Ursachen und Behandlung

Tremor: Zittern am ganzen Körper

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Bei einem Tremor zittern die Muskeln unwillkürlich, ohne dass Menschen dies beeinflussen können. Das Zittern ist oft harmlos, es kann aber auch auf schwere Krankheiten wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose hindeuten. Meist lässt sich das Symptom gut behandeln.

Zittern
© Getty Images/urbazon

Tremor ist ein Symptom und kommt bei vielen Krankheiten vor, aber auch bei gesunden Menschen tritt es manchmal auf. Es entsteht, wenn sich einander entgegenwirkende Muskelgruppen unwillkürlich zusammenziehen. Die feinen Bewegungen sind mit dem bloßen Auge oft kaum wahrnehmbar. Bei leichter Ausprägung ist in der Regel keine Therapie notwendig. Stärkeres Zittern kann den Alltag von Betroffenen jedoch beeinträchtigen. Kleine Dinge wie Ankleiden oder Rasieren werden so schnell zur Herausforderung.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein Tremor?

Bei einem Tremor handelt es sich um eine Bewegungsstörung, die Hände, Arme, aber auch den gesamten Körper betreffen kann und mit rhythmischem Zittern verbunden ist. Die Muskeln ziehen sich wiederholt zusammen und entspannen sich wieder.

Das Zittern bei eisigen Außentemperaturen oder nach dem Sprung ins kalte Wasser kennt wohl jede*r. Dieses natürliche und normale Muskelzittern nennen Fachleute physiologischen Tremor. Durch Muskelzucken wird zusätzlich Körperwärme erzeugt, um nicht auszukühlen. Aber auch innere Einflüsse, etwa Stress, können Menschen zum Zittern bringen. Diese Art von Tremor tritt bei fast allen gelegentlich auf und ist ganz normal.

Zittern kann aber auch ein Begleitsymptom bestimmter Erkrankungen, etwa der Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) oder der Multiplen Sklerose sein. Zudem können bestimmte Medikamente als mögliche Nebenwirkung einen Tremor auslösen. In der Fachsprache ist dann von einem sekundären Tremor die Rede.

Klassifikation: Welche Tremorformen gibt es?

Es werden zwei Tremorformen unterschieden, die unter verschiedenen Bedingungen in Erscheinung treten:

  • Beim Ruhetremor zittern die Körperteile im Ruhezustand, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist.

  • Beim Aktionstremor macht sich das Zittern hingegen bei verschiedenen Bewegungen bemerkbar.

Zudem werden beim Aktionstremor noch weitere Unterformen definiert:

  • Haltetremor: Die Gliedmaßen zittern, wenn sie hochgehalten werden.

  • Bewegungstremor: Das Zittern setzt bei nicht zielgerichteter Bewegung ein, etwa beim Auf-und Abbewegen der Arme und Hände.

  • Intentionstremor: Der Tremor wird bei zielgerichteter Bewegung sichtbar, zum Beispiel wenn Patient*innen den Finger an die Nasenspitze führen sollen.

  • Aufgabenspezifischer Tremor: Das Zittern setzt bei bestimmten Tätigkeiten ein, etwa beim Schreiben, Sprechen oder Spielen eines Instruments.

Die Umstände, unter denen das Zittern auftritt, liefern wichtige Hinweise auf die Ursache und sind entscheidend für die Diagnose. Auch kann die Bewegungsstörung schnell oder langsam sowie stark oder schwach ausgeprägt sein.

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Ursachen: Wie entsteht ein Tremor?

Für einen Tremor kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Diese können harmlos und von vorübergehender Natur sein. Hinter dem Zittern können aber auch ernste Erkrankungen stecken, die behandelt werden müssen.

Mögliche Ursachen für einen Tremor sind:

  • Vitamin-B-12-Mangel 
  • Chronischer Alkoholmissbrauch 
  • Alkohol- und Drogenentzug
  • Konsum von zu viel Koffein
  • Überanstrengung der Muskeln
  • Erschöpfung
  • Seelische Belastungen, etwa Stress oder Schmerz
  • Gefühle wie Angst, Aggression oder Wut
  • Kälteempfinden
  • Traumatische Erlebnisse, etwa Unfälle, tätliche Angriffe, Kriegseinsätze, die nachträglich Zitterattacken auslösen können (psychogener Tremor)

Tremor als Nebenwirkung von Medikamenten

Bei einigen Betroffenen entsteht das Zittern aber auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente. Ärzt*innen sprechen dann von einem medikamenteninduzierten Tremor. Folgende Arzneien können das Zittern auslösen:

  • Krebsmedikamente (Zytostatika, Antiöstrogene)
  • Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva)
  • Schilddrüsenhormone
  • Medikamente zur Behandlung von Psychosen (Neuroleptika)
  • Antidepressiva (Arzneimittel, die vornehmlich zur Behandlung von Depression eingesetzt werden)
  • Asthma-Medikamente (Sympathomimetika, Kortison, Theophyllin)
  • Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika)
  • Mittel gegen Epilepsie (Antiepileptika)
  • Einige Blutdruckmedikamente (Antihypertensiva)

Zittern als Symptom bei Krankheiten

Einige Krankheiten stehen mit dem Symptom Zittern in Verbindung. Die häufigsten sind:

Sonderform: Essentieller Tremor

Der Tremor kann auch ein eigenständiges Krankheitsbild sein. Dann steht das Zittern nicht in Zusammenhang mit Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder anderen Faktoren. In Fachkreisen ist diese Form des Zitterns als essentieller Tremor bekannt. Die Ursachen dieser Erkrankung sind noch weitgehend unklar. Wissenschaftler*innen haben aber eine genetische (erbliche) Komponente ausgemacht, die bei mehr als der Hälfte der Betroffenen eine Rolle spielt.

Der essentielle Tremor kann mehrere Körperregionen wie Hände (meistens), Kopf, Stimme, Gesicht, Beine und Rumpf betreffen und schon im Jugendalter auftreten. Besonders häufig kommt er aber bei älteren Menschen vor. In der Regel sind beide Hände oder Beine betroffen. Die Beschwerden verschlimmern sich oft bei Stress.

Diagnose eines Tremors

Zittern sollte immer ärztlich abgeklärt werden, vor allem wenn es plötzlich und unerklärlich auftritt, stark ausgeprägt ist und nicht wieder vergeht. Nur so kann festgestellt werden, ob eine harmlose oder ernste Ursache dahintersteckt.

Zu Beginn der Diagnose werden zunächst ausführlich die Beschwerden und die Krankengeschichte erfragt(Anamnese). Folgende Punkte sind beispielsweise von Interesse:

  • Wann wurde der Tremor erstmals bemerkt?
  • In welchen Situationen ist das Zittern aufgetreten? Kälte, Stress, Angst oder ohne Grund?
  • Welche Körperteile betrifft der Tremor?
  • Tritt das Zittern in Ruhe oder bei bestimmten Bewegungen auf, etwa beim Halten von Dingen, zielgerichteten Bewegungen, beim Schreiben, Essen, Trinken oder Sprechen?
  • Gibt es Faktoren, die den Tremor verschlimmern, zum Beispiel Stress?
  • Sind Grunderkrankungen bekannt, zum Beispiel eine neurologische Krankheit, Schilddrüsenüberfunktion, Nieren- oder Lebererkrankung?
  • Werden regelmäßig Medikamente eingenommen? Wenn ja: Seit wann und welche?
  • Gab es traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit?
  • Wie hoch ist der Alkoholkonsum?
  • Werden andere Drogen konsumiert?
  • Gibt es Familienmitglieder, die ebenfalls unter Tremor leiden?

Die Antworten auf diese Fragen geben erste Anhaltspunkte bezüglich möglicher Ursachen.

Körperliche Untersuchung: Diese Tests werden durchgeführt

Die körperliche Untersuchung umfasst bestimmte Tests, die das Auftreten des Zitterns unter verschiedenen Bedingungen überprüfen. Die*Der Ärztin*Arzt will zunächst wissen, ob es in Ruhe, beim Halten oder bei bestimmten Bewegungen in Erscheinung tritt. Dafür müssen die Hände zunächst ruhig in den Schoß gelegt werden: Zittern sie, handelt es sich um einen Ruhetremor. Dann müssen Betroffene Ihre Arme und Hände in Schulterhöhe nach vorne ausstrecken, in dieser Position halten, auf und ab bewegen und gezielte Bewegungen ausführen, zum Beispiel mit dem Finger auf die Nase tippen.

Die Tests beinhalten auch bestimmte Ablenkungsmanöver, etwa das Rückwärtszählen, oder sind auf bestimmte Tätigkeiten ausgerichtet, etwa das Schreiben. Des Weiteren werden folgende Parameter erfasst:

  • Art der Zitterbewegungen: Wie auslandend sind die Bewegungen?

  • Frequenz der Tremors: Bestimmt wird die Anzahl der Ausschläge im Sekundentakt – ist es selten oder hochfrequent?

  • Stärke des Tremors: Vergrößern sich die Bewegungsamplituden beim Zittern und unter welchen Umständen?

  • Lokalisation des Zitterns: Welche Körperbereiche betrifft der Tremor? Tritt der Tremor ein- oder beidseitig auf?

Weitere Untersuchungen bei Unklarheiten

Um der Ursache auf die Spur zu kommen, folgen oft weitere Untersuchungen. Dazu gehören unter anderem:

  • Blutuntersuchung (Blutbild)
  • Urinuntersuchung
  • Elektromyographie (EMG): Untersuchung der Muskelaktivität und Bestimmung der Tremorfrequenz (Anzahl der Zitterbewegungen im Sekundentakt)Neurologische Untersuchungen: Zum Beispiel Testung des Sehvermögens, der Augenbewegungen, des Gleichgewichtssinns, der Bewegungskoordination und Reflexe.

In manchen Fällen kommen folgende Untersuchungen hinzu:

  • Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie)
  • Computertomographie (CT)
  • Untersuchungen von Nervenwasser aus dem Rückenmark (Lumbalpunktion)
  • Elektroneurographie (ENG): Test auf die Nervenleitgeschwindigkeit

Tremor-Behandlung: Medikamente, Entspannung oder Operation

Die Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ist eine Krankheit der Auslöser des Zitterns, behandeln Fachleute zunächst diese ausreichend und versuchen, es so in den Griff zu bekommen.

Behandlung mit Entspannung

Bei einem leichten bis mäßig-starken essentiellen Tremor, der sich bei Aufregung, Stress oder Ängsten verstärkt, helfen Entspannungstechniken. Dazu gehören zum Beispiel:

Es gibt spezielle Kurse, in denen Entspannungsübungen trainiert werden, damit sie anschließend selbstständig zu Hause praktiziert werden können. Auch Ergotherapie kann dazu beitragen, einen besseren Umgang mit dem Zittern zu erlernen, was zu mehr Sicherheit im alltäglichen Leben führen soll.

Durch den Konsum von alkoholischen Getränken können die Beschwerden kurzzeitig abgeschwächt werden. Aber Achtung: Wird der Alkohol in der Leber abgebaut, verschlimmert sich das Zittern.

Behandlung mit Medikamenten

Ist keine ursächliche Therapie möglich, kann der Tremor mittels Medikamenten behandelt werden. Die Wahl der richtigen Arznei hängt von der Form des Zitterns ab:

  • Halte- und Aktionstremor: Er dominiert zum Beispiel bei der essentiellen Variante (ohne eigenständige Erkrankung). Ärzte setzen Betablocker wie Propranolol, Antiepileptika (Antikonvulsiva) wie Primidon oder Benzodiazepine ein. Betablocker helfen auch bei physiologischem Tremor, der besonders in Haltesituationen zutage tritt und Betroffene stark beeinträchtigt.

  • Beim Ruhetremor (typischer Parkinson-Tremor) kommen vor allem dopaminergene Substanzen (Dopaminagonisten) und Anticholinergika zum Einsatz.

  • Beim aufgabenspezifischen Tremor (etwa Schreibtremor, Stimmtremor), aber auch bei anderen Formen des Zitterns, wird das Nervengift Botulinumtoxin (Botox) injiziert.

Chirurgische Maßnahmen

Ist der Tremor sehr stark ausgeprägt und zeigt die medikamentöse Behandlung keinen ausreichenden Erfolg, ist manchmal eine Operation sinnvoll. Menschen mit Morbus Parkinson leiden oft unter einem sehr schweren Tremor. Hier ist die tiefe Hirnstimulation eine Behandlungsmöglichkeit, bei der eine*ein Neurochirurg*in Elektroden ins Gehirn implantiert – eine Art "Hirnschrittmacher". Diese Methode sollte jedoch erst angewendet werden, wenn eine medikamentöse Therapie fehlgeschlagen ist und bei Betroffenen keine kognitiven oder psychiatrischen Beeinträchtigungen vorliegen.

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