Schmerzhaft geschwollene Gelenke

Arthritis: entzündliche Gelenkerkrankung

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Arthritis ist eine schmerzhafte Gelenkentzündung, bei der es unbehandelt zu einer völligen Zerstörung des Gelenkknorpels kommen kann. Anders als eine Arthrose kann Arthritis auch schon bei jungen Menschen und Kindern auftreten.

arthritis
© iStock.com/shih-wei

Der Begriff Arthritis stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt so viel wie entzündetes Gelenk. Eine Gelenkentzündung kann grundsätzlich an jedem Gelenk des Körpers auftreten. Wenn nur ein oder wenige Gelenke betroffen sind, spricht der Arzt von einer Mono- oder auch Oligoarthritis. Sind mehrere Gelenke erkrankt, ist von einer Polyarthritis die Rede. Gelenkentzündungen können akut auftreten, aber auch einen chronischen, also langwierigen, Verlauf annehmen.

Artikelinhalte im Überblick:

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Typische Symptome bei Arthritis

Typische Anzeichen für eine Gelenkentzündung sind Überwärmung, Rötung und eine schmerzhafte Schwellung des betroffenen Gelenks. Außerdem kann es zu einem von außen tastbaren Gelenkerguss oder auch zur Eiterbildung im Gelenk kommen. Typisch für eine Arthritis sind auch Schmerzen im Ruhezustand, die stärker werden, wenn das Gelenk belastet wird. Zu Beginn der Erkrankung können zusätzlich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit auftreten.

In späteren Stadien klagen Betroffene meist über eine Morgensteifigkeit der Gelenke, wodurch selbst einfache Tätigkeiten wie das Schließen eines Knopfes oder Greifen eines Gegenstandes nur noch mit großer Anstrengung möglich sind.

Gelenkentzündungen können auch Kinder und sogar Babys betreffen. Kleine Kinder verweigern dann oft das Laufen und möchten getragen werden. Auch grippeähnliche Symptome treten bei Kindern im Zusammenhang mit Arthritis häufig auf.

Wird eine Arthritis nicht rechtzeitig behandelt, kommt es zu Schleimhautwucherungen, die die Knorpelschicht im Gelenk zunehmend angreifen und zerstören. In der Folge treten teilweise massive Gelenkschäden mit typischen Gelenkverformungen auf, die zu starken Bewegungseinschränkungen bis hin zum kompletten Funktionsverlust des Gelenks führen können.

Vielfältige Ursachen für Arthritis

Arthritische Entzündungen können auf unterschiedlichen Wegen entstehen.

  • Infektionen mit Bakterien und anderen Krankheitserregern
  • Autoimmunerkrankungen, wie Rheuma oder Schuppenflechte
  • Stoffwechselerkrankungen wie Gicht
  • Arthrose

Je nachdem, welche der Ursachen in Frage kommt, wird die Arthritis in unterschiedliche Formen eingeteilt:

  • Rheumatoide Arthritis: Die mit Abstand häufigste Form der Arthritis ist die rheumatoide Arthritis (Rheuma). Die rheumatoide Arthritis stellt eine Autoimmunerkrankung dar, bei der das Immunsystem die körpereigene Gelenkschleimhaut als fremd einstuft und angreift. Das führt zu schmerzhaften Gelenkentzündungen mit anfangs auch grippeähnlichen Symptomen. In Deutschland sind etwa 800.000 Menschen betroffen. Rund 13.000 dieser Patienten sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Wenn die Krankheit vor dem 16. Geburtstag beginnt, spricht man auch von einer juvenilen idiopathischen Arthritis. Als Ursache scheint die Vererbung eine Rolle zu spielen.

  • Infektiöse (bakterielle) Arthritis: Ein häufiger Grund für Arthritis sind Infektionen mit Bakterien und anderen Keimen. Meist handelt es sich dabei um Staphylokokken und Streptokokken sowie Viren und Pilze. Diese können durch eine Wunde, eine Operation oder auch eine Spritze direkt ins Gelenk gelangen. Darüber hinaus können Erreger aber auch von einem anderen Infektionsherd im Körper über die Blutbahn in das Gelenk wandern. Zu den infektiösen Formen der Arthritis zählt auch die sogenannte reaktive Arthritis. Hierbei kommt es zu akuten Gelenkentzündungen einige Wochen nach einer durchgemachten bakteriellen Harnwegs-, Atemwegs- oder auch Magen-Darm-Infektion.

  • Arthritis durch Stoffwechselerkrankungen: Auch Stoffwechselerkrankungen wie Gicht können zu Gelenkentzündungen führen. Starke Harnsäureerhöhungen im Blut sind hier dafür verantwortlich, dass sich Harnsäurekristalle bilden, die sich dann in den Gelenken ablagern. Dadurch kommt es zu akuten Entzündungsreaktionen in den Gelenken mit starken Schwellungen und Schmerzen. Man spricht dann auch von einem akuten Gichtanfall.

  • Arthritis durch Arthrose/Aktivierte Arthrose: Eine Gelenkentzündung kann auch infolge einer Arthrose auftreten. Beide Krankheiten sind aber voneinander zu trennen. Während es sich bei einer Arthrose um eine degenerative Erkrankung mit allmählichem, meist altersbedingtem, Gelenkverschleiß handelt, ist Arthritis eine akute Gelenkentzündung. Durch das direkte Aufeinanderreiben der Gelenkflächen bei einer fortgeschrittenen Arthrose und dem Anrieb kleinster Knorpelteilchen in den Gelenkspalt kann es aber auch hier zu einer akuten Entzündung, also einer Arthritis, kommen. Der Arzt spricht in diesem Zusammenhang auch von einer entzündlich aktivierten Arthrose.   

  • Psoriasis-Arthritis: Bei etwa einem Drittel aller Schuppenflechte-Patienten treten neben den Hautveränderungen auch Gelenkentzündungen auf, welche als Psoriasis-Arthritis bezeichnet werden.

Ursache einer Arthritis können außerdem Autoimmunkrankheiten sein.

Diagnose der Arthritis

Tritt eine Gelenkentzündung auf, muss geklärt werden, um welche Art der Arthritis es sich handelt, um sie schnell und fachgerecht behandeln zu können.

Dazu wird der Arzt zunächst ausführlich die Krankengeschichte (Anamnese) erheben. Er fragt dabei nach den genauen Symptomen sowie Begleitbeschwerden. Wichtig ist auch zu wissen, ob es im Vorfeld Erkrankungen, Verletzungen oder Operationen gab. Wird eine rheumatoide Arthritis vermutet, will der Arzt auch wissen, ob ähnliche Beschwerden auch in der nahen Verwandtschaft auftreten oder aufgetreten sind. Anschließend erfolgt eine eingehende körperliche Untersuchung, bei der das Gelenk optisch begutachtet und abgetastet wird. Außerdem wird die Beweglichkeit getestet.

Blutuntersuchung

In der Regel wird auch eine Blutuntersuchung durchgeführt. Meist findet man die Erreger, die die Gelenkentzündung ausgelöst haben, auch im Blut. Fast immer werden auch erhöhte Entzündungswerte festgestellt. Bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis kann zusätzlich auf spezielle Rheuma-Faktoren getestet werden. Bei Verdacht auf Gicht wird untersucht, ob die Harnsäurewerte im Blut erhöht sind. Wird eine infektiöse Arthritis vermutet, kann auch etwas Eiter oder Flüssigkeit des Gelenkergusses aus dem Gelenk mit einer Nadel punktiert und diese Probe anschließend auf die Erreger untersucht werden.

Bildgebende Verfahren

Zur weiteren Beurteilung der Erkrankung können außerdem bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder auch eine Gelenkspiegelung durchgeführt werden.

Therapie der Arthritis richtet sich nach Ursache

Eine Arthritis ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Unbehandelt kann der Gelenkknorpel innerhalb kurzer Zeit unwiederbringlich beschädigt oder gar zerstört werden. Es ist deshalb wichtig, möglichst rasch zu handeln. Die Behandlung der Arthritis richtet sich dabei nach Ursache und Form der Gelenkentzündung.

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Akute Arthritis

Akute Formen der Arthritis sind meist durch eine Infektion bedingt, können aber auch bei anderen Arthritis-Arten auftreten. Rechtzeitig behandelt, können sie meist vollständig ausheilen, ohne dass bleibende Schäden zurückbleiben. Folgende Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:

  • Wichtig ist das betroffene Gelenk zu schonen, zu kühlen und hoch zu lagern, um die Schwellung zu verringern.
  • Schmerzmittel helfen die Schmerzen zu lindern (vor allem nachts).
  • Je nachdem welche Erreger für die Entzündung verantwortlich sind, werden Antibiotika, antivirale Medikamente, Antipilzmittel sowie entzündungshemmende und die Immunreaktion abschwächende Medikamente wie Diclofenac oder Kortison verabreicht. Diese können als Tabletten oder Infusion gegeben werden. Mitunter wird das Medikament auch direkt in das Gelenk gespritzt.
  • In fortgeschrittenen Stadien kann es nötig werden, Eiter und Flüssigkeitsansammlungen im Rahmen einer Gelenkspiegelung operativ zu entfernen.
  • Anschließend wird das Gelenk ausgiebig gespült. Dabei können auch Medikamente direkt an den Entzündungsort gebracht werden.
  • Eine Drainage kann außerdem helfen, neu gebildeten Eiter und Gelenkerguss leichter abfließen zu lassen.

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste dauerhafte Gelenkentzündung und nicht heilbar. Frühzeitig erkannt, kann ein Fortschreiten der Erkrankung aber effektiv hinausgezögert werden und die Beschwerden nachhaltig gelindert werden. Die Therapie besteht aus mehreren Säulen:

  • Langsam wirkende Basismedikamente bekämpfen die Entzündungen dauerhaft, wirken aber erst nach mehreren Wochen.
  • Zur Akutbehandlung von Entzündungen werden deshalb schnell wirksame Kortison-Medikamente eingesetzt.
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirken ebenfalls entzündungshemmend und bekämpfen zusätzlich die Schmerzen.
  • Krankengymnastik, Physio- und Ergotherapie erhalten die Beweglichkeit und helfen den Alltag besser zu meistern.
  • In begründeten Fällen können auch gelenkerhaltende Operationen durchgeführt sowie künstliche Gelenke eingesetzt werden.

Chronische Arthritis

Chronische Verläufe mit immer wieder neu aufflammenden Gelenkentzündungen werden in der Regel durch bestehende Grunderkrankungen wie Gicht, Schuppenflechte und Rheuma verursacht. Hier muss zum einen die jeweilige Erkrankung behandelt werden und zusätzlich Maßnahmen ergriffen werden, um eine Schädigung der Gelenke zu vermeiden.

Gicht-Arthritis

Bei einer Gichterkrankung ist es wichtig, den Harnsäurespiegel zu senken und dauerhaft niedrig zu halten. Dazu ist es nötig die Ernährung auf eine purinarme Diät umzustellen. Reicht eine Diät allein nicht aus, können zusätzlich noch harnsäuresenkende Medikamente gegeben werden. Kommt es trotzdem zu einem akuten Gichtanfall, werden spezielle Gichtmedikamente (Colchicin), nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sowie Glukokortikoide eingesetzt. Zeigen diese nicht die gewünschte Wirkung, können auch Interleukin-1β-Antikörper eingesetzt werden.

Psoriasis-Arthritis

Gelenkentzündungen infolge von Schuppenflechte sind nicht heilbar, aber gut behandelbar. Sie werden ebenfalls mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten therapiert. Ergänzend kann Physiotherapie eingesetzt werden. Zur Basistherapie gehören darüber hinaus Biologika, die die übersteigerte Reaktion des Immunsystems dämpfen.

Arthritis: Was Sie selbst tun können

Arthritis kann man nicht direkt vorbeugen. Allerdings können Sie einiges tun, um die Gelenke gesund zu halten.

  • Regelmäßige Bewegung ist gut für die Gelenke. Wählen Sie dabei vor allem gelenkschonende Sportarten, wie Schwimmen, Walken und Fahrradfahren.
  • Achten Sie auf gute Schuhe, die bequem sind und die Gelenke entlasten.
  • Übergewicht abbauen. Jedes Pfund weniger entlastet die Gelenke.
  • Insbesondere, wenn Sie an Gicht leiden, sollten Sie auf den Puringehalt von Lebensmitteln achten und die Ernährung auf purinarme Lebensmittel umstellen.
  • Rauchen aufgeben. Das gilt vor allem für Menschen mit rheumatoider Arthritis. Der Genuss von Tabakwaren beeinflusst den Krankheitsverlauf hier nachweislich negativ.

Austausch in Selbsthilfeorganisationen

Chronische Krankheiten wirken sich auf viele Lebensbereiche aus. Es kann sehr hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Selbsthilfegruppen bieten dazu eine gute Möglichkeit. Wenn Sie selbst von rheumatoider Arthritis, Gicht-Arthritis oder Psoriasis-Arthritis betroffen sind, können Sie sich unter anderem an folgende Selbsthilfeorganisationen wenden und finden dort auch Adressen für Selbsthilfegruppen in der Nähe Ihres Wohnortes:

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