Kreislauf im Keller

Niedriger Blutdruck: Symptome und was tun bei Hypotonie?

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Ständige Müdigkeit oder Schwindelanfälle? Hinter diesen Beschwerden kann ein niedriger Blutdruck (Hypotonie) stecken. Das ist in den meisten Fällen harmlos – aber nicht immer. Wann ist niedriger Blutdruck gefährlich, was sind die Ursachen und welche Hausmittel helfen, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen?

Niedriger Blutdruck
© Getty Images/nicoletaionescu

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie äußert sich ein zu niedriger Blutdruck? Eine Hypotonie kann sich durch Symptome wie Schwindel, Müdigkeit, Blässe, Schwächegefühl oder Ohnmacht äußern. Der obere Blutdruckwert liegt unter 100 mmHg.

Unterscheiden sich die Symptome von niedrigem Blutdruck bei Frauen? Frauen haben generell einen etwas niedrigeren Blutdruck als Männer. Vor allem bei schwangeren oder jungen Frauen kann es daher zu Kreislaufproblemen kommen. Die Symptome unterscheiden sich aber grundsätzlich nicht.

Wann ist niedriger Blutdruck gefährlich? Der Blutdruck ist gefährlich niedrig, wenn er so stark sinkt, dass die normale Blutversorgung des Körpers und damit die Sauerstoffversorgung der Organe nicht mehr gewährleistet ist, was zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen kann.

Was kann ich tun, wenn der Blutdruck zu niedrig ist? Bei zu niedrigem Blutdruck kann es helfen, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, etwas salzreiches zu essen oder langsam aufzustehen, um Schwindel zu vermeiden. Bei anhaltenden oder schweren Symptomen sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Artikelinhalte im Überblick:

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Definition von Hypotonie: Was ist niedriger Blutdruck?

Von Hypotonie, wie niedriger Blutdruck auch genannt wird, sprechen Fachleute, wenn der systolische (obere) Blutdruckwert unter 100 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) liegt.

Im Vergleich zum Bluthochdruck ist die Hypotonie für Herz und Gefäße ungefährlich. Wenn er genetisch bedingt ist und keine Beschwerden verursacht, hat er auch keinen Krankheitswert. Eine solche Hypotonie kommt vor allem bei jungen, schlanken Frauen vor.

In seltenen Fällen können aber auch körperliche Erkrankungen zu niedrigem Blutdruck führen.

Symptome von zu niedrigem Blutdruck

Ist der Blutdruck zu niedrig, werden Organe manchmal nicht optimal mit Blut versorgt. Das zeigt sich vor allem an der Gehirnfunktion. Zu niedriger Blutdruck kann etwa zu folgenden Symptomen führen:

  • morgendliche Antriebsschwäche
  • Sehstörungen wie Schwarz- oder Sternchensehen
  • Schwindel (vor allem beim Aufstehen und Positionswechsel)
  • Neigung zu Ohnmachtsanfällen (Synkopen)
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsmangel
  • kalte Füße oder Hände
  • Ohrensausen
  • Zittern
  • Blässe 
  • Müdigkeit
  • Herzrasen

Niedriger Blutdruck aber hoher Puls?

Ein niedriger Blutdruck kann auch mit einem zu hohen Puls einhergehen. Die Ursache: Ist der Blutdruck besonders niedrig, droht eine Mangeldurchblutung. Das Herz versucht dies zu verhindern und beschleunigt den Herzschlag, um alle Organe gut zu versorgen. Dieser hohe Puls ist also typisch für einen zu niedrigen Blutdruck und sorgt letztlich dafür, dass der Kreislauf auch bei starkem Blutmangel stabil bleibt und alle Organe ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden.

Ursachen von niedrigem Blutdruck

Je nach Ursache werden folgende Formen der Hypotonie unterschieden:

  • Primäre (essenzielle) Hypotonie: Meist lässt sich die genaue Ursache für einen zu niedrigen Blutdruck nicht feststellen. Vermutlich spielen die Gene eine Rolle, da Hypotonie in manchen Familien gehäuft auftritt. Es sind oft gesunde, junge und schlanke Menschen betroffen.

  • Sekundäre Hypotonie: Diese Form ist hingegen Folge einer Krankheit, zum Beispiel einer Schilddrüsenunterfunktion, neurologischen Erkrankungen wie die Parkinson-Krankheit oder Herzschwäche. Ebenso führen ein starker Flüssigkeits- oder Blutverlust mitunter zu einem Abfall des Blutdrucks. Auch durch bestimmte Medikamente wie Betablocker kann der Blutdruck stark absinken.

  • Orthostatische Hypotonie oder Dysregulation: Die meist nur kurz anhaltende Hypotonie tritt auf, wenn durch schnelles Aufstehen oder einen Wechsel der Körperposition das Blut in den Beinen versackt und dadurch die Blutversorgung des Gehirns vorübergehend reduziert wird. Typische Symptome sind Schwindelgefühle und Sehen von Sternchen. Betroffen sind häufig Menschen über 65 Jahre.

Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft

Hypotonie ist ein häufiges Phänomen in der Schwangerschaft, insbesondere in den ersten sechs Monaten. In dieser Zeit wird der Kreislauf durch das Wachstum der Plazenta und des Babys zusätzlich belastet, was zu einem Absinken des Blutdrucks führt. Dies ist jedoch normal und meist kein Grund zur Besorgnis.

Im zweiten Trimester stabilisieren sich die Blutdruckwerte in der Regel wieder. Bleiben die Werte jedoch im letzten Drittel der Schwangerschaft zu niedrig, kann dies zu einer Unterversorgung des Kindes führen. In solchen Fällen ist es wichtig, rechtzeitig zu handeln, um mögliche Entwicklungsstörungen oder Komplikationen während der Geburt zu vermeiden.

Niedriger Blutdruck – was tun?

Meist helfen bereits einfache Maßnahmen und Hausmittel, einen zu niedrigen Blutdruck auf normale Werte bringen, etwa:

  • regelmäßiger Sport wie Schwimmen, Joggen oder Wandern

  • Wechselduschen oder Kneipp-Kuren

  • Bürstenmassagen

  • eine erhöhte Salzzufuhr (da das Salz Wasser bindet und damit den Blutdruck erhöht)

  • morgendliche Gymnastik im Bett ("Rad fahren" mit den Füßen)

  • ausreichend Schlaf

  • viel Trinken (mindestens 2 bis 2,5 Liter täglich)

Wer unter orthostatischer Hypotonie leidet, sollte zudem morgens langsam aufstehen und am besten einige Minuten auf der Bettkante sitzen bleiben. Unterstützend kann es helfen, einen halben Liter Wasser vor dem Aufstehen zu trinken.

Heilpflanzen bei zu niedrigem Blutdruck

Es gibt auch einige pflanzliche Mittel, die blutdrucksteigernd wirken können. Zu den bewährten Wirkstoffen zählen:

Vor der Einnahme solcher Präparate sollten sich Patient*innen am besten in ihrer ärztlichen Praxis oder Apotheke beraten lassen.

Medikamente gegen zu niedrigen Blutdruck

Eine medikamentöse Therapie mit blutdrucksteigernden Arzneimitteln ist bei Hypotonie nur in sehr seltenen Fällen notwendig. Meist können bereits einfache Maßnahmen den Kreislauf ankurbeln. Auch ist manchmal in ärztlicher Rücksprache eine Neueinstellung von Alphablockern, Diuretika oder anderen Medikamenten hilfreich.

Erzielen diese Maßnahmen keine Erfolge und die Blutdruckwerte bleiben weiterhin niedrig, können Sympathomimetika verschrieben werden. Diese Wirkstoffe, zu denen Etilefrin oder Midodrin zählen, aktivieren den Sympathikus, einen zentralen Teil des vegetativen Nervensystems. Dadurch kommt es zur Verengung der Blutgefäße, was wiederum zu einem Anstieg des Blutdrucks führt.

Allerdings können die blutdrucksteigernden Medikamente eine Vielzahl an Nebenwirkungen wie Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, innere Unruhe oder Angstzustände verursachen. Daher ist eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung erforderlich.

Niedriger Blutdruck: So erfolgt die Diagnose

Vor allem, wenn niedriger Blutdruck mit Symptomen wie Schwindel oder Ohnmacht auftritt, sollte dies ärztlich abgeklärt werden. Der*die Arzt*Ärztin wird die betroffene Person zunächst ausführlich befragen. Von Interesse ist zum Beispiel, welche Medikamente eingenommen werden oder in welchen Situationen es zu Beschwerden kommt.

Um festzustellen, ob eine orthostatische Hypotonie vorliegt, wird häufig der sogenannte Schellong-Test angewandt. Hierbei wird der Blutdruck zunächst mehrmals im Liegen und anschließend im Stehen gemessen. Mit dieser Methode kann beobachtet werden, ob und wie stark der Blutdruck bei einer Änderung der Körperposition abfällt.

Manchmal wird auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung veranlasst. Darüber hinaus können weitere diagnostische Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen oder Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um andere Erkrankungen als Ursache auszuschließen.

Wie gefährlich ist zu niedriger Blutdruck?

Generell wird Hypotonie als relativ harmlos angesehen, da ein niedriger Blutdruck die Blutgefäße eher schont, anstatt sie zu belasten, wie es bei Bluthochdruck der Fall ist.

Allerdings verursachen Symptome wie Konzentrations- und Leistungsschwäche, Sehstörungen oder Herzklopfen bei Betroffenen oft einen hohen Leidensdruck. Schwindel oder Ohnmacht können zu Stürzen und schweren Verletzungen führen. Eine orthostatische Hypotonie erhöht zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Entwicklung einer Demenz oder Depression.

Ist der Blutdruck sehr niedrig, besteht darüber hinaus die Gefahr, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann. Bei einem plötzlichen Blutdruckabfall kann es zu einem lebensgefährlichen Kreislaufschock kommen, der häufig Folge von schweren allergischen Reaktionen, Vergiftungen, Schlaganfällen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

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