Wenn Parasiten krank machen

Toxoplasmose: Infektion in der Schwangerschaft besonders gefährlich

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Bei Toxoplasmose siedelt sich der Parasit Toxoplasma gondii im Körper an und löst grippeähnliche Symptome aus. Besonders gefährlich ist Toxoplasmose für Schwangere und ihr Ungeborenes sowie für Menschen mit schwachem Immunsystem. Wie erfolgt die Ansteckung und worauf sollten schwangere Frauen achten?

Toxoplasmose: Katzen als Überträger
© Getty Images/Konstantin Aksenov

Kurzübersicht: Toxoplasmose

Was ist Toxoplasmose? Bei Toxoplasmose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch den einzelligen Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Infektionen mit dem Erreger sind häufig, aber meistens harmlos. Gefährlich ist die Toxoplasmose während der Schwangerschaft sowie für Menschen mit schwachem Immunsystem.

Symptome: In der Regel geht Toxoplasmose mit milden Krankheitszeichen wie Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost einher. Während der Schwangerschaft kann Toxoplasmose dem ungeborenen Kind nachhaltig schaden und eine Fehlgeburt auslösen. Bei immungeschwächten Personen besteht die Gefahr einer Gehirnentzündung.

Infektion: Häufig durch ungenügend gegartes Fleisch, Mett oder Lebensmittel, die in Bodennähe wachsen, Kontakt mit Katzen und Katzenkot, Gartenarbeit, über die Plazenta im Mutterleib

Ist Toxoplasmose meldepflichtig? Eine Meldepflicht der Infektion besteht nur für angeborene Infektionen, nicht aber für Infektionen, die im Laufe des Lebens auftreten.

Wie verbreitet ist Toxoplasmose? Die Toxoplasmose ist weit verbreitet und kommt in allen Regionen der Welt vor. Etwa 50 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind oder waren schon einmal mit den Erregern infiziert (Seroprävalenz). Mit zunehmendem Alter steigt die Durchseuchungsrate an und erreicht bei den über 70-Jährigen mehr als 70 Prozent.

Im Überblick:

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Was ist Toxoplasmose und wie erfolgt die Übertragung?

Bei der Toxoplasmose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch den einzelligen Parasiten Toxoplasma gondii ausgelöst wird. Die Infektionskrankheit gehört zu den Zoonosen. Dabei handelt es sich um Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Toxoplasmen haben einen komplizierten Lebenszyklus mit Wirtswechsel. Endwirt und damit Hauptüberträger sind Katzen. Sie scheiden infektiöse Vorstadien (Oozysten) des Parasiten aus, die von anderen Tieren über verunreinigte Nahrung aufgenommen werden. Im sogenannten Zwischenwirt vermehrt sich der Parasit und bildet Zysten im Muskelgewebe, die beim Verzehr des Fleisches ebenfalls ansteckend sind. Säugetiere, Vögel und Menschen sind in der Regel nur Zwischenwirt.

Übertragungswege auf den Menschen

Über zwei Hauptwege wird die Infektion auf den Menschen übertragen:

  1. Verzehr von rohem oder ungenügend gegartem Fleisch
  2. Schmutz- und Schmierinfektionen durch beispielsweise Gartenarbeit oder Kontakt zu Katzen oder deren Ausscheidungen

Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr für Menschen durch den Verzehr von rohem oder nicht ausreichend gegartem Fleisch und Fleischprodukten. Häufige Quellen für Toxoplasma gondii sind Schweine-, Schaf- und Ziegenfleisch sowie Wild und Geflügel. Weitere mögliche Ansteckungswege sind durch Schmierinfektionen mit unzureichend gewaschenem rohem Gemüse und Salat sowie Früchten, die in der Nähe des Erdbodens wachsen, zum Beispiel Erdbeeren. Vor allem in feuchter Erde können die Parasiten lange überleben. Daher ist beispielsweise die Ansteckung bei der Gartenarbeit mit Toxoplasmose möglich.

Im Kot von frisch mit Toxoplasmose infizierten Katzen können sich ebenfalls Toxoplasmen befinden. Unter günstigen Bedingungen kann der Parasit einige Monate überleben und ist damit ein möglicher Übertragungsweg für den Menschen. Fressen Hunde Katzenkot, der Toxoplasma gondii enthält, können auch sie den Parasiten auf den Menschen übertragen. Möglich ist zudem die Übertragung des Parasiten im Rahmen einer Organtransplantation.

Toxoplasmose: Welche Symptome verursacht die Infektionskrankheit?

Der Parasit Toxoplasma gondii befällt nach einer Inkubationszeit von etwa zwei bis drei Wochen überall im menschlichen Körper Zellen und ruft Entzündungen hervor. Die Erkrankung verläuft bei gesunden Menschen in der Regel ohne oder nur mit schwach ausgeprägten Symptomen. Zeigen sich Beschwerden, sind sie meist nicht eindeutig zuzuordnen. Häufig kommt es zu grippeähnlichen Krankheitszeichen mit:

Deshalb wird die Infektion mit Toxoplasmose von Betroffenen oftmals nicht als solche bemerkt. Nur in seltenen Fällen befällt der Erreger auch die Augen oder andere Organe wie die Lunge oder das Gehirn. Dann kommt es zu Entzündungen des jeweiligen Organs, was schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen kann.

Besonders gefährdet für einen schweren und komplizierten Krankheitsverlauf sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, etwa Patient*innen, die mit HIV infiziert sind. Hier äußert sich die Infektion durch ein schweres Krankheitsgefühl mit sehr hohem Fieber. Kommt es zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), treten zudem weitere Symptome auf. Je nachdem, welche Region des Gehirns betroffen ist, kommt es etwa zu:

  • Kopfschmerzen
  • veränderten Wesenszügen
  • Lähmungen

Toxoplasmose in der Schwangerschaft

In seltenen Fällen erfolgt die Übertragung durch die Plazenta während der Schwangerschaft von der infizierten Mutter auf das Ungeborene. Dies geschieht normalerweise nur bei Erstinfektionen in der Schwangerschaft. Je später es in der Schwangerschaft zu einer Infektion kommt, desto größer ist das Risiko einer fetalen Ansteckung. Je nach Stadium der Schwangerschaft sind Schädigungen des zentralen Nervensystems (ZNS) oder der Organe (zum Beispiel der Augen) beim Ungeborenen möglich.

Tritt die Infektion im ersten Schwangerschaftsdrittel ein, ist das Risiko einer Fehl- oder Totgeburt besonders groß. Kommt es dagegen im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel zu einer Infektion mit Toxoplasmose, verläuft diese meist symptomlos. Erst im späteren Verlauf ihres Lebens leiden die betroffenen Kinder an Spätfolgen wie Epilepsie, Schielen oder Taubheit.

Wenn sich die werdende Mutter bereits vor der Schwangerschaft mit Toxoplasmose infiziert hatte, besteht dagegen kaum Gefahr für das Kind. Denn in diesem Fall werden die Antikörper der Mutter auch an das Ungeborene weitergegeben und schützen dieses vor einer Ansteckung mit Toxoplasmose.

Diagnose von Toxoplasmose: Test auf Antikörper

Die Diagnose von Toxoplasmose erfolgt über eine Blutuntersuchung. Im Rahmen eines Tests werden dafür Antikörper gegen den ursächlichen Parasiten Toxoplasma gondii im Blut nachgewiesen. Befinden sich bestimmte Antikörper (IgG und IgM) in der Blutprobe, gilt eine Infektion mit Toxoplasmose als sicher. Ob es sich um eine frische oder bereits zurückliegende Infektion handelt, lässt sich anhand der Art und Menge der Antikörper sagen.

Obwohl ein Test auf Toxoplasmose nur bei Verdacht auf eine Infektion durchgeführt wird, sollten sich Frauen mit Kinderwunsch oder in der frühen Phase der Schwangerschaft untersuchen lassen, um eine Infektion und mögliche Folgeschäden für ihr Ungeborenes zu vermeiden.

Direkter Nachweis von Toxoplasmose

Oft wird bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem der direkte Erregernachweis durchgeführt. Dazu werden Gewebeproben oder Körperflüssigkeiten auf den Parasiten selbst oder DNA von Toxoplasma gondii untersucht. Bei Verdacht auf eine Infektion während der Schwangerschaft können das Fruchtwasser oder Nabelschnurblut untersucht werden, um eine Infektion mit Toxoplasmose des Ungeborenen festzustellen.

Wie wird Toxoplasmose behandelt?

Bei einem gesunden Immunsystem kann der Körper die Infektion meist selbst abwehren, zumal die Erstinfektion mit Toxoplasma gondii häufig gar nicht bemerkt wird. Zeigen sich dagegen starke Symptome, werden Medikamente eingesetzt. Eine Therapie wird außerdem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem sowie bei einer Toxoplasmose während der Schwangerschaft und bei Neugeborenen durchgeführt.

Alle Medikamente, die zur Behandlung eingesetzt werden, hemmen bestimmte Stoffwechselvorgänge (Folsäure- und Proteinsynthese) des Toxoplasmose-Erregers. Ärzt*innen setzen bestimmte Antibiotika und Antiparasitika ein. Mögliche Wirkstoffe sind:

  • Spiramycin
  • Pyrimethamin
  • Sulfadiazin
  • Clindamycin
  • Atovaquone

In der Regel dauert die Behandlung vier Wochen.

Therapie bei Toxoplasmose in der Schwangerschaft

Kommt es während der Schwangerschaft zu einer Erstinfektion mit Toxoplasmose, ist eine Behandlung zwingend erforderlich. Manche der Wirkstoffe gegen Toxoplasmose wirken im Körper als Folsäure-Antagonisten. Folsäure ist in der Schwangerschaft sehr wichtig, da ein Mangel die gesunde Entwicklung des Fötus gefährdet. Die meisten Frauen nehmen deshalb Folsäure als Nahrungsergänzung ein. Kommen entsprechende Medikamente zum Einsatz, sollte eine Supplementation mit Folsäure durch Folinsäure ersetzt werden. Andernfalls ist der Therapieerfolg gefährdet.

Verlauf einer Infektion mit Toxoplasmose

In der Regel verläuft Toxoplasmose harmlos. Lediglich die angeschwollenen Lymphknoten können noch mehrere Wochen nach Abheilung der Infektion fortbestehen. Nach der Erstinfektion mit Toxoplasmose besteht eine lebenslange Immunität.

Bei einer Immunschwäche ist die Prognose abhängig von der Schwere der Infektion sowie vom Allgemeinzustand.

Wie sich Toxoplasmose vorbeugen lässt

Eine Infektion mit Toxoplasma gondii lässt sich nicht sicher verhindern. Das Einhalten bestimmter Hygiene- und Verhaltensregeln reduziert das Risiko jedoch erheblich.

Typische Risikofaktoren für Toxoplasmose vermeiden:

  • Kein rohes oder ungenügend gegartes Fleisch essen

  • Rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr waschen oder schälen

  • Küchengeräte und Schneidebretter nach dem Gebrauch gründlich spülen

  • Hände vor dem Essen waschen

  • Bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen

  • Nach der Gartenarbeit oder dem Besuch von Sandspielplätzen Hände waschen

  • Abstand zu Katzenkot halten; insbesondere Schwangere sollten darauf achten

  • Schwangere und immungeschwächte Menschen sollten frei laufende Katzen nicht streicheln

Bei Halten einer Katze innerhalb der Wohnung in der Umgebung der Schwangeren sollte diese mit Dosen- und/oder Trockenfutter und nicht mit rohem Fleisch ernährt werden. Empfehlenswert ist die regelmäßige Reinigung der Katzentoilette mit heißem Wasser. Während einer Schwangerschaft sollte auf das Säubern der Katzentoilette verzichtet werden. Wenn das nicht möglich ist, ist es ratsam, dabei Handschuhe zu tragen. Da eine Übertragung durch Staub nicht auszuschließen ist, kann ebenfalls das Tragen einer Maske empfehlenswert sein.

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