Takayasu-Arteriitis: Therapie mit Entzündungshemmern
Bei der Takayasu-Arteriitis kommt es zu einer Entzündung großer Gefäße. Betroffen ist meist der obere Teil der Hauptschlagader und die davon abgehenden Gefäße, der so genannte Aortenbogen. Risikogruppe der seltenen Autoimmunerkrankung sind junge Frauen unter 40.
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Eine Takayasu-Arterienentzündung (Takayasu-Arteriitis) ist eine Entzündung der Arterienwand, die häufig mit einer Einengung des inneren Gefäßdurchmessers oder auch mit dem Absterben von Wandzellen einhergeht.
Arterienentzündungen sind vornehmlich unspezifisch, das heißt, durch keinen bestimmten Krankheitserreger verursacht. Bei der Takayasu-Arteriitis handelt es sich um eine Gefäßentzündung, die die Wand der Hauptschlagader einschließlich ihrer Äste befällt. Bei der Krankheit finden sich im Bereich der mittleren und äußeren Schicht der Gefäßwand typische entzündliche Ansammlungen von Zellen mit großem Kern (Monozyten) und sogenannten Riesenzellen.
Je nach Befallmuster, der Verteilung der betroffenen Arterien werden vier verschiedene Typen der Takayasu-Arteriitis unterschieden:
- I: Befall des Bogens der Hauptschlagader einschließlich der großen abgehenden Äste (Halsschlagader, Oberarmarterien)
- II: Befall des absteigenden Teils der Brustschlagader sowie der Bauchschlagader einschließlich ihrer großen Äste (Darmarterien)
- III: Befall aller Abschnitte der Hauptschlagader (Aortenbogen, Brust- und Bauchschlagader)
- IV: Befall der Hauptschlagader mit Beteiligung der Lungenarterien
Symptome der Takayasu-Arteriitis
Die Takayasu-Arterienentzündung verläuft phasenförmig. Eine akuter Schub wird durch eine chronische Phase abgelöst.
In der akuten Entzündungsphase stehen allgemeine Krankheitszeichen im Vordergrund, beispielsweise:
- Fieber
- Nachtschweiß
- Muskelschwäche
- Gelenkschmerzen
- ungewollter Gewichtsverlust
In der chronischen Phase der Gefäßentzündung dominieren die spezifischen Zeichen der Einengung oder des Verschlusses von Arterien. Je nachdem, welche Arteriengebiete von der Entzündung betroffen sind, kommt es zu:
- einseitiger belastungsabhängiger Armschwäche
- Pulslosigkeit an einem oder beiden Armen
- Blutdruckdifferenz an beiden Armen von mehr als 20 mmHg
- Schlaganfallzeichen bei Befall der (hirnversorgenden) Halsarterien
- Herzinfarkt oder Brustschmerzen als Zeichen der Einengung von Herzkranzgefäßen (Angina pectoris) bei Befall der herzversorgenden Kranzarterien
Mögliche Ursachen der Arterienentzündung
Die genaue Ursache der Takayasu-Arteriitis ist bis heute ungeklärt. Als Auslöser der Gefäßentzündung werden aber Autoimmunreaktionen angenommen.
Autoimmunreaktionen sind Fehlleistungen des menschlichen Immunsystems. Ein gesundes Immunsystem dient der Bildung von Antikörpern gegen körperfremde Stoffe, beispielsweise Krankheitserreger, während körpereigene Substanzen vom Immunsystem toleriert werden. Bei Autoimmunerkrankungen geht diese Toleranz gegen bestimmte körpereigene Substanzen verloren. So werden zum Beispiel Oberflächenbestandteile von Körperzellen vom Immunsystem als fremd eingestuft und es werden Antikörper gebildet, die die Zellen zerstören. Im Gewebe, welches diese Zellen enthält, führt dies zu einer Entzündung mit Untergang von Zellen.
Welche Gründe jedoch dazu führen, dass das Immunsystem gegen körpereigene Bausteine vorgeht, ist bislang unbekannt. Diskutiert werden vorangegangene Virusinfektionen, chemische Schadstoffe oder aber auch vererbte Immunschwächen.
EKG bis Ultraschall: Diagnose der Takayasu-Arteriitis
Die einfachste Untersuchung, die bei Verdacht auf Takayasu-Arterienentzündung durchgeführt werden sollte, ist das beidseitige Tasten des Armarterienpulses und die seitenvergleichende Blutdruckmessung. Im Erkrankungsfall fehlen einseitig oder beidseitig die Armarterienpulse, die Blutdruckmessung ergibt Seitenunterschiede von mehr als 20 mmHg.
Darüber hinaus können weitere Untersuchungen nützlich sein, das Ausmaß der Takayasu-Arterienentzündung zu erfassen:
Elektrokardiogramm (EKG)
Typische EKG-Befunde werden im Falle des entzündlichen Befalls der Herzkranzgefäße gefunden. Hier zeigen sich Zeichen der Mangeldurchblutung der Herzmuskulatur, möglicherweise auch Rhythmusstörungen.
Laboruntersuchungen
Bei Verdacht auf einen akuten Entzündungsschub der Takayasu-Arteriitis kann die Erhöhung folgender Laborwerte hinweisend auf diese Erkrankung sein:
- Blutsenkungsgeschwindigkeit
- weiße Blutkörperchen im Blutbild
- C-reaktives Protein
Ultraschalluntersuchung
Mithilfe einer zweidimensionalen Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader lassen sich Hinweise auf das Vorliegen einer Takayasu-Arteriitis gut erkennen. Dies sind typischerweise gleichförmige, durchgehende Verdickungen der Arterienwand, die nicht Schallschatten gebend sind.
Kontrastmitteldarstellung
Konnte mithilfe der bisher erwähnten Untersuchungen die Erkrankung nicht eindeutig nachgewiesen werden, so ist die Durchführung einer Kontrastmitteluntersuchung der Arterien erforderlich. Hierbei wird ein flüssiges Kontrastmittel in eine Arterie gespritzt und die Verteilung des Kontrastmittels im Röntgenfilm beobachtet. Typische Befunde im Kontrastmittelbild, die für das Vorliegen einer Takayasu-Arteriitis sprechen, sind Verengungen oder Verschlüsse im Bereich der Hauptschlagader und/oder deren Hauptäste.
Ist die Kontrastmitteldarstellung der Arterien unauffällig, so kann damit das Vorliegen einer Takayasu-Arterienentzündung sicher ausgeschlossen werden.
Therapie mit Entzündungshemmern
Da die Ursache der Takayasu-Arterienentzündung unbekannt ist, ist eine ursächliche Behandlung der Erkrankung nicht möglich.
Im entzündlichen Schub wird bei einer Takayasu-Arteriitis Kortison gegeben. Kortison ist ein Medikament mit allgemein entzündungshemmender Wirkung. Diese Behandlung sollte in einer vom Arzt festgelegten Dosierung erfolgen. Meist beginnt man mit einer bestimmten Kortison-Dosis, die dann verringert wird, wenn es zu einer Rückbildung der allgemeinen Krankheitszeichen kommt. Eine niedrige Erhaltungsdosis von Kortison wird dann oft über weitere zwei Jahre gegeben.
Operative Eingriffe nicht immer sinnvoll
Die Ballondilatation (Ballonerweiterung) von Verengungen oder Verschlüssen oder Gefäßoperationen können im chronischen Stadium der Takayasu-Arterienentzünung erfolgen. Hierbei wird ein Katheter, an dessen Spitze sich ein kleiner Ballon befindet, in das verengte Blutgefäß vorgeschoben. Durch Aufblasen des Ballons wird die Arterie erweitert und die Durchblutung verbessert.
Aufgrund einer hohen Komplikationsrate bedingt durch Gefäßzerreißungen oder Undichtigkeiten im Bereich der chirurgischen Nahtstellen sollten die Gefäßerweiterungen oder Operationen in der akuten Entzündungsphase der Takayasu-Arterienentzündung jedoch vermieden werden. Ist in der akuten Entzündungsphase der Takayasu-Arterienentzündung eine Operation oder Gefäßerweiterung unumgänglich, so ist dies unter Kortison-Schutz empfehlenswert.
Kann man vorbeugen?
Da bislang keine Ursache als Auslöser der Takayasu-Arteriitis bekannt ist, können daraus auch keine speziellen vorbeugenden Maßnahmen abgeleitet werden.
Liegen bereits Verengungen von Schlagadern vor, so kann durch die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) die Blutgerinnungsfähigkeit herabgesetzt werden. Dies beugt dem kompletten Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel vor.
Einer Arteriosklerose vorbeugen
Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, zusätzliche Blutgefäßschäden zu vermeiden. In erster Linie muss deshalb der Arteriosklerose vorgebeugt werden. Die wichtigsten Risikofaktoren für das Entstehen einer Arteriosklerose sind:
- Zigarettenrauchen
- Bluthochdruck
- erhöhte Blutfette
- Zuckerkrankheit
Diese Risikofaktoren können durch eine gesunde Lebensweise und regelmäßige ärztliche Kontrollen gering gehalten werden.
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