Was tun bei zu viel Alkohol?

Alkoholvergiftung: Anzeichen, Behandlung und Erste Hilfe

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Eine Alkoholvergiftung schränkt die Hirnfunktionen ein: Je nach Schweregrad äußert sich eine Vergiftung mit Alkohol durch Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit und Enthemmung – möglich sind auch Kreislaufversagen bis hin zum Tod. So unterscheidet sich ein leichter Schwips von einem akuten Notfall.

Junge Menschen stoßen mit Alkohol an.
© iStock.com/Izabela Habur

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Woher weiß man, dass man eine Alkoholvergiftung hat? Eine Alkoholintoxikation verläuft in mehreren Stadien. Anfangs fühlen sich Betroffene enthemmt und haben oft eine gesteigerte Redebereitschaft. Zunehmend fällt das Sprechen schwerer, es kommt zu Gleichgewichtsschwierigkeiten, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen.

Wann ins Krankenhaus bei Alkoholvergiftung? Symptome wie starke Verwirrung, Atemprobleme, Krampfanfälle oder ausbleibende Besserung nach Erbrechen erfordern ärztliche Hilfe. Bei Bewusstlosigkeit besteht Lebensgefahr, es sollte sofort die 110 verständigt werden.

Wie lange dauert eine Alkoholvergiftung? Wie lange die Symptome einer Intoxikation durch Alkohol dauern, ist individuell verschieden. Nach einem schweren Rausch können die Beschwerden noch Stunden oder einen ganzen Tag anhalten. Der Krankenhausaufenthalt bei einer schweren Alkoholvergiftung dauert oft zwischen 12 und 24 Stunden.

Artikelinhalte im Überblick:

Alkoholvergiftung: Diese Symptome sind Warnzeichen

Was ist eine Alkoholvergiftung?

Bei einer Alkoholvergiftung oder auch Alkoholintoxikation handelt es sich um eine akute Vergiftung durch Alkohol. Sie entsteht, wenn eine Person ihre persönliche Toleranzgrenze für Alkohol überschreitet und dies körperliche und psychische Auswirkungen hat.

Die Alkoholvergiftung ist die häufigste Vergiftungsart in Deutschland. Männer sind in fast allen Altersgruppen von einer Alkoholintoxikation häufiger betroffen als Frauen.

Unter Kindern und Jugendlichen ist der Alkoholkonsum seit einigen Jahren stark rückläufig. Allerdings wird unter den 18- 25-Jährigen deutlich mehr Cannabis konsumiert als noch vor einigen Jahren.

Ursachen: Wie entsteht eine Alkoholvergiftung?

Eine Alkoholvergiftung wird durch eine Überdosis Alkohol im Blut ausgelöst. Es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der in Promille gemessenen Blutalkoholkonzentration und der Schwere einer Alkoholvergiftung.

Manche Menschen zeigen bereits bei 0,8 Promille deutliche Vergiftungserscheinungen, andere erst mit 2,5 Promille.

Je schneller die Substanz ins Blut gelangt, desto schneller steigt seine Konzentration an und desto schneller ist man betrunken. Üblicherweise ist die maximale Blutalkoholkonzentration nach 60 Minuten erreicht.

Folgende Faktoren erhöhen die Aufnahmegeschwindigkeit:

  • schnelles Trinken

  • leerer Magen

  • warme alkoholische Getränke

  • alkoholische Getränke mit Kohlensäure sowie mit Zucker

Die Aufnahme von Alkohol ins Blut beginnt schon unmittelbar nach dem Konsum, da ein kleiner Teil über Mundschleimhaut und Speiseröhre direkt ins Blut gelangt. Der Rest wird über die Magenschleimhaut und den Darm aufgenommen.

Über das Blut verteilt sich der Alkohol im ganzen Körper und erreicht das Gehirn, wo er die Übertragung zwischen den Nervenzellen verändert und die klassischen Symptome von Wohlgefühl bis Atemlähmung auslöst.

Wer langsamer trinkt, erleidet nicht so schnell eine Alkoholvergiftung, da der Körper über die Leber pro Stunde circa 0,1 Promille Alkohol wieder abbaut.

Alkoholkonzentration im Blut vom Körperwasser abhängig

Da Alkohol sich in Wasser besser löst als in Fett, hängt die Blutalkoholkonzentration stark von der Menge des Körperwassers ab. Konkret bedeutet das: Wer mehr wiegt, hat in der Regel auch einen höheren Körperwasseranteil und kann mehr Alkohol vertragen.

Da der Körperwasseranteil von Frauen bei durchschnittlich 55 Prozent (Männer: 68 Prozent) liegt, ist die Blutalkoholkonzentration bei gleicher Menge konsumierten Alkohols bei einer Frau in der Regel höher ist als bei einem Mann mit demselben Körpergewicht. Außerdem verfügen Frauen über geringere Mengen des alkoholabbauenden Enzyms Aldehyddehydrogenase (ADH).

Auch Menschen mit einem atypischen Enzymsystem können nur sehr geringe Alkoholmengen vertragen. Einige Medikamente und Krankheiten können die Wirkung von Alkohol ebenfalls beeinflussen.

Da Kinder und Jugendliche meist ein geringeres Körpergewicht haben und damit über einen geringeren Anteil an Körperwasser verfügen, sind sie besonders anfällig für eine Alkoholvergiftung.

Symptome: Wie äußert sich eine Alkoholvergiftung?

Grundsätzlich werden vier Stadien der Alkoholvergiftung unterschieden:

  1. Exzitation (0,2-2 Promille Blutalkohol): Bereits nach dem Konsum von geringen Mengen kommt es zu einem Alkoholrausch. Es zeigen sich die ersten Anzeichen der Enthemmung, beispielsweise durch Redseligkeit. Ab einem Blutalkoholspiegel von 0,3 Promille ist eine verlängerte Reaktionszeit deutlich nachweisbar. Mit zunehmendem Alkoholkonsum kommt es zu Gleichgewichtsstörungen (Torkeln) und verwaschener Sprache (Lallen). Die Augen sind gerötet und die Schmerzwahrnehmung reduziert.

  2. Hypnose (2-2,5 Promille Blutalkohol): In diesem Stadium verstärkt sich der Rausch. Es kommt zu schweren Sprach-, Seh- und Koordinationsstörungen, die Muskeln sind schlaff und die Pupillen verengt. Die Betroffenen sind oft müde, aber noch leicht aufweckbar. Die Stimmung kann schnell in Aggressivität umschlagen. Auch erbrechen ist möglich. Das Erinnerungsvermögen ist beeinträchtigt bis zum "Filmriss" (vorübergehender Gedächtnisverlust).

  3. Narkose (2,5-4 Promille Blutalkohol): In diesem Zustand tritt Bewusstlosigkeit ein. Betroffene reagieren nicht mehr auf Schmerzreize. Es kann zu unkontrolliertem Harn-und Stuhlabgang kommen, die Pupillen sind erweitert. Oft befinden sich diese Menschen in einem Schockzustand.

  4. Asphyxie (über 4 Promille Blutalkohol): Bei der extremen Alkoholintoxikation handelt es sich um einen lebensgefährlichen Zustand. Betroffene zeigen weite und reaktionslose Pupillen. Die Schutzreflexe fallen aus, es kommt zu einer Unterkühlung. Die Spontanatmung ist so weit beeinträchtigt, dass ein Atemstillstand möglich ist. Es drohen Kreislaufversagen, Koma und Multiorganversagen.

Erste Hilfe bei einer Alkoholvergiftung

Bei Verdacht auf eine akute Intoxikation darf die betroffene Person auf keinen Fall allein gelassen werden. Ist sie bei Bewusstsein und kann sich selbstständig fortbewegen, handelt es sich meist um eine leichte Vergiftung. Bei einer schweren Vergiftung sollte dagegen ein*e Notarzt*Notärztin verständigt werden.

Da Alkohol die Blutgefäße erweitert, können betrunkene Menschen schnell auskühlen – selbst in einer warmen Sommernacht. Eine Decke oder Jacke kann die Unterkühlung verhindern.

Bei Bewusstlosigkeit oder nur noch sehr schwachem Puls muss sofort die Atmung geprüft werden. Bei Atemstillstand ist eine Mund-zu-Mund-Beatmung erforderlich, bei Herzstillstand eine Herzmassage. Bei normaler Atmung sollte die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden.

Damit Erbrochenes gut abfließen kann, sollte der Kopf möglichst so gelagert werden, dass der Mund der tiefste Punkt ist.

Diagnose: So wird eine Alkoholvergiftung festgestellt

Wenn der Betroffene ansprechbar ist, führt die medizinische Fachperson ein kurzes Anamnesegespräch durch, andernfalls werden anwesende Menschen gefragt.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, um den Schweregrad der Alkoholvergiftung festzustellen und andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.

Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel kann – vor allem bei Menschen mit Diabetes mellitus – ähnliche Symptome wie eine Alkoholvergiftung auslösen. Besteht eine Alkoholabhängigkeit, kann der plötzliche Entzug ebenfalls zu Symptomen führen, die denen einer Alkoholvergiftung ähneln können.

Wurden andere Erkrankungen ausgeschlossen, stellt der*die Arzt*Ärztin über einen Bluttest den Blutalkoholspiegel fest. Außerdem werden der Blutdruck, die Temperatur, die Atmung und der Puls, die Elektrolyte, die Nierenfunktion und die Leberfunktion überprüft und ein EKG geschrieben.

Es erfolgt insbesondere eine Beurteilung der Bewusstseinsebene und die Überprüfung von Anzeichen für Kopfverletzungen oder den Einfluss von Medikamenten oder Betäubungsmitteln.

Therapie: Wie wird eine Alkoholvergiftung behandelt?

Während der Ausnüchterung konzentriert sich die Behandlung einer Alkoholvergiftung auf die Kontrolle und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen. Dazu gehören die Atmung und die Herz-Kreislauf-Funktion. Bei einer schweren Vergiftung kann eine intensivmedizinische Überwachung erforderlich sein.

Liegt der letzte Alkoholkonsum noch nicht lange zurück, wird der Magen der betroffenen Person ausgepumpt, um eine weitere Alkoholaufnahme ins Blut zu unterbinden.

Zur Stabilisierung des Kreislaufs wird unter Umständen eine Infusion mit Kochsalzlösung verabreicht, im Falle einer Unterzuckerung zusätzlich eine Glukoselösung.

Auch Störungen des Säure-Basen-Haushaltes sowie des Elektrolytspiegels werden mit entsprechenden Infusionen behandelt. Bei sehr unruhigen oder aggressiven Personen kann eine medikamentöse Ruhigstellung erwogen werden.

Bei einem Atemstillstand werden Betroffene intubiert und künstlich beatmet, in extremen Fällen wird eine Dialyse zur Entgiftung und Wiederherstellung der Nierenfunktion vorgenommen.

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Alkoholvergiftung: Krankheitsverlauf und Prognose

Leichte Alkoholvergiftungen heilen üblicherweise ohne Folgen aus. Schwere und wiederholte Alkoholvergiftungen hinterlassen auf Dauer jedoch massive körperliche und lebensbedrohliche Schäden – von einer Schwächung des Immunsystems über Leberzirrhose, Nieren- und Gehirnschäden bis zu Erkrankungen des Herzmuskels und Korsakow-Syndrom.

Oft ist eine Alkoholvergiftung auch ein Zeichen für Alkoholismus.

Wie lässt sich eine Alkoholvergiftung verhindern?

Lange wurde der mäßige Konsum alkoholischer Getränke als risikoarm eingestuft. Dies hat sich 2023 geändert. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) empfiehlt zum Wohle der körperlichen Gesundheit, komplett auf Alkohol zu verzichten.

Wer eine Alkoholvergiftung verhindern möchte, sollte Alkohol nur in geringen Mengen genießen. Jugendliche sollten über die Gefahren einer Alkoholvergiftung aufgeklärt werden, um einen bewussten Umgang mit Alkohol zu fördern.

Wer langsam trinkt, alkoholische Getränke mit Zucker und Kohlensäure meidet und zwischen den Getränken ausreichend Wasser zu sich nimmt, wird deutlich langsamer betrunken und behält im Idealfall den Überblick über seinen Alkoholkonsum und den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören.

Hausmittel, die keinen Einfluss auf eine Alkoholvergiftung haben:

  • fetthaltige Mahlzeit vor dem Alkoholkonsum: Das Essen verzögert nur die Aufnahme von Alkohol ins Blut, der Promillewert am Ende ist jedoch derselbe.

  • starken Kaffee trinken hat keinen Effekt auf den Blutalkohol

Alkohol in Lebensmitteln: Vorsicht, hier versteckt er sich!
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