Tropenkrankheit

Schlafkrankheit: Afrikanischer Trypanosomiasis auf Reisen vorbeugen

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Bei der Schlafkrankheit handelt es sich nicht etwa um Narkolepsie, bei der Menschen unvermittelt einschlafen. Die Erkrankung gehört zu den Reisekrankheiten und wird durch Parasiten ausgelöst. Zunächst treten Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen auf, dann eine Schädigung des Gehirns. Ist die Schlafkrankheit heilbar?

Tsetsefliege überträgt Schlafkrankheit
© Getty Images/Oxford Scientific

Kurzübersicht

Was ist die Schlafkrankheit? Bei der Schlafkrankheit handelt es sich um eine durch den Parasiten "Trypanosoma brucei" ausgelöste Infektionskrankeit

Vorkommen: In Afrika

Übertragung: Durch blutsaugende Tsetse-Fliegen

Inkubationszeit: Einige Wochen bis Monate

Symptome: Erst Fieberschübe, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, später neurologische Symptome wie Verwirrung und Koma

Im Überblick:

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Schlafkrankheit: Afrikanische Trypanosomiasis

Die Schlafkrankheit wird auch als afrikanische Trypanosomiasis bezeichnet. Wie auch die Chagas-Krankheit wird sie von Trypanosomen ausgelöst, allerdings von einer anderen Art. Beim Erreger handelt es sich weder um Bakterien noch um Viren, sondern um einzellige Parasiten (Protozoen), die nahe mit Tieren verwandt sind.

Es gibt verschiedene Arten von Trypanosomen. Die Schlafkrankheit wird von zwei Unterarten ausgelöst:

  • Trypanosoma brucei gambiense: Der Parasit kommt vor allem in Zentral- und Westafrika vor, er befällt nur den Menschen. In rund 95 Prozent der Fälle ist Trypanosoma brucei gambiense Auslöser der Schlafkrankheit.
  • Trypanosoma brucei rhodesiense: Der Parasit kommt vor allem in Ostafrika vor. Er befällt Menschen und Tiere, weshalb die Infektion auch als Zoonose gilt.

Das Krankheitsbild variiert je nach auslösender Art. Die westafrikanische Form der Erkrankung verursacht ein chronisches Krankheitsbild. Bei der ostafrikanischen Form kommt es eher zu akuten Beschwerden.

Wie wird die Schlafkrankheit übertragen?

Die Erkrankung tritt nur in Afrika auf. Übertragen wird die Schlafkrankheit von der tagaktiven blutsaugenden Tsetsefliege (Glossina). Die Fliege bevorzugt ein feucht-warmes Klima und kommt vor allem an Flussläufen und in Sümpfen vor. Kleidung schützt nicht vor ihren Stichen. Sticht das Insekt zu, übertragt es viele tausend Trypanosomen. Da nicht jede Tsetsefliege den Parasiten in sich trägt, muss ein Stich nicht zwangsläufig zu einer Infektion führen.

Nach einer Übertragung vermehren sich Erreger zunächst in der Nähe der Einstichstelle. Sie gelangen über das Lymphsystem in den Blutkreislauf, wo eine weitere Vermehrung stattfindet. Zudem verändert sich der Parasit von einem Vermehrungsstadium in eine infektiöse Form, die dann bei einem erneuten Biss der Tsetsefliege weiterverbreitet werden kann.

Um dem Immunsystem zu entgehen, ziehen sich die Erreger dann ins Gehirn zurück: Sie können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Im zentralen Nervensystem ist die Abwehr des Körpers reduziert, wodurch die Infektionskrankheit im Verborgenen Schaden anrichten kann.

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit, also die Dauer von der Infektion bis zum Ausbruch erster Symptome, unterscheidet sich je nach Erreger. Bei Trypanosoma brucei rhodesiense kommt es bereits nach ein bis drei Wochen zum Krankheitsausbruch. Bei der westafrikanischen Art kann es Wochen bis Monate – in seltenen Fällen Jahre – dauern, bis sich erste Anzeichen zeigen.

Schlafkrankheit: Symptome variieren je nach Krankheitsstadium

In vielen Fällen kommt es zunächst zu einer Schwellung und Entzündung rund um die Einstichstelle. Fachleute sprechen auch von einem Trypanosomenschanker. Die Erkrankung verläuft in zwei Stadien, wobei der Krankheitsverlauf bei der ostafrikanischen Variante oftmals so schwer ist, dass Infizierte bereits im ersten Krankheitsstadium versterben.

1. Phase: Hämolytisches Stadium

In der ersten Krankheitsphase sind die Parasiten im Blut nachweisbar und führen zu verschiedenen malariaähnlichen Beschwerden wie:

Darüber hinaus kommt es im späteren Verlauf des hämolymphatischen Stadiums oftmals zu einer Störung der Nieren- oder Herzfunktion, wie einer Herzmuskelentzündung. Daneben kann die Schlafkrankheit den Hormonhaushalt stören (endokrine Dysfunktion). Auch eine Vergrößerung von Leber und Milz ist möglich.

2. Phase: Meningoenzephalitisches Stadium

Je nach Erkrankungsform kommt es Wochen beziehungsweise Monate nach der Infektion zum meningoenzephalitischen Stadium, wenn die Parasiten die Blut-Hirn-Schranke überwunden haben. Folge sind eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder Entzündung von Gehirn und Gehirnhäuten (Meningoenzephalitis), die mit verschiedenen neurologischen Symptomen einhergeht. Zu Beginn zeigen sich eher diffuse Beschwerden, wie:

Schreitet die Nerven- und Gehirnentzündung fort, treten im Endstadium weitere neurologische Krankheitszeichen auf.

  • psychotische Symptome (etwa Halluzinationen)
  • veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus
  • motorische Probleme (Zittern, Verlust der Mimik)
  • Verlust des Sprachvermögens (Aphasie)
  • krankhafte Schläfrigkeit/Dämmerzustand
  • Koma

Auch ein Gewichtsverlust ist häufig in der zweiten Erkrankungsphase. Zudem ist das Immunsystem geschwächt, weshalb es in vielen Fällen zu Sekundärinfektionen (zusätzliche Infektion etwa durch Pneumokokken) kommt, die den Zustand massiv verschlechtern.

Diagnose: Wie wird die Schlafkrankheit festgestellt?

Aufgrund der unspezifischen Symptome erfolgt die Diagnose per Erregernachweis. Nur so können andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik wie Malaria ausgeschlossen werden. Da die Erkrankung in Europa nicht vorkommt, sollten Reiserückkehrende aus Endemiegebieten bei Symptomen wie Fieber, Schlafstörungen sowie entzündeten Stichen und Hautsymptomen bei der Anamnese ihren Auslandsaufenthalt erwähnen. So können Ärzt*innen die richtigen Untersuchungen veranlassen.

Bluttests geben einen ersten Hinweis

Ein Bluttest kann erste Hinweise geben, so sind bei einer Infektion mit Trypanosomen etwa bestimmt Antikörper im Blut erhöht (IgM und IgG), während die Thrombozyten und Leukozytenzahl vermindert ist.

Nachweis von Trypanosomen in Körperflüssigkeiten

Je nach Stadium der Schlafkrankheit, sind die Trypanosomen in verschiedenen Körperflüssigkeiten nachweisbar. Zu Beginn der Infektion lassen sich die Trypanosomen mikroskopisch im Blut nachweisen, später nur noch in der Nervenflüssigkeit (Liquor). Auch eine Biopsie der den Stich umgebenden Lymphknoten kann für die Diagnose notwendig werden. Zudem kann in manchen spezialisierten Laboren ein PCR-Test zum Erregernachweise durchgeführt werden.

Wie kann die Schlafkrankheit behandelt werden?

Die Behandlung der Schlafkrankheit muss von spezialisierten Fachleuten durchgeführt werden, die Erfahrung im Bereich von Tropenmedizin und Parasiteninfektionen vorweisen können. Die Therapie zielt auf eine vollständige Heilung ab. Da die Medikamente zur Behandlung der afrikanischen Trypanosomiasis hochtoxisch sind und schwere Nebenwirkungen verursachen können, müssen Patient*innen während der Einnahme streng überwacht werden. In der Regel ist deshalb eine Aufnahme im Krankenhaus notwendig.

Welche Medikamente heilen die Schlafkrankheit?

Je nach Stadium der Erkrankung und auslösenden Trypanosomen-Art, kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Der Wirkstoff Suramin kann im ersten Krankheitsstadium bei einer Infektion mit beiden Erregern helfen. Pentamidin hingegen ist nur zu Beginn einer Infektion mit Trypanosoma brucei gambiense wirksam. Beide Medikamente können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, weshalb der Einsatz im späteren Verlauf nicht sinnvoll ist.

Ist es bereits zu einer Beteiligung des zentralen Nervensystems gekommen, werden Melarsoprol oder Eflornithin (als Kombinationstherapie mit Nifurtimox) verabreicht. Sie können den Erreger jeweils abtöten, wirken aber selbst neurotoxisch, weshalb die Behandlung ein hohes Sterberisiko birgt.

Schlafkrankheit: Prognose und Verlauf

Unbehandelt verläuft die Schlafkrankheit tödlich. Infizierte sterben entweder aufgrund der Schäden an Herz und Nieren in der akuten Krankheitsphase, an Sekundärinfektionen oder neurologischen Defiziten.

Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt, stehen die Heilungschancen hingegen gut. Sind bereits das Nervensystem befallen und das Gehirn entzündet, verschlechtert sich die Prognose.

Prävention: Wie lässt sich der Schlafkrankheit vorbeugen?

Eine Impfung gegen Trypanosoma brucei ist nicht verfügbar, eine gezielte Vorbeugung ist kaum möglich. In Gebieten, in denen der Erreger stark verbreitet ist, wird die Tsetsefliege häufig mittels Insektiziden bekämpft. Zudem können Insektenschutzmittel (Repellents) eingesetzt werden, um sich selbst vor Stichen zu schützen. Auch lange Kleidung wird empfohlen, wobei die übertragenden Insekten auch durch Textilien hindurch stechen können.

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