Geschlechtskrankheit

Syphilis: Ansteckung, Symptome und Behandlung von Lues

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Die Geschlechtskrankheit Syphilis (Lues) kann sehr unterschiedliche Symptome zeigen. Typisch ist zu Beginn ein kleines Hautgeschwür an der Infektionsstelle. Welche Beschwerden im weiteren Verlauf auftreten und wie die Erkrankung behandelt wird.

Frau hält Kondom in der Hand
© Getty Images/Boyloso

Kurzübersicht: Syphilis (Lues)

Definition: Syphilis ist eine Geschlechtskrankheit, die von vielen Erkrankten unbemerkt bleibt. Andere Bezeichnungen sind Lues oder harter Schanker.

Symptome: Die Erkrankung verläuft in drei Stadien. Zunächst bildet sich ein Hautgeschwür, später kommen Allgemeinsymptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Schmerzen hinzu. Bei der Spätsyphilis können Organe und das Nervensystem (Neurosyphilis) betroffen sein.

Ursache: Auslöser für die Erkrankung sind Bakterien, mit denen man sich vorrangig beim Geschlechtsverkehr ansteckt. Auch während der Schwangerschaft kann eine Mutter ihr ungeborenes Kind anstecken (Syphilis connata).

Therapie: Lues ist mit einer hochdosierten Gabe von Penicillin behandelbar.

Vorbeugen: Auf Anzeichen der sexuell übertragbaren Infektion achten und beim Geschlechtsverkehr Kondome oder Femidome verwenden.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist Syphilis?

Syphilis ist eine gefährliche bakterielle Infektionskrankheit, die von dem Bakterium Treponema pallidum ausgelöst wird. Sie gehört zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und ist bereits seit dem frühen 16. Jahrhundert bekannt. Die medizinische Fachbezeichnung lautet Lues venera (lat.: Lustseuche), umgangssprachlich gibt es die Bezeichnung harter Schanker.

Unbehandelt kann die Syphilis zu schweren Schäden am zentralen Nervensystem und an inneren Organen bis hin zum Tod führen.

Infektionszahlen nehmen zu

Seit 2010 nehmen die Neuerkrankungen an Syphilis wieder stark zu, vor allem in Großstädten. Ein Trend, der sich auch in anderen Ländern beobachten lässt. Als Ursache gilt ein riskantes Sexualverhalten und ungeschützter Geschlechtsverkehr.

Syphilis: Symptome bei Mann und Frau

Man unterscheidet drei Stadien der Syphilis, die sich anhand verschiedener Symptome äußern. Verschwinden die Krankheitsanzeichen zwischen den verschiedenen Stadien, bedeutet das keine Heilung. Am besten sollten gefährdete Personen jede Veränderung am Genitalbereich, Mund oder After von einem*einer Arzt*Ärztin abklären lassen, damit die Frühsyphilis nicht übersehen wird.

Symptome je nach Stadium

Stadium I – Hautgeschwür: Zwei bis vier Wochen nach der Infektion entwickelt sich am Ort des Eintritts der Bakterien ein Primäraffekt (Ulcus durum): Dabei handelt es sich um ein erbsengroßes Knötchen oder ein schmerzloses Geschwür, das nach einigen Wochen von selbst wieder verschwindet. Betroffen sind meist Penis oder Hodensack, Vagina oder Vulva. Das Geschwür kann auch an Lippen, Mund oder Zunge sowie Darmausgang auftreten, hiervon sind überwiegend Männer betroffen. In Stadium I sind Patient*innen hochgradig ansteckend.

Stadium II Fieber und Hautausschlag: Wird die Infektion in Stadium I nicht erkannt und behandelt, treten acht Wochen bis zwei Jahre nach der Rückbildung weitere Symptome auf:

  • Fieber,
  • geschwollene Lymphknoten,
  • Muskelschmerzen,
  • nicht juckende masernähnliche Hautausschläge,
  • Haarausfall,
  • weißliche Beläge in Mund und Rachen.

Auch diese Beschwerden klingen mit der Zeit meist wieder ab. Zudem sind die Betroffenen im Sekundärstadium noch ansteckend, allerdings nicht mehr so stark wie im Primärstadium.

Stadium III Organschäden: Dieses letzte Stadium der Syphilis kann ein oder mehrere Jahre nach der Infektion auftreten. Es ist vom Übergreifen der Infektion auf die inneren Organe und das zentrale Nervensystem (Neurosyphilis) gekennzeichnet. Typischerweise bilden sich weiche Geschwülste (Gummen), die in der Haut, in Knochen und Organen entstehen können. Unbehandelt führen sie zu Schmerzen und schwerden Schäden, im schlimmsten Fall führt die Syphilis zum Tod.

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Häufige Ursachen für Ansteckung mit Syphilis

Übertragen wird der Erreger Treponema pallidum vor allem über ungeschützten Geschlechtsverkehr, seltener auch durch die gemeinsame Benutzung von Spritzen. Die Übertragung ist aber auch durch Küssen und intensives Schmusen sowie indirekt über feuchte Handtücher möglich. Außerhalb des Körpers überlebt das Bakterium jedoch nur kurze Zeit.

Die häufigsten Übertragungswege:

  • Ungeschützter Sex: Die Ansteckung kann bei Vaginal- und Analverkehr erfolgen. Denn das Ulkus kann an den Schleimhäuten von Vagina, Penis oder After zu finden sein.

  • Oralverkehr: Er wird bei vielen sexuell übertragbaren Krankheiten als sicherere Variante gesehen. Nicht so bei Syphilis, hier ist eine Übertragung auch über die Mundschleimhaut möglich.

  • Schwangerschaft: Die Erreger der Syphilis sind plazentagängig, sodass eine schwangere Frau ihr ungeborenes Baby (konnatale Syphilis) anstecken kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist umso höher, je kürzer die Infektion zurückliegt. Hat sich die Frau während der Schwangerschaft angesteckt, liegt die Quote sogar bei 100 Prozent. Eine unbehandelte Syphilis-Infektion ist sehr gefährlich für das ungeborene Kind und kann zu Fehlbildungen, Früh- oder Totgeburt führen. Bei der ersten Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft wird deshalb routinemäßig ein Bluttest auf Lues durchgeführt.

  • Handtücher: Dabei kommt es zu einer Infektion, wenn verletzte Haut oder Schleimhaut mit dem Erreger Kontakt hat. Besitzt zum Beispiel jemand im Genitalbereich ein kleines Syphilis-Geschwür, das Flüssigkeit absondert, enthält diese eine Vielzahl der Bakterien. Beim Abtrocknen nach dem Waschen gelangt die Flüssigkeit in den Handtuchstoff. Wer nun dieses feuchte Handtuch benutzt, kann sich über winzige Hautverletzungen anstecken.

Inkubationszeit von Syphilis mindestens zwei Wochen

Die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) beträgt meist zwei bis vier Wochen, kann sich aber auch auf bis zu drei Monate erstrecken. Im ersten Stadium der Erkrankung ist die Gefahr sich zu infizieren besonders hoch. Der Sexualkontakt mit einem infizierten Menschen führt in rund einem Drittel aller Fälle zu einer Infektion.

Eine Syphilis-Infektion erhöht das Risiko, sich auch mit HIV anzustecken. Nicht selten treten beide Infektionen zeitgleich auf. In ihrem Verlauf können sie sich negativ beeinflussen.

Diagnose der Syphilis

Bei Verdacht auf Syphilis sollten Betroffene eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen. Erfahrene Fachleute können bereits mit einem Blick auf das Ulkus erkennen, ob womöglich Syphilis vorliegt. Ein Abstrich vom Geschwür gibt Gewissheit. Allerdings kann diese Methode nur während der ersten Phase der Syphilis angewandt werden, in der sich die Hautveränderung bildet.

In den späteren Stadien der Syphilis ist ein Test auf Antikörper aus dem Blut ratsam. Das Ergebnis erhalten Patient*innen in der Regel nach ein bis zwei Tagen. Zur Verfügung stehen verschiedene Verfahren, etwa der sogenannte

  • TPHA-Test (Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest) und
  • TPPA-Test (Treponema-pallidum-Partikelagglutinationstest).

Liegt die Ansteckung schon weiter zurück (Spätsyphilis), muss zur Diagnose Rückenmarksflüssigkeit untersucht werden. Das erfolgt durch eine Lumbalpunktion.

Syphilis-Schnelltest für zu Hause

Ein Syphilis-Schnelltest verspricht ein rasches Ergebnis, meist innerhalb von 15 bis 30 Minuten. Oft ist das Ergebnis jedoch nicht verlässlich, zumal es leicht zu Anwendungsfehlern kommen kann. Ein weiteres Problem der Schnelltests: Solange im Blut keine Antikörper vorhanden sind, lassen sich die Erreger nur über einen Abstrich am Geschwür nachweisen.

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Behandlung bei Syphilis erfolgt mit Antibiotika

Zur Therapie von Syphilis eignen sich ausschließlich Antibiotika, die in allen Stadien der Krankheit wirken. Angewendet wird in der Regel hochdosiertes Penicillin. Die Therapie erstreckt sich über mindestens zwei Wochen. Nur so erreicht das Antibiotikum einen gleich hohen Wert im Blut und wirkt ausreichend gegen die Bakterien. Bei einer Penicillinallergie werden die antibiotischen Wirkstoffe Doxycyclin oder Erythromycin über 28 Tage oral gegeben.

Bei Syphilis müssen immer alle Sexualpartner*innen mitbehandelt werden.

Im Verlauf der Behandlung kann es zu körperlichen Reaktionen kommen, etwa Schüttelfrost, Fieber und Kopfschmerzen, medizinisch wird von der Herxheimer-Reaktion (Herx) gesprochen. Die Ursache: Der schnelle Zerfall der Bakterien unter dem Einfluss des Antibiotikums. Diese Reaktion kann so stark ausgeprägt sein, dass mit Kortison gegengesteuert werden muss.

Verlauf und Heilungschancen

Syphilis ist bei rechtzeitiger Diagnose und konsequenter Behandlung mit Penicillin vollkommen heilbar. Nach der Syphilis-Behandlung sind regelmäßige Kontrollen wichtig. In der Regel zeigt sich dabei, ob die Antibiotika-Behandlung die Syphilis vollkommen ausgeheilt hat.

Allgemein wird empfohlen, ein, drei, sechs, neun und zwölf Monate später eine Nachuntersuchung mittels Bluttest durchführen zu lassen. Danach sind weitere Kontrollen nötig, allerdings zunächst im halbjährlichen, dann im jährlichen Abstand. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass ein Rezidiv unentdeckt bleibt, die Syphilis wieder ausbricht und sogar weitergegeben werden kann.

Schutz vor Syphilis

Nach wie vor steht keine Impfung gegen Syphilis zur Verfügung. Die unter "Safer Sex" bekannten Maßnahmen, also in erster Linie geschützter Geschlechtsverkehr mit Kondomen, sind also wichtig. Der Gebrauch von Kondomen kann das Risiko zwar nicht restlos aufheben, aber doch deutlich vermindern.

Zentral für einen wirksamen Schutz noch nicht infizierter Menschen ist die frühzeitige Behandlung erkrankter Personen. Außerdem ist es sinnvoll, dass Menschen, die Sex mit häufig wechselnden Partner*innen haben, regelmäßig einen Syphilis-Test durchführen lassen. Nach überstandener Infektion besteht keine Immunität, man kann also mehrmals erkranken.

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