Abhängigkeitserkrankung

Nikotinsucht: Anzeichen und wie sie sich überwinden lässt

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Eine Nikotinsucht liegt vor, wenn Menschen ein starkes Verlangen verspüren, ständig zu rauchen. In Verbindung mit daraus resultierenden Folgen spricht man auch von einem Nikotinabusus. Wie entsteht eine Nikotinsucht und wie kann die Raucherentwöhnung gelingen?

Frau raucht Zigarette
© Getty Images/Oliver Rossi

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was sind Anzeichen einer Nikotinsucht? Symptome sind unter anderem starkes Verlangen nach Nikotin, Unruhe, Reizbarkeit und Konzentrationsprobleme bei Abstinenz.

Welche gesundheitlichen Folgen hat eine Nikotinsucht? Langfristige Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs.

Wie kann man eine Nikotinsucht behandeln? Behandlungen umfassen medikamentöse Therapien, Nikotinersatzprodukte und Verhaltens- sowie kognitive Therapien​.

Artikelinhalte im Überblick:

Nikotinentzug: Welche Symptome möglich sind

Was ist eine Nikotinsucht?

Bei einer Nikotinsucht handelt es sich um die Gewöhnung an den Stoff Nikotin durch den Konsum von Zigaretten, nikotinhaltigen Pfeifen, E-Zigaretten oder durch das Schnupfen von Tabak.

Eine Nikotinabhängigkeit liegt nach den Kriterien des ICD-10-Systems dann vor, wenn mehr als drei der sechs folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Zwanghafter Zigarettenkonsum

  • Eingeschränkte Kontrolle über das Rauchverhalten

  • Toleranzentwicklung, sodass eine immer höhere Dosis zugeführt werden muss

  • Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums

  • Anhaltender Konsum trotz des Nachweises physischer oder psychischer Folgeschäden

  • Auftreten körperlicher Entzugssymptome (etwa Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Aggressivität), die durch den fortgesetzten Konsum unterdrückt werden können

Nikotinsucht oder Nikotinabusus?

Die Begriffe Nikotinsucht und Nikotinabusus werden häufig synonym verwendet.

Nikotinabusus umfasst den schädlichen oder unangemessenen Gebrauch von Nikotin, der zu verschiedenen Problemen führen kann. Er schließt die Abhängigkeit von Nikotin mit ein, aber auch andere negative Konsequenzen des Nikotinkonsums. Dazu gehören:

  • Gesundheitliche Schäden: etwa chronische Atemwegserkrankungen, schlimmstenfalls Lungenkrebs

  • Soziale und berufliche Schwierigkeiten: Beeinträchtigung sozialer Beziehungen und beruflicher Leistungsfähigkeit

  • Psychologische Probleme: Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, einschließlich Angst und Depressionen

Häufigkeit

Insgesamt rauchen in Deutschland 25,7 Prozent der Männer und 19,6 Prozent der Frauen ab 18 Jahren. Den meisten sind die gesundheitlichen Gefahren der legalen Droge durchaus bewusst.

Im Jahr versterben hierzulande mehr als 127.000 Personen an den Folgen des Tabakkonsums.

Symptome: Wie äußern sich Nikotinsucht und Nikotinabusus?

Nikotin kann sowohl eine anregende und leistungssteigernde als auch eine beruhigende Wirkung haben. Rauchen wird bei Stress meist als entspannend empfunden, bei Müdigkeit kann es hingegen einen belebenden Effekt haben.

Menschen mit Nikotinsucht haben sich an die Wirkungen gewöhnt und benötigen eine ständig neue Nikotinzufuhr, da ansonsten Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, Nervosität oder depressive Verstimmungen auftreten können. Dies kann zu einem Nikotinabusus führen.

Weitere Anzeichen einer Nikotinsucht und eines Nikotinabusus sind:

  • Starkes Rauchverlangen, das erst nach mehrmaligem Inhalieren verschwindet

  • Körperliches Unwohlsein bei längerer Rauchpause

  • Innere Unruhe, wenn sich der Zigarettenvorrat dem Ende zuneigt

  • "Vorrauchen", wenn vorübergehend nicht geraucht werden kann

  • Billigung von gesundheitlichen Schäden infolge des Rauchens

Viele Menschen mit Nikotinsucht haben bereits mehrere gescheiterte Versuche hinter sich, mit dem Rauchen aufzuhören.

Wie entstehen Nikotinsucht und Nikotinabusus?

Nikotin, die Hauptsubstanz der Tabakpflanze, gilt neben Alkohol als die am häufigsten verbreitete legale Droge in Deutschland. Sie hat ein sehr hohes Suchtpotenzial. Wie der Konsum anderer Drogen führt Rauchen sowohl zu einer körperlichen als auch einer psychischen Abhängigkeit.

Körperliche Abhängigkeit durch Nikotin

Das Nervengift wird beim Rauchen von Zigaretten aufgenommen und gelangt über die Schleimhäute ins Blut und dann ins Gehirn. Dort bindet sich der Stoff an spezielle Rezeptoren, die die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Acetylcholin, Dopamin, Adrenalin und Serotonin fördern.

Dies führt zu einer Reihe von körperlichen Reaktionen:

  • Gesteigerter Blutdruck
  • Beschleunigter Herzschlag
  • Gedämpfter Appetit
  • Gesteigerte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit
  • Reduzierter Stress und Müdigkeit

Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper allerdings an das Nikotin und es ist eine höhere Menge des Nervengiftes notwendig, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Es bildet sich eine Toleranz gegenüber Nikotin, die zu einer körperlichen Abhängigkeit führt.

Bei längerer Rauchpause können Entzugserscheinungen wie ein starkes Rauchverlangen, Gereiztheit und depressive Stimmungszustände auftreten. Weitere Zusätze im Tabak (insbesondere Zucker und Ammoniak) können das Suchtverhalten und den Nikotinabusus erhöhen.

Psychische Abhängigkeit durch das Rauchen

Neben den körperlichen Aspekten spielt auch die psychische Komponente des Rauchens eine wichtige Rolle. Nikotin aktiviert Bereiche des Gehirns, die für das Lernen zuständig sind.

So kommt es zu einer Verknüpfung des Nikotinkonsums mit bestimmten Situationen, in denen üblicherweise geraucht wird – sei es die Belohnungszigarette nach dem Arbeitstag oder eine gemütliche Zigarette nach dem Essen. In diesen Zeiträumen ist es nach dem Rauchstopp besonders schwer, nicht rückfällig zu werden.

Zudem werden alle Aspekte des Rauchens, vom heranwehenden Tabakrauch bis zum Knistern der Verpackung, meist mit Wohlbefinden assoziiert (Konditionierung), was das Abgewöhnen und die Behandlung eines Nikotinabusus ebenfalls erschwert.

Wie wird eine Nikotinsucht diagnostiziert?

Wie viele Zigaretten pro Tag konsumiert werden müssen, damit eine Person als süchtig gilt, lässt sich nicht genau definieren. Wer aufhören möchte zu rauchen und dabei Schwierigkeiten hat, sollte sich allerdings ärztliche Hilfe suchen.

Die*der Ärztin*Arzt kann beispielsweise mithilfe des sogenannten Fagerström-Tests herausfinden, wie stark die Tabakabhängigkeit ist. Dieser beinhaltet zum Beispiel Fragen, wann nach dem Aufwachen die erste Zigarette angezündet und wieviel im Allgemeinen pro Tag geraucht wird.

Die Angaben werden mit Punkten bewertet, die eine Aussage darüber ermöglichen, wie stark die Nikotinsucht und der damit verbundene Nikotinabusus sind.

Des Weiteren können aber auch körperliche Symptome (wie Raucherhusten) oder gelblich verfärbte Zähne auf einen starken Nikotinkonsum hinweisen.

Rauchen aufhören: Wie leicht fällt es Ihnen? 

Therapie: Wie lässt sich die Nikotinsucht überwinden?

Entscheidender Faktor, um eine Nikotinsucht und den damit einhergehenden Nikotinabusus zu bekämpfen, stellt in erster Linie der eigene Wille dar. Ist dieser vorhanden, gibt es einige Strategien, um mit dem Rauchen aufzuhören. Dazu gehören:

  • Schlusspunktmethode: Einige Betroffene versuchen es mit einem Rauchstopp von einem auf den anderen Tag. Diese Methode hat aber die niedrigste Erfolgsquote. Besser kann es sein, das Rauchen nach und nach aufzugeben.

  • Verhaltenstherapien: In Gruppen- oder Einzeltherapien lernen Betroffene Situationen, in denen sie gewöhnlich zur Zigarette gegriffen haben, zu erkennen und durch rauchfreie Verhaltensweisen zu ersetzen.

  • Nikotinersatztherapie: Auftretende Beschwerden des Entzugs lassen sich in der ersten Phase des Rauchstopps mit Nikotinersatzpräparaten (zum Beispiel Nikotinpflaster oder -kaugummis) abmildern.

  • Raucher-Pille: Eine Verhaltenstherapie kann neben Nikotinersatzprodukten auch medikamentös unterstützt werden. Zugelassene Wirkstoffe sind beispielsweise Bupropion und Vareniclin.

Entspannungstraining oder sportliche Aktivitäten sowie Akupunktur, Akupressur oder Hypnose können ebenfalls bei Nikotinsucht und Nikotinabusus hilfreich sein. Unterstützung bei ihrem Weg aus der Nikotinabhängigkeit finden Interessierte zudem bei zahlreichen Suchtberatungsstellen oder suchtmedizinischen Ambulanzen.

Die körperlichen Symptome des Nikotinentzugs verschwinden in der Regel nach wenigen Wochen. Problematisch ist vor allem die psychische Abhängigkeit, die gegebenenfalls länger behandelt werden muss, um Rückfälle und erneuten Nikotinabusus zu vermeiden.

Folgen der Nikotinsucht: Gute Gründe für den Rauchstopp

Jahrelanges Rauchen schädigt nicht nur die Lunge, sondern den ganzen Körper. Tabakkonsum ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und viele weitere Krankheiten.

Im Durchschnitt leben Raucher*innen zehn Jahre weniger als Nichtrauer*innen. Allerdings ist dafür nicht allein das Nikotin verantwortlich. Tabak enthält viele weitere krankmachende Substanzen wie Schwermetalle, Phenole oder Kohlenmonoxid.

Rauchen erhöht die Wahrscheinlichkeit folgender Erkrankungen:

Darüber hinaus können die Schadstoffe den Alterungsprozess beschleunigen. Die Haut wird schneller faltig.

Besonders schädlich ist Rauchen in der Schwangerschaft, da das Nikotin über die Plazenta zum ungeborenen Kind gelangt. Der Tabakkonsum erhöht die Gefahr von Frühgeburten und Fehlgeburten.

Zudem entwickeln sich Kinder von Raucher*innen langsamer und haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-, Krebs- und Atemwegserkrankungen.

Wie lässt sich einer Nikotinabhängigkeit vorbeugen?

Um einer Nikotinsucht und damit verbundenem Nikotinabusus vorzubeugen, sollte erst gar nicht mit dem Rauchen begonnen werden. Denn wer regelmäßig raucht, kann damit meist schwerer wieder aufhören.

Vor allem Jugendliche probieren gerne einmal Zigaretten aus und unterschätzen das Suchtpotenzial. Daher ist eine Rauchprävention in jungen Jahren wichtig. Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig über die Gesundheitsgefahren des Rauchens aufgeklärt werden.

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