Meningokokken: Impfung kann schützen
Meningokokken sind gramnegative Bakterien, die schwere Erkrankungen wie eine Meningitis auslösen können. Sie kommen weltweit vor und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Bei welchen Symptomen Sie aufmerksam werden sollten und alles zur Meningokokken-Impfung.
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Artikelübersicht:
Was sind Meningokokken?
Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien. Sie können sich beim Menschen im Mund-Nasen-Raum ansiedeln und zu einer schweren, manchmal sogar lebensbedrohlichen Erkrankung führen. Meist entsteht eine eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis), auch eine Sepsis ist möglich.
Bei einem Meningokokken-Befall gilt es zwischen invasiven und nicht-invasiven Infektionen zu unterscheiden:
invasiv: Meningokokken können im Blut, Liquor (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) oder hämorrhagischen Hautinfiltraten (blutende Ansammlungen der Erreger in der Haut) nachgewiesen werden. Invasiv ist die Infektion mit Meningokokken auch, wenn die typischen Symptome auftreten.
nicht-invasiv: Bei zirka zehn Prozent der Bevölkerung sind Meningokokken im Nasen-Rachen-Raum nachweisbar, ohne dass Symptome auftreten. Die Rede ist dann auch von apathogenen, nicht-invasiven Meningokokken.
Es existieren zwölf verschiedene Meningokokken Serogruppen (A, B, C, E, H, I, K, L, W, X, Y, Z). Die Unterscheidung erfolgt aufgrund des Aufbaus der Kapsel, die die Bakterien umgibt.
Vorkommen von Meningokokken
Meningkokken kommen weltweit vor. Der sogenannte Meningitisgürtel liegt in der Subsaharazone und in Asien. Dort traten in den vergangenen Jahren immer wieder große Epidemien ausgelöst durch Meningokokken auf.
In Europa, den USA, Neuseeland und Australien kam es in den letzten Jahrzehnten zu weniger als zwei Fällen pro 100.000 Einwohner. In Deutschland gehen die Fälle seit 2004 immer weiter zurück. Derzeit liegt die Inzidenz pro Jahr laut Robert-Koch-Institut bei 0,4 Erkrankungen. Der Rückgang kann durch die Zunahme der Impfbereitschaft gegen Gruppen der Meningokokken erklärt werden. Im Jahr 2020 konnte ebenso eine starke Reduktion der Fälle beobachtet werden, was mitunter auf die Corona-Pandemie und die Hygienemaßnahmen zurückzuführen ist.
Meningokokken-Impfung zur Vorbeugung
Es existieren Impfstoffe gegen die verschiedenen Meningokokken-Serogruppen. Die STIKO (Ständige Impfkommision) empfiehlt seit 2006 alle Kinder im Alter von 12 Monaten gegen Meningokokken der Serogruppe C impfen zu lassen. Bei Versäumnis sollte dies bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Die Serogruppe C kommt neben B hauptsächlich in Europa vor.
Risikogruppen, die besonders gefährdet für eine Meningokokken-Infektion sind, sollten sich mit einem Meningokokken-ACWY-Konjugatimpfstoff schützen lassen. Er führt einen Schutz gegen die vier Serogruppen herbei. Zudem sollte der Einzelimpfstoff gegen die Serogruppe B verabreicht werden. Zu den gefährdeten Personengruppen zählen:
Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten
Laborpersonal, das durch die Arbeit besonders gefährdet ist, sich mit Meningokokken zu infizieren
Kontaktpersonen einer Meningokokken-infizierten Person
Menschen, die in epidemische Länder reisen und dort Kontakt zu einheimischen Personen haben. Zum Beispiel Entwicklungshelfer*innen oder medizinisches Personal.
Zudem sollten sich Menschen impfen lassen, wenn regional gehäuft Meningokokken auftreten. Dies empfiehlt im speziellem Fall dann das dortige Gesundheitsamt.
Eine generelle Impfempfehlung gegen Meningokokken gibt die STIKO aufgrund der Studienlage noch nicht ab.
Ansteckung mit Meningokokken
Außerhalb des Körpers sterben Meningokokken relativ schnell ab. Damit die Erreger von Mensch zu Mensch übertragen werden können, ist ein enger Kontakt notwendig.
Infektionweg und Inkubationszeit
Meistens werden Meningokokken durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Sprechen, Husten oder Niesen gelangen die Bakterien dann durch kleine Tröpfchen in die Luft und bei nahem Kontakt in den Nasen-Rachen-Raum des Gegenübers. Bei Berührung des Sekrets und anschließendem Kontakt mit dem eigenen Gesicht kann es ebenfalls zu einer Ansteckung kommen. Die Inkubationszeit, also die Zeit, bis die Erkrankung ausbricht, beträgt in etwa drei bis vier Tage. Allerdings ist auch ein Zeitraum zwischen zwei und zehn Tagen möglich.
Meningokokken: Wie lange ansteckend?
Menschen mit einer Meningokokken-Infektion können bereits sieben Tage vor Ausbruch der Symptome ansteckend sein. Hat eine Antibiotika-Therapie begonnen, besteht nach zirka 24 Stunden keine Ansteckungsgefahr mehr.
Folgen einer Meningokokken-Infektion
Eine Infektion mit Meningokokken führt in den meisten Fällen zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung). Bei über zwei Drittel der Fälle in Deutschland kommt es zu einer Sepsis. Davon wiederum verlaufen 10 bis 15 Prozent als eine schwere Form eines septischen Schocks, dem Waterhouse-Friedrich-Syndrom. Dieses ist gekennzeichnet durch Einblutungen in die Nebennieren und verläuft sehr oft tödlich.
Eine invasive Infektion mit Meningokokken kann selten auch zu folgenden Erkrankungen führen:
- Pneumonie (Lungenentzündung)
- Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
- Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut)
- Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- Arthritis (Gelenkentzündung)
- Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
Symptome von Meningokokken-Erkrankungen
Die ersten Symptome einer Infektion mit Meningokokken äußern sich meist durch einen Infekt der oberen Atemwege. Plötzlich können weitere Anzeichen dazukommen, darunter:
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Schüttelfrost
- Schwindel
- starkes Krankheitsgefühl
Nach bereits ein paar Stunden kann der Zustand lebensbedrohlich werden. Es entstehen unter anderem große Hauteinblutungen (Petechien).
Löst die Infektion mit Meningokokken eine Meningitis aus, leiden Betroffene zusätzlich unter Nackensteifigkeit und Erbrechen. Kommt es zu einem septischen Verlauf, sind Blutdruckabfall und Organversagen mögliche Folgen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sehen die Symptome der Meningokokken-Infektion oft anders aus. Neben Fieber und Erbrechen können ebenso Schläfrigkeit und Krämpfe auftreten. Auch eine vorgetretene, verhärtete Fontanelle (Spalte zwischen Schädelplatten bei Säuglingen) ist möglich.
Diagnose Meningokokken: So läuft die Untersuchung ab
Leiden Personen an den typischen Symptomen, sollten sie umgehend ein Krankhaus aufsuchen. Um eine genaue Diagnose der Meningokokken-Infektion zu erhalten, ist eine Analyse von Blut und Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) im Labor notwendig. Liquor wird durch eine Punktion des Rückenmarks mit einer Nadel abgenommen. Dadurch können Meningokokken genau bestimmt werden. Ein Rachenabstrich ist dann sinnvoll, wenn bereits mit einer Therapie begonnen wurde, aber dennoch der genaue Erreger ermittelt werden muss.
Therapie einer Meningokokken-Erkrankung
Sobald eine invasive Infektion mit Meningokokken nachweisbar ist, erfolgt sofort eine Therapie mit Antibiotika. Empfohlen werden Cephalosporine der Gruppe drei, insofern die betroffene Person keine Allergie gegen Penicillin aufweist.
Je nachdem wie sich das Krankheitsbild äußert, sind weitere Behandlungsmaßnahmen nötig. Bei einer Sepsis erfolgt auf jeden Fall eine Beobachtung und weitere Therapie auf der Intensivstation.
Enge Kontaktpersonen (insbesondere Haushaltskontakte) erhalten eine Chemoprophylaxe mit Antibiotika. Zusätzlich sollte, wenn möglich eine Meningokokken-Impfung erfolgen. Denn Untersuchungen zeigen, dass diese Personen trotz Antibiotikatherapie im folgenden Jahr ein erhöhtes Risiko haben, sich mit Meningokokken zu infizieren.
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