschritte schließlich Bilirubin.

Der gelbe Gallenfarbstoff, der im Blut an das Eiweiß Albumin gekoppelt ist, wird in der Leber verarbeitet und zusammen mit Gallenflüssigkeit in den Darm abgegeben. Im Darm wird er bakteriell zu Urobilinogen und dann zu Sterkobilin umgewandelt, das für die braune Farbe des Stuhls verantwortlich ist.

Ein kleiner Teil des Bilirubins gelangt in die Nieren und wird mit dem Urin ausgeschieden. Dadurch erhält der Urin seine charakteristische Farbe.

Wann werden Bilirubinwerte gemessen?

Ist der Bilirubinstoffwechsel, also der Abbau und die Ausscheidung von Bilirubin gestört, steigt die Bilirubinkonzentration im Blut an. Haut und Augen können sich gelb verfärben. Zur Abklärung einer Gelbsucht (Ikterus) lassen Ärzt*innen daher häufig den Bilirubinwert bestimmen, um die genaue Ursache zu diagnostizieren.

Aber auch wenn andere Symptome auf eine Erkrankung der Leber oder der Galle hinweisen, wird der Bilirubinwert im Labor bestimmt.

Messung bei Neugeborenen

Gelbsucht ist bei Neugeborenen keine Seltenheit. Mehr als die Hälfte aller Babys entwickelt kurz nach der Geburt eine sogenannte Neugeborenengelbsucht. In der Regel ist dies kein Grund zur Besorgnis und die Gelbfärbung verschwindet innerhalb weniger Tage von selbst. In manchen Fällen muss sie jedoch behandelt werden.

Ein Gelbsucht-Screening gehört daher zu den Routineuntersuchungen bei Neugeborenen. Hierfür wird entweder Blut (meist aus der Ferse) entnommen oder der Bilirubinspiegel über die Haut gemessen (transkutane Bilirubinmessung).

Was bedeuten die verschiedenen Bilirubinwerte?

Der Wert von Bilirubin wird in der Regel im Blutserum gemessen. Dafür ist eine Blutentnahme in der ärztlichen Praxis oder im Krankenhaus notwendig. Er kann aber auch über eine Urinprobe bestimmt werden. Hier kommt der Gallenfarbstoff in der Regel aber nur in sehr geringen Mengen vor.

Insgesamt kann Bilirubin mit drei verschiedenen Laborwerten angegeben werden:

  • Unkonjugiertes (indirektes) Bilirubin: Das primäre Abbauprodukt von Hämoglobin ist fettliebend und wasserunlöslich.

  • Konjugiertes (direktes) Bilirubin: Die wasserlösliche Form entsteht in Verbindung mit Glucuronsäure in der Leber.

  • Gesamtbilirubin: Dieser Wert entspricht der Summe von unkonjugiertem und konjugiertem Bilirubin. In Laborberichten wird oft die Bezeichnung "T-Bill" (für Total) angegeben.

Normalwerte für Bilirubin

Je nachdem, ob Gesamtbilirubin, unkonjugiertes Bilirubin oder konjugiertes Bilirubin betrachtet wird, gibt es unterschiedliche Referenzbereiche.

Tabelle für Normwerte im Blutserum bei Erwachsenen:

  Referenzbereich in Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Gesamtbilirubin < 1,2 mg/dl
Direktes Bilirubin < 0,2 mg/dl
Indirektes Bilirubin zwischen 0,2 bis 0,8 mg/dl

Das unkonjugierte oder indirekte Bilirubin ist nicht direkt messbar. Die Konzentration ergibt sich aus der Differenz zwischen Gesamtbilirubin und direktem Bilirubin.

Bei Neugeborenen hängt der Normalwert des Gesamtbilirubins vom jeweiligen Lebenstag ab. Liegen die Werte ab dem 3. Lebenstag über 18 mg/dl, wird eine Lichttherapie empfohlen. Diese bewirkt, dass das Bilirubin in der Haut in eine wasserlösliche Substanz umgewandelt und mit dem Urin ausgeschieden wird.

Bilirubin: Ursachen für erhöhte Werte

Erhöhte Bilirubinwerte können auf verschiedene Erkrankungen der Galle oder Leber hinweisen. Mögliche Ursachen sind beispielsweise:

Auch durch Medikamente, die in der Leber abgebaut werden, kann der Bilirubinwert erhöht sein. Ist zu viel Gesamtbilirubin im Blut oder Urin ist in der Medizin auch von einer Hyperbilirubinämie die Rede. Diese geht meist mit einer Gelbsucht (Ikterus) einher.

Gut zu wissen:
Fachleute unterscheiden drei verschiedene Formen der Gelbsucht:

  • Prähepatisch: Die Ursache liegt "vor der Leber" und ist meist mit einer vermehrten Bildung von Bilirubin durch Hämolyse (Auflösung von Erythrozyten) verbunden.

  • Intrahepatisch: Bilirubin sammelt sich im Blut aufgrund einer Leberschädigung oder Leberfunktionsstörung (etwa Leberzirrhose) an.

  • Posthepatisch: Die Gelbsucht entsteht durch Störungen "nach der Leber". In der Regel liegt eine Behinderung des Gallenabflusses vor.

Was bedeuten erhöhte indirekte Bilirubin-Werte?

Ist das indirekte (unkonjugierte) Bilirubin zu hoch, kann das auf einen krankhaften Abbau roter Blutzellen oder Morbus Meulengracht hinweisen. Hierbei handelt es sich um einen angeborenen Enzymdefekt der Leber, durch welchen der Gallenfarbstoff Bilirubin langsamer umgebaut und ausgeschieden wird.

Betroffene können Symptome wie eine Gelbfärbung von Haut und der Augen sowie starke Müdigkeit zeigen, die in der Regel vorübergehend in Schüben auftreten. Die meisten Patient*innen haben aber keine Beschwerden.

Bilirubin: Bedeutung von zu niedrigen Werten

Ein Wert, der unter dem Normalwert von Bilirubin liegt, hat keine medizinische Bedeutung.

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