Ausgestorben oder noch gefährlich?

Pest: Symptome, Ursachen und Sterblichkeit

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Die Pest wird durch das Bakterium Yersinia pestis übertragen. Im Mittelalter löste die gefährliche Erkrankung immer wieder regelrechte Pandemien aus. Ist die Pest heutzutage ausgestorben oder immer noch gefährlich? Wie hoch ist das Risiko in Deutschland zu erkranken?

Ratten: Überträger der Pest?
© Getty Images/Francisco Martins

Kurzübersicht: Pest

Definition: Die Pest ist eine durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöste Infektionskrankheit, die in der Vergangenheit viele Menschen das Leben kostete.

Formen: Die Hauptformen der Pest sind die Lungen- und Beulenpest.

Verbreitung: In Deutschland gab seit Jahrhunderten keinen großen Pestausbruch mehr. In anderen Teilen der Welt, wie Afrika, Asien und Südamerika kommen vereinzelt noch Fälle vor. Die letzte Epidemie war 2017 in Madagaskar. Das Risiko für Pestpandemien und weitere Epidemien in Europa ist aktuell als gering einzustufen.

Symptome: Die Krankheitszeichen unterscheiden sich bei den verschiedenen Formen. Typisch sind allgemeine Beschwerden wie Fieber. Bei der Beulenpest sind die Lymphknoten zu Beulen verdickt.

Therapie: Die Pest wird mit Antibiotika behandelt.

Im Überblick:

Krankheiten im Mittelalter: Diese Seuchen gibt es heute noch

Was ist die Pest?

Bei der Pest handelt es sich um eine hochansteckende und potenziell tödliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht wird. Der Name der Erkrankung stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Seuche". Es gibt zwei Hauptformen der Pest: die Beulenpest und die Lungenpest.

Die Pest hat in der Geschichte der Menschheit mehrere verheerende Epidemien und Pandemien verursacht, darunter den berühmten "Schwarzen Tod" im 14. Jahrhundert: Die rund 500 Jahre andauernde Pandemie forderte in Europa Millionen von Menschenleben und löschte einen Großteil der Bevölkerung aus.

Die Pest ist nicht ausgerottet. Moderne Antibiotika können die Erkrankung allerdings behandeln, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Unbehandelt endet die Pest in vielen Fällen tödlich.

Häufigkeit und Ausbreitung

Die Pest ist heutzutage selten. Von 2010 bis 2015 gab es weltweit nur 3.248 Pestfälle. In Deutschland und Europa kommt die Erkrankung aktuell nicht mehr vor.

In anderen Teilen der Welt, wie Afrika, Asien sowie Mittel- und Südamerika tritt die Erkrankung jedoch noch gelegentlich auf. Sie ist dort endemisch, tritt also in begrenzten Gebieten auf. Im Herbst 2017 kam es in Madagaskar zu einem Ausbruch der Lungenpest.

Das größte Risiko für eine Ansteckung stellen deshalb Reisen in Endemiegebiete dar. Deutsche Reisende haben jedoch in den letzten Jahren keine Pestinfektion nach Hause importiert. Das Risiko für größere Pestepidemien ist gering.

Pest: Symptome der Infektionskrankheit

Die Symptome der Pest richten sich nach der jeweiligen Form und unterscheiden sich teilweise stark.

Beulenpest

Die Beulenpest ist die häufigste Form der Pest, sie macht rund 80 Prozent aller Fälle weltweit aus. Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne nach der Ansteckung bis zum Symptomausbruch beträgt etwa zwei bis sieben Tage. Dann kommt es zu allgemeinen Krankheitszeichen wie:

Des Weiteren sind Bewusstseinsstörungen wie Verwirrtheit und Koordinationsproblme möglich. Charakteristisch für die Beulenpest, die auch Bubonenpest genannt wird, ist eine schmerzhafte Lymphknotenentzündung. Das deutlichste Symptom sind vergrößerte und geschwollene Lymphknoten, vor allem in der Leistengegend. Diese Beulen werden auch als Bubonen bezeichnet. Platzt eine Pestbeule aufgrund des Gewebedrucks auf, tritt hochinfektiöses Sekret aus.

Lungenpest

Die Inkubationszeit der Lungenpest beträgt etwa ein bis drei Tage, in seltenen Fällen auch nur wenige Stunden. Die Krankheitszeichen setzen plötzlich und heftig ein. Bei einem Befall der Lunge kommt es zunächst zu hohem Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Außerdem sind

  • eine gesteigerte Atemfrequenz,
  • Atemnot,
  • Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff (Hypoxie)
  • und Herzrasen typisch.

Zudem sind Husten und nicht selten auch das Abhusten von Blut (Hämoptyse) typisch. Im schlimmsten Fall treten Atemstillstand und Schock mit Todesfolge ein.

Pestsepsis: Komplikation der Beulen- und Lungenpest

Geht der Pesterreger ins Blut über, kommt es zum Krankheitsbild der Pestsepsis (Blutvergiftung). Das "toxische Stadium" geht mit Verwirrung, hohem Fieber, Lethargie und abfallendem Blutdruck einher.

Außerdem kann es zu Organversagen, Nekrosen (absterbendem Gewebe) und Gerinnungsstörungen kommen. Eine durch die Pest verursachte Gerinnungsstörung führt in einigen Fällen zu einer dunkelvioletten Färbung der Haut und inneren Blutungen.

Yersinia pestis: Wie wird der Pesterreger übertragen?

Lange war unklar, wie sich die Pest ausbreitete. Im Mittelalter wurde teilweise wild spekuliert, vermutet wurden etwa ungünstige Konstellationen der Sterne oder schlechtes Wetter. Auch wurden Juden und Jüdinnen beschuldigt, das Wasser vergiftet zu haben, was die Judenverfolgung und Progrome nach sich zog. Fachleute sprechen auch von den sogenannten Pestprogromen.

Erst 1984 entdeckte der Arzt Alexandre Yersin den Erreger der Pest: Die Erkrankung wird von dem Bakterium Yersinia pestis ausgelöst. Der Erreger kommt vorwiegend in Nagetieren wie Ratten vor. Übertragen wird er hauptsächlich vom Rattenfloh. Saugt das Insekt an einem infizierten Tier und beißt danach ein anderes, übertragt es die Krankheitserreger. Analog können die Flöhe auch Menschen anstecken.

Hauptansteckungsweg für die Beulenpest ist der Rattenfloh, die Lungenpest wird oftmals von Mensch zu Mensch per Tröpfcheninfektion übertragen. Daneben sind auch andere Infektionswege denkbar, wie der direkte Kontakt zu infizierten Tieren und ihren Sekreten oder aus Pestbeulen austretender Buboneneiter.

Die Pestsepsis wird ebenfalls von Yersinia pestis ausgelöst. Das Krankheitsbild entsteht dabei durch Giftstoffe, die absterbende Yersinia-Bakterien freisetzen.

Pest: Wie wird die Krankheit festgestellt?

Der Verdacht auf die Pest besteht, wenn Patient*innen neben einer entsprechenden Symptomatik in einem Risikogebiet unterwegs waren. Auch Flohbisse können ein Hinweis auf die Erkrankung sein.

Zur Diagnose der Pest werden Blut, Lymphflüssigkeit oder Hustenauswurf (Sputum) mikroskopisch untersucht. Es erfolgt außerdem ein sogenannter PCR-Nachweis, bei dem Genmaterial aus den Körperflüssigkeiten gezielt vermehrt wird, um zum Beispiel Erreger nachweisen zu können.

Wichtig ist, dass eine Pestinfektion nicht mit anderen Krankheitsbildern verwechselt wird: So ähnelt die Lungenpest anderen schweren Lungenentzündungen, die ebenfalls durch Bakterien verursacht werden. Die Pestsepsis könnte auch fälschlicherweise für eine Infektion mit Meningokokken, Malaria oder Typhus gehalten werden. Auch die Lymphschwellung bei der Beulenpest kann zu Beginn mit anderen Krankheiten verwechselt werden.

Therapie: Wie wird die Pest behandelt?

Für die Therapie der Pest sollten möglichst rasch (innerhalb der ersten 18 Stunden nach den ersten Symptomen) Antibiotika eingesetzt werden, um das Sterblichkeitsrisiko zu senken. Die Antibiotikatherapie erfolgt über zehn Tage. Die Behandlung erfolgt im Krankenhaus, wobei Betroffene mit Lungenpest auch isoliert werden müssen.

Zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung, werden Kontaktpersonen ausfindig gemacht und gegebenenfalls behandelt.

Prognose und Verlauf: Wie hoch ist die Sterblichkeit?

Ohne Therapie kann die Pest tödlich verlaufen. Bleibt die Beulenpest unbehandelt, führt sie in 50 bis 60 Prozent der Fälle zum Tod. Die Lungenpest und die Pestsepsis verlaufen ohne Behandlung fast immer tödlich.

Mit Antibiotikatherapie gilt die Pest als heilbar, endet aber immer noch in acht bis zehn Prozent der Fälle tödlich.

Vorbeugung gegen die Pest möglich?

Es gibt aktuell keine Impfung, die vor der Pest schützt. Wichtigster Schutz ist den Kontakt mit Erregern zu vermeiden. Vor Reisen sollten beim Auswärtigen Amt Informationen über die aktuelle Lage in den entsprechenden Ländern eingeholt werden. Für bestimmte Risikogruppen gibt es die Möglichkeit, in konkreten Gefahrensituationen medikamentös vorzubeugen, was eine Infektion aber nicht unbedingt verhindern kann.

Folgende Verhaltensmaßnahmen sind in Gebieten mit Pest sinnvoll:

  • Keine Haustiere im Bett

  • Haustiere regelmäßig gegen Flöhe behandeln und nicht unbeaufsichtigt in die Natur lassen

  • Keine toten Wildtiere ohne Handschuhe berühren

  • Haus und Garten rattenfrei halten

  • Tote Nagetiere den örtlichen Gesundheitsbehörden melden

  • Beim Aufenthalt draußen freie Körperstellen mit Insektenschutzmitteln (Repellentien) schützen

  • Verhaltenskodex der örtlichen Behörden beachten

Ist eine Pestepidemie ausgebrochen, sollten zudem Menschenmengen gemieden werden, um eine Ansteckung über Tröpfcheninfektion zu vermeiden.

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