Akut und vorbeugend

Migräne: Welche Tabletten und Medikamente helfen?

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Zur Behandlung von Migräne stehen verschiedene Tabletten und Medikamente zur Verfügung. Auch eine Spritze ist zur Vorbeugung von Migräne erhältlich. Für wen diese infrage kommen und welche Medikamente Sie selbst anwenden können, lesen Sie hier.

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© Getty Images/Antonio_Diaz

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Welche nicht-medikamentösen Maßnahmen helfen bei Migräne? Das Führen eines Migränetagebuchs, Stressbewältigung, gesunder Schlafrhythmus und Ausdauersport können einer Migräne vorbeugen.

Was tun bei Migräne und Übelkeit? Zusätzlich zu Schmerzmitteln können Antiemetika gegen Übelkeit eingenommen werden.

Welche Nebenwirkungen können Triptane haben? Müdigkeit, Schwindel, Schwere- und Schwächegefühl, Engegefühl in der Brust und Dauerkopfschmerz sind bei häufiger Einnahme möglich.

Im Überblick:

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Tabletten bei leichter Migräne

Zur Behandlung eines akuten Migräneanfalls können Tabletten zur Schmerzlinderung eingenommen werden. Zur Selbstbehandlung hat die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft folgende Empfehlungen für wirksame Tabletten und Medikamente herausgegeben:

  • Einmalgabe von 1.000 mg Acetylsalicylsäure (ASS) (zur besseren Wirksamkeit als Kau- oder Brausetablette)

  • Einmalgabe von 400 mg Ibuprofen (als Tablette)

  • Einmalgabe von 1000 mg Paracetamol (zur besseren Wirksamkeit als Zäpfchen)

  • Einmalgabe der Kombination von 500 mg Acetylsalicylsäure, 500 mg Paracetamol und 130 mg Koffein (als Tabletten)

Triptane bei Migräne

Triptane (Serotoninrezeptoragonisten) wie zum Beispiel Sumatriptan oder Zolmitriptan werden bei mittelschwerer und starker Migräne eingesetzt. Sie sind verschreibungspflichtig und es gibt sie als

Sie zeigen eine gute Wirksamkeit und sollen verwendet werden, wenn Analgetika wie NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) oder Ibuprofen nicht helfen. Spricht ein bestimmter Wirkstoff der Triptane nicht an, kann die Behandlung mit einem anderen versucht werden.

Triptane verengen die Blutgefäße, indem sie den Serotoninstoffwechsel beeinflussen, und haben auf diese Weise einen schmerzstillenden Effekt.

Zwar kann mit einer Triptan-Behandlung jederzeit während eines Migräneanfalls begonnen werden. Sie wirken jedoch umso besser, je früher sie nach Beginn der Migräneattacke angewendet werden. Auch hier sollten die Packungsbeilage und die ärztlichen Anweisungen berücksichtigt werden.

Wichtig: Die Anwendung von Triptanen ist bei Bluthochdruck und Koronarer Herzkrankheit nur nach Rücksprache und Nutzen-Risikoabwägung durch die*den Ärztin*Arzt angezeigt. Darüber hinaus dürfen Triptane nicht in Kombination mit sogenannten Mutterkornalkaloiden angewendet werden. In Schwangerschaft und Stillzeit ist nur die Verwendung ausgewählter Triptane möglich.

Triptane sollten nicht mehr als zehn Tage im Monat verwendet werden, da sonst unter anderem ein Dauerkopfschmerz entstehen kann.

Wenn keine Triptane vertragen werden, ist die Einnahme von Lasmiditan laut der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) gut geeignet.

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Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika)

Zur Behandlung eines akuten Migräneanfalls stehen auch Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika) wie Domperidon als Tabletten zur Verfügung.

Wichtig ist grundsätzlich, die Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden in einem zeitlichen Abstand von etwa 20 Minuten vor dem Schmerzmittel als Tablette einzunehmen, sodass beide Migräne-Medikamente gut wirken können.

Auf diese Weise ist die Übelkeit bereits abgeklungen, wenn die Schmerzmittel oder Triptane in den Magen gelangen. Es besteht somit nicht mehr die Gefahr, dass Betroffene sich übergeben und die Tabletten nicht wirken können.

Migräne: Wirkstoffe zur Vorbeugung

Gerade bei besonders häufigen (mehr als zwei bis drei schweren Migräneattacken im Monat) beziehungsweise stark ausgeprägten, lange andauernden (mehr als 48 Stunden) Migräneanfällen wird Betroffenen die Einnahme geeigneter Medikamente auch zur Vorbeugung empfohlen.

Laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ist eine medikamentöse Migräneprophylaxe angezeigt

  • bei hohem Leidensdruck durch häufig auftretende Migräne, oder wenn
  • die Anfälle trotz der Akutbehandlung als unerträglich erlebt werden.

In diesem Fall kann eine Dauermedikation notwendig sein.

Als Mittel zur Vorbeugung sind verschiedene Wirkstoffe nachweislich geeignet:

Welcher Wirkstoff und welche Dosierung im individuellen Fall geeignet sind, gilt es mit der*dem behandelnden Ärztin*Arzt zu klären.

Migräne-Spritze zur Vorbeugung

Medikamente, die zur Vorbeugung von Migräne eingesetzt werden, sind ursprünglich zur Behandlung anderer Krankheiten entwickelt worden (zum Beispiel Betablocker gegen Bluthochdruck).

Eine gezielte Prophylaxe von Migräne ermöglichen die Migräne-Spritzen. Sie enthalten sogenannte CGRP-Antikörper. CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) wird während einer Migräneattacke von Nervenzellen freigesetzt und ist an Entzündungsreaktionen bei Migräne beteiligt. Dafür bindet es an CGRP-Rezeptoren.

Die in Spritzen oder Pens enthaltenen CGRP-Antikörper binden nun direkt das CGRP-Protein oder setzen sich in die Rezeptoren. Dadurch wird ein Entstehungsweg der Migräne unterbrochen und die Schmerzentwicklung kann ausbleiben.

Besonders Personen mit chronischer oder episodischer Migräne, die mit mindestens vier Migränetagen pro Monat kämpfen, werden laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) die Antikörper empfohlen.

CGRP-Antikörper gegen Migräne sollen nur zurückhaltend eingesetzt werden, wenn folgende Gegebenheiten vorliegen:

  • bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • entzündliche Darmerkrankungen
  • COPD
  • Raynaud-Syndrom
  • Wundheilungsstörungen
  • nach Organtransplantationen
  • Schwangerschaft oder Stillzeit

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen wurde bis jetzt nicht ausreichend untersucht.

Botox gegen Migräne

Seit 2011 ist Botox (Botulinumtoxin) zur Behandlung chronischer Migräne zugelassen. Häufigkeit und Schwere der Schmerzen können durch Injektionen von Botox verbessert werden.

Das Gift unterbricht die Reizübertragung von Nerv auf Muskel, indem es verschiedene Botenstoffe hemmt. Eine Behandlung erfolgt in der Regel alle drei Monate. Die Spritzen werden an definierten Stellen am Kopf (zum Beispiel Stirn oder Nacken) verabreicht.

Die Kosten einer Botox-Behandlung gegen Migräne tragen gesetzliche sowie private Krankenkassen in der Regel, wenn eine chronische Migräne (länger als 3 Monate an mindestens 15 Tagen pro Monat) vorliegt. Zudem müssen andere prophylaktische Therapiemaßnahmen, wie die Einnahme von Topiramat, erfolglos bleiben. 

Weitere Maßnahmen zur Migräne-Prophylaxe

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie der Migräne können folgende Maßnahmen für Besserung sorgen:

  • regelmäßiger Ausdauersport
  • verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Entspannungstechniken oder Biofeedback
  • psychologische Schmerztherapie, zum Beispiel Schmerzbewältigung oder Stressmanagement
  • Führen eines Migränetagebuchs
  • tägliche Einnahme von Magnesium

Zudem kann eine sogenannte externe transkutane Stimulation des N. trigeminus im supraorbitalen Bereich Linderung verschaffen. Hierbei werden Elektroden über die Augenhöhlen auf die Stirn geklebt.

Eine Beruhigung des überreizten Trigeminusnervs soll durch Mikro-Impulse erreicht werden, wodurch sich das Schmerzempfinden herabsetzen kann. Dieses Verfahren kann bei einer akuten Attacke und vorbeugend eingesetzt werden.

Was ist eine Augenmigräne?

Migräne-Tabletten in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist die Einnahme von Migränemitteln oft nicht nötig: Migräneanfälle bleiben in der Schwangerschaft bei 70 bis 80 Prozent der Frauen ganz aus oder treten abgeschwächt auf.

Dass sich während der Schwangerschaft die Migräne häufig bessert, ist auf den gleichmäßig hohen Östrogenspiegel besonders nach dem dritten Monat zurückzuführen. Schwangere, die trotzdem unter Kopfschmerzen aufgrund einer Migräne leiden, dürfen Tabletten als Schmerzmittel einsetzen, jedoch sind nicht alle Wirkstoffe in der Schwangerschaft geeignet.

Diese Medikamente können nach ärztlicher Absprache in der Schwangerschaft verwendet werden:

  • Paracetamol: Eine großangelegte Kohortenstudie in Schweden, die von 1995 bis 2021 dauerte, untersuchte die Entwicklung von über zwei Millionen Kindern. Das Ergebnis zeigt, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft möglich ist und zur Behandlung von Migräneattacken eingesetzt werden kann. Wie jedes andere Medikament sollte es gerade in der Schwangerschaft nur mit klarer Indikation und möglichst selten eingenommen werden.

  • Acetylsalicylsäure (ASS) im 1. und 2. Trimenon: Da ASS nicht nur ein Schmerzmittel, sondern auch ein blutverdünnendes Medikament ist, sollten Frauen es zu einem späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft wegen des erhöhten Blutungsrisikos nicht mehr nehmen.

  • Ibuprofen im 1. und 2. Trimenon: Im letzten Trimester ist die Einnahme von Ibuprofen nicht empfohlen, da Schäden an Herz, Lunge und Nieren beim Ungeborenen auftreten können.

  • Sumatriptan (Triptan) bei schwerer Migräne: Verschiedene Studien zeigen, dass bei Einnahme von Sumatriptan in der Schwangerschaft wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko für Komplikationen oder Fehlbildungen besteht.

Wichtig: Bei Schwangeren und Stillenden ist in Bezug auf eine medikamentöse Therapie besondere Vorsicht geboten. Alle Medikamente gegen Migräne sollten in der Schwangerschaft und Stillzeit grundsätzlich nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden.

Während der Stillzeit sollte immer versucht werden, eine Migräneattacke und deren Schmerzen ohne Medikamente und durch Ruhe und Abschirmung zu behandeln.

Ibuprofen und ASS gehen nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Bei kurzfristiger Anwendung ist eine Unterbrechung des Stillens daher nicht erforderlich.

Die Anwendung von Sumatriptan ist mit Stillen möglich. Grundsätzlich können Mütter vor der Einnahme von Medikamenten abpumpen und diese Milch dem Säugling zufüttern. So ist sichergestellt, dass keine Wirkstoffe oder Abbauprodukte in der Muttermilch sind.

Zur Linderung der Kopfschmerzen werden in der Schwangerschaft und Stillzeit ebenfalls Entspannungstechniken empfohlen. Auch Magnesium kann den Schmerz lindern – unter anderem, weil es krampflösend wirkt. Die Schwangere sollte den Mineralstoff allerdings schon einnehmen, bevor es überhaupt zu einer Migräneattacke kommt. Eine tägliche Einnahme von Magnesium ist daher ratsam.

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