Angst und Schrecken verbreiteten Krankheiten wie die Pest oder Pocken im Mittelalter. Manche Seuchen gelten heutzutage als ausgerottet. Vor anderen zittern wir noch immer, weil sie sich rasend schnell ausbreiten und nicht selten zum Tod führen.
Pest, Cholera & Co.: Relikte aus dem Mittelalter

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Typhus
An Typhus erkranken jährlich rund 22 Millionen Menschen, etwa 200.000 sterben daran. Verbreitet ist die Erkrankung vor allem in ärmeren Ländern Afrikas, Südostasiens und Südamerikas. Aufgrund schlechter Hygienestandards, insbesondere durch Ausscheidungen verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel, können sich die Erreger oft explosionsartig ausbreiten.
Da es mit der Hygiene im Mittelalter nicht weit her ist, litten die Menschen schnell an den Typhus-Symptomen. Dazu gehören Fieber, das sich stufenweise erhöht, Kopfschmerzen, Durchfall, der sich mit Verstopfung abwechselt, Schwindel sowie Hautausschlag (blassrote Punkte) und Haarausfall. Ursache für Typhus sind Erreger aus der Gattung der Salmonellen.
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Malaria
Auch Malaria gibt es früher wie heute. An der Infektionskrankheit leiden pro Jahr etwa 200 Millionen Menschen, rund 600.000 davon sterben daran. Die meisten Malaria-Erkrankten leben in Afrika. Auch in den tropischen und subtropischen Gebieten Asiens und Amerikas ist die Malaria verbreitet. Auslöser der Erkrankung sind Plasmodien, die durch die weiblichen Tiere der Stechmücke Anopheles übertragen werden. Das klassische Malaria-Symptom ist hohes, zum Teil schubweise auftretendes Fieber. Hinzu kommen bei der gefürchteten Malaria tropica Durchfall, Funktionsstörungen von Leber, Niere oder Gehirn. Wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist der Schutz vor Mückenstichen in Malaria-Gebieten sowie die prophylaktische Einnahme von Malaria-Medikamenten. Gegen Malaria gibt es keinen Impfschutz, zum Teil existieren sogar Multi-Resistenzen der Erreger gegenüber seit Jahren angewandten Medikamenten.
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Cholera
Extremer Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen sind die typischen Symptome der Cholera. Die massiven Durchfälle, die immer wässriger werden, können zu einem extremen Flüssigkeitsverlust führen. Dieser gipfelt unbehandelt in Nierenversagen und Kreislaufschock. Wird Cholera nicht behandelt wird, liegt die Sterberate bei bis zu 60 Prozent. Oft verläuft die Infektion aber auch ohne Symptome. Hervorgerufen wird Cholera durch Bakterien. Verunreinigtes Trinkwasser und Lebensmittel sind die Hauptansteckungsquellen. Cholera tritt vor allem in armen Ländern auf – dort, wo Trink- und Abwassersysteme nicht vorhanden oder in einem schlechten Zustand sind. Nicht selten kommt es nach Naturkatastrophen oder infolge kriegerischer Unruhen zu großen Epidemien.
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Lepra/Aussatz
Auch Lepra tritt häufiger in Regionen mit schlechten hygienischen Standards – insbesondere in ländlichen Gebieten Südostasiens, Chinas, des tropischen Afrikas und Südamerikas – auf. Jährlich erkranken etwa 250.000 Menschen daran. Da Lepra von Mensch zu Mensch übertragen wird, sollte der enge und lange Kontakt mit Infizierten gemieden werden. Die Krankheit, die im Mittelalter als "Strafe Gottes" interpretiert wurde, äußert sich zunächst durch Hautflecken. Weil die Erreger allmählich die Nerven an Händen, Füßen, Ohren und Nase zerstören, gehen Schmerz- und Tastsinn verloren. Verletzen sich Betroffene, bemerken sie das häufig nicht und es kommt zu Verstümmelungen. Mit entsprechenden Medikamenten, können Ärzte Lepra gut heilen.
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Anthrax/Milzbrand
Milzbrand (Anthrax) ist zwar eher eine Tierseuche, die überwiegend Paarhufer wie Kühe befällt. Allerdings können sich auch Menschen durch Hautkontakt, Einatmen oder Verzehr belasteter Produkte anstecken. Mediziner unterscheiden drei Arten: Haut-, Lungen- und Darmmilzbrand. Während Hautmilzbrand unangenehm, aber harmlos ist, verlaufen Lungen- und Darmmilzbrand unbehandelt innerhalb weniger Tage tödlich.
Symptome sind Papeln und Schwellungen (Haut), Fieber, Kopf-, Gliederschmerzen sowie Husten (Lunge) oder Bauchschmerzen, blutiger Durchfall und Bauchfellentzündung (Darm). Im Mittelalter verwendeten Kriegsherren infizierte Tierkadaver als biologische Waffen. Heutzutage tritt Anthrax vor allem in Afrika, Mittel- und Südamerika, Iran, Indien, Thailand, Türkei oder Griechenland auf.
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Pest
Man nannte sie nicht zu Unrecht den "Schwarzen Tod": Durch die Pest starben im 14. und 15. Jahrhundert in Europa schätzungsweise zwischen 20 und 25 Millionen Menschen – je nach Land raffte sie bis zu 30 Prozent der Bevölkerung dahin. Ursprünglich war die Pest eine bakterielle Erkrankung von Nagern, durch Flöhe wurde sie auf den Menschen übertragen.
Auch heute ist die Pest nicht verschwunden: Pesterreger werden nach wie vor in Katzen, Präriehunden und wild lebenden Nagetieren nachgewiesen. Immer wieder gibt es lokale Ausbrüche der Seuche beim Menschen. Dabei handelt es sich meist um die Lungenpest. Die Unterart der Pest verläuft besonders heftig, weil sie die Lymphbahnen übergeht und die Lunge vom Erreger direkt infiziert wird. Symptome sind dabei Atemnot und blutiges Abhusten. Ohne Therapie führt das unweigerlich zum Tod.
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Syphilis
Erst Ende des Mittelalters tritt Syphilis richtig in Erscheinung, verbreitet sich dann aber schnell vom Süden Europas nach Norden. Wer sich mit der auch Lustseuche genannten Krankheit ansteckt, wird zunächst ein Hautgeschwür an der Eintrittsstelle der Bakterien entdecken. Da Syphilis meist beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, befindet sich das Geschwür in der Regel im Genitalbereich. Wochen bis gar Jahre später zeigen sich weitere Symptome wie Fieber, Hautausschlag, Muskelschmerzen, Haarausfall und letztendlich Organschäden mit Todesfolge.
Eigentlich galt Syphilis als so gut wie ausgerottet – seit 2010 steigt die Anzahl der Infizierten in Deutschland aber wieder an. Mit dem Antibiotikum Penicillin ist Syphilis aber – sofern frühzeitig erkannt – gut behandelbar.
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Pocken
Obwohl sie vor etwa 10.000 Jahren das erste Mal auf der Bildfläche erschienen, wurden die Pocken (Variola) erst 1970 dank Massenimpfungen ausgerottet. Denn Variola kann lediglich im Menschen als Wirt überleben. Allerdings gibt es einige nah mit den Pocken verwandte Viren: Kuh- und Affenpocken, die auch andere Lebewesen als Wirt nutzen können. Infektionen von Menschen mit diesen Pockenarten sind in den letzten Jahren immer häufiger aufgetreten.
Symptome der Pocken sind Fieber, Gliederschmerzen, Erbrechen und der namengebende Pockenausschlag. Dieser beginnt im Gesicht und breitet sich von dort über den gesamten Körper aus. Die Erkrankung wird durch direkten Kontakt übertragen, ihr kann aber mit einer Impfung gut vorgebeugt werden.
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Antoniusfeuer/Ergotismus
Beim Antoniusfeuer handelt es sich um eine Erkrankung, die durch einen Pilz an Getreideähren verursacht wird. Dieser sogenannte Mutterkorn-Pilz ist giftig, wodurch alle durch das betroffene Getreide gewonnenen Lebensmittel ebenfalls vergiftet werden. Symptome sind Durchblutungsstörungen von Herz, Niere und Gliedmaßen. Durch die schlechte Blutversorgung ist ein Absterben von Extremitäten möglich. Kopfschmerzen, Wahnvorstellungen und Erbrechen sind weitere Zeichen der Krankheit. Heutzutage wird das Getreide intensiv untersucht, bevor es weiter verarbeitet wird. Daher ist eine Vergiftung durch Lebensmittel unwahrscheinlich. Allerdings werden Mutterkornalkaloide in Medikamenten (zum Beispiel bei Migräne) verwendet. Durch eine falsche Einnahme kann es zu Vergiftungen kommen.
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Ruhr/Shigellose
Die Bakterienruhr war nicht nur im Mittelalter eine gefürchtete Durchfallerkrankung, sie ist es auch noch heute. Sie tritt hauptsächlich in Ländern mit schlechten hygienischen Standards auf. So erkranken jährlich etwa eine Million Menschen in Entwicklungsländern. Die Infektion ist gekennzeichnet durch wässrigen Durchfall, Bauchkrämpfe, Fieber und Appetitlosigkeit. Bei einem schweren Verlauf kann der blutig-schleimige Durchfall zu extremem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust führen. Behandelt wird Shigellose mit Antibiotika. Neben der Bakterienruhr gibt es auch noch die Amöbenruhr. Sie ist zwar sehr selten – wenn sie aber ausbricht, ist sie lebensbedrohlich.
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